Du überlegst an der Domäne zu studieren, aber bist dir nicht sicher, ob ein Studium in dieser Stadt wirklich etwas für dich ist? Dann verzage nicht und gönne deinen Augen eine imaginäre Reise nach Hildesheim und an den Kulturcampus – aus meiner Sicht!
Wenn es eine Sache gab, die mir nach Abschlusses meines Abiturs nicht leicht fiel, dann war es die Suche nach der idealen Universitätsstadt mit dem passenden Studienfach für mich — Und obwohl Websites und Studienratgeber mir eine kleine Unterstützung ist geboten haben, hätte ich mir irgendwas reales gewünscht, irgendwas was auch die wichtigen Punkte behandelt wie beispielsweise das Essen am Campus, der Vibe der Leute und wie cool die Seminare sind.
DISCLAIMER: Diese Aussagen reflektieren nur meine Meinung und Erfahrungen mit der Domäne, meinem Studium und Hildesheim generell.
Hildesheim — Der Stoff aus dem Wattpad Stories gemacht sind
Was für mich persönlicher viel wichtiger, als noch die Studieninhalte selbst, ist das Umfeld in dem du leben wirst, immerhin wirst du voraussichtlich die nächsten Jahre hier feiern, einkaufen und abhängen werden. Für viele angehende Student*Innen ist der Schritt ins Studium mit dem ersten Umzug verbunden, aber wie ist es eigentlich so in Hildesheim zu leben?
Ich komme ursprünglich aus einer Kleinstadt mit etwas mehr als 10.000 Menschen und im Vergleich dazu gibt mir Hildesheim das Maß an Großstadtatmosphäre, das ich für mich brauche.
Ein Dozent sagte einst, dass Hildesheim die "kleinste Großstadt" sei und ich finde das trifft den Nagel auf den Kopf. Die Stadt ist sehr wechselseitig: Von schöner Architektur an Alleen, über Betonblock-Gräue, bis hin zu fast schon ländlichen Gefühlen bei Spaziergängen, hat Hildesheim ein sehr wechselreiches Programm zu bieten, was die Umgebung angeht.
Die Stadt ist gezeichnet von ihrer historischen Vergangenheit und Sommer mit Freunden auf alten Stadtmauern zu sitzen und ein paar Bier zu trinken ist für mich ein wunderbares Erlebnis. Hildesheim hat unendlich schöne Ecken und auch, wenn die Stadt nicht so groß ist, wie man gedacht hat, findet man immer wieder kleine coole Orte; mein persönlicher Favorit ist dabei der Weg zum Kulturcampus an der Innersten (einem Fluß) entlang, besonders an sternenklaren Sommernächten.

Bild: Georg Eiermann/Unsplash

Bild: Maik Garbade/Unsplash

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Einkaufmöglichkeiten gibt es auch en masse: Der Edeka, den man kennt und liebt, der Ghetto-Netto und kleine independent Märkte. 'Ne (kleine) Mall, H&M und Second Hand Läden.
Und wenn du mal keine Lust hast zu kochen, hast du reichlich Auswahl an verschiedenen Restaurants, hier einige honorable mentions: Das India Haus, Dominos, McDonalds (weil der Laden 24/7 offen hat und weil Burger mit Freunden nachts um 3 einfach am besten schmecken).
Kneipen, Bars und Clubs hat Hildesheim auch einige zu bieten, nicht alle unbedingt top notch, aber für ein süffiges Bier und spaßige Nächte mit Kommiliton- und Freund*Innen reicht es definitiv.
Und selbst, wenn du Lust auf mehr hast, kannst du innerhalb einer halben Stunde mit dem Zug oder der S‑Bahn nach Hannover rüberdüsen
Der Kulturcampus — WIR STUDIEREN AUF EINER BURG?!
Wenn du wie ich ein künstlerisches Studienfach belegst, dann wirst du höchstwahrscheinlich auch an einem Eignungstest teilnehmen müssen und oh man, wenn ich eins nicht vergessen werden, dass der Fakt, dass der Campus eine alte Burg ist. Das heißt du wirst auch innerhalb dieser alten Gemäuer studieren. Es gibt ein neueres Gebäude, das nur halb so cool aussieht wie die anderen Teile der Burg, aber WOW, nach 5. Semestern bin ich noch immer von der Atmosphäre und dem Anblick des Kulturcampus verzaubert, baff und beeindruckt.
Parkplätze gibt es genügend (zumindest hatte ich da noch nie Probleme mit) und auch, wenn es keine Mensa gibt, kommt stets ein Foodtruck der dich und andere mit banger Essen versorgt. Mit deinem essen kannst du dich dann entweder in die Gebäude begeben oder du setzt dich bei schönem Wetter einfach auf die anliegenden Grünflächen, Mauern oder Picknicktische (von denen gibt es allerdings nur drei), an denen man übrigens wunderbar neue Leute kennenlernen kann. Der Campus verfügt zudem über verschiedenste fachspezifische Räume zum gemeinsamen schreiben/musizieren/etc., eine Bibliothek, ein Hofcafé (mega gut!!!), ein eigenes Theater just to list a few.

Bild: Andreas Hartmann
Der Vibe des Campus und seiner Student*Innen ist sehr artsy, sehr freigeistlich und war für mich sehr neu und ungewohnt, aber so ist das halt, wenn man aus einer Kleinstadt mit 33% AfD-Wahlanteil kommt. Der Vibe am Campus war sehr befreiend, offen und irgendwie hab' ich mich direkt ein wenig geborgen gefühlt. Hier hast du irgendwie immer wen, mit dem du reden kannst, wenn du Bock hast. Literally, du kannst Leute einfach anquatschen. Oder Leute fangen an neben dir den Pokémon Theme Song zu singen, weil sie gesehen haben, dass du Pokémon Schwert auf deiner Switch gespielt hast. Safe to say: Trist ist die Präsenzlehre nicht. (Wenn du das liest und die Pandemie vorbei ist, lucky you!). Außerdem gibt es auf den Wiesen einen riesigen Strohhalm im Boden und Schaukeln in einem riesigen Baum und das Ganze fühlt sich echt ein wenig an, als würdest du in einer Netflix Romance Comedy leben, aber auf 'ne gute Art und Weise.
Das Studium — Freiheit en Masse
Hat dir jemals jemand gesagt, dass du während deinem Studiums nur das lernst worauf du auch wirklich Lust hast? Auch, wenn ich in den meisten Fällen sagen würde, dass das nicht war ist, trifft es an der Uni Hildesheim 1:1 zu. Hier gestaltest du dir deinen eigenen Stundenplan! Du suchst dir Seminare aus, die interessant klingen, schaust in welchen Zeitslot sie passen et voilá, du hast deinen eigenen, an dich spezifisch angepassten Stundenplan. Und während das durchaus sehr nice sein kann, habe ich mir schon öfter mal gewünscht, dass wir einen vorgeschriebenen Stundenplan hätten. Die Freiheit des Stundenplans war für mich gerade anfangs sehr überwältigend und im ersten Semester hatte ich nicht mal eine Ahnung, ob das was ich wähle überhaupt Sinn macht.
Neben deinem Hauptfach wählst du zudem auch noch zwei Nebenfächer und auch hier ist die Auswahl manchmal nicht so klasse. Nicht aufgrund der Tatsache, dass die Seminare uninteressant sind, sondern aufgrund der Tatsache, dass es manchmal zu wenige Seminare gibt, sodass es manchmal schwer fällt Module auszufüllen und abzuschließen.

Bild: Universität Hildesheim
Im Großen und Ganzen sind die Inhalte der Seminare allerdings großteils echt sehr interessant. Dozent*Innen gehen auf Student*Innen ein und manchmal wird der Seminarplan sogar auf die Wünsche des Seminars angepasst.
Ich hatte in meinem Kopf vor Studienbeginn immer dieses Bild eines unnahbaren Professors, der trocken seine Theorie durchzieht und obwohl es auch Dozent*Innen und Professor*Innen gibt, die Theorie durchziehen, hatte ich bisher bei keiner meiner Seminarleiter*Innen das Gefühl, dass sie sich nicht für die Teilnehmer*Innen interessieren. Ganz im Gegenteil, der Großteil der Lehrenden ist super offen, oft mit den Student*Innen auf "Du"-Basis und dieses ganze Klima ermöglicht einen entspannten Start ins Unileben.
Je nachdem welche Seminare du wählst, machst du auch direkt zu Studienbeginn erste Praxiserfahrungen. In dem Seminar "Erstsemesteranthologie" für Student*Innen von Kreatives Schreiben und Kulturjournalismus schreibst du mit deinem Jahrgang direkt im ersten Semester eine Anthologie (wie der Name schon sagt). Das ist nicht nur super um deine Kommiliton*Innen, aber du schreibst vor allem im ersten Semester ein Buch?! Mega banger und man ist einfach super stolz, sobald du das Buch in deiner Hand hälst.
Zudem gibt es noch ein Projektsemester, dass du während deines Studiums absolvieren musst. Auch dort gibt es alle möglichen Projekte in denen du Praxiserfahrungen sammelst und ein Semester lang mit deiner Projektgruppe zu einem bestimmten Ziel hinarbeitet.
Ich beispielsweise hatte das Projekt "1000 Seiten Futur 2" in dem wir ein Buch mit letztendlich 1112 Seiten als Schreibkollektiv geschrieben haben und ehrlich gesagt (Achtung: Cheesy Feeling Alert!!!) war es mit eine der besten Erfahrungen die ich in meinem Unileben bisher gemacht habe. Ich hab durchs schreiben irgendwie zu mir selber gefunden und ich konnte mich im Sommer mit meinen Projektpartner*Innen auf dem Kehrwiederwall getroffen, um zu schreiben, übers Projekt zu reden und einfach nur zu hängen. Und safe to say, dass ich in diesem Projekt einige gute Freunde kennengelernt habe.
Mein Beitrag zum Literatur Adventskalender 2021
Im Dezember beim Literarischen Adventkalender auf dem Instagramkanal vom Literaturinstitut Hildesheim mitmachen dürfen. Gönnt euch gerne das kleine Video dazu. Alle Beiträge sind übrigens noch immer auf dem Instagramkanal anzusehen, also schaut gerne mal beim Literaturinstitut vorbei!
Fazit — What it boils down to
Also, wie sieht's aus? Was ist mein Urteil nach all meiner Zeit hier in good ol' Hillywood? Ich muss zugeben, ich glaube ich habe den Nachteil meinen Großteil des Studiums in der Onlinelehre erlebt zu haben, aber da ich das in dieser ganzen Review nicht wirklich erwähnt habe, werde ich das auch nicht in mein Fazit mit einfließen lassen. Aber lass dir gesagt sein, dass Präsenzlehre SO VIEL BESSER IST!!!
Jetzt wo wir das aus dem Weg geschafft haben, mein richtiges Fazit:
Hildesheim ist eine wundervolle Stadt mit guter Anbindung was den Zugverkehr angeht. Auch augenscheinlich macht die Stadt gut etwas her. Wenn du gerne nachts spazieren gehst, was du im Sommer definitiv mal machen solltest, sind grade Orte wie der Kulturcampus oder der Domhof ein wundervoller Ort.
Essenstechnisch hat die Stadt auch ein umfangreiches Angebot und auch die Leute, die ich hier bisher kennengelernt habe, sind alle echt entspannt drauf.
Der Kulturcampus hat alle meine Erwartungen übertroffen. Gedanken an graue Seminarräume haben umgeben von den alten Steinmauern der Burg keinen Platz mehr. Der Foodtruck versorgt dich mit wenig Geld mit gutem Essen, natürlich nicht Michelin-Sterneessen, aber ich würde sagen schon ganz nice, vor allem für das Geld. Die Leute sind auch cool drauf und du kannst dich hier auf jeden Fall frei entfalten, so wie du bist.
Das Studium an sich ist auf jeden Fall etwas für Freiheitsliebende. Ich persönlich hätte mir ein wenig mehr Struktur gewünscht, aber ich glaube das ist durchaus personal preference. Es hat mich etwas gebraucht bis ich das Konzept der Stundenplanerstellung richtig kapiert habe (ich glaube manchmal hab ich's immer noch nicht ganz raus, my bad tho haha). Die Seminare bieten spannende Inhalte und die Seminarleitenden sind kompetent und immer ready auf Studierende einzugehen (Ausnahmen gibt's natürlich immer).