Béla Conteh
B.A. Szenische Künste (Film und Bewegtbild)
Als ich vor zwei Semestern anfing, in Hildesheim zu studieren, hatte ich ein sehr klassisch-praktisches Verständnis vom Film und vom Filmemachen. Für mich war klar, dass es hierarchisch abgegrenzte Gewerke wie Regie, Kamera oder Montage gibt. Also begann ich mit der Vorstellung, hier zum Regisseur ausgebildet zu werden. Ich merkte schnell, dass es zwar Kurse gibt, die sich damit beschäftigen, aber genauso viele Kurse, in denen es um Montage, Sound, Produktion oder eine analytisch-theoretische Auseinandersetzung mit dem Medium Film geht. Zuerst war ich enttäuscht. Ich fühlte mich verloren, hatte das Gefühl nichts zu lernen und hinterfragte meine Studienwahl. Doch als ich an meinen ersten eigenen Projekten arbeitete, änderte sich meine Wahrnehmung von Hildesheim schlagartig.
Bei der Konzeptionsarbeit bemerkte ich, wie ich Film nicht mehr als einzelnes Gewerk, sondern als ganzheitliches Konzept begriff und wie sehr mir das Analysieren beim eigenen Inszenieren half. Hierarchien in meinem Kopf lösten sich auf und ich begann Inszenierungen auch nur vom Schnitt oder vom Sound her zu denken. Ich verstand, dass man sich in Hildesheim nicht auf ein spezielles Gewerk, sondern auf das Filmemachen im Allgemeinen konzentriert. Besonders spannend finde ich dabei, dass man in allen Seminaren und Übungen zu ständiger Reflexion und kritischer Auseinandersetzung mit dem Medium Film, tradierten Strukturen und etablierten Narrativen angehalten ist. Ständige Reflexion prägt dabei nicht nur die Arbeiten, sondern auch die persönliche Entwicklung. Denn ein einheitliches Studienkonzept oder ein genauer Studienablauf existieren hier nicht. Hildesheim schafft Rahmenbedingungen, in denen alle ihr Studium durch ständiges Hinterfragen ihrer selbst immer wieder neu gestalten müssen. Das ist zwar anstrengend, bietet aber auch enorme Freiheit und sorgt dafür, dass man hier immer nah bei sich selbst und seiner eigenen künstlerischen Entwicklung bleibt.

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