Früher hab ich da ein Eis bekommen

-Eine Geschichte der Domäne Marienburg-

Früher

Es war einmal…früher…da wurde die Domäne Mari­en­burg erbaut. Alles begann mit dem erbit­terten Kampf um den Bischofs­stuhl in Hildes­heim, ausge­tragen zwischen Hein­rich dem 3. von Braun­schweig-Lüne­burg und Graf Erich von Schaum­burg. Schluss­end­lich trium­phierte Hein­rich – das Problem dabei: die meisten Bürger Hildes­heims waren weiterhin lieber Anhänger des Grafen Erich und so kam es, dass Hein­rich die Mari­en­burg zwischen 1346 und 1349 als Trutz­burg erbaute, um Stadt und Bürger besser kontrol­lieren zu können. Der Burg­turm und das „Hohe Haus“ waren die beiden ersten fertig gestellten Teile der Wasser­burg, welche Hein­rich die nötige Macht als Bischof verliehen.

Früher hab

Einen ganzen Zeit­sprung später bekam die Mari­en­burg die Ausmaße des drei­ßig­jäh­rigen Krieges zu spüren. Bela­gert durch die Dänen im Jahr 1625, wurde sie schließ­lich sieben Jahre später von den Schweden erobert. Ein Groß­teil der oberen Stock­werke vom Ost- und Südflügel wurden dabei zerstört. Die Folge: Nach dem Krieg verlor die Burg ihre stra­te­gi­sche Bedeu­tung und wurde vorerst nur für Wohn­zwecke genutzt.

(c) Monika SchusterFrüher hab ich

Auf weitere Zerstö­rungen musste sich die Mari­en­burg 1657 einstellen. Durch Sturm wurden weitere Teile des Gebäudes beschä­digt. Sechs Jahre später wurde darauf geachtet vieles im Fach­werk­stil zu erneuern und die Gebäude zu erweitern.

Früher hab ich da

Eine neue Bean­spru­chung erfuhr die Burg im Jahr 1711, als Kurfürst Georg Ludwig von Hannover sie beschlag­nahmte. Eine neue große Stein­scheune wurde vier Jahre später von ihm dazu gebaut (Anmer­kung: nur der Snack­au­tomat fand wahr­schein­lich erst Jahre danach darin seinen Platz).

Früher hab ich da ein

Die nächste große Wendung ereig­nete sich 1806: Die west­phä­li­sche Regie­rung hob in diesem Jahr das Domka­pitel auf, weshalb die Mari­en­burg als Eigentum des Staates von diesem Punkt an als Staats­do­mäne bezeichnet wurde.

Anmer­kung: Was bedeutet eigent­lich Domäne? Geschicht­lich betrachtet ist es nichts anderes als Landgut, welches dem Staat gehört, mit anderen Worten: staat­li­cher Besitz. Dieser hielt aller­dings nicht lange an, denn nur ein Jahr später wurde sie an den fran­zö­si­schen General verkauft. Doch auch dieser Wechsel war nicht von langer Dauer: Das König­reich West­phalen brach zusammen und die hanno­ver­sche Regie­rung machte den Kauf der Domäne rück­gängig. 1808 wurde die Mari­en­burg zum zweiten Mal Staatsdomäne.

Früher hab ich da ein Eis

Dass sich die Domäne Mari­en­burg auch für land­wirt­schaft­liche Zwecke gut nutzen lässt, dachte sich wohl 1913 Carl Graf, der sie pach­tete und zu einem land­wirt­schaft­li­chen Betrieb kulti­vierte. Nach Ende des zweiten Welt­krieges entwi­ckelte sich daraus ein großer Gemü­se­an­bau­be­trieb. Produ­ziert wurden vor allem Konserven.

Früher hab ich da ein Eis bekommen

…erzählte mir eine ältere Dame neulich. Bis 1991 hatte im Gewöl­be­keller der Burg die Eisfa­brik des bekannten MUKU-Eis ihren Sitz. Während des Werk­ver­kaufes konnte häufig frisch produ­ziertes Eis günstig erstanden werden, meinte sie, was für einen regen Betrieb auf dem Gelände führte.