Kreatives Schreiben und Lektorieren mit KI
Jenifer Becker
(WS 23/24)
ChatGPT schreibt Kurzgeschichten im Stil von H. P. Lovecraft. Bots twittern schon längst. Und das Modell ALINEA übernimmt Lektoratstätigkeiten und prüft und kategorisiert Manuskripte. Automatisierte Textgenese sowie -analyse auf Basis von Machine und Deep Learning dringt mit großen Schritten in die Medien- und Schreiblandschaft ein und verändert damit Schreibpraktiken, Lektoratsprozesse, Autor:innenschaftskonzepte und Literaturproduktion. Es stellt sich die Frage, wie eigentlich mit KI kreativ schreiben und lektorieren? Und welche Tools benötigen wir, um kollaborativ zu arbeiten? Im Seminar setzen wir uns praxisorientiert mit verschiedenen Dimensionen (post)artifiziellen Schreibens und Lektorierens auseinander. Ausgangspunkt der Diskurse und Workshops rund um den Status von KI sind Schreibübungen, bei denen verschiedene Texte in Kooperation mit KI produziert und analysiert werden. Dafür machen wir uns mit aktuellen Tendenzen automatisierter Textgenese vertraut und erproben (kollaborative) Schreibverfahren mit KI-Programmen wie ChatGPT, GPT-4 oder AIDungeon.
Werkstatt: Digitale Literatur
Jenifer Becker
(SoSe 23)
In der Werkstatt werden wir anhand eigener Texte digitales Schreiben praxisorientiert erforschen. Die Werkstatt hat hierbei Übungscharakter: Wir besprechen verschiedene Ansätze digitaler Literaturen und ihre multiplen Schreibweisen, u.a. auch Schreiben mit KI. Je nach Teilnehmer:innen-Zahl soll im Semester mindestens ein Text vorgestellt und diskutiert werden.
Es gibt hierbei keine Genre-Vorgaben, von Lyrik über Prosa bis hin zu Drehbuch sind alle Gattungen erwünscht, insofern sich diese der digitalen Literatur zuordnen lassen, das können konzeptuelle Ansätze sein (z.B. generative Poesie), aber auch erzählende Texte, die in kollaborativer Arbeit mit KI-gestützten Schreibprogrammen entstanden sind. Es wird auch darum gehen, gemeinsam praktisch zu arbeiten und sich mit diesen Schreibprogrammen vertraut zu machen.
Spezifische Vorkenntnisse oder technisches Wissen sind nicht notwendig – Voraussetzung ist lediglich das Interesse an digitalen Poetologien und einer praxisorientierten Erprobung digitaler Schreibverfahren. Die Übung richtet sich sowohl an alle, die schon Erfahrung in der digitalen Textgenese haben, als auch an diejenigen, die GPT-3 und AIDungeon bisher noch nicht kennen.
TERF Wars – Strategien gegen Hatespeech im digitalen Raum
Elena Ziegler
(SoSe 23)
Transfeindliche Rhetorik ist nicht erst seit JK Rowling oder Alice Schwarzer auf dem Vormarsch. Besonders auf Onlineplattformen wie Twitter findet täglich sprachliche Gewalt statt, häufig von selbsternannten Feminist*innen, die ihren Standpunkt damit begründen, Frauen schützen zu wollen. In diesem Seminar wollen wir uns näher mit der Sprache und Rhetorik von „Trans Exclusive Radical Feminism“ im digitalen Raum auseinandersetzen. Wir analysieren Beispiele, tauchen ein in entsprechende Bubbles und entwickeln Strategien um der diskriminierenden Sprache auf künstlerisch-technischer Ebene entgegenzutreten.
Cryptowriting. Literatur als NFT
Olivia Kuderewski / Hyun-Kyung Yi
(WiSe 22/23)
Was sind Text-NFTs und was bedeuten sie für die Literatur der Zukunft? Wir erkunden die Welt der Kryptoliteratur, theoretisch und praktisch. Nach einer Einführung in die Grundlagen von Blockchain-Technologie, Kryptospace und NFTs, fragen wir uns, wie Publishing im web3 funktionieren kann, wie es sich zur Buchbranche und anderen digitalen Veröffentlichungsformen verhält und wie es die Literatur verändert. Parallel zur Theorie werdet ihr praktisch selbst zu cryptopoets und schießt eure Texte auf den Mond: Wir erstellen mit euch eine Kryptowallet und minten gemeinsam auf der Text-NFT-Plattform moonpage.io ein NFT-Literaturprojekt – eine web3-Anthologie, bei der eurer Genialität keine Grenzen gesetzt sind und die ihr in der Kryptowährung MATIC verkaufen könnt.
Digitale Textpraxis. Workshop
Guido Graf
(WiSe 22/23)
Wann bewirbt sich die erste KI um einen Studienplatz? Welche Daten sammeln Verlage von Leser:innen? Was für Möglichkeiten bietet Künstliche Intelligenz in der Kulturvermittlung? Diese und andere Fragen mehr sollen zum Abschluss des Labors für Digitale Textpraxis im Sommer oder Herbst 2023 auf einem kleinen Workshop mit Expert:innen aus Medien, Unternehmen und Wissenschaft diskutiert werden. Das Seminar konzipiert und plant diesen Workshop, lädt ein, überlegt sich Themen und Formate, zu und in denen Studierende und interessierte Öffentlichkeit miteinander ins Gespräch kommen.
Code ist Text oder Die letzten Geheimnisse der beobachtbaren Welt
Guido Graf
(WiSe 22/23)
„Wie wäre es, wenn ich als Leser selbst entscheiden kann, wie ich einen Text lesen möchte?“ Dafür kann man, so Carmen Heger von der Süddeutschen Zeitung, Künstliche Intelligenz einsetzen. Aber wie funktioniert das eigentlich und was muss man dafür können?
Das versuchen wir in einer Reihe von Workshops mit Expert:innen aus Medien und Wissenschaft herauszufinden.
Code ist Text. Text kann man lesen und zumindest versuchen zu deuten. Wie geht das mit Code? Was haben Code und Kreativität miteinander zu tun? Welche Konsequenzen und Möglichkeiten hat die Kultur der Digitalität auf unsere alltägliche, wissenschaftliche oder literarische Textpraxis?
Digital Humanities
Fritz Kliche
(WiSe 22/23)
In diesem Seminar verwenden wir Verfahren der „Digital Humanities“, um literaturwissenschaftliche Fragen mit computergestützten Methoden zu untersuchen. Technische Kenntnisse werden nicht benötigt und sind nicht Gegenstand des Kurses. Wir analysieren unterschiedliche Textsorten und testen die folgenden Methoden:
Sogenannte „Lesbarkeitsformeln“ versprechen, die Verständlichkeit von Texten automatisiert messen zu können.
Verfahren zur Stilometrie erkennen charakteristische stilistische Eigenschaften von Autor_innen. Eine Anwendung ist Authorship Attribution: Für einen Text wird der angegebene Autor angezweifelt. Finden wir Indizien dafür, dass er von einer anderen Person (mit-)geschrieben wurde?
Wir untersuchen Literatur über Emotions- und Sentimentanalysen.
Im Kurs wird gezeigt, wie maschinelles Lernen für die Analyse von Literatur oder von Inhalten aus sozialen Medien eingesetzt werden kann und wie aktuelle Verfahren wie BERT die Bedeutung von Wörtern und Texten „berechnen“ können.
Das Seminar richtet sich auch an das „Labor für digitale Textpraxis“.