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Geschichte Hildesheims, die • feminin

  • 22. Juli 2024
  • Franziska Bausch Und Marie Bromberger

Wie viele Frauen fallen Dir ein, wenn Du an die Geschichte Hildesheims denkst? Nicht so viele bis gar keine? Das ging uns ähnlich.
Generell finden wir es nicht richtig, dass die Geschichtsschreibung vor allem Cis-Männer erwähnt. Es gibt Frauen in verschiedensten Bereichen, die viel mehr Anerkennung verdient hätten, als ihnen zugeschrieben wird. Daher haben wir uns für Euch (und für uns auch) auf die Suche nach diesen interessanten und inspirierenden Frauen gemacht. Wer waren sie? Was haben sie getan? Welchen Einfluss hatten sie?

Vorneweg: Wir haben uns bei den meisten Biografien auf das Buch Töchter der Zeit. Hildesheimer Frauen aus acht Jahrhunderten (2008) herausgegeben von Andrea Germer und recherchiert vom Verein Frauen-Labyrinth-Projekt Region Hildesheim e.V. gestützt. Der Band sammelt Biografien von Hildesheimerinnen und ist für genauere Infos zu diesen und weiteren Frauen sehr lesenswert.

Der folgende Beitrag verhandelt auf der Quellenlage, die wir hatten, nur die Biografien von Cis-Frauen, leider nicht auch von Inter-, Trans-, Agender- oder Nichtbinären Personen.

Schonetta von Nassau

Herzogin von Braunschweig

Schonetta von Nassau, geboren zwischen 1356 und 1372 in Hessen, wächst mit drei Schwestern und einem Bruder auf. Sie ist hochadeliger Herkunft: Ihr Vater ist Enkel eines Königs, ihre Mutter Tochter eines Grafen.
Sie wird 1384 mit Heinrich VI von Homburg verheiratet, als sie zwischen 12 und 28 Jahre alt ist. Als Hochadelige hat sie Unterrricht in Lesen, Schreiben, Nähen, Musik und Religion (Bibelstudium). Ihre Mutter stirbt 1390, da ist Schonetta zwischen 18 und 34. Ihre erste Ehe hält 25 Jahre, was für damalige Verhältnisse, mit durchschnittlich 15 Jahren, lang ist. Doch die Ehe nimmt kein glückliches Ende, Heinrich wird durch ein Attentat ermordet. Er zieht Schonetta in politische Streitigkeiten hinein:
Das Ehepaar besaß unter anderem auch Burg Greene, die strategisch wichtig war. Heinrich und Schonetta hatten zu seinen Lebzeiten einem Hildesheimer Bischog Güter zugesagt, diese nicht zu verkaufen. Heinrich wird ermordet und vermacht ihr unter anderem die Burg Greene. Allerdings hatte er 1409 die Burg an einen Herzog aus Braunschweig verkauft, da er Geld brauchte. Ein Rechtsstreit zwischen Bischof und Herzog entflammt, den der Bischof verliert. Burg Greene geht vorerst an Braunschweig.
1414, im Alter zwischen 42 und 58 heiratet sie den 18 Jahre alten Otto I. von Braunschweig. Wieder verpflichten sie und ihr Mann sich dazu, dass dem Bistum Burg Greene nicht entzogen wird und nach Schonettas Tod ans Bistum übergeht.
Otto muss sehr streitlustig gewesen sein, da er sich mit Braunschweig für einen Krieg verbündet, um Burg Greene vom Bistum zurückzuerobern. Otto entgeht einem Attentat seines Cousins nur knapp. Schonetta lässt sich 1421 von Otto scheiden. Sie handelt mit dem Bistum Hildesheim aus, dass nach ihrem Tod rechtmäßig die „Hochzeitsgeschenke“ (die Güter, die Otto ihr überschrieben hatte – unter anderem die Burg Greene) dem Bistum zufallen. Dafür behält sie den Nießbrauch mancher Güter inne. Das heißt, rechtlich gehen die Güter ans Bistum, sie kann aber weiterhin mit den Gütern verfügen wie sie will. Das Bistum stimmt dem Deal zu und sie bleibt ab 1426 bis zu ihrem Tod in Hildesheim. Sie stirbt 1436 in einem Alter zwischen 64 und 80 Jahren.

Weiteres: Schonetta wird in der Drei-Königs-Kirche bestattet, dort wurden nur wenige, für das Bistum bedeutende Menschen beigesetzt. Diese damalige Ehre erlangte sie durch ihren Einfluss zugunsten des Bistums.

Magdalene Kiffle

Widerständig gegen den Vorwurf der Hexerei

Magdalene Kiffle, um 1600 in Bayern geboren, lebt mit ihrem Mann und fünf Kindern in der Hildesheimer Neustadt. In den eher ärmlichen Verhältnissen nährt sich die Familie durch das Erbitten von Almosen und den von Tür zu Tür Verkauf von Sand. Kiffle ist durchaus stadtbekannt.
Als sie sich im Handel um Milch betrogen wähnt, flucht sie und beschimpft die Händlerin. Diese erleidet kurz darauf eine Erkrankung, was deren Umfeld wiederum auf das Fluchen Kiffles zurückführt. Die Anklage der Hexerei, die zu der Zeit nahe liegt, wird erhoben.
In dem dann folgenden ersten Verhör weist Kiffle die Anklage von sich. Die zeitgleich stattfindenden Verhöre des sozialen Umfeldes bestärken aber den Verdacht gegen Kiffle. Ereignisse aus ihrer Vergangenheit werden als belastende Anhaltspunkte aufgeführt. Dazu zählt ein Suizidversuch bei der ersten Schwangerschaft zwölf Jahre zuvor sowie allgemeine Angststörungen, unter denen Kiffle leidet. Auch ein Unfall eines ihrer Kinder wird als womöglich ihr Werk als Hexe aufgeführt. Manche Personen nutzen die Anklage, um sich für vermeintliches Fehlverhalten Kiffles zu rächen und belasten sie zusätzlich. Ihr Mann wendet sich von ihr ab. Kiffle aber besteht weiter auf ihre Unschuld.
In einer nächsten Stufe des Prozesses wird unter Vorzeigen und erstem, „leichteren“ Anwenden der Folterinstrumente das Verhör fortgeführt. Als Kiffle auch unter diesern Umständen nicht gesteht, holt sich der den Prozess führende Rat Hildesheims die Empfehlung der juristischen Fakultät Rinteln ein. Diese Rät zu Folter. Doch auch unter dieser gesteht Kiffle nichts, was sie nicht getan hat. In der Protokollführung ist ihre Standhaftigkeit festgehalten. Diese und dass die Folter nicht wiederholt wird, retten Kiffle vor der Hinrichtung.
Der Verdacht der Hexerei bleibt zwar bestehen, aber die Anklage wird fallengelassen, wenn auch Kiffle der Stadt verwiesen wird. Das weitere Leben von Magdalene Kiffle bleibt im Unklaren.

Weiteres: Die Hexenverfolgung in Hildesheim fiel relativ moderat aus. Nichtsdestotrotz waren Hexenverfolgungen ein misogyner, systematisch FLINTA* dämonisierender, unterdrückender und zumeist tödlicher Bestandteil des Patriarchats. Mehr zu Hexenverfolgung in Hildesheim ist hier zu
finden.

Weiteres: Die Steingrube, um die Mitte des 17. Jahrhunderts noch außerhalb der Stadt, war neben dem Marktplatz der Ort, an dem Hinrichtungen und auch Hexenverbrennungen stattfanden. Mehr zur Geschichte der Steingrube ist hier zu finden.

Catharina Helena Dörrien

Pädagogin, Botanikerin und Malerin im 18. Jahrhundert

Möglicherweise kennt ihr die Dörrienstraße in der Nähe vom Hohnsensee und der HAWK. Diese Straße gehört zu Catharina. Sie wird im März 1717 in einer Patrizier-Familie (sprich in die soziale Oberschicht) mit politischer Bedeutung geboren; sie folgt Bürgermeistern, Ratsherren und Inhaber weiterer hoher öffentlicher Ämter der Stadt. Im Kindesalter verstirbt ihre Schwester. Ihre zwei Brüder genießen eine gymnasiale Bildung und studieren. Selbst wird sie zuhause in Haushaltsführung, Musik und Religion unterrichtet und lernt nebenher Latein. Später spricht sie zusätzlich Französisch, die damalige europaweite Sprache zur Verständigung.
Durch ihre Eltern lernt sie Gartenarbeit schätzen und lieben. Als sie 16 Jahre alt ist, verliert sie erst ihre Mutter und mit 20 Jahren ihren Vater. Daher zieht sie zu ihren Verwandten in Hildesheim, wovon sie nicht sonderlich begeistert ist.
1746 zieht sie ins Fürstentum Oranien-Nassau, wo sie bei Sophia von Erath, einer Freundin mit großer Familie, als Erzieherin wohnt. Dort hat sie Zugang zur umfangreichen Bibliothek des Hausherren Erath; sicherlich zu ihrer Freude, denn sie liest viel, insbesondere die aufklärerischen Wochenzeitschriften namens Intelligenzblätter.
Sie veröffentlicht 1756 mit 39 Jahren, nach einer Reihe von Zeitschriftenaufsätzen, ihr erstes Buch zum Thema Pädagogik. Ab 1768 widmet sie sich nur noch der Botanik und setzt sich das Ziel, ihr Herbarium in ein Verzeichnis aller Pflanzen in Oranien-Nassau zu erweitern. 1766 wird sie zum Ehrenmitglied der Botanischen Gesellschaft zu Florenz ernannt. 1776 veröffentlicht sie „Verzeichniß und Beschreibung der sämtlichen in den Fürstlich Oranien-Nassauischen Landen wild-wachsenden Gewächse“ und wird im selben Jahr zum Ehrenmitglied bei der Berliner Gesellschaft Naturforschender Freunde ernannt.
Zu Lebzeiten findet ihr Werk Anerkennung und Besprechung in führenden wissenschaftlichen Zeitschriften und in den Gelehrtenlexika ihrer Zeit wird sie schon ab 1772 mit Werken und biografischen Daten genannt. 1795 stirbt die bekannte Pädagogin, Malerin und Botanikerin.

Levine Freifrau von Rössing

Sozial engagierte Gutsherrin

Levine Freifrau von Rössing kommt 1798 auf einem Rittergut in der Nähe von Osnabrück auf die Welt. Mit 19 Jahren heiratet sie den Adeligen Louis von Rössing. 1833 ziehen sie und ihr acht Jahre älterer Mann auf seinen Familiensitz in Rössing bei Hildesheim um.
Levine zeichnet sich, verglichen mit anderen Personen ihres Standes zu der Zeit, durch ein hohes soziales Engagement aus: Sie hält zweimal pro Woche homöopaathische Sprechstunden für die Dorfbewohner*innen ab, unterstützt die hannoversche Regierung im Bestreben Gewerbeschulen für Jugendliche auf dem Land zu eröffnen, stiftet die Erstausstattung einer Spinnschule und fördert diese im Folgenden. Außerdem gibt es eine Anekdote, gemäß derer sie preußischen Soldaten, entgegen der geltenden Vorschriften, Nahrung zu geschmuggelt habe.
Insgesamt gilt Levine Freifrau von Rössing für ihre Zeit als moderne, fortschrittliche und Menschen zugewandte Person. Sie stirbt 1878.

Weiteres: Rössing ist ein Dorf in der Gemeinde Nordstemmen, die zu Hildesheim zählt. Das Dorf liegt nordwestlich von Hildesheim.

Luise Cooper

Gründerin einer Blindenmission

Luise Cooper wird 1849 bei Neuhaus an der Oste in Nordniedersachsen geboren. Ihr Vater ist ein durchsetzungsstarker und engagierter Pastor, dessen lutherische Erziehung sie maßgeblich prägt. Sie macht eine Ausbildung zur Diakonisse im Henriettenstift in Hannover und entwickelt schon früh Interesse an der Missionsarbeit. Über den Berliner Frauenverein für China, dessen Ziel es war ausgesetzten chinesischen Kindern durch Obhut und Ausbildungsmöglichkeiten zu unterstützen, kann Cooper 1884 diesem Interesse nachgehen und kommt nach Hongkong, das zu dieser Zeit unter britischer Kolonialherrschaft steht.
Grundlage dieser sozialen Arbeit war das Missionieren, also das versuchte Auferlegen des christlichen Glaubens auf andere Religionen und Kulturen. Cooper ermöglicht dieses Berufsfeld, neben einer Selbsterfüllung eines christlich, eurozentrisch und kolonial geprägten Weltbildes, sehr viel selbstständigeres Arbeiten als es in Deutschland zu der Zeit möglich gewesen wäre und zudem das Verdienen eines eigenen Lebensunterhaltes. Nach zwei Jahren erkrankt Cooper allerdings so stark, dass sie nach Deutschland zurückkehren muss. Zusammen mit ihrer Mutter und ihren Sschwestern zieht sie dann nach Hildesheim, ihr Vater war vor ihrer Entsendung verstorben. Aus gesundheitlichen Gründen kann sie nicht nochmal nach China, aber setzt sich von Hildesheim aus weiter aktivistisch für die Findlingsmission ein: Sie hält deutschlandweit Vorträge und verfasst Veröffentlichungen, die sich spezifisch für den Schutz blinder chinesischer Mädchen in Hongkong unter deutscher Mission einsetzen. Es bildet sich in Hildesheim der Frauen- und Jungfrauenverein für China. Dieser sammelt Spenden, mit stetig wachsenden Erfolg. Aus Bemühungen verschiedener Seiten und mithilfe der Spenden kann in Hongkong das erste deutsche Blindenhaus gebaut werden. 1906, vier Jahre nach dem Bau, gibt es 85 Schülerinnen. Seit 1902 ist der Verein in Verein für deutsche Blindenmission in China umbenannt worden. Luise Cooper ist mit neun weiteren Mitgliedern Vereinsvorstand. Trotz häufiger gesundheitlicher Angegriffenheit ist sie weiter aktivistisch tätig, insgesamt mehr als vierzig Jahre. Sie verstirbt 1931 in Hildesheim. Sie ist Gründerin der Hildesheimer Blindenmission, die älteste Blindenmission Deutschlands.

Weiteres: Hongkong stand über 150 Jahren unter britischer Kolonialherrschaft. Nach dem ersten Opiumkrieg (1839-1842) hatte China die Stadt an Großbritannien abgetreten.
Mehr zur Geschichte Hongkongs ist hier zu finden.

Elise Bartels

Einsatz für die Gleichstellung der Geschlechter zu Beginn des 20. Jahrhunderts

Elise Bartels ist eine deutsche Sozialdemokratin, welche in den Jahren 1880 – 1925 lebt. Sie ist das Kind eines Arbeiterehepaares und besucht die Volksschule am Paradeplatz (heute Hindenburgplatz) in Hildesheim, wo sie auch wohnt. Sie vertritt die Meinung, dass Frauen durch politische Arbeit ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen und gestalten können. Diese Meinung ist für ihre Zeit eine sehr emanzipierte Meinung.
1901 heiratet sie, bekommt zwei Kinder und wird Hausfrei. Sie zeiht mit ihrem Mann in die Wiesenstraße 3.
Als 1908 beschlossen wird, dass Frauen in Parteien aktiv sein dürfen, tritt sie direkt der SPD beo. Hier arbeitet sie sozialpolitisch. Sie setzt sich dafür ein, dass Frauen im Arbeitsumfeld fair behandelt werden, was unter anderem mit gleicher Bezahlung zusammenhängt. Denn sie ist der Meinung, dass die wirtschaftliche Unabhängigkeit der Frau zu der Gleichstellung der Geschlechter führt.
1919 zieht sie in den Hildesheimer Stadtrat ein und gründet 1920 die Arbeiterwohlfahrt, bei der sie bis 1922 Vorsitz ist.
1924 ist sie eine der 27 Sozialdemokrat*innen im Reichstag der Weimarer Republik.
1925 verstirbt sie im Alter von nur 45 Jahren.

Klara Löbenstein

Klara Löbenstein wird am 15.02.1883 in Hildesheim geboren. Ihre Kindheit verbringt sie in der Goslarschen Straße 64, in einem prächtigen Haus mit großem Garten hin zur Braunschweiger Straße.
Alle Töchter der Löbensteins legen in der städtischen höheren Mädchenschule den höchsten Abschluss mit „Prima“ ab. 1899 ist sie dann eine der wenigen Schüler*innen, welche die neu eingerichtete Aufbauklasse „Selekta“ besuchen können.
1904 legt Klara am städtischen Realgymnasium in Hannover ihre Reifeprüfung ab, welche eigentlich nur für Jungen bestimmt ist, doch ihre Entschlossenheit treibt sie voran.
Danach studiert sie mit Margarethe Kahn zunächst bloß als Gasthöherin die Fächer Mathe und Physik in Berlin und Göttingen.
1909 beendet sie ihr Studium mit einer Promotion bei David Hilbert. In dem Fach Mathematik ist sie somit eine der ersten Frauen überhaupt, die ihren Doktortitel erhalten.
Ihr erstes Vorbereitungsjahr, was man heute als Refendariat bezeichnen würde, tritt sie an dem Andreas-Realgymnasium (heute Scharnhirstgymnasium) an. Sie setzt sich dafür ein, dass an den Schulen auch das Vorstellungs- und Abstraktionsvermögen von Mädchen mehr gefördert wird.
Ihr erste Stelle als Oberlehrerin tritt Klara Löbenstein 1913 im französischen Metz an der höheren Mädchenschule und Lehrerinnenbildungsanstalt an.
Sie ist allerdings nicht nur eine Mathematikerin und Lehrerin, sie erkennt auch früh an, wie wertvoll die Hildesheimer Kulturdenkmäler sind, welche dann wenige Jahre später auch von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt werden.
Ihr ganzer Werdegang vom Studium zu ihrer Tätigkeit als Lehrerin sind Zeichen ihres Ehrgeizes und ihrer Willenskraft. Zu der Zeit muss sie, um diesen Weg zu gehen viele Preise bezahlen, zum Beispiel den Verzicht auf eine eigene Familie und den Verzicht auf gesellschaftliches Ansehen, denn Lehrer*innen werden zu der Zeit oft als bedauernswerte Menschen angesehen, besonders Frauen natürlich.

Lily van Angeren-Franz

Zeitzeugin des Porajmos

Lily van Angeren-Franz wird 1924 in Oberschlesien geboren. Sie ist Sintiza. Ihre Familie reist in ihren Kindheitsjahren nach Westdeutschland und sie leben unter anderem auch um Hildesheim. Sie lernt Lesen und Schreiben auf eigenes Engagement hin an verschiedenen Schulen.
Ab 1936 machen sich der krisenhafte gesellschaftliche Zustand und auch die Politik Hitlers zunehmend für die zwölfjährige van Angeren-Franz bemerkbar. Die Polizeikontrollen nehmen zu, die Haltung gegenüber den Sinti und Roma kippt deutlich. 1938 wird ihr Vater wegen „Arbeitsscheu“ verhaftet und deportiert. Die restliche Familie bleibt ohne weiteres Wissen über seinen Verbleib zurück. Sie lassen sich in Hildesheim nieder, das Zurechtkommen wird schwieriger.
1943 wird sie sowie ihre Mutter und ihre Geschwister in Hildesheim-Dripsenstedt festgenommen und nach Auschwitz-Birkenau deportiert. Da sie lesen und schreiben kann, arbeitet sie im Schreibzimmer des Konzentrationslagers. Sie dokumentiert dort die erlebten Verbrechen sowie die Namen und Aufgaben der Täter.
Sie wird 1944 in das Konzentrationslager Ravensbrück und dann nach Graslitz verlegt. Während eines Todesmarsches gelingt ihr 1945 mit anderen die Flucht.
Später lässt sie sich in den Niederlanden nieder. 1952 kann sie ihren Vater und eine ihrer Schwestern wiedertreffen. Ihre Mutter und ihre restlichen Geschwister sind in Auschwitz-Birkenau verstorben.
In einem der letzten deutschen NS-Prozesse 1987, ist sie durch ihre angefertigten Mitschriften eine bedeutende Zeugin. Ihre Aussagen sind entscheidend für das Urteil.
Lily van Angeren-Franz stirbt 2011 in Woerden in den Niederlanden. Sie ist eine wichtige Zeitzeugin und Überlebende des Porajmos.

Weiteres: Porajmos („das Verschlingen“) bezeichnet den Völkermord an den Sinti und Roma durch die Nationalsozialisten, der erst 1982 anerkannt wurde.

Diane Kruger

Diane Kruger, eigentlich „Heidekruger“ ist eine bekannte Schauspielerin. Besondere Bekanntheit hat sie zum Beispiel durch die Rolle der Helena in Troja, die Sucherin in Seelen oder Dr. Abigal Chase in Das Vermächtnis der Tempelritter und Das Vermächtnis des geheimen Buches erlangt.
In Hollywodd ist sie gut bekannt unt unter anderem mit dem Regisseur Quentin Tarantino gut befreundet. Dieser war vermutlich genauso überrascht wie wir, als er herausfand, dass sie aus Deutschland kommt – genauer gesagt aus Algermissen.
„Denn, wenn sie eines getan hat für ihre Karriere, dann ist es, ihre deutschen Wurzeln nicht zum Thema zu machen.“ – Katharina Wilhelm, ARD-Korrespondentnin aus Los Angeles
Wenn man gezielt danach sucht findet man Hinweise auf Krugers Herkunft, aber anscheinend hat sie ihre Herkunft nicht of thematisiert. Ihren Nachnamen hat sie auch ändern lassen, um sich international besser vermarkten zu können.
Aber es stimmt. Die mittlerweile 47 Jährige kommt aus Hildesheim. Sie besuchte bis zur 10. Klasse das Gymnasium Josephinum in Hildesheim und nahm Unterricht in der Ballettschule Freese-Baus und legte dort mehrere Kinderballett-Prüfungen ab.
Mit 15 Jahren nahm sie die Modelagentur „Elite“ in ihre Kartei auf wodurch sie dann 1992 mit 16 Jahren bereits bei dem Weltfinale des Modewettbewerbs dieser Agentur „Look of the Year“ teilnahm.
Im Zuge ihrer Modelkarriere zog sie dann nach Paris, wo sie nach einigen Jahren des Modelns anfing Schauspielunterricht zu nehmen. 2004 spielte sie dann als Helena in dem Film Troja mit, was ihr den Durchbruch sicherte. Danach spielte sie noch in Filmen wie Das Vermächtnis der Tempelritter (2004), Inglourious Basterds (2009) und Seelen (2013) mit.
Durch ihr Leben in Frankreich, Deutschland und Amerika kann sie einige Sprachen fließend sprechen und synchronisiert ihre Rolle daher in vielen Filmen selbst.

Natürlich sind diese Frauen noch lange nicht alle, die es wert sind, erwähnt zu werden. Während der Recherche haben sich viele weitere spannende Biografien und Quellen offenbart. Hier sind weitere Informationsquellen, in denen ihr zu FLINTA* in der Geschichte recherchieren könntet:

Frauenorte Niedersachsen: Das ist eine Internetseite, die feministische Geschichtsschreibung fordert und sich mit Biographien von Frauen in Niedersachsen auseinandersetzt.

Frauenleben. Inspirierende Frauen und ihre Zeit: Autorinnen Petra Hucke und Susanne Popp erzählen sich gegenseitig in ihrem Podcast Frauen-Biographien.

Lost Sheroes – Frauen, die in den Geschichtsbüchern fehlen: Der mächtigste Pirat aller Zeiten? Eine Frau. Der erste Autor der Menschheit? Eine Frau. In „Lost Sheroes“ erzählt Schauspielerin Milena Straube die spannenden Lebensgeschichten unbeachteter Heldinnen und Queers.

HerStory – Geschichte(n) von Frauen und Queers: HerStory stellt im Podcast alle zwei Wochen Frauen und Queers vor, die in Geschichtsbüchern nicht auftauchen oder noch immer viel zu unbekannt sind.Nicht alle taugen als Vorbild oder als Heldin. Aber auch problematische Persönlichkeiten gehören zur Geschichte. HerStory will dazu beitragen, dass das Wirken von Frauen und queeren Personen fester Bestandteil unseres Geschichtsverständnisses wird.

Demokratie-Geschichte: Das ist eine Internetseite, die über 100 Köpfen der deutschen Demokratie erzählt.

Warum finden Frauen in der Demokratiegeschichte so wenig Beachtung?: Mit dieser Frage hat sich Hedwig Richter auseinandergesetzt. Sie ist Historikerin und forscht zur Demokratie.

Richter, Hedwig (2022). Warum finden Frauen in der Demokratiegeschichte so wenig Beachtung?. In: Stefan Berger/ Wolfgang Jäger/ Ulf Teichmann (Eds.), Gewerkschaften im Gedächtnis der Demokratie (147-160). Bielefeld: transcript Verlag

Bundeszentrale für politische Bildung: Vor 25 Jahren: Übergabe Hongkongs an China, 2022, online verfügbar unter: https://www.bpb.de/kurz-knapp/hintergrund-aktuell/510018/vor-25-jahren-uebergabe-hongkongs-an-china/#node-content-title-0 [zuletzt abgerufen am 23.06.2024]

Germer, Andrea (Hrsg.): Töchter der Zeit. Hildesheimer Frauen aus acht Jahrhunderten, Hildesheim: Gerstenberg, 2008, https://d-nb.info/992891302

Germer, Andrea (Hrsg.): Töchter der Zeit. Hildesheimer Frauen aus acht Jahrhunderten (Bd. 2) , Hildesheim: Gerstenberg, 2013, https://d-nb.info/104651864X

van Angeren-Franz, Lily; Berts, Dick; Clemens, Henny: „Polizeilich zwangsentführt“. Das Leben der Sinti Lily van Angeren-Franz, Hrsg. Hans-Dieter Schmid, Hildesheim: Gerstenberg, 1997

Zentralrat Deutscher Sinti & Roma: Premiere: Unrecht und Widerstand – Romani Rose und die Bürgerrechtsbewegung, 2022, online verfügbar unter: https://zentralrat.sintiundroma.de/premiere-unrecht-und-widerstand-romani-rose-und-die-buergerrechtsbewegung/ [Stand 23.06.2024]

Catharina Helena Dörrien: Catharina Helena Dörrien. Ölbild von Ludwig Hauck, 1761, in: Töchter der Zeit

Diane Kruger: Foto in https://www.filmstarts.de/kritiken/173053/bilder/?cmediafile=20540480

Elise Bartels: Reichstagsabgeordnete Elise Bartels (Foto in: Archiv des AWO KV Hildesheim – Alfeld (Leine) e.V.)

Klara Löbenstein: Wohnhaus Löbenstein an der Goslarschenstraße hinten, vorn Elisabethschule und Goetheschule (Foto in: Schularchiv Goethegymnasium Hildesheim)

Levine Freirfau von Rössing: Levine von Rössing. Porträt. in: Töchter der Zeit

Lily van Angeren-Franz: Lily van Angeren-Franz Portrait (Foto in: https://shhv.info/lily-franz/ )

Luise Cooper: Louise Cooper (Foto in: Schulte, Frauen tragen die Hälfte des Himmels)

Magdalene Kiffle: Titelblatt der Untersuchung von Wilhelm Hartmann über die Hildesheimer Hexenprozesse, 1927, in: Töchter der Zeit

Schonetta von Nassau: Grabplatte Schonettas im Kreuzgang des Hildesheimer Doms (Foto B.Köhler-Murken, 1997, in: Töchter der Zeit)

Bundeszentrale für politische Bildung: Deutsche Geschichte: 1914 – 1990, 2021, online verfügbar unter: https://www.bpb.de/system/files/dokument_pdf/Zeitleiste_deutsch_zum-Selbstdruck_16_Einzelseiten.pdf [zuletzt abgerufen am 01.07.2024]

Bundeszentrale für politische Bildung: Französische Revolution, 2020, online verfügbar unter: https://www.bpb.de/kurz-knapp/lexika/politiklexikon/17501/franzoesische-revolution/ [zuletzt abgerufen am 01.07.2024]

Bundeszentrale für politische Bildung: Frauenwahlrecht, 2022, online verfügbar unter: https://www.bpb.de/kurz-knapp/lexika/lexikon-in-einfacher-sprache/314543/frauenwahlrecht/ [zuletzt abgerufen am 01.07.2024]

Deutschland.de: Deutsche Geschichte bis 1945, online verfügbar
unter: https://www.deutschland.de/de/deutsche-geschichte-bis-1945
[zuletzt abgerufen am 01.07.2024
]

Ebehard Karls Universität Tübingen: Mittelalterliche Zeitleiste, 2006, online verfügbar unter: https://uni-tuebingen.de/fakultaeten/philosophische-fakultaet/fachbereiche/geschichtswissenschaft/seminareinstitute/mittelalterliche-geschichte/studium/online-tutorium/zeitleiste/ [zuletzt abgerufen am 01.07.2024]

Lebendiges Museum Online: Statistische Angaben zu den deutschen Kolonien, 2014, online verfügbar unter: https://www.dhm.de/lemo/kapitel/kaiserreich/aussenpolitik/statistische-angaben-zu-den-deutschen-kolonien.html [zuletzt abgerufen am 01.07.2024]

Ein Beitrag von Franziska Bausch, Helena Pues und Marie Bromberger, veröffentlicht am 22.07.2024

Franziska Bausch

Marie Bromberger

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