Hochschulsport – oder wie du kostenlos Sport machen kannst
Der Uni-Alltag kann ermüdend sein. Stundenlang im Seminar sitzen, um sich zuhause nochmal vor den Laptop zu pflanzen.
Abwechslung bietet nur das Wochenende, wenn man sich in der KUFA die Füße wund tanzt. Aber das muss nicht sein, für mehr Bewegung gibt es den Hochschulsport! Doch wer steckt dahinter?
Sportschuhe aus dem Parkour-Kurs in der großen Halle. Foto: Elisabeth Ziemowski
Wir stehen vor der verschlossenen Tür im oberen Stockwerk des Sportgebäudes. Grelles weißes Licht erhellt das Treppenhaus. Einige unterhalten sich im Flüsterton — wir wollen den Kurs, der noch in der Gymnastikhalle stattfindet, nicht stören. Dann öffnet sich die große Hallentür, wir treten ein. Die Teilnehmenden des vorherigen Kurses packen noch ihre Sachen, während die Nächsten sich bereits eine Yogamatte sichern. Diese liegen in einem Kreis angeordnet. Sobald alle einen Platz gefunden haben, kehrt Ruhe ein. Der Yoga-Kurs beginnt.
Was ist der Hochschulsport?
Wer bei dem Wort "Hochschulsport" an ranzige Sporthallen, müffelnde Umkleiden denkt und eine strenge Person mit Trillerpfeife denkt, liegt definitiv falsch. Der Hochschulsport ist ein Angebot für Studierende der HAWK und Universität Hildesheim, sowie für alle Mitarbeitende der Universität.
Also nichts mit Trillerpfeife und Zwang. Vielmehr geht es um das gemeinsame Ausprobieren und Freude an der Bewegung.
Mit einem Angebot von mittlerweile 25 verschiedenen Sportarten (Stand WS 2022/23), ist sicher für jeden etwas dabei. Von B wie Ballett, über H wie Handball bis hin zu Y wie Yoga finden sich die unterschiedlichsten Sportangebote.
Und sollte einmal der Lieblingssport nicht vertreten sein, kann bei der Leitung des Hochschulsports angefragt werden, ob es nicht die Möglichkeit gäbe, diesen anzubieten. Wer es sich zutraut, kann auch selbst Übungsleitende*r werden.
Eine Liste des akutellen angebotenen Sportangebots findet ihr hier.
Die Anmeldung erfolgt über das Online-Terminbuchungssystem "Supersaas". Dort können sich Studierende mit ihrer Universitäts- oder Hochschul- E‑Mail-Adresse und Martrikelnummer registrieren. Dann können sie sich wöchentlich für den gewünschten Kurs anmelden. Sollte die Teilnehmerliste bereits voll sein, gibt es eine Warteliste.
Den Link zur Anmeldung findet ihr hier.
Wie sehen die Kurse aus?
Einblick aus dem Yoga und Meditations-Kurs. Foto: Elisabeth Ziemowski
Den klassischen Kurs gibt es nicht. Jeder Kurs wird von den jeweiligen Übungsleitenden individuell gestaltet und kann sich in der Ausführung unterscheiden. Außerdem sind die angebotenen Sportarten von Grund auf unterschiedlich. Während beispielsweise der beim Roundnet stark darauf geachtet wird, dass das Training wöchentlich unterschiedlich unterscheidet, ist der Kurs "Yoga und Meditation" geprägt von Routine und wöchentlicher Wiederholung.
Es gibt auch Sportarten, die ein unterschiedliches Niveau der Sportarten anbieten. Beispielsweise Anfänger und Fortgeschrittenen-Kurse, wie beim Volleyball oder Tanzen. Aber auch verschiedene Variationen von Kursen werden angeboten, wie "Power Yoga" oder "Yoga & Meditation". Hier lohnt es sich, die verschiedenen Kurse auszuprobieren, um den passenden zu finden.
Haben Teilnehmende ihren favorisierten Kurs gefunden, versuchen sie regelmäßig teilzunehmen. Dabei gibt es auch einige Teilnehmende, die mehr als einen Kurs pro Woche besuchen. Hier finden Teilnehmende insbesondere die Offenheit und den freundschaftlichen Umgang miteinander in den Kursen angenehm.
Einige Übungsleitende berichten von Teilnehmenden, die sich nicht anmelden oder zum Kurs erscheinen, obwohl sie nur auf der Warteliste stehen. Dies hat zur Folge, dass Kurse teils überfüllt sind. Eine Problematik, die dem Leitungsteam des Hochschulsports bekannt ist. Dennoch hat sich kein einheitlicher Umgang mit dieser Problematik ergeben, denn die Teilnehmendenzahl in vielen Kursen variiert von Woche zur Woche. Die Übungsleitenden bitten deshalb, sich vor Besuch eines Kurses anzumelden und bei Änderungen auch wieder abzumelden, sodass Wartende nachrücken können.
Wer organisiert den Hochschulsport?
Der Hochschulsport wird vom Institut für Sportwissenschaft der Universität Hildesheim betrieben. Zum Leitungsteam gehören David Schmidt-Maaß, Dr. Timo Habedank und Beate Prahm. Alle drei sind sportlich aktiv und stehen den Übungsleitenden jederzeit mit Rat und Tat zur Seite. Die Übungsleitenden beschreiben dabei die Zusammenarbeit zwischen ihnen und dem Leitungsteam als sehr angenehm.
Das Team ist für einen reibungslosen Ablauf des Hochschulsports zuständig. Dabei organisieren sie jedes Semester die Hallenbelegung und kümmern sich um die Beschaffung und Erneuerung von benötigtem Sportmaterial. Außerdem beantragen sie Fördergelder und sind zuständig für die Verteilung dieser.
Alles eine Sache der Finanzierung?
Seit 1934 sind Hochschulen im Zuge des Hochschulrahmengesetzes, dazu verpflichtet, Hochschulsport für alle Studierende ihrer Hochschule anzubieten. Dabei ist es an einigen Hochschulen üblich, dass die Studierenden bei ihrer Teilnahme einen geringen Betrag zahlen. Das Hochschulsportprogramm der Universität Hildesheim und HAWK wird den Studierenden jedoch, bis auf wenige Ausnahmen, kostenlos zur Verfügung gestellt.
Was ist das Hochschulrahmengesetz?
Das Hochschulrahmengesetz, kurz HRG, gilt für alle Universitäten, Pädagogischen Hochschulen, Kunsthochschulen, Fachhochschulen und sonstigen staatliche Bildungseinrichtungen. Es regelt das Hochschulwesen in der Bundesrepublik Deutschland.
Quelle: hier
Was macht das Hochschulrahmengesetz?
Es bestimmt welche Aufgaben und Pflichten die Hochschulen in der Bundesrepublik Deutschland haben. Beispielsweise wird hier die Selbstverwaltung der Hochschulen geregelt, aber auch die Zulassung für ein Studium festgelegt.
Die einzelnen Bundesländer können, innerhalb des Rahmenschutzgesetzes, eigene individuelle Entscheidungen für ihre Hochschulen treffen.
Quelle: hier
Finanziert wird der Hochschulsport über Förderungen der Stiftung Universität Hildesheim, sodass Studierende und Mitarbeitende das Angebot größtenteils ohne für sie anfallende Kosten wahrnehmen können. Momentan ist ein fester Betrag für die Aufwandsentschädigung der Übungsleitenden festgelegt, der bei der Höhe des Mindestlohns liegt (Stand WS 2022/23). Hinzu kommt noch die Finanzierung der Sportgeräte und das benötigte Sportmaterial, deren Kosten ebenfalls der Hochschulsport übernimmt.
Dabei gibt es durchaus Unterschiede in den jeweiligen Kursen. Die Sportgeräte beim Roundet mussten beispielsweise nur einmalig erworben werden, die Erneuerung dieser übernimmt der Hersteller kostenlos. Andere Kurse sind hingegen kostenintensiver, dazu gehören zum Beispiel Kanupolo oder Tauchen. Diese werden, anders als die meisten Kurse, nicht in den Räumlichkeiten der Universität angeboten, sondern in externen Schwimmhallen. Die Eintrittspreise für die Studierenden übernimmt ebenfalls der Hochschulsport.
Aufwandsentschädigung, Material, Räumlichkeiten. Das Leitungsteam des Hochschulsports wünscht sich mehr finanzielle Mittel. Zum einen könnten sie dadurch die Aufwandsentschädigung für die Übungsleiter*innen erhöhen, zum anderen wäre es möglich mehr Kurse anzubieten. Doch leider stellt die Begrenztheit der Räumlichkeiten den Hochschulsport vor eine große Herausforderung.
Lediglich eine Große Halle
Beim Parkour wärmen wir uns zunächst gemeinsam auf. Hier ist die Halle deutlich größer als die Gymnastikhalle, in der Yoga stattfindet. Wir stehen im Kreis, drehen unsere Füße und Arme, machen Hampelmänner. Nach dem Aufwärmen gibt es ein geleitetes Angebot für Anfänger*innen. Die Bewegungen, die sogenannten "Moves", sind unterschiedlich. Einige erfordern mehr Koordination, andere etwas Überwindung. Am Schluss bekommt aber jeder jeden Move hin. Jetzt können alle frei trainieren, worauf sie Lust haben.
Der Parkour-Kurs. Foto: Elisabeth Ziemowski
Eine Große Halle, vergleichbar mit einer Schulsporthalle, und eine kleinere Gymnastikhalle stehen für die Hochschulsportkurse zur Verfügung. Außerdem noch ein Fitnessraum, welcher ohne festen Kurs frei zugänglich ist. In der kleinen Gymnastikhalle werden Sportarten wie beispielsweise Jazz Dance, Judo oder Dart angeboten. Die meisten Kurse jedoch, wie sämtliche Ballsportarten oder Kurse die Materialien benötigen, wie beim Tischtennis, müssen in der Großen Halle stattfinden.
Diese Große Halle muss der Hochschulsport mit den regulären Seminaren des Sportinstituts und dem Kindersports teilen. Dabei stellt dies, insbesondere in der kalten Jahreszeit, eine organisatorische Herausforderung dar. Hochschulsportkurse können nicht immer zur gewünschten Zeit angeboten werden, da die Halle schnell belegt ist. Oftmals verschieben sich die Kurszeiten bis in den späten Abend. Das erschwert für viele Studierende die Teilnahme.
Eine Änderung ist nicht in Sicht. Aufgrund fehlender finanzieller Mittel kann der Hochschulsport keine weiteren externen Sporthallen für Kurszeiten anmieten. Hoffnung bringen nur die warmen Monate des Sommersemesters, in denen viele Kurse die Halle verlassen und das Training im Außengelände stattfindet. Dort gibt es noch einen Beachvolleyballplatz, einen Hartplatz und einen Streetballplatz, welche für die Kurse genutzt werden. Dies hat zur Folge, dass im Sommer mehr Kurse angeboten werden können. Außerdem ist in Planung einen Raum bei der Schwimmhalle der Universität zu renovieren und dort Kurse wie Fitness, Yoga oder Dart anzubieten, um die Gymnastikhalle zu entlasten.
Musik dringt aus der Lautsprecherbox und bringt sofort gute Laune. Beim Roundnet wird heute ein Turnier nachgespielt. Zwei Spieler geben sich ein High-Five, der Ball ging bei dem gegnerischen Team zu Boden. Punkt für sie. Die Teams sind gut durchmischt, sodass Anfänger*innen sowie Fortgeschrittene viel Freude am Spiel haben. Es ist ein schnelles Spiel, bei dem man flink sein muss, um den Ball zu erwischen. Nach der finalen Runde stehen alle wieder zusammen. Die Netze werden aufgeräumt. Die Musikbox verstummt. Dann ist auch der letzte Kurs des Tages vorbei.
Einblick aus dem Roundnet-Kurs. Foto: Elisabeth Ziemowski
Ein Beitrag von Elisabeth Ziemowski, veröffentlicht am 5. März 2023