Unter dem Titel „Leichte Sprache im Spiegel theoretischer und angewandter Forschung“ luden die Veranstalterinnen vom Institut für Germanistik der Universität Leipzig vom 13. bis 15. April zu einem abwechslungsreichen Programm mit interdisziplinärer und internationaler Beteiligung. Ihrer Einladung folgten zahlreiche Wissenschaftler/-innen aus Psychologie, Soziologie, Kommunikationsdesign und vor allem der Sprachwissenschaft (Sprachdidaktik, Sprachkritik, Übersetzungswissenschaft, Rechtslinguistik, Medienlinguistik, etc.). Auch Praktiker/-innen aus der Textoptimierung sowie dem Bereich der Betreuung von Menschen mit Behinderung und Gäste aus Schweden, Finnland, Österreich und der Schweiz gaben Einblicke in ihre Arbeit.
Es ergaben sich rege Diskussionen um grundlegende Fragen wie zum Beispiel: Wie müssen die Regeln Leichter Sprache je nach Zielgruppe aussehen und mit welchen Methoden lässt sich dies bestimmen? Inwiefern müssen die Adressaten in die Textproduktion einbezogen werden? Wie ist die Außenwirkung Leichter Sprache und wie kann sie verbessert werden? Müssen wir verstärkt auf ein nach Schwierigkeitsgraden gestaffeltes Angebot setzen oder kann „eine Leichte Sprache für alle“ genügen? Dient Leichte Sprache wirklich der Inklusion oder birgt sie gar Exklusionspotenzial? Können auch literarische Texte uneingeschränkt in Leichte Sprache übersetzt werden?
Auch die Universität Hildesheim mit der Forschungsstelle Leichte Sprache war in Form eines Beitrages von Prof. Dr. Christiane Maaß und Prof. Dr. Ursula Bredel zum Einsatz des Mediopunktes vertreten. Sie zeigten auf, wie die optische Trennung von Wörtern ab drei Silben durch den Mediopunkt statt durch den Bindestrich zur Verminderung der Stigmatisierung der Leichte-Sprache-Adressaten beitragen kann (Fahr-Zeuge vs. Fahr∙zeuge).
Es wurde deutlich, dass die noch sehr junge Leichte-Sprache-Forschung aus einem großen Reservoir an Erkenntnissen aus verschiedensten Disziplinen schöpfen kann. So waren sich alle Beteiligten einig, dass der interdisziplinäre Austausch für die Weiterentwicklung und Professionalisierung Leichter Sprache sehr wichtig ist. Die Tagung bot für diesen Austausch die ideale Plattform. So sprachen Expert/-innen aus dem Kommunikationsdesign zur Optimierung der visuellen Gestaltung von Leichte-Sprache-Texten, während man aus Richtung der Psychologie auf wertvolle Erkenntnisse aus dem Bereich der Verständlichkeitsforschung verwies und von Seiten der Praxis Impulse für die Professionalisierung der Übersetzungsarbeit setzte, um nur einige wenige Beispiele zu nennen. Auch weiterer Forschungsbedarf konnte zur Genüge aufgezeigt werden (z.B. empirische Studien mit verschiedenen Zielgruppen zur Überprüfung bestehender Regeln), sodass man der Zukunft der Leichte-Sprache-Forschung gespannt entgegenblicken darf.
Die einzelnen Beiträge werden in einem Tagungsband publiziert. Ein ausführlicherer Bericht zur Tagung wird außerdem in der nächsten Ausgabe von Didaktik Deutsch (Heft 41) erscheinen.