Sag mir, was du hörst und ich sag dir, wer du bist

Musik ist überall. Ob im Küchen­radio, im Hinter­grund der Lieb­lings­serie oder ganz klas­sisch in unseren Kopf­hö­rern über Spotify. Mit Strea­ming-Platt­formen wie Spotify und Co. können wir aber selbst bestimmen, was wir hören wollen: Pop, Rock, Hip-Hop, Rap, Country, Jazz oder doch etwas Klassik? Unseren Wünschen sind nahezu keine Grenzen gesetzt. Jede*r von uns hat sicher eine Play­list mit den eigenen Lieb­lings­lie­dern. Aber wie entscheiden wir eigent­lich, was wir mögen und was nicht? Wie genau entsteht unser ganz persön­li­cher Musik­ge­schmack? Auf der Suche nach Antworten habe ich mich durch verschie­denste Webseiten und Studien gewühlt und ein eigenes, kleines Expe­ri­ment gewagt. Viel Spaß beim Erkunden!

                                                     Facts über Musik                                                    

Wie geht's?

Die meisten von uns hören Musik passend zu unserer Stim­mungs­lage, statt Musik zu hören, um eine bestimmte Stim­mungs­lage zu erzeugen.

 

 

 

 

Endor­phine!

Musik hat dabei einen posi­tiven Effekt auf das Belohnungssystem.

 

 

 

 

Das erste Mal?

Schon in der Gebär­mutter reagieren Kinder durch leichte Bewe­gungen auf Musik.

 

 

 

 

Gefällt mir nicht!

Wir lehnen bestimmte Musik aufgrund unserer Situa­tion oder unserer Vorer­fah­rung ab.

 

 

 

 

Block­flöte oder Klavier?

Das Musik­in­stru­ment, das wir spielen gelernt haben, kann auch Einfluss darauf gehabt haben, welchem Musik­ge­schmack wir uns zuge­ordnet fühlen.

 

 

 

 

Meine Gang!

Musik bietet einer­seits Abgren­zung von anderen, ande­rer­seits, bzw. gleich­zeitig auch Zuge­hö­rig­keit zu einer Gruppe.

 

 

 

 

                                               Verschie­dene Studien                                               

Im Internet lassen sich haufen­weise Studien zum Thema Musik­ge­schmack finden. Eine kleine, mehr oder weniger reprä­sen­ta­tive Auswahl davon findet ihr nun hier. Hörver­halten lässt sich bestimmt nicht so sehr pauscha­li­sieren, wie es die Ergeb­nisse der Studien tun.

Bestimmt unsere Denk­weise unseren Geschmack?

In dieser Studie der Cambridge Unive­rity wurden insge­samt 4000 Personen befragt, um heraus­zu­finden, ob eine bestimmte Denk­weise den Musik­ge­schmack beein­flusst. Unter­teilt wurden die Teilnehmer*innen im Vorhinein in zwei verschie­dene Denkk­typen: Systematiker*innen und Empathiker*innen. Diese sollen dann 26 Stile nach dem persön­li­chen Geschmack bewerten. Wer mag was?

Ergebnis: Empa­thiker haben sich über­wie­gend für sanfte, warme, sinn­liche oder trau­rige Musik entschieden. Es domi­nierten Country, Singer-Song­writer, Pop und Jazz. Systematiker*innen bevor­zugten aufre­gende, starke und komplexe Musik wie Metal oder Punk.

Die Persön­lich­keit formt also den Musikgeschmack.

Altert unser Geschmack mit uns?

Eben­falls von der Cambridge Univer­sity durch­ge­führt, sollte in dieser Studie heraus­ge­funden werden, ob sich unser Musik­ge­schmack mit unserem Alter verän­dert. Dazu wurde das Hörver­halten von 25000 Test­per­sonen über zehn Jahre lang beobachtet.

Ergebnis: Die Resul­tate formten das MUSIC-Modell, nach welchem das Hörver­halten in fünf verschie­dene Lebens­ab­schnitte unter­teilt ist.

1. intense: In der Pubertät stehen Iden­ti­täts­fin­dung und Rebel­lion an der Tages­ord­nung. Es domi­nieren Rich­tungen wie Metal und Punk.

2. contem­po­rary: Als junge Erwach­sene feiern wir unsere Selbst­be­stimmt­heit. Dazu hören wir meis­tens zeit­ge­nös­si­sche Musik wie R'n'B oder elektronisches.

3. mellow: Es folgt die Phase ab Ende 20 / Anfang 30, in der wir uns nach Liebe und Familie sehnen. Wir hören roman­ti­sche, emotio­nale Musik.

4. spohi­sti­cated: Im mitt­leren Alter sind wir anspruchs­voll und möchten unseren Status und Wohl­stand zur Schau stellen, wir hören Genres wie Jazz oder Klassik.

5. unpre­ten­tious: Irgend­wann, wenn wir noch älter sind, fangen wir an, uns gehen zu lassen und greifen zurück auf Country, Folk oder Schlager.

Sind Charakter und Musik­ge­schmack verbunden?

Leider etwas schwam­mige Infor­ma­tionen gibt es zu einer Studie der Unive­rity of Texas, welche musi­ka­li­sche Vorlieben in Verbin­dung mit dem Charakter der Proband*innen unter­sucht hat.

Ergebnis: Personen, mit den Eigen­schaften "besinn­lich" oder "komplex" hören Blues, Jazz, Klassik oder Folk, Rebell*innen führen sich Rock, Alter­na­tive oder Metal zu Gemüte. Mit den Merk­malen "eupho­risch" oder "konven­tio­nell" kommen die Stile Pop, Country und Sound­tracks, "dyna­mi­sche" Leute entscheiden sich für Rap, Hip-Hop, Soul, Funk oder Dance Music.

Welchen Einfluss hat unser Charakter?

Eine etwas klareres Resultat bietet die Ruhr Univer­siät Bochum. Hier wurden 352 Teilnehmer*innen mit einem Durch­schnitts­alter von 30 Jahren ein Frage­bogen gegeben.

Ergebnis: Je labiler die Person, desto eher greift sie zu trau­riger Musik zum nach­denken oder abre­agieren. Intro­verierte hören ruhige Musik. Eben­falls wurde sich für Musik entspre­chend der aktu­ellen Stim­mungs­lage entschieden. Außerdem gibt es einen Zusam­men­hang zwischen der Offen­heit für Erfahre­ungen und der Ausein­an­der­set­zung mit den eigenen Emotionen.

Was hören Studie­rende der Musikwissenschaft?

Das Max Planck Institut für empi­ri­sche Ästhetik hatte es sich zum Ziel gesetzt, den Musik­ge­schmack von Musikwissenschaftstudent*innen heraus­zu­finden. Mit einge­rechnet wurde die Häufig­keit des Konsums, 22 verschie­dene Musik­rich­tungen, der soziale Status, musi­ka­li­scher Hinder­grund und Persönlichkeitsmerkmale.

Ergebnis: Aus den Resul­taten formten sich drei verschieden Arten von Hörer*innen-Gruppen. Es wurde aller­dings kein prägnanter Zusam­men­hang zwischen sozialer Herkunft und Musik­ge­schmack festgestellt.

1. Enga­giert: Hören oft Musik, viel Klassik oder Jazz und häufig auch Folk oder Rock.

2. Konven­tio­nell: Hören eher mäßig oft Musik, am ehesten Klassik, House oder Pop.

3. Rock: Hören kaum andere Musik und eben haupt­säch­lich Rock oder auch Folk.

                                          Umfrage unter Studie­renden                                          

Um zu verglei­chen, ob unser Musik­ge­schmack dem entspricht, was die Studien ergeben haben, habe ich eine kleine Umfrage inner­halb des Fach­be­reich 2 gestartet. Bis zum Zeit­punkt der Auswer­tung haben 63 Studie­rende daran teil­ge­nommen, die Ergeb­nisse findet ihr nun hier.

  • 19 Jahre oder jünger 1.6% 1.6%
  • 20–21 Jahre 25.4% 25.4%
  • 22–23 Jahre 31.7% 31.7%
  • 24–25 Jahre 27% 27%
  • 26 Jahre oder älter 14.3% 14.3%

Alter der Teilnehmer*innen,

im Durch­schnitt etwa 23 Jahre

Was hört ihr?

                                                        

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Pop

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Rock

%

Indie / Alternative

%

Hip-Hop / Rap / Trap

%

Jazz / Blues / Funk / Soul / R'n'B

%

Klassik

%

Electro / Techno

%

Musik aus bestimmten Spra­chen / Kulturen

%

Metal / Hardcore

%

Punk

%

Musik aus bestimmten Jahrzehnten

Außerdem wurden 23.8% sons­tige Genre ange­geben, darunter Musical-/Film­musik, Goa, Rocka­billy, Indus­trial, EBM, Schlager, Ska, Reggae, Gothic, LoFi/Chill oder Mittelalter.

30.2% haben ihren Geschmack als sehr divers bezeichnet, was sich schließ­lich in den Ergeb­nissen auch sehr gut widerspiegelt.

 Wer / was hat euren Musik­geschmack beein­flusst?

 

 

 

  • Freund*innen 50.8% 50.8%
  • Familie 39.7% 39.7%
  • Radio / TV / Serien / Filme 23.8% 23.8%
  • Spotify 22.2% 22.2%
  • Internet 19% 19%
  • selbst musi­zieren 15.9% 15.9%
  • Konzerte / Festi­vals / Partys 14.3% 14.3%

Deswei­teren wurden Einflüsse wie Studium/Ausbildung, die poli­ti­sche Einstel­lung, Hörge­wohn­heiten, Reisen, Drogen oder Empfeh­lungen der Lieblingsmusiker*innen genannt. Einen Einfluss darauf, welche Musik ihr zum entspre­chenden Zeit­punkt hört, haben für euch eure Stim­mung und die aktu­elle Jahreszeit.

%

Diplomat*innen

Eure Persön­lich­keits­typen (Ergebnis aus 30 Antworten)

%

Analyst*innen

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Wachen

%

Forscher*innen

Einen Über­blick darüber, was die einzelnen Kate­go­rien bedeuten und die Seite, auf der ihr den Test auch selbst durch­führen könnt, findet ihr hier.

Der Myers-Briggs-Typen­in­di­kator (dessen Methodik der 16per­so­na­li­ties-Test verwendet) wurde übri­gens bereits 1944 veröf­fent­licht, doch die meisten Psycholog*innen stehen diesem eher kritisch gegen­über, weil er auf einer alten, nicht wissen­schaft­lich basierten Theorie basiert.

Fazit: Die Studien scheinen für mich viel­leicht doch ein wenig verall­ge­mei­nernd. Zudem ändert sich das Verhalten gegen­über Musik sicher von Gene­ra­tion zu Gene­ra­tion. Manche Ergeb­nisse der Studien empfand ich außerdem nicht unbe­dingt als neue Erkenntnis. Dennoch denke ich, dass sie eine guten Über­blick über das Thema geben. Umfragen und Studien zu verglei­chen ist in diesem Rahmen auch even­tuell doch etwas schwie­riger als ich ange­nommen hatte.

                                          Play­list: Sound der Domäne                                          

Die Play­list entstand aus den Anworten der Umfrage, in der ihr eure persön­li­chen Domäne-Tracks nennen konntet. Viel­leicht findet der ein oder andere dadurch ein paar coole Songs, hat einen netten Zeit­ver­treib oder fühlt sich dem Campus etwas näher. Für Ände­rungs­wün­sche könnt ihr gerne ein Kommentar hinterlassen.

Also: Kopf­hörer auf oder Musik­an­lage an und viel Spaß beim Hören!

  

Ein Beitrag von Larissa Peters.