Mind The Gap
Das Projektsemester 2022 – Studieren mit Spielraum
Der Kulturcampus Domäne Marienburg bietet Heimat für die Institute des Fachbereiches Kulturwissenschaften und ästhetische Kommunikation der Universität Hildesheim. Im Zentrum aller Studiengänge am Kulturcampus steht die Wechselbeziehung eines theoretisch-wissenschaftlichen Studiums und der eigenen künstlerischen Praxis.
Alle zwei Jahre wird dabei ein besonderer Fokus auf die künstlerisch-praktische Arbeit gelegt. Im sogenannten Projektsemester haben die Studierenden die Möglichkeit, eigene Projekte auf vielfältige Art und Weise künstlerisch zu verwirklichen. Dafür wird jeden Mittwoch, Donnerstag und Freitag in unterschiedlichen Projektgruppen zusammengearbeitet. Hier steht der kreative Prozess im Vordergrund, mit Raum für experimentelle und innovative künstlerische Praxis.
Mind the Gap
Jedes Projektsemester steht unter einem übergreifenden Thema. So können Projekte unterschiedlicher künstlerischer und kultureller Praktiken auf verschiedenste Weise bearbeitet und dennoch für sich und eine breitere Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.
Das übergreifende Thema für das Projektsemester 2022 lautet: Mind The Gap
Ein Titel, der zur Gegenwart passt. Ein Titel, der eine Warnung ausspricht. Ein Titel, der verdeutlicht, wie nahe sich Bedeutungen, Ideen, Zuschreibungen und Gewissheiten sein und wie plötzlich Änderungen, Austausch und Umkehrungen auftreten können.
Gap kann dabei alles Mögliche bedeuten: Der Spalt zwischen Zug und Bahnsteinkante, die Kluft zwischen Arm und Reich, die Lücke im Lebenslauf und noch so viel mehr.
Die Studierenden des Projektsemesters 2022 werden forschen, werkeln, erschaffen, zerstören, lesen, schreiben und so weiter, all das, um Leerstellen zu füllen.
Denn es gilt: Mind the Gap!
Blog-Beiträge
Projektsemester zwischen Theorie und Praxis: Herausforderungen, Gefahren und Chancen
Das Projektsemester 2022: Theoretisch, praktisch, gut… Weil es so schön war und um der Redaktions-Reflexion (hier verlinken) eine Dozierenden-Perspektive zur Seite zu stellen: Hier eine Auseinandersetzung mit zwei großen Begriffen in Interview-Form.
Projektsemester 2022 – Das war’s jetzt?
Die Vorlesungszeit ist vorbei. Deshalb möchte die Redaktion das Projektsemester Revue passieren lassen. Aus Sicht eines Teilnehmers, der seinen eigenen Semesterverlauf reflektiert, und aus Sicht von zwei Außenstehenden, die das Projektsemester bereits absolviert hatten.
Was gab es noch mal? Alle Semesterprojekte auf einen Blick!
Momentan wird auf der Domäne im Smalltalk oft der einfache Weg gewählt: „In welchem Projektsemester bist du eigentlich?“ – „In keinem“, müssen sicher viele antworten. Die anderen werden die Titel ihrer jeweiligen Projekte sagen und schließlich die Gegenfrage „Und du?“…
Alle Projekte
„Freitag/Robinson“
Theaterprojekt von Dr. Martina Groß und Prof. Dr. Jens Roselt.
Im Mittelpunkt steht der Roman Robinson Crusoe von 1719. Dort krönt sich Crusoe direkt zum Herrn der Insel und nennt die erste Person einfach „Freitag“. Laut der Kursbeschreibung soll im Werk alles hinterfragt werden: Was versucht der Autor zu sagen? Inwiefern ist es für die Zuschauer*innen heutzutage noch interessant? Was genau daraus entstehen wird, ist der Beschreibung nicht zu entnehmen.
„THE GAP IS OUR STAGE“
Doppelprojekt von Dr. Ekaterina Sophia Trachsel, Dr. Anna Wieczorek und Jule Kerk.
Aufgeteilt in „Szenografie der Lücke“ und „Figuren des Zwischen“. Dabei geht es um alle Acts, die im Dazwischen sind: Halbzeitauftritte oder Performances. Gäste werden eingeladen und Themen wie Revue, Sideshow, Zirkus und Varieté werden betrachtet. Der „Szenografie der Lücke“-Teil macht selbsterklärend die Szenografie und der „Figuren des Zwischen“-Teil erarbeitet die Figuren.
„Bridging the Mind(z) – Theater, leichte Sprache und seine kritischen Freund*innen“
Projekt von Isabel Schwenk und Steven Solbrig in Kooperation mit dem „Theater in leichter Sprache“ vom Theater für Niedersachsen (tfn).
Dabei werden Positionen zur leichten Sprache im szenischen Spiel erarbeitet. Es gibt zwei Gruppen. Eine, die auftritt und Szenisches erarbeitet, die zweite, die dies dokumentiert.
„Hildesheim Calling (eine Webserie)“
Projekt von Philomena Petzenhammer und Dr. Thomas Klupp.
Dabei soll eine drei bis sechs teilige Webserie zum studentischen Alltag entstehen.
„Ich möchte einen Film über etwas machen, das nichts mit mir zu tun hat“
Projekt von Eva Könnemann.
Grob geht es darum, ein Thema zu suchen, was möglichst weit entfernt von der eigenen Welt ist. Diesem soll sich dann thematisch angenähert werden und ein Film/Dokumentation darüber entstehen.
„Den Zeitsprung filmen: Rückblicke“
Projekt von Anne Küper und Marci Friebe.
Es geht um das filmische Zurückblicken, wobei die Vergangenheit nicht als stabiles Element wahrgenommen werden soll. Dafür sollen Miniaturen erstellt werden. Einen theoretischen Unterbau gibt es natürlich auch.
„Blind Spots in der Nachbarschaft (Reportage als Prinzip)“
Filmprojekt von Ute Adamczewski.
Selbst im beschaulichen Hildesheim gibt es manche Viertel, die wir einfach nicht kennen. Lösung: Eine Reportage darüber machen. Genau das ist das Ziel des Seminars.
„How to draw a horse?“
Projekt von Jan Schönfelder, Sara Stehr und Carlotta von Heabler.
Hier wird die bereits genannte Frage behandelt: Wie malt man ein Pferd? Wie hat man Pferde gemalt, bevor es die Fotographie gab? Am Ende gibt es eine Ausstellung und die wird sicherlich beantworten: Wie malen die Studierenden ein Pferd?
„The Photographic Gap“
Projekt von Dr. Torsten Scheid, Christin Müller und Sophie Thun.
Das Projekt findet in Kooperationmit der und im Hinblick auf die Ausstellung „Sophie Thun – Selbstauslöser“ (AT) statt. „Eine markante Trennlinie in der Fotographiegeschichte verläuft zwischen der (hegemonialen) Kamerafotografie und den (eher mariginalisierten) kameralosen Techniken, zwischen produktiven und reproduktiven Traditionen.“, erklärt der Text im LSF. Daran soll auch weiter geforscht werden, eigene Fotos geschossen und am Ende ausgestellt werden.
„Lücken hören: Ein kollektiver Audiowalk“
Projekt von Meret Buchholz und Charlotte Schönnagel, mentoriert von Prof. Dr. Stefan Krankenhagen.
Das Projekt bleibt dem Motto des Projektsemesters treu und will sich mit „Lücken“ beschäftigen. Diese Lücken sollen hörbar gemacht werden und auf einem Audiowalk präsentiert werden.
„Forever Young – ein Requiem“
Projekt von Prof. Dr. Matthias Rebstock.
Im Projekt sollen das Leben und Sterben in der Musikgeschichte behandelt werden und schlussendlich in einem „gig theater“ (ein szenischer Liederabend) mit Coversongs, eigenen Songs und so weiter präsentiert werden.
„La Paloma – Heimweh nach Amerika“
Projekt von Prof. Dr. Johannes Salim Ismaiel-Wendt und Matthias Müller.
Hier soll am Ende auch Musik gespielt werden, getrommelt werden und Ähnliches. Alternativer Titelvorschlag der Dozenten: „Der wilde, wilde Westen fängt gleich hinter Hamburg an“, denn im Projekt dreht sich alles um die USA und die Transatlantikfantasien der Deutschen.
„…in between…“
Projekt von Jan Hellwig, sowie Anne Hagenkötter, Zeynep Irmak, Frank Paul Schubert, Daniel Wolff.
Das Projekt möchte im Spektrum des …in between… stattfinden. Inspiriert durch die unterschiedlichen Charaktere und Leidenschaften des Projektkollektivs sollen eigene Musik‑, Wort‑, und Video-Sessions entstehen. Diese sollen dazu auch noch gesellschaftliche und philosophische Spannungsfelder erkunden. Schlussendlich sollen deren Botschaften in einer intermedialen Performance mit dem Publikum münden.
„Clownerie der Lücke“
Projekt von Prof. Dr. Katrin Wille.
Es behandelt ziemlich genau das Motto: „Mind the Gap“. Doch was ist das eigentlich für eine Tätigkeit? Wie achtet man auf die Lücke? Eine Tätigkeit soll das insbesondere machen: die Clownerie, welcher das Projekt gewidmet wird.
„Heimat/-los“
Projekt von Natalie Digel und Sophie Randow.
Hier wird sich mit der eigenen Heimat der Teilnehmenden beschäftigt. Die Heimat als sicherer Ort oder eben als Problemzone. Dazu werden literarische Werke und Ähnliches angeschaut und verarbeitet.
„Originalkopien oder: die Lücke in der Popkultur“
Projekt von Prof. Dr. Stefan Krankenhagen und Sophie Blomen.
Das Projekt beschäftigt sich mit dem Verhältnis von Original, Kopie, Originalkopie, oder was ist es denn jetzt wirklich? Memes und insgesamt die Sozialen Medien haben diese Fragen aufgeweicht und genau da setzt das Projekt an und erschafft eigene Kopien oder Originale. Originalkopien, eben.
„surplus oder 2+2=7“
Projekt von Martin Dege.
Die Frage des Projekts lautet: Wie kann man gemeinsam bildende Kunst erstellen? Um diese schwere Frage zu beantworten reisen die Teilnehmenden unter anderem für fünf Tage zur Documenta nach Kassel.
„Hohle Grund 2 – ein Dorf schreiben“
Projekt von Dr. Guido Graf und Prof. Dr. Anette Pehnt.
Das Dorf Wallenstedt (grob 20 km entfernt, bei Gronau) braucht zum 1000-jährigen Bestehen Stadt- genau genommen Dorfschreiber*innen. Dabei treffen Studierende auf Einheimische und schreiben hinterher natürlich alles auf.
„Schreiben auf KI“
Projekt von Prof. Dr. Dagmara Kraus und Jenifer Becker.
»Jarvis«, »Wordtune« oder »Ai Writer« sind Programme, die automatisiert Texte generieren und dabei das lästige Schreiben abnehmen. „Wir möchten Lücken schließen, einholen, nachholen, aufholen, kitten, fertigtechen und flicken.“, wird im Beschreibungstext angekündigt. Am Ende soll dazu ein Workshop entstehen, wozu Autor*innen, Künstler*innen eingeladen werden, die dann von den Studierenden lernen können.