„Künst­lern“ in der Coronazeit:

Bau einer Raumkamera

 

In letzter Zeit wurde unser Leben vor allem durch eines geprägt: das Coro­na­virus. Es kam zu einem welt­weiten Still­stand, viele Menschen können nicht mehr zur Arbeit, zur Schule oder zur Uni gehen (jeden­falls nicht außer­halb virtu­eller Räume). Es stellt sich die Frage, was man mit der ganzen neu gewon­nenen Frei­zeit anfangen soll. Man beginnt, seinen Klei­der­schrank auszu­misten und versucht sich an kleinen Bastel­ar­beiten oder Projekten, für die man sonst nie Zeit fand. Auch wenn sich mitt­ler­weile die Situa­tion ein wenig zum Besseren verän­dert hat, Läden und Gastro­nomie wieder geöffnet sind und man sich wieder mit mehreren Leuten treffen darf, habt ihr viel­leicht trotzdem in der Zwischen­zeit gemerkt, dass sich zuhause tolle krea­tive Projekte verwirk­li­chen lassen. Falls ihr bisher noch gar nicht dazu gekommen seid, wollen wir euch nun mit einer Idee inspi­rieren. 

Wir möchten euch hier im Folgenden eine Anlei­tung für ein mögli­ches kleines Kunst­pro­jekt für zuhause vorstellen: der Bau einer Raum­ka­mera.  

 

Was genau ist eine Raumkamera? 

 

Sie funk­tio­niert nach dem Prinzip einer Camera Obscura, einer Loch­ka­mera. Durch ein Loch fällt Licht in einen dunklen Raum. Der Ausblick, der norma­ler­weise durch das Fenster zu sehen ist, wird im Raum “über Kopf” an die gegen­über­lie­gende Wand proji­ziert. Dieser Effekt entsteht, da das Licht, das die Objekte anstrahlt, nur grad­linig zurück­ge­worfen wird und so z.B. das Bild der hohen Spitze eines Baumes nur an das untere Ende der Wand geworfen werden kann; das Bild seines Stammes nur auf die obere Wand­hälfte. Dadurch wirkt das Bild der Raum­ka­mera falsch herum. 

Eine kleine Loch­ka­mera hat sicher­lich schon der/die eine oder andere gebaut, das eigene WG-Zimmer selbst in eine Camera Obscura zu verwan­deln, ist aber ein Erlebnis für sich. Es kommt einem so vor, als habe man eine riesige, sich bewe­gende Foto­ta­pete instal­liert. Inter­esse geweckt?

 

So wird eine Raum­ka­mera gebaut:

 Schritt 1: Das rich­tige Fenster und das Material

Für die Raum­ka­mera muss der gesamte Raum abge­dun­kelt werden, indem man alle Fenster verdeckt. Bei der Auswahl des Fens­ters, an dem später das Loch sein soll, ist es wichtig, dass zu dem Zeit­raum, in dem die Raum­ka­mera getestet werden soll, kein Gegen­licht hinein­scheint. Ideal ist indi­rektes Licht an einem sonnigen Tag. Zum Abde­cken des Fens­ters funk­tio­niert am besten Papp­karton, welcher mit Klebe­band am Fens­ter­rahmen befes­tigt wird. Hierfür hat sich schwarzes Gewe­be­kle­be­band bewährt. Außerdem werden für den Bau der Raum­ka­mera Alufolie, ein Cutter, eine Schere und gege­be­nen­falls eine Nadel benötigt.

Schritt 2: Die Fenster abdecken

Nachdem also das rich­tige Fenster ausge­wählt wurde, geht es an das Verdun­keln mit Papp­karton. Hierfür kann ein großes Stück Pappe verwendet oder mehrere mit dem Gewe­be­kle­be­band zusam­men­ge­fügt werden. In die Pappe für das eigent­liche „Kamera-Fenster“ muss dann am besten mit einem Cutter ein Loch geschnitten werden. Hier ist das Loch quadra­tisch und hat etwa die Maße 7 x 7 cm. Nun können die Pappen mit Gewe­be­kle­be­band an den Fens­tern ange­bracht und der Raum verdun­kelt werden.

Schritt 3: Verschie­dene Blenden

Im besten Fall lässt sich nun bereits ein unscharfes Bild der Außen­welt an der gegen­über­lie­genden Wand erkennen. Um die Projek­tion scharf zu stellen, werden verschieden große Blenden benö­tigt. Blenden lassen sich gut mit Alufolie herstellen. Hierzu wird zunächst mit Gewe­be­kle­be­band Alufolie mit einem nur gering­fügig klei­neren Loch auf das Loch in der Pappe geklebt. In weitere Stücke Alufolie werden dann verschieden große Löcher geschnitten. Es lohnt sich, auch eine Blende mit einem winzigen Loch herzu­stellen, bei der nur mit einer Nadel in die Alufolie gesto­chen wird. Die Blenden lassen sich dann gut an der Alufolie am Loch befes­tigen, indem man sie am Rand mit einem dünnen Film Wasser benetzt.

Schritt 4: Ausprobieren

Je kleiner das Loch in der Blende ist, desto schärfer ist das Bild. Aller­dings fällt auch immer weniger Licht in den Raum. Daher kann man mit kleiner werdender Blen­den­öff­nung die Projek­tion an der Wand immer weniger erkennen. Das Bild lässt sich aber auch mit einem Stück Papier oder weißer Pappe näher am Loch auffangen. Für diesen Fall ist die Blende mit der Öffnung in der Größe eines Nadel­stichs geeignet, da hiermit eine größt­mög­liche Schärfe erreicht werden kann.

Am besten kommt die Projek­tion zur Geltung, indem man sie mit einer langen Belich­tungs­zeit foto­gra­fiert. Hierfür sollte die Kamera möglichst ruhig gehalten oder ein Stativ verwendet werden, da das Bild sonst verwackelt.

Beitrag und Bilder von Lea Holst und Alina Tonn