Inter­view mit Jan T. Claussen

Könnten Sie sich den Studie­renden viel­leicht kurz vorstellen? 

Ich bin seit dem Winter­se­mester 2015 wissen­schaft­li­cher Mitar­beiter am Institut für Medien, Theater und Popu­läre Kultur. Als Kultur­wis­sen­schaftler beschäf­tige ich mich vorwie­gend mit digi­talen Medien, Sound­stu­dies und Gamification.

Hildes­heim wirbt damit, dass die Verknüp­fung aus Theorie und Praxis stark im Fokus stehe, was bedeutet das konkret? 

Für mich bedeutet das, sich theo­re­ti­sche Konzepte durch prak­ti­sche Annäh­rungen anzu­eignen. Im Projekt­se­mester 2016 haben wir beispiels­weise verschie­dene Appa­rate wie Radios, CD-Player oder Tonband­ge­räte ausein­an­der­ge­nommen und durch diese Formen des Hackings eigen­tüm­liche Sounds hervor­ge­rufen. Während der Beschäf­ti­gung damit wurden medi­en­theo­re­ti­sche Perspek­tiven nach­voll­ziehbar. Berück­sich­tigt man die Theorie dagegen nur wenig, so rücken bestimmte Merk­male kaum ins Bewusst­sein oder werden als beson­ders inno­vativ erlebt, obwohl sie in den Medi­en­wis­sen­schaften schon lange disku­tiert werden.

Wie wichtig ist Ihnen die eigene künst­le­ri­sche Praxis für die Lehre?

Die künst­le­ri­sche Praxis ist mir wichtig, tritt aber ein wenig in den Hinter­grund, da ich zur Zeit stärker meine wissen­schaft­liche Weiter­qua­li­fi­ka­tion fokus­siere. Die Grenzen verlaufen für mich dabei aber nicht zwangs­läufig klar vonein­ander getrennt.

Sind Sie außer­halb der Univer­sität selbst künst­le­risch aktiv? Mit welchen Projekten sind Sie aktuell künst­le­risch aktiv?

Seit Langem begleitet mich die Frage, inwie­fern Medi­en­technik und insbe­son­dere deren Schnitt­stellen, Inter­faces, Ober­flä­chen die künst­le­ri­sche Gestal­tung beein­flussen. Dies beschäf­tigt mich bei eigenen Musik- und Medi­en­pro­duk­tionen ebenso wie beim Benutzen verschie­dener Musikinstrumente.

Sind aktu­elle Themen für Ihre Projekt­ar­beit relevant?

Ein aktu­elles Thema ist Gami­fi­ca­tion. In meinen Kursen behan­dele ich Perspek­tiven des Spie­le­ri­schen im Kontext verschie­dener Medien wie Video­spiele, Musik­in­stru­mente oder Compu­ter­pro­gramme. In meinem Forschungs­pro­jekt beschäf­tige ich mich unter dem Titel „Gami­fi­ca­tion of Music“ mit den Möglich­keiten und Einschrän­kungen von digi­taler Musik­ver­mitt­lung. Den Schwer­punkt bildet dabei ein Video­spiel zum Erlernen der E‑Gitarre. Aber nicht nur beim Erlernen eines Musik­in­stru­ments, auch in Bezug auf Gesund­heit oder Fitness und beim Einkauf oder Reisen dient Gami­fi­ca­tion beispiels­weise zur Moti­va­tion, Daten­er­he­bung und Kunden­bin­dung und ist hochaktuell.

Was ist für Sie das Beson­dere am Studium an der Domäne aus Sicht des Dozenten?

Die enge Verzah­nung unter­schied­li­cher Perspek­tiven an einem einzigen Ort, der viele Begeg­nungen ermöglicht.

Wie empfinden Sie die Atmo­sphäre zwischen Studie­renden und Dozent_innen? 

Ich fühle mich sehr wohl hier. Das liegt unter anderem am Inter­esse und Enga­ge­ment der Studie­renden und dem guten Mitein­ander der Kolle­ginnen und Kollegen.

Gibt es für Sie einen beson­deren Ort an der Domäne?

Die Domäne selbst ist ein beson­derer Ort, vor allem im Sommer halte ich mich gerne auf der Wiese zwischen den Gebäuden auf und genieße es, den Radweg die Innerste entlang zu nehmen.

Welchen Song verbinden Sie mit dem Lehren und Leben auf der Domäne?

"R U Mine" von den Arctic Monkeys, diesen Song haben die Teilnehmer_innen meines Semi­nars wieder­holt in einem Video­spiel zum Erlernen der E‑Gitarre gespielt und er hat uns ein Semester lang quasi dauer­haft begleitet. Außerdem war es für mich prägend, in einer meiner ersten Sitzungen den Song „My Red Hot Car“ von Squa­re­pu­sher vorzu­spielen und damit sehr unter­schied­liche Reak­tionen hervorzurufen.

Haben Sie selbst einmal eine Eignungs­prü­fung machen müssen?

Tatsäch­lich habe ich eine musi­ka­li­sche Eignungs­prü­fung zu Beginn meines Studiums auf Lehramt an der Leuphana Univer­sität Lüne­burg absol­viert und bin erst später in die Kultur­wis­sen­schaften gewech­selt. Ich war sehr aufge­regt, hatte aber auch sehr viel Freude daran, dort vorspielen zu dürfen, die Lehrenden und Studie­renden kennen­zu­lernen und einen ersten Eindruck vom Studium zu bekommen.

Haben Sie noch einen Rat für die Bewerber_innen für die Eignungsprüfung?

Seien Sie sich selbst treu und sehen Sie die Prüfung als Chance, sich mitzu­teilen und gleich­zeitig fest­zu­stellen, ob das Studium für Sie die rich­tige Wahl ist. Bedenken Sie, dass die Zeit begrenzt ist und über­legen Sie im Vorfeld genau, was Sie auf jeden Fall vermit­teln möchten.

JAN T. CLAUSSEN
Institut für Medien, Theater und Popu­läre Kultur, Abtei­lung Medien

FORSCHUNGS- UND ARBEITSINTERESSEN

◣ Tech­nik­kultur und Medi­en­äs­thetik
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◣ Audi­tive Gestaltung