Zukunftsentwürfe: Wie zusammen leben?
Ab 9. Juli 2021
Das Projekt "Zukunftsentwürfe: Wie zusammen leben" präsentiert die Ergebnisse — acht Desktopfilme mit einer Gesamtlänge von 120 Minuten — in einem 3‑D-Raum.
Bedienungsanleitung: Dieser 3D Raum ist nicht über mobile Endgeräte zu bedienen und wird über die Pfeiltasten des PCs gesteuert. Wenn man die Videos abspielen will, muss man mit dem grauen Cursor auf das Video klicken.
Sollte ein Video verpixelt aussehen, muss man mit + und — aus dem Raum rauszoomen oder in den Raum reinzoomen.
Idee: Die Gestaltung des 3‑D-Raums greift das weltweit bekannteste Desktop-Hintergrundbild für PCs auf: "Bliss". Die knallgrüne Wiese vor blauem Himmel, aufgenommen in Kalifornien.Dabei bleibt der Bildausschnitt so allgemein, dass das Foto auch in anderen Gegenden hätte entstehen können. Dieses ikonische Bild von einer scheinbar unversehrten Landschaft wird dieses Jahr zwanzig.
Die Hersteller-Idee, ein einziges Fotomotiv für jeden Desktop mitzuliefern, wirkt in Zeiten von Social Media, Smartphones und Machine Learning antiquiert. Wäre es jedoch nicht so gewesen, könnten wir uns nicht darauf verlassen, dass alle diese Wiese schonmal gesehen haben. Der 3‑D-Raum macht dieses Symbolbild zum ersten Mal begehbar.
Programmierung: Natalia Gacek
Konzept: Sarah Ben Bornia, Lena Tuitjer, Linda Rabe, Annika Lang, Juliane Schlimme
Beratung: Jonas Trippler

Karoline Rößler
Der Film dokumentiert meinen eigenen Rechercheprozess zur Frage „Wie wollen wir in Zukunft miteinander reden?“. Dabei sollen verschiedene Motive thematisiert werden, die aktuell medial im Zusammenhang mit gesellschaftlicher Debattenkultur besprochen werden (z.B. Cancel Culture, Filterbubbles, Hufeisentheorie, u.a.), mit dem Ziel, die Forschungsfrage weiter einzugrenzen. Es geht ausdrücklich nicht darum, konkrete Antworten zu erzwingen, sondern vielmehr produktive Fragestellungen zu entwickeln, die individuell und situativ funktionieren, um Diskurse auf gemeinsame Ebenen zu bringen.

Linda Rabe
Wie (zusammen) anders leben? – Ein Phantasma, um dem konventionellen Wohnen zu entkommen
Ausgehend von einigen Problemen bei konventionellen Wohnformen möchte ich analysieren, wie man aus diesen – unter bestimmten Voraussetzungen – ausscheren kann. Dabei möchte ich alternative Ideen von Eigentum, Besitz, Minimalismus, Gemeinschaft und Allgemeingut betrachten und immer wieder auf die Frage nach der Bedeutung des Wohnens zurückkommen. Ich lasse mich dabei vor allem von der Tiny-House-Bewegung, von Formen gemeinschaftlichen Wohnens (z.B. Kommune), Einsiedlertum und funktionalem Wohnen inspirieren. Letztlich möchte ich meine Untersuchungen nutzen, um mein eigenes Wohnphantasma voller großer Erwartungen zu entwerfen.

Sarah Ben Bornia & Marcel-André Friebe
Wir stellen uns die Frage, wie wir selber neben unserer körperlichen Existenz im digitalen Raum existieren und welches künstlerische Potential eine digitale Inventarisierung des Selbst bietet. Der Desktop bzw. die Nutzung von digitalen Tools im Alltag stellt eine Erweiterbarkeit des Körpers dar. Unser digitales Leben spielt sich in parallel zueinander existierenden Tabs ab. Angelehnt an Barthes Prinzip der Idiorrhythmie und des sich Zurückziehens vom Zusammenleben, erscheint der Computer in der heutigen Zeit als Rückzugsort, fast schon als Zuhause und steht somit im Gegensatz zum Dispositiv der Technik “als Feind”.

Björn-Christian Seela
Roland Barthes beschreibt sein Ideal des Zusammenlebens zu Beginn seiner Vorlesung unter anderem als „auf geregelte Weise unterbrochene Einsamkeit“. (S. 42) In meiner Arbeit möchte ich untersuchen, welche Orte für diese Unterbrechungen eine Rolle spielen. Drückt sich die Einsamkeit vor allem in Privaträumen aus oder wird sie nicht auch in diesen regelmäßig unterbrochen? Welche Rolle spielen wirtschaftliche Räume und welche kulturelle? Wie haben sich die Funktionen von Räumen durch neue Technologien und vor allem durch die Pandemie verändert? Diesen Fragen möchte ich auf den Grund gehen.

Annika Lang
Barthes verbindet mit dem Begriff „Revier“ zwei Funktionen: die Definition und den Schutz von Räumen. Aufbauend auf diesem Verständnis möchte ich mich im Rahmen meiner Arbeit mit der gesellschaftlichen Bedeutung von Wut auseinandersetzen. Meiner Ansicht nach ist Wut eine Emotion, die uns persönliche Grenzen aufzeigt und dabei hilft, diese zu definieren. Wut kann somit als Signal verstanden werden, das uns dabei unterstützt, unsere persönlichen Grenzen zu schützen.
Der Fokus meiner Auseinandersetzung wird die weibliche Wut sein. Mich interessiert insbesondere die genderspezifische Wahrnehmung von Wut und weswegen sie bei weiblich- gelesenen Personen häufig ins Lächerliche gezogen wird und dadurch selten ein Ventil sein kann. Mit Bezug zu dem von Barthes gewählten Begriffspaar „Idylle und Konflikt“ möchte ich eine feministische Perspektive auf das Zusammenleben und den Umgang mit Konflikten werfen.

Benjamin Stadler
Angelehnt an den Film „Her“ möchte ich eine Beziehung zwischen einer Person und einem PC (bzw. KI) darstellen. Hier soll weniger eine romantische Beziehung beschrieben werden, eher eine alltägliche oder freundschaftliche Auseinandersetzung. Zeitlich findet es nach der Pandemie statt, wo menschliche Kontakte wieder zur Normalität geworden sind. Der PC würde ein Gespräch suchen, da diese seit Aufhebung der Kontaktbeschränkungen selten geworden sind. Der PC scheint eine Sehnsucht aufgebaut zu haben. Es entwickelt sich eine Unterhaltung auf/an dem Desktop.

Juliane Schlimme
In einer Zeit, in der alle digital miteinander vernetzt und durchgehend online sind, ist es kaum vorstellbar, nicht mehr Teil dieser Gesellschaft zu sein zu wollen. Allein sein, aussteigen, sich zurückziehen. In meinem Projekt "allein allein" (Arbeitstitel) möchte ich mich mit einer nicht alltäglichen Form des Alleinlebens beschäftigen: Einsiedler*innen und Eremit*innen. Einsiedelei hat 2021 nicht mehr zwingend etwas mit dem stereotypen Bild zu tun, das mir bei dem Wort einfällt – Mauro Morandi als Social-Media-Star oder Einsiedlerin Maria Anna Leenen, die in aktuellen Interviews Tipps gegen Einsamkeitsgefühle während der Pandemie gibt. Welches Bild vermitteln uns die Medien von ihnen? Wie und warum leben Menschen in selbstgewählter Einsamkeit? Und welche Rolle spielt digitale Technologie dabei? Diesen Fragen werde ich in meinem Desktopfilm nachgehen.

Lena Tuitjer
Wie sprechen wir in unserer Gesellschaft miteinander über Alkoholkonsum?
Wir leben in einer Gesellschaft, in der es zur Norm gehört, Alkohol zukonsumieren. Ein gemütliches Feierabendbier, ein Sekt zum Frühstück oder eineFlasche Wein als Mitbringsel ist für die meisten Menschen in Deutschlandselbstverständlich. Wer nicht trinkt, wird häufig nach dem Grund gefragt.
Meiner Auffassung nach mangelt es unserer Gesellschaft an einem Bewusstsein füreinen verantwortungsvollen Alkoholkonsum. Woran liegt das und wie können wir sensibler miteinander und mit Alkohol umgehen? Was sollte sich ändern? Der Film zeigt Ansätze und Ideen, die während meiner Recherche entstanden sind.