
Alle, die schonmal durch die Hildesheimer Innenstadt gebummelt sind, haben es sicherlich bemerkt: Genauso wie viele andere deutsche Städte hat auch Hildesheim mit Leerständen zu kämpfen. Online-Konkurrenz, Coronakrise und schwankende Mietpreise — viele verschiedene Faktoren können der Grund dafür sein, dass Ladengeschäfte für längere Zeit unvermietet bleiben. Das macht sich sichtbar bemerkbar an den geschlossenen und oftmals zugeklebten Ladenfronten. Es stellt sich also die Frage: Wie können diese Leerstandzeiten genutzt werden, um die Innenstadt sowohl optisch als auch inhaltlich zu beleben? Ein Vorschlag: Zwischennutzung!
Die Hildesheimer Gewerbeimmobilienbörse erklärt das Konzept der Zwischennutzung wie folgt:
„Während der Nichtvermietung einer Gewerbefläche (in der Regel eines Ladengeschäftes) stellt ein Vermieter seine Räumlichkeiten für ein geringes Nutzungsentgelt zur Verfügung. Dieses Entgelt ist deutlich geringer als eine reguläre Miete. Ein Interessent / ein Zwischennutzer wird darauf aufmerksam und beschäftigt sich mit diesem Raum, den er sich eigentlich nicht leisten könnte. Vermieter und Zwischennutzer verhandeln und möglicherweise bekommt der Interessent für ‚wenig Geld‘ einen für sein Vorhaben geeigneten Raum. Der Interessent verpflichtet sich die Räumlichkeiten während der Nutzung zu pflegen, sauber zu halten und sehr kurzfristig zu räumen, sobald sich ein regulärer Mietvertrag abzeichnet.”
Zwischennutzungen können also sichtbare Lücken im Stadtbild füllen und bieten Raum für temporäre Projekte, die auf der Suche nach zentral gelegenen und günstigen Durchführungsorten sind. Das kann besonders für studentische Projekte spannend sein, die außerhalb von Uniräumen umgesetzt werden sollen und über geringes Budget verfügen. Im Rahmen der Nutzungsvereinbarungen sind die Räumlichkeiten oft frei gestaltbar und eignen sich durch die zentrale Lage z.B. wunderbar für Projekte der Partizipation und des Austauschs.
Doch wie finden Vermieter*innen und potenzielle Zwischennutzer*innen zusammen?


Sind euch diese Schilder in der Innenstadt schon einmal aufgefallen? Sie kleben in den Fensterfronten der Ladengeschäfte, die für eine Vermietung und damit auch ggf. für eine Zwischennutzung zur Verfügung stehen.
Sie sind Teil der Kampagne „Wir kümmern uns”des Innenstadtmanagements der Stadt Hildesheim, die seit Juni 2021 aktiv ist. Ziel
ist „den Ladenleerstand im Hildesheimer Stadtzentrum zu reduzieren, die Innenstadt nachhaltig zu beleben und attraktiver zu machen.”
Eckhard Homeister (Wirtschaftsförderer) und Wiebke Wrede-Olberg (Quartiersmanagerin) unterstützen im Rahmen der Kampagne so gut wie möglich bei der Suche nach passenden Räumlichkeiten für Zwischen-
nutzungsprojekte. Der „Wir kümmern uns”-Kampagne stehen hierfür z.B. Ladenleerstände in der Fußgängerzone zur Verfügung, die mit Erlaubnis der Eigentümer*innen regelmäßig für Zwischennutzungen vergeben werden können. Darüber hinaus ist ggf. auch die Vermittlung von Kontakten möglich.
Das Vermittlungsangebot richtet sich vor allem auch an studentische Projekte, die in der Tradition von Hildesheim als uraltem Bildungs- und Kulturstandort das Stadtbild mitprägen und in der Innenstadt sichtbarer werden sollen.
Pros & Pros & Pros
Stadt Hildesheim
- Belebung der Innenstadt
- Verhinderung von Schäden, Zerstörung und Müllablagerungen
- Aufwertung von Standorten durch temporäre Gestaltung und Aktionen
- Orte der Begegnung werden geschaffen
- Anlocken potenzieller Mieter*innen
Vermieter*innen
- Immobilie wird gepflegt & sauber gehalten
- Nutzungsengelt kann ggf. sowieso entstehende Kosten (Grundsteuer, Heizung etc.) decken
- Unterstützung eines (künstlerischen) Projekts
- Positive Werbung für die Immobilie durch die aktive Nutzung
Zwischennutzer*innen
- Möglichkeit, Räume zu nutzen, die im Rahmen eines normalen Mietverhältnisses sehr teuer wären
- Bespielung zentraler Orte
- flexibles, kurzfristiges Mietverhältnis
- Mitgestaltung des Stadtbildes
- Sichtbarkeit studentischer Perspektiven
- Raum für Partizipation und Austausch

Das Konzept der Zwischennutzung hat in Hildesheim bereits eine lange Tradition und soll durch die Kampagne möglichst barrierearm und unkompliziert unterstützt werden. Studierende treffen hier auf Ansprechpersonen, die sich aufrichtig für Projekte aller Art interessieren und im Rahmen ihrer Möglichkeiten vermitteln.
Beispiele für erfolgreich umgesetzte kulturelle Zwischennutzungsprojekte der letzten Jahre sind z.B. die freie Kulturgalerie „Langer Garten Mitte“ der
Kulturfabrik Löseke, Spielorte für Kulturfestivals wie z.B. des „State of the Art“-, „Prosanova“- oder „Transeuropa“-Festivals, diverse Ausstellungen, Werkschauen, Lesungen und Konzerte.
Die leerstehenden Räumlichkeiten wurden durch die Zwischennutzer*innen auf unterschiedlichste Weise gestaltet und bespielt. Das soll auch in 2022 so weitergehen!





Ihr habt eine tolle Projekt-Idee und glaubt, das Konzept der Zwischennutzung könnte für die Durchführung genau das Richtige sein? Dann wendet euch einfach an folgende Ansprechpersonen:
Eckhard Homeister: e.homeister@stadt-hildesheim.de
Wiebke Wrede-Olberg: w.wrede-olberg@stadt-hildesheim.de
Ein Beitrag von Sarah Reichert, veröffentlicht am 11. April 2022. Fotos: Stadt Hildesheim