Hoch­schul­sport – oder wie du kostenlos Sport machen kannst

von | Mrz 5, 2023

Der Uni-Alltag kann ermü­dend sein. Stun­den­lang im Seminar sitzen, um sich zuhause nochmal vor den Laptop zu pflanzen.
Abwechs­lung bietet nur das Wochen­ende, wenn man sich in der KUFA die Füße wund tanzt. Aber das muss nicht sein, für mehr Bewe­gung gibt es den Hoch­schul­sport! Doch wer steckt dahinter?

 

In einer Sporthalle stehen schwarze Turnschuhe auf einer braunen Holzsprotbank. Der vordere Schuh ist an der Wand angelehnt.

Sport­schuhe aus dem Parkour-Kurs in der großen Halle. Foto: Elisa­beth Ziemowski

Wir stehen vor der verschlos­senen Tür im oberen Stock­werk des Sport­ge­bäudes. Grelles weißes Licht erhellt das Trep­pen­haus. Einige unter­halten sich im Flüs­terton — wir wollen den Kurs, der noch in der Gymnas­tik­halle statt­findet, nicht stören. Dann öffnet sich die große Hallentür, wir treten ein. Die Teil­neh­menden des vorhe­rigen Kurses packen noch ihre Sachen, während die Nächsten sich bereits eine Yoga­matte sichern. Diese liegen in einem Kreis ange­ordnet. Sobald alle einen Platz gefunden haben, kehrt Ruhe ein. Der Yoga-Kurs beginnt.

Was ist der Hochschulsport?

Wer bei dem Wort "Hoch­schul­sport" an ranzige Sport­hallen, müffelnde Umkleiden denkt und eine strenge Person mit Tril­ler­pfeife denkt, liegt defi­nitiv falsch. Der Hoch­schul­sport ist ein Angebot für Studie­rende der HAWK und Univer­sität Hildes­heim, sowie für alle Mitar­bei­tende der Universität.

Also nichts mit Tril­ler­pfeife und Zwang. Viel­mehr geht es um das gemein­same Auspro­bieren und Freude an der Bewegung.

Mit einem Angebot von mitt­ler­weile 25 verschie­denen Sport­arten (Stand WS 2022/23), ist sicher für jeden etwas dabei. Von B wie Ballett, über H wie Hand­ball bis hin zu Y wie Yoga finden sich die unter­schied­lichsten Sportangebote.

Und sollte einmal der Lieb­lings­sport nicht vertreten sein, kann bei der Leitung des Hoch­schul­sports ange­fragt werden, ob es nicht die Möglich­keit gäbe, diesen anzu­bieten. Wer es sich zutraut, kann auch selbst Übungsleitende*r werden.

Eine Liste des akutellen ange­bo­tenen Sport­an­ge­bots findet ihr hier.

Die Anmel­dung erfolgt über das Online-Termin­bu­chungs­system "Super­saas". Dort können sich Studie­rende mit ihrer Univer­si­täts- oder Hoch­schul- E‑Mail-Adresse und Martri­kel­nummer regis­trieren. Dann können sie sich wöchent­lich für den gewünschten Kurs anmelden. Sollte die Teil­neh­mer­liste bereits voll sein, gibt es eine Warteliste. 

Den Link zur Anmel­dung findet ihr hier.

 

Wie sehen die Kurse aus?

 

Einblick aus dem Yoga und Medi­ta­tions-Kurs. Foto: Elisa­beth Ziemowski

Den klas­si­schen Kurs gibt es nicht. Jeder Kurs wird von den jewei­ligen Übungs­lei­tenden indi­vi­duell gestaltet und kann sich in der Ausfüh­rung unter­scheiden. Außerdem sind die ange­bo­tenen Sport­arten von Grund auf unter­schied­lich. Während beispiels­weise der beim Roundnet stark darauf geachtet wird, dass das Trai­ning wöchent­lich unter­schied­lich unter­scheidet, ist der Kurs "Yoga und Medi­ta­tion" geprägt von Routine und wöchent­li­cher Wiederholung.

Es gibt auch Sport­arten, die ein unter­schied­li­ches Niveau der Sport­arten anbieten. Beispiels­weise Anfänger und Fort­ge­schrit­tenen-Kurse, wie beim Volley­ball oder Tanzen. Aber auch verschie­dene Varia­tionen von Kursen werden ange­boten, wie "Power Yoga" oder "Yoga & Medi­ta­tion". Hier lohnt es sich, die verschie­denen Kurse auszu­pro­bieren, um den passenden zu finden.

Haben Teil­neh­mende ihren favo­ri­sierten Kurs gefunden, versu­chen sie regel­mäßig teil­zu­nehmen. Dabei gibt es auch einige Teil­neh­mende, die mehr als einen Kurs pro Woche besu­chen. Hier finden Teil­neh­mende insbe­son­dere die Offen­heit und den freund­schaft­li­chen Umgang mitein­ander in den Kursen angenehm.

Einige Übungs­lei­tende berichten von Teil­neh­menden, die sich nicht anmelden oder zum Kurs erscheinen, obwohl sie nur auf der Warte­liste stehen. Dies hat zur Folge, dass Kurse teils über­füllt sind. Eine Proble­matik, die dem Leitungs­team des Hoch­schul­sports bekannt ist. Dennoch hat sich kein einheit­li­cher Umgang mit dieser Proble­matik ergeben, denn die Teil­neh­men­den­zahl in vielen Kursen vari­iert von Woche zur Woche. Die Übungs­lei­tenden bitten deshalb, sich vor Besuch eines Kurses anzu­melden und bei Ände­rungen auch wieder abzu­melden, sodass Wartende nach­rü­cken können.

 

Wer orga­ni­siert den Hochschulsport?

Der Hoch­schul­sport wird vom Institut für Sport­wis­sen­schaft der Univer­sität Hildes­heim betrieben. Zum Leitungs­team gehören David Schmidt-Maaß, Dr. Timo Habe­dank und Beate Prahm. Alle drei sind sport­lich aktiv und stehen den Übungs­lei­tenden jeder­zeit mit Rat und Tat zur Seite. Die Übungs­lei­tenden beschreiben dabei die Zusam­men­ar­beit zwischen ihnen und dem Leitungs­team als sehr angenehm.

Das Team ist für einen reibungs­losen Ablauf des Hoch­schul­sports zuständig. Dabei orga­ni­sieren sie jedes Semester die Hallen­be­le­gung und kümmern sich um die Beschaf­fung und Erneue­rung von benö­tigtem Sport­ma­te­rial. Außerdem bean­tragen sie Förder­gelder und sind zuständig für die Vertei­lung dieser.

 

Alles eine Sache der Finanzierung?

Seit 1934 sind Hoch­schulen im Zuge des Hoch­schul­rah­men­ge­setzes, dazu verpflichtet, Hoch­schul­sport für alle Studie­rende ihrer Hoch­schule anzu­bieten. Dabei ist es an einigen Hoch­schulen üblich, dass die Studie­renden bei ihrer Teil­nahme einen geringen Betrag zahlen. Das Hoch­schul­sport­pro­gramm der Univer­sität Hildes­heim und HAWK wird den Studie­renden jedoch, bis auf wenige Ausnahmen, kostenlos zur Verfü­gung gestellt.

Was ist das Hochschulrahmengesetz?

Das Hoch­schul­rah­men­ge­setz, kurz HRG, gilt für alle Univer­si­täten, Pädago­gi­schen Hoch­schulen, Kunst­hoch­schulen, Fach­hoch­schulen und sons­tigen staat­liche Bildungs­ein­rich­tungen. Es regelt das Hoch­schul­wesen in der Bundes­re­pu­blik Deutschland.

Quelle: hier

Was macht das Hochschulrahmengesetz?

Es bestimmt welche Aufgaben und Pflichten die Hoch­schulen in der Bundes­re­pu­blik Deutsch­land haben. Beispiels­weise wird hier die Selbst­ver­wal­tung der Hoch­schulen gere­gelt, aber auch die Zulas­sung für ein Studium festgelegt.

Die einzelnen Bundes­länder können, inner­halb des Rahmen­schutz­ge­setzes, eigene indi­vi­du­elle Entschei­dungen für ihre Hoch­schulen treffen.

Quelle: hier

Finan­ziert wird der Hoch­schul­sport über Förde­rungen der Stif­tung Univer­sität Hildes­heim, sodass Studie­rende und Mitar­bei­tende das Angebot größ­ten­teils ohne für sie anfal­lende Kosten wahr­nehmen können. Momentan ist ein fester Betrag für die Aufwands­ent­schä­di­gung der Übungs­lei­tenden fest­ge­legt, der bei der Höhe des Mindest­lohns liegt (Stand WS 2022/23). Hinzu kommt noch die Finan­zie­rung der Sport­ge­räte und das benö­tigte Sport­ma­te­rial, deren Kosten eben­falls der Hoch­schul­sport übernimmt.

Dabei gibt es durchaus Unter­schiede in den jewei­ligen Kursen. Die Sport­ge­räte beim Roundet mussten beispiels­weise nur einmalig erworben werden, die Erneue­rung dieser über­nimmt der Hersteller kostenlos. Andere Kurse sind hingegen kosten­in­ten­siver, dazu gehören zum Beispiel Kanu­polo oder Tauchen. Diese werden, anders als die meisten Kurse, nicht in den Räum­lich­keiten der Univer­sität ange­boten, sondern in externen Schwimm­hallen. Die Eintritts­preise für die Studie­renden über­nimmt eben­falls der Hochschulsport.

Immer wieder finden in einzelnen Sport­arten auch Turniere statt. Diese werden von den Übungs­lei­tenden der jewei­ligen Sportart ehren­amt­lich orga­ni­siert. Der Hoch­schul­sport stellt hierfür ledig­lich die Räum­lich­keiten zur Verfü­gung und hilft gege­be­nen­falls bei der Organisation.

 

Aufwands­ent­schä­di­gung, Mate­rial, Räum­lich­keiten. Das Leitungs­team des Hoch­schul­sports wünscht sich mehr finan­zi­elle Mittel. Zum einen könnten sie dadurch die Aufwands­ent­schä­di­gung für die Übungsleiter*innen erhöhen, zum anderen wäre es möglich mehr Kurse anzu­bieten. Doch leider stellt die Begrenzt­heit der Räum­lich­keiten den Hoch­schul­sport vor eine große Herausforderung.

 

Ledig­lich eine Große Halle

 

Beim Parkour wärmen wir uns zunächst gemeinsam auf. Hier ist die Halle deut­lich größer als die Gymnas­tik­halle, in der Yoga statt­findet. Wir stehen im Kreis, drehen unsere Füße und Arme, machen Hampel­männer. Nach dem Aufwärmen gibt es ein gelei­tetes Angebot für Anfänger*innen. Die Bewe­gungen, die soge­nannten "Moves", sind unter­schied­lich. Einige erfor­dern mehr Koor­di­na­tion, andere etwas Über­win­dung. Am Schluss bekommt aber jeder jeden Move hin. Jetzt können alle frei trai­nieren, worauf sie Lust haben.

Mann macht Parkour, springt von einem Kasten

Der Parkour-Kurs. Foto: Elisa­beth Ziemowski

Eine Große Halle, vergleichbar mit einer Schul­sport­halle, und eine klei­nere Gymnas­tik­halle stehen für die Hoch­schul­sport­kurse zur Verfü­gung. Außerdem noch ein Fitness­raum, welcher ohne festen Kurs frei zugäng­lich ist. In der kleinen Gymnas­tik­halle werden Sport­arten wie beispiels­weise Jazz Dance, Judo oder Dart ange­boten. Die meisten Kurse jedoch, wie sämt­liche Ball­sport­arten oder Kurse die Mate­ria­lien benö­tigen, wie beim Tisch­tennis, müssen in der Großen Halle stattfinden.

Diese Große Halle muss der Hoch­schul­sport mit den regu­lären Semi­naren des Sport­in­sti­tuts und dem Kinder­sports teilen. Dabei stellt dies, insbe­son­dere in der kalten Jahres­zeit, eine orga­ni­sa­to­ri­sche Heraus­for­de­rung dar. Hoch­schul­sport­kurse können nicht immer zur gewünschten Zeit ange­boten werden, da die Halle schnell belegt ist. Oftmals verschieben sich die Kurs­zeiten bis in den späten Abend. Das erschwert für viele Studie­rende die Teilnahme.

Eine Ände­rung ist nicht in Sicht. Aufgrund fehlender finan­zi­eller Mittel kann der Hoch­schul­sport keine weiteren externen Sport­hallen für Kurs­zeiten anmieten. Hoff­nung bringen nur die warmen Monate des Sommer­se­mes­ters, in denen viele Kurse die Halle verlassen und das Trai­ning im Außen­ge­lände statt­findet. Dort gibt es noch einen Beach­vol­ley­ball­platz, einen Hart­platz und einen Street­ball­platz, welche für die Kurse genutzt werden. Dies hat zur Folge, dass im Sommer mehr Kurse ange­boten werden können. Außerdem ist in Planung einen Raum bei der Schwimm­halle der Univer­sität zu reno­vieren und dort Kurse wie  Fitness, Yoga oder Dart anzu­bieten, um die Gymnas­tik­halle zu entlasten.

 

Musik dringt aus der Laut­spre­cherbox und bringt sofort gute Laune. Beim Roundnet wird heute ein Turnier nach­ge­spielt. Zwei Spieler geben sich ein High-Five, der Ball ging bei dem gegne­ri­schen Team zu Boden. Punkt für sie. Die Teams sind gut durch­mischt, sodass Anfänger*innen sowie Fort­ge­schrit­tene viel Freude am Spiel haben. Es ist ein schnelles Spiel, bei dem man flink sein muss, um den Ball zu erwi­schen. Nach der finalen Runde stehen alle wieder zusammen. Die Netze werden aufge­räumt. Die Musikbox verstummt. Dann ist auch der letzte Kurs des Tages vorbei.

Vier Personen spielen beim Hochschulsport das Ballspiel Roundnet. Zwei Männer und zwei Frauen stehen im Kreis um ein kleines Trampolin. Der Ball fiegt in der Luft.

Einblick aus dem Roundnet-Kurs. Foto: Elisa­beth Ziemowski

Ein Beitrag von Elisa­beth Ziemowski, veröf­fent­licht am 5. März 2023