DAS PROJEKTSEMESTER:
2024
Festivalprogramm 05.–07.07.2024
Hier geht es zum Festivalprogramm von Alles im Fluss 2024.
EDITORIAL
Der Flussmetapher ist auch in den Kulturwissenschaften nicht [kaum?] zu entgehen — von der Quellenforschung bis zur Mündung in Erkenntnisse. Und wer eine künstliche Intelligenz – sagen wir UHiKI / Chat GPT– auffordert, einen Begrüßungstext für ein zeitgenössisches wissenschaftlich-ästhetisches Praxisprojekt auf dem Kulturcampus mit dem Titel „Alles im Fluss“ zu verfassen und ein paar Stichworte für den Prompt vorschlägt, kriegt aus dem Daten-Strom auch zeitgenössischere Metaphern wie Gender-Fluidität oder (Arbeits-)flow, angeboten.
Bleiben wir im Mainstream-Sprech und bei den vielleicht schon allzu oft angerufenen Fluss-Metaphern: Ziel eines jeden Projektsemesters am Fachbereich 2 der Universität Hildesheim in Lower Saxony (ups, UHiKI? Wo kommt das jetzt her?), also Ziel ist es, Vorstellungen von Theorie und Praxis, die vermeintlich an unterschiedlichen Ufern liegen, ins Fließen zu bringen.
Und wenn wir das Thema „Alles im Fluss“ nicht nur im übertragenen Sinne verstehen möchten? Da kann es auf der Domäne sehr schnell unbehaglich werden: In direkter Nachbarschaft zur Innerste gelegen, haben viele von uns schon erfahren müssen, was es bedeutet, wenn alles im Fluss ist und welche negativen Implikationen das haben kann – "alles im Eimer" sozusagen. Dennoch wollen wir wagen, auch die ganz konkreten materiellen Dimensionen von „Alles im Fluss“ zu begreifen. Werden sich Projekte mit Wasser, H2O, Flora und Fauna befassen? Und auch mit dem, was alles nicht in den Fluss gehört, aber drin ist? Austrocknung und Deichbrüche: der Fluss versorgt von jeher die Menschen und sie fürchten sich vor ihm. So nah wie Theorie und Praxis liegen, so nah liegen auch Natur und Kultur und damit: Begradigung, Überschreitung und Brückenbauen.
Das Projektsemester bedeutet Forschung mit, als, zu ästhetische® Praxis: auf Verflossenes in Archiven schauen; neue Ideen fließen lassen; Stau in kreativen Gruppenprozessen und inszenatorische Durchbrüche erleben. Und aus vielen einzelnen Rinnsalen bildet sich ein Strom, der uns mit Energie versorgt: versprochen. Beim rauschenden multi- und transdisziplinären Festival für Ursprünge vom 5.–7. Juli 2024.
PROJEKT ANGEBOT
Hooked on a Feeling
Rasika Ajotikar, Johannes Ismaiel-Wendt, Matti Müller
Projektbeschreibung
Hängst Du fest in Deiner musikalischen Vergangenheit? Gehst Du heimlich zu Tribute Band Konzerten? Singst Du bei „Dancing Queen“ laut mit? Hast Du eskapistische Tendenzen?
Die (Selbst-)Hilfegruppe ‘Guardians of the Gegenwart’ hilft die Muster zu erkennen, die uns im Netz musikalisch verflossener Zeiten gefangen halten. Sie analysiert wie Sound und Erinnern zusammenwirken. Eröffnet werden Wege mit diesen musikalischen Abhängigkeiten umzugehen bzw. sich von Hooks, den Angelhaken der Vergangenheit, zu lösen.
Komm zu den ‚Gardians of the Gegenwart‘. Wir hören zu. Wir dekonstruieren alles. Wir schützen Dich vor den Untiefen der ironischen Brechung und zeigen dir Wege in die Retro-Resilienz.
Ziel des Projekts:
Wir erarbeiten ein recherchebasiertes Performance-Format zu Musik und Erinnerung, Sound und Gedächtnis, Retro-Mania und Nostalgie, Popmusik und Geschichtsbildung sowie Kanonisierung. Wir setzen uns mit Song-Writing- und Audio-Produktionsstrategien sowie besonderen Genres auseinander, die Vergangenheiten beschwören, verfremden oder dekonstruieren.
Arbeitsweisen: Wir erarbeiten eine Therapiesitzung der „Guardians of the Gegenwart“ als Live Show. Wir freuen uns also über Teilnehmende mit verschiedensten Interessen, wie Song Writing, musikalische und Audio-Production-Skills genau so wie über Studierende mit Interesse an Inszenierung und Performance. Wir arbeiten z.T. in Kleingruppen, aber immer mit dem Ziel der Inszenierung einer Großgruppe.
Arbeitszeiten (ca.): mittwochs (13–18h), donnerstags (10–15.30), freitags (10–15h).
Die Projektpräsentation am 6.12. findet in Hs 27/101 statt.
Tod auf dem Nil 2
Martina Groß, Jens Roselt
Projektbeschreibung
Eine koloniale Gesellschaft aus Performancekünstlern, Theaterpädagoginnen und Kulturvermittler*innen schippert auf dem Nil. Bezahlt hat die Kreuzfahrt das Goetheinstitut. Die Reisenden sollen sich Gedanken über ihre Privilegien machen. Ihr Ziel ist die Quelle des Flusses, wo sie ein interkulturelles Festival veranstalten wollen. Gelegentlich fällt ein Passagier tot um, getroffen von einer der Kugeln, die islamistischeTerroristen vom Ufer aus auf das Schiff abfeuern. Die kreative Gesellschaft an Bord schert das wenig. Akribisch feilen die Reisenden an einer ultimativen Contentnote, die sie gegen alles absichern soll. [Irgendwie ägyptisch aussehende] Nebendarsteller servieren derweil den Earl Grey.
Agatha Christies Kriminalroman von 1937 und seine Verfilmung von 1978 dient uns als Szenario für ein Blockbuster-Theaterprojekt, dessen Triggerwarnung tiefer gehen wird als sein Inhalt. Wir machen ordentlich Dampf im Diskurskessel und streiten uns darüber, ob wir unser Schiff mit oder gegen den Strom steuern sollen. Bei Untiefen werfen wir Anker, um an seichten Stellen baden zu gehen. Wir machen Dokutheater über eine Ratte, die das sinkende Schiff in Luxor verlassen möchte, um sich mit einem Sprengstoffgürtel unter die Touristen zu mischen. Bei einem Landgang setzen wir die Mumie von Agatha Christie im Tal der Könige bei. Zurück an Bord öffnen wir die geheimnisvolle Kiste mit der Aufschrift: „Vorsicht Kunst. Nicht auf den Kopf stellen.“ Wir queeren den Cast. Wir enthüllen Peter Ustinovs geheime Vorliebe für Drag und fragen endlich, wie schwul war Hercule Poirot wirklich?
Das Theaterprojekt „Tod auf dem Nil 2“ untersucht und erprobt, was man mit einem populären Stoff im Theater machen kann, wie man ihn dramaturgisch und szenisch bearbeiten muss, um etwas mit dem historischen Material über die Gegenwart zu erzählen. Schließlich wollen wir rausfinden, was wir dem Publikum überhaupt zu erzählen haben. Mit detektivischem Spürsinn werden wir ermitteln, welche Motive es gibt Theater zu machen.
Das Theaterprojekt richtet sich an Studierende, die sich nicht scheuen auf der Bühne seekrank zu werden. Gearbeitet wird im Kollektiv. Geprobt wird in Präsenz. Die wöchentlichen Projekttage sind Mittwoch bis Freitag (und ggf. das Wochenende).
Die Präsentation des Projekts am 6. Dezember findet in Raum KC.52.1.23 statt.
2084: Fluide Welten
Jenifer Becker
Projektbeschreibung
2084: Fluide Welten
Projektseminar / Projektmodul (8 SWS)
Max. Teilnehmer:innenzahl: 20
Durchführende: Jenifer Becker
Mittwoch – Freitag
In Do Androids Dream of Electric Sheep? (Philip K. Dick, 1968) grasen die titelgebenden synthetischen Schafe auf Dächern einer futuristischen Stadt, Binti (Nnedi Okorafor, 2015) zeichnet die Existenz einer intergalaktischen Universität nach und in The Left Hand of Darkness (Ursula K. Le Guin, 1969) wechseln Gethianer fließend ihre Geschlechtsidentität. In Science-Fiction-Literatur sind nicht nur Identitäts- und Gesellschaftskonzepte im Fluss, sondern ganz grundlegende Vorstellungen über unsere Gegenwart. Durch die Entwicklung spekulativer Welten, ermöglicht Sci-Fi Grenzerweiterungen vermeintlicher Normen und kann so Entwicklungsmöglichkeiten aufzeigen. Während in den 80er-Jahren fliegende Autos und Hoverboards in der Populärkultur kursierten, steht im Zeitalter generativer Sprachmodelle, wie ChatGPT, Künstliche Intelligenz für das zukunftsverändernde Motiv der Jetzt-Zeit. Dies spiegelt sich in Form dystopischer und utopischer Spekulationen in literarischen und medialen Diskursen wider, und beeinflusst ebenso auf ganz pragmatische Weise kreative Prozesse und Schreibpraktiken: große Sprachmodelle werden zunehmend als Tools in Schreibprogrammen eingesetzt, sie können darüber hinaus literarische Erzählsettings halluzinieren und neue Formen der Kollaboration ermöglichen – dies gilt gleichermaßen für auditive und visuelle Bereiche. Vor dem Hintergrund rasanter technischer Neuerungen, politischer Ereignisse, gesellschaftlicher Spaltung, Kapitalismus, Krieg und KI wollen wir im Projektseminar kritisch über eine mögliche Zukunft nachdenken, in der ein kollektives Miteinander, Intimität und Fluidität im Zentrum stehen. Anstatt Technik auszugrenzen, wollen wir diese einbeziehen, kritisch reflektieren und in das Jahr 2084 transferieren: Wie könnte also eine Zukunft, ausgehend vom Zeitalter der KI, im transhumanistischen Kollektiv imaginiert werden?
Unser Ziel ist es, gemeinsam eine Welt zu erschreiben, die im Jahr 2084 angesiedelt ist und als Buch, narrative Installation oder literarische Performance umgesetzt werden soll. Ausgehend von der Lektüre von Sci-Fi-Texten und Cyborg-Manifesten, beschäftigen wir uns mit erzählerischen Mitteln, World-Building, Figurenentwicklung und spekulativen Fiktionen. Wir diskutieren Motive und Erzählschemata in spekulativer Literatur und erproben uns an verschiedenen Schreibformen und Methoden; wir schreiben allein, im Kollektiv, mit Tastaturen, Frames, Prompts und künstlicher Intelligenz. Wir entwickeln mutable Identitäten, Monster, Lovebots, Politiker:innen, Staatssysteme. Wir werden außerdem ein Material-Archiv anlegen, um Texte zu samplen, umzuschreiben oder zusammenzuführen. Im Zentrum steht die Frage: Wie wollen wir oder wie werden wir möglicherweise leben?
Arbeitszeiten
Das Projekt findet Mittwoch bis Freitag (10 – 18 Uhr) statt. Es wird Kernzeiten sowie eigenständige Arbeitsphasen geben. Die Kernzeiten finden im Plenum statt, hier gilt Anwesenheitspflicht, damit wir gemeinsam als Gruppe arbeiten, wachsen und diskutieren können. Ausgenommen ist der Zeitraum, in dem die verpflichtende Vorlesung stattfindet (Donnerstag, 16 – 18 Uhr).
Kernzeiten: Mittwoch 14 – 18 Uhr, Donnerstag 10 – 14 Uhr
Die restliche Zeit kann eigenständig bzw. gemeinsam für Projektarbeit genutzt werden. Dazu gehört: Schreiben und andere kreative Arbeit, Recherche, Materialsuche/-aufbereitung, Lektüre, Organisation (der Abschlusspräsentation), Aufbereitung von spezifischen Sitzungen, ggf. Aufräum- und Auf- bzw. Abbau-Arbeiten, Treffen in kleineren Arbeitsgruppen, o.ä. Die eigenständigen Arbeitszeiten können flexibel gestaltet werden.
Infos zur Projektvorstellung, 06.12.23
Die Projektvorstellung findet am 06.12.23 zusammen mit dem zweiten Literaturprojekt (Prof. Dr. Christian Schärf & Prof. Dr. Dagmara Kraus) um 14:00 Uhr in Haus 50/402 statt. Ich stelle das Projekt per aufgenommenem Video vor. Achtung:Das Video wird nur um 14:00 Uhr, direkt zu Anfang gezeigt. Wer zu dem Zeitpunkt verhindert ist, kann mir gerne eine Mail schreiben und ich verschicke dann den Link zum Vorstellungsvideo auf Anfrage. Für individuelle Fragen zum Projekt stehe ich am 06.12.23 digital von 20:00 – 20:30 Uhr über BigBlueButton zur Verfügung. Einfach zur angegebenen Zeit diesem Link folgen: https://bbb.uni-hildesheim.de/b/jen-2ax-vaw-vjx
Das Projektseminar findet im Rahmen des „AI-Writing-Lab“ (gefördert von der Stiftung Innovation in der Hochschullehre, Freiraum 2023) statt, das darauf abzielt, experimentelle Schreibformen mit KI zu erproben.
PINK NOISE
Matthias Rebstock
Projektbeschreibung
PINK NOISE
Etüden des Verlernens, Vergessens und Verrauschens
Leitung: Matthias Rebstock plus Gäste für Workshops
Um was geht’s?
Pink Noise ist ein tieferes Rauschen als das bekanntere weiße Rauschen. Es wird in der Audiotechnik benutzt, um andere Geräusche abzudecken bzw. zu überdecken, und es soll auch einen tiefen Schlaf ermöglichen — der auf lange Sicht auch das Erinnerungsvermögen stärkt. Pink Noise wird damit zur Chiffre – und zum sinnlichen Ausgangsmaterial — für die Beziehung zwischen Auflösen von Praktiken / Wissen und (Wieder-)Erinnerung. Wir werden uns in diesem Projekt also mit Kulturtechniken des Verlernens, Vergessens und Verschwindens beschäftigen und alles in einen klanglich-performativen Rausch aufgehen lassen.
Das Verlernen (oder das „undoing“) ist in den letzten Jahren in besonderem Maß in den Fokus kulturwissenschaftlicher Debatten gerückt, insbesondere im Kontext posthumanistischer, gendertheoretischer und postkolonialer Diskurse. Das Verlernen wird hier zu einer Übung oder Technik, aktiv anthropozentrische, patriarchale oder koloniale Weltsichten, Mind Sets und Handlungsweisen zu überwinden. Es geht dabei darum, durch das Ver-Lernen grundlegende Annahmen, Dichotomien, Gewohnheiten, (Körper-)Praktiken und Einstellungen zu befragen und so letztlich Platz für neue zu schaffen. Konkreter Ausgangspunkt wird hier der kurze Text über die „Carrier bag theory“ der feministischen Science Fiction Autorin Ursula K. LeGuin sein: https://otherfutures.nl/uploads/documents/le-guin-the-carrier-bag-theory-of-fiction.pdf
Geht es hier um eine emanzipatorische Qualität des Undoings, werden wir uns auch mit der Gegenseite beschäftigen: mit „Formen des Vergessens“ (Aleida Assmann) als aktivem Vergessenmachen im Sinne von Unterdrückung und Verdrängung „unerwünschter“ kultureller Praktiken (z.B. von Sprachen, Liedern oder Ritualen)
Wie werden wir uns künstlerisch dem Thema nähern? Wie ist der Bezug zu Musik/Sound/Performance?
Wir werden die theoretischen und relativ abstrakten Themen von ganz konkreten ästhetischen Versuchsanordnungen und (Selbst-)Erfahrungen aus angehen: z.B. als Abtragung von Sinn und Ausdruck von Songs/Musiken durch exzessive Wiederholung, durch Überlagerungen, Schichtungen, durch elektronische Bearbeitungen, durch Übergänge ins Rauschen. Durch Freilegung von Material, das unter den Bedeutungsschichten liegt; „Ausgraben“ und Aufführen vergessener / unterdrückter Lieder; versuchen sich die Dinge fremd zu machen, indem man sich ihrer Funktionalität und Selbstverständlichkeit verweigert etc. Praktisch erproben: Welches Körperwissen tragen wir mit uns, z.B. beim Instrumentalspiel/Singen? Wie kann man das sichtbar machen? Was passiert, wenn wir „umlernen“, wenn etwas „nicht mehr geht“, wenn wir versuchen, nicht darauf zurückzugreifen, wenn wir es mit anderem Wissen aktiv überschreiben? Kann man das ganz alltägliche Vergessen als Vorgang sichtbar/hörbar machen (und nicht nur das Vergessen-Haben oder das, was vergessen wurde?)
Wie werden wir arbeiten?
Wir werden kontinuierlich hin- und herpendeln zwischen theoretisch-inhaltlicher Arbeit (Recherchieren, Lesen, Diskutieren; in Kleingruppe und/oder Plenum) und praktischer musikalisch-szenischer Arbeit und versuchen, beides eng aufeinander zu beziehen.
Ebenso werden wir dezidiert interdisziplinär arbeiten und versuchen, alle Kunstformen, die Sie bespielen wollen, mit einzubringen und in Beziehung zueinander zu setzen.
In der ersten Hälfte des Semesters steht zunächst die Orientierung und Erschließung der konkreten Themen innerhalb der relativ großen oben beschriebenen Themengebiete sowie das praktische Experimentieren mit den unterschiedlichen Materialien im Vordergrund. In der zweiten Hälfte geht es dann zunehmend um Ausarbeitungen, Festlegungen und das Proben der Performance.
Für die musikalische Arbeit wird es zusätzlich regelmäßige Workshops geben. Sicher mit im Boot ist der Theater- und Hörspielkomponist Komponist Michael Emanuel Bauer. Weitere Gäste, besonders für den Bereich Elektronik, Ableton etc. werden dazukommen.
Wir arbeiten Mi-Fr 10–17 Uhr, aber nicht immer in Präsenz und in einem Wechsel von Gesamtgruppe und kleineren Teams.
Was soll am Ende entstehen?
Die konkrete Form unserer Präsentation muss natürlich im Prozess erst noch gefunden werden. Aber zunächst ist der Plan, dass es auf eine musikalisch-szenische live Performance hinauslaufen soll. Als Teil davon oder als eigenständige Artefakte wären aber auch installative oder filmische Formate oder etwas Hörspielartiges gut denkbar. (Es ließe sich z.B. gut über gezielte Absenzen auf der Bühne arbeiten, also dass Körper oder Stimmen nicht live auf der Bühne, sondern nur medial präsent sind.)
An wen richtet sich das Projekt? Sind Vorkenntnisse erforderlich?
Das Projekt wird interdisziplinär arbeiten, hat aber wahrscheinlich schon einen gewissen Schwerpunkt im Bereich Musik und Szene/Performance. Musikalische Vorkenntnisse sind erwünscht aber nicht erforderlich. Für das Thema des Undoings ist es gerade auch interessant, nicht über entsprechende instrumentale Körpertechniken zu verfügen. Voraussetzung ist aber Interesse und Lust am Hören, am sich Einlassen auf experimentelle Klangarbeit und die Bereitschaft, Dinge (Songs, Musiken, Texte, Bilder, Videos etc.) genau auszuarbeiten und zu proben.
Wie läuft die Projektvorstellung am 6.12.?
Ich bin an diesem Tag sozusagen schon in den virtuellen Raum entschwunden – weil ich nicht in Hildesheim sein kann. Sie können zu jeder halben Stunde in diesen online-Raum kommen, in dem ich Näheres zum Projekt vorstellen werde und gerne mit Ihnen ins Gespräch komme:
https://bbb.uni-hildesheim.de/b/mat-2a4-v63
Ich freue mich auf Sie!
Geschlechterunterscheidungen in Fluss bringen. Philosophisch-performative Erkundungen
Katrin Wille, Greta Stauch
Projektbeschreibung
Wir leben in einer Zeit, in der der Wunsch nach Ausbruch aus alten Geschlechterrollen, neuen Selbstverständnissen und Weisen, die eigene (sexuelle) Orientierung zu leben, immer neue Weisen des Ausdrucks entwickelt. Vielleicht können wir sagen, dass neue Lebensformen entstehen, ausprobiert und verworfen werden, um die alte und mächtige Kategorie „Geschlecht“ in den Fluss zu bringen.
Zu (neuen) Lebensformen gehören immer Praktiken und Konzepte, also Handlungsformen, Affektdynamiken, Körper und Denkweisen. Wir wollen im Projekt versuchen, all diese Ebenen und deren Verflechtung im Blick zu behalten und werden deshalb nach Konzepten und Weisen fragen, wie Verflüssigungen zu denken sind, wie sie mit Vervielfältigungen und Verschiebungen und Verflechtungen zusammenhängen und wo wichtige Unterschiede liegen. (Hier liegt die Theoriearbeit des Projekts, die mir sehr wichtig ist und die ungefähr ein Drittel der Projektarbeitszeit ausmachen wird.)
Genauso wollen wir performativ Praktiken der Verflüssigung und deren Wirkungen auf Affektdynamiken und Körper erkunden. Zwei performative Methoden werden dabei immer wieder vorkommen. Zum einen das reflexiv-humoreske Spontanschreiben, das mittlerweile in zwei früheren Projektsemestern erprobt wurde. (Auf diese Weise sind einige der Texte entstanden, die in den mittlerweile vier Ausgaben des studentischen Magazins honoris causa versammelt sind. (Zur Entstehung vgl. https://www.uni-hildesheim.de/fb2/institute/philosophie/forschung-und-promotion/beitraege-von-studierenden/). Eine zweite Methode sind clowneske Übungen, bei denen es sowieso die ganze Zeit um Verflüssigungen geht. Die Geschlechterordnung in Fluss zu bringen, ist ein ureigenes Anliegen der Kunst der Clownerie. Wir werden uns nur in der Philo-Clownosophie üben und einige Übungen klauen und ausbauen, die uns genügend Freiheit, Schrägheit und Körperlichkeit ermöglichen. (Hier liegt die praktische Arbeit im Projekt, die mir auch sehr wichtig ist und die sich sicher durch Eure Ideen, Wünsche und Erfahrungen um weitere Vorgehensweisen und Methoden erweitern wird. Dies wird ungefähr zwei Drittel der Projektarbeitszeit ausmachen.)
Was wir zum Abschlussfestival beisteuern, wird sich im Prozess ergeben. Vielleicht eine Performance auf der Domäne, vielleicht eine Aktion die laut und schrill oder klein und kaum merklich ist? Das wird unsere Zusammenarbeit zeigen!
Die Projektzeiten sind ungefähr so:
Mittwoch: 10.00–18.00 Theorietag
Donnerstag: 10.00–18.00 Übungstag (von 16.00–18.00 gehen wir alle gemeinsam zur Ringvorlesung, die das ganze Projektsemester begleitet)
Freitag: 10.00-mindestens 14.00, manchmal auch bis 17.00: Praxistag, teilweise alle zusammen, teilweise in Gruppen
Gruppengröße: bis 20 Personen
Die Informationen zum Projekt finden am 6.12.2023 statt im Raum KC.2.0.06 (Konferenzraum altes Pächterhaus).
„18 Bilder pro Sekunde — Analoge Super 8‑Filme drehen, entwickeln und projiizeren“
Charlotte Praetorius
Projektbeschreibung
Dem Film wird, im Gegensatz zur Fotografie eine „Affinität zum Kontinuum des Lebens, oder Fluß des Lebens“ zugesprochen, die Möglichkeit, „physisches Sein in seiner Endlosigkeit einzufangen“ (Siegfried Kracauer).
Der Fluss der Bilder wird im Fokus des Seminars stehen: Wir werden und mit der Bewegungsillusion von 18 Bildern pro Sekunde auseinandersetzen – der des Super 8 Films nämlich. Dabei werden wir einen Fluss der Bilder produzieren, in dem wir selbst Filme aufnehmen, entwickeln und schließlich an die Wand projizieren. Damit einhergehend wird uns die Materialität des analogen Films beschäftigen.
Das Seminar ist in vier Teile gegliedert: Im ersten werden wir uns ausführlich mit Filmemacher:innen auseinandersetzen, die mit Super 8 und 16 mm gearbeitet haben. Danach werden eigene Filmkonzepte entwickelt, die im Anschluss in kleinen Gruppen realisiert werden. Um die Auseinandersetzung mit dem Medium Film so praktisch, experimentell und nachhaltig wie möglich zu gestalten, werden wir das Material voraussichtlich sogar selbst entwickeln und uns mit der Dunkelkammer vertraut machen. Im letzten Teil widmen wir uns dann der Präsentation und damit der analogen Projektion des Materials.
Das Seminar findet Donnerstags von 16–20 Uhr und Freitags von 10–14 Uhr statt
Präsentation am 6.12. im Raum: KC 51.0.02. Da ich an dem Tag selbst nicht vor Ort sein kann wird mich mein Kollege Orwa Eyade vertreten
Bildquelle: Wikimedia
„Alles am Fluss“: Künstlich intelligente und intelligent künstliche Landschaften
Jan Schönfelder
Projektbeschreibung
Projekt:
Das Projekt wird sich mit realen und künstlichen Landschaften beschäftigen. Als Zeichnung, als Malerei, als KI-generiertes Bild. Wir werden also draußen zeichnend und malend arbeiten, beispielsweise an der Innersten, die idyllische Blicke zulässt und drinnen am Computer, um mittels KI diese Bilder (oder auch ganz andere) zu erfinden, zu erweitern und neu zu gestalten. Auch der Eingriff in die Landschaft, als LandArt und Manipulation soll Platz finden in der Auseinandersetzung mit den unterschiedlichen Facetten des weiten Themas.
Die Erweiterung der Bilder ins räumliche und Installative oder auch ins filmische sind natürlich möglich und erwünscht.
Hintergrund:
Die Erfindung der „künstlichen“ Landschaft ist so alt wie die Landschaftsmalerei selbst, war sie doch ein wesentliches Ausdrucksmittel zum Darstellen von Dystopien und Visionen, sei es der Garten Eden und Arkadien oder die Idyllen der Romantik oder der undurchdringliche Dschungel und die „schrecklichen“ Berge. Augenmerk verdienen ebenfalls die Naturstudien von Merian und Humboldt in der Erfassung des Gesehenen und die Visualisierung des Lichts durch die Impressionisten. Landschaften sind äußerst vielfältige Gebilde und der Schritt in die generierte Landschaft ist daher nicht weit. Da kommen dann die Panoramen der Science-Fiction-Literatur und ‑Filme von Jules Vernes „Reise zum Mond“ bis „StarWars“ und „Avatar“ und Computerspiele von „Civilisation“ bis „Eve“ und „Final Fantasy“ ins Spiel.
Exkursionen zur Kunst und zur Landschaft sollen Bestandteil der Auseinandersetzung sein.
Ergebnis:
Wir arbeiten auf eine Ausstellung/Installation/Inszenierung und/oder Publikation hin, verortet in der realen und vielleicht auch der virtuellen Welt. Dies wird im Projekt entschieden.
Arbeiteitszeiten und Anwesenheiten:
- Das Projekt umfasst die Wochentage Mi/Do/Fr. Alle drei Tage sind zum Arbeiten vorgesehen.
- Zwei Tage in der Woche (Mi/Do) sind Plena zum Austausch und zur Erarbeitung drinnen und draußen vorgesehen, der dritte Tag (Fr) ist dem Selbststudium vorbehalten und steht zur freien Verfügung.
- Das Projekt beinhaltet die inhaltliche Vorbereitung und Erarbeitung möglicher Themenbereiche, regelmäßige Zeiten für die praktische Arbeit vor Ort und Einführungen in die Nutzung von Adobe Photoshop und Dall‑E. Bei einer Publikation sind auch die Einführung und Arbeit in In Design vorgesehen.
- das Projekt wird die Präsentationsinhalte und ‑form selbst festlegen, umsetzen und aufräumen.
- regelmäßige Teilnahmemöglichkeit an allen drei Tagen setze ich voraus.
Teilnehmer*innenzahl:
16
Bild:
Jan Schönfelder: KI-generierte Illustration zu Frank Schätzings "Der Schwarm", 2023
Projektvorstellung am 6.12 in KC.31.0.02 (Druckgrafik)
Ästhetische Praktiken der Weltflucht
Prof. Dr. Dagmara Kraus, Prof. Dr. Christian Schärf
Projektbeschreibung
Ästhetische Praktiken der Weltflucht
Vorstellung am 6. Dezember 2023 14–16 Uhr in Haus 50/402.
In einer Epoche, in der Krisen und Katastrophen zum bewusstseinsprägenden Zeitgeistmuster geworden sind, zielt der ästhetische Konsum im überwiegenden Maße auf Weltflucht und, wo er gesteuert wird, auf die möglichst flächendeckende Betäubung des Publikums. Diesen narkotischen Wahrnehmungsmanipulationsmodellen entsprechen diverse ästhetische Praktiken, durch die Weltfluchtformate hergestellt und verbreitet werden. Wir möchten diesen Praktiken nachgehen, sie ab ovo studieren, ihre Formen und Ansprüche diskutieren und sie zum Teil in einem reflektierten Sinne multimedial simulieren.
Ziel dieses Projekts ist die Inangriffnahme eines „Multimedialen Atlas der
Weltflucht“. Das Betäubungsmodell, das uns heute am meisten bedrängt, ist an den digitalen Totalismus der Tech-Konzerne gekoppelt, die die Welt in einen gerätegebundenen Konsumtaumel gestürzt haben und die Bewusstseinsformen in weiten Teilen nahezu komplett beherrschen. Aber das kann uns nicht paralysieren, und wir bleiben nicht dabei stehen. Wir versuchen, unsere intellektuellen Instrumente neu zu justieren. Denn wir schauen auch zurück und von dort nach vorn, um zu erforschen, welche eskapistischen Praktiken sich bis heute erhalten haben und an welchen wir selbst (immer noch) partizipieren.
Folgende Formate stehen im Angebot:
- Ideenwelten (Reenactment romantischer Bildhorizonte)
- Rauschformate (z.B. Reenactment der Berliner Salonkultur um Przybyszewski& Co.)
- Mystische und neomystische Entrückung
- Philosophische Projektionen (Ernst Bloch: Das Prinzip Hoffnung)
- Idyllen (Matsu Bashô: Die Klause der Illusionen. Mainz 2023)
- Fantasy
- Digitaler Totalismus (KI als Betäubung und Ausschaltung individuellerkreativer Impulse)
Wir werden aus dieser (erweiterbaren) Auswahl zu Projektbeginn einige Formate gemeinsam auswählen, mit denen wir uns in der Folge näher beschäftigen. Diese Formate sollen zu den Basismaterialien für den „Multimedialen Atlas der Weltflucht“ gehören.
Arbeitsweisen:
- Lektüren und Diskussionen im Plenum
- Einteilung in Arbeitsgruppen mit unterschiedlichen Formatausrichtungen
-Reenactment, szenische Lesung, Live-Hörspiel, Raum-Installation, Fotografie
-Textproduktion (Essay, Erzählung, lyrische Formen)
Diese Arbeitsweisen mögen unterschiedliche Ebenen des „Multimedialen Atlas der Weltfluchten“ vorbereiten und auch schon ausfüllen. Performatives Ziel ist eine szenische Aufführung der Ergebnisse durch Spiel, Lesung, Installationen und Ausstellung am Semesterende.
Anwesenheitstage für Teilnehmende sind Mittwoch und Donnerstag. Der Freitag steht der eigenständigen Arbeit zur Verfügung.Teilnehmendenzahl: max. 20.
„Match ohne Point“ — Kollektive Filmarbeit als Spiel
Eva Könnemann
Projektbeschreibung
Ein gängiger Ablauf von Filmproduktionen gliedert sich in Abschnitte wie Ideenfindung, Verschriftlichung, Verfilmung, Montage und Postproduktion, um am Ende all dieser Einzelschritte zu einem fertigen Werk zu kommen. In unserem Projektseminar wollen wir versuchen, dieses Nacheinander zu torpedieren und stattdessen kontinuierlich „im Fluss“ zu bleiben. Schon beim ersten Termin werden wir anfangen, Ideen, Bilder und Töne zu generieren, aus denen anschließend diverse Narrationen entstehen können.
Als Rahmen denken wir uns gemeinsam ein Regelwerk aus und treten anschließend in changierenden Produktionsteams aufeinander. Wie Bälle spielen wir uns Material zu, das von Woche zu Woche erweitert, transformiert, collagiert und abstrahiert wird. In den temporären Produktionsgemeinschaften eignen wir uns Sequenzen von anderen an und entwickeln daraus Neues. In der Gesamtgruppe besprechen wir, was das mit uns macht: nicht einen individuellen Autor*innen Plan verfolgen zu können, sondern unsere Ideen und Erzählungen durch das Zutun von anderen ständiger Wandlung unterworfen zu sehen.
Begleitend zur intensiven praktischen Arbeit sichten und besprechen wir Appropriationsbeispiele aus Film und Kunst, wir beschäftigen uns mit Werken die prozessbasiert sowie solchen, die in kollektiven Arbeitszusammenhängen entstanden sind.
Statt einem finalen Screening in der Präsentationswoche soll ein mindestens monatlich stattfindender Salon organisiert werden, in dem wir Einblick in unsere Prozesse und temporären Ergebnisse geben.
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Maximale Teilnehmendenzahl: 18
Kurs findet statt mittwochs von 14 — 18 Uhr und donnerstags von 9 — 13 Uhr
Anwesenheit 80 %
Raum Projektpräsentation: Con 005-Raum
TheWaterProject – Szenografisches Laboratorium für fluide Räume.
Jule Kerk, Katharina Laage
Projektbeschreibung
Das Element Wasser ist ein Phänomen: Es ist allgegenwärtig und untrennbar mit unserem Dasein verbunden, gleichzeitig aber auch in seiner Erscheinung vielfältig und wandelbar. Wasser hat die Fähigkeit in verschiedene Zustände zu mutieren, sich in ständig wechselnden Formen und Farben zu zeigen und es interagiert in Resonanz mit seiner Umgebung – Wasser verbindet und trennt, birgt Gefahren und bietet Erholung, ist sowohl spirituelles Gut als auch Ware. Als existentielle Ressource verweist es auf die Klimakrise und fordert unsere Aufmerksamkeit.
In diesem Projekt setzen wir uns mit Wasser als Material auseinander. Wir erforschen seine physikalischen und chemischen Eigenschaften und fragen uns, welchen Einfluss es auf uns und unsere Umgebung hat. Gleichzeitig interessiert uns Wasser in seiner Wahrnehmungsdimension: Wie wird Wasser in Kunst, Architektur und Design dargestellt, wahrgenommen oder kreativ genutzt? Wie können wir mit Wasser als Material Räume gestalten? Sind diese dann fluide und wie sehen sie aus oder wie fühlen sie sich an? Wir forschen an der Schwelle von Kunst, Wissenschaft, Natur und Technologie und hinterfragen die Vorstellung von authentischer Naturerfahrung.
Dafür gründen wir das Studio TheWaterProject, welches als experimentelles Laboratorium und interdisziplinärer Raum fungiert. Inspiriert von Studios wie dem von Olafur Eliasson oder Studio Besau-Marguerre untersuchen wir, wie Künstler*innen und Gestalter*innen an solchen Orten gemeinsam arbeiten und welche Visionen und Arbeitsweisen diesen Ateliers zugrunde liegen. Wir begreifen das Atelier als Maschine, stellen uns Fragen, die seine Struktur selbst betreffen und betrachten das Atelier als elementaren Bestandteil der Kunstproduktion. Hier ist Raum für eigene Kreativität, die sich mit der Arbeit im Kollektiv verbindet. Dabei nutzen wir die vielseitige Expertise unseres Teams: Wir experimentieren frei, wir inspirieren uns gegenseitig, wir testen, wir entwerfen, wir verwerfen. Wir produzieren, wir feiern die Dynamik des Experiments und des Moments. Wir kochen zusammen, wir kochen Eis und gefrieren Wasser. Wir sind achtsam miteinander und wir nehmen Dinge auseinander, wir demontieren. Wir arbeiten drinnen, wir arbeiten draußen. Wir verdampfen.
Wir planen Exkursionen, wie zum Beispiel zum Phaeno Wolfsburg und lassen uns von Künstler*innen wie Olafur Eliasson, James Turrell, Zimoun, Katrin Brack und von Arbeiten wie Grünbergs/Goebbels Stifters Dinge, John Cages Water walk oder dem Lauf der Dinge von Fischli/Weiss inspirieren.
Das Projekt gliedert sich in zwei Phasen: In der ersten Phase experimentieren wir und erkunden das Material Wasser. In der zweiten Phase konzipieren und realisieren wir performative Rauminstallationen mit dem Ziel immersive, erfahrbare Räume zu schaffen, die die Rezipient*innen in das Element Wasser eintauchen lassen.
Studierende mit unterschiedlichen Studienschwerpunkten sind für unser interdisziplinäres Team ausdrücklich erwünscht. Ein Interesse an intensivem Experimentieren und die Lust am handwerklichen Arbeiten mit Material stehen im Mittelpunkt unserer Arbeit. Vorkenntnisse sind von Vorteil, aber nicht Voraussetzung. – Max. Teilnehmer*innen-Zahl: 20.
Die wöchentlichen Projekttage sind Mittwoch, Donnerstag, Freitag. Darüber hinaus ist das Atelier immer offen.
Die Projektpräsentation findet am 6.12. in der Theater-Bibliothek – KC.52.1.12 – statt.
"und lasst es uns zum schmelzen bringen“
Carlotta von Haebler, Martin Dege
Projektbeschreibung
Kunst ist Verwandlung und kein Leben bleibt im Bilde. Wie also verwandeln wir Bilder ins Lebendige, bringen sie zum Fließen, zum Kochen, in Bewegung? Und lassen sie wieder zu neuen Formationen werden?
Das Gesehene verwandelt sich in ein Bild. Das Gesehene, wenn du zurückblickst, das Gesehene, wenn du in die Zukunft schaust, das Gesehene im Moment des Sehens. Überall Bilder. Thomas Huber findet eine Metapher für das Entstehen seiner Bilder: Er erhitzt sein Material, das Gesehene, und lässt es zu einer Flüssigkeit werden, der Bildflüssigkeit. So tauchen neue Bilder auf aus dem Fluss der heissen Bildflüssigkeit. Der Ausgangspunkt sind Bilder deren Aggregatzustand verändert werden muss, um sich verwandeln zu können.
Gemeinsam wollen wir die Prozesse der Verwandlung und Veränderung untersuchen, die alles im Fluss befindliche durchlaufen. Wir wollen
durch unser Denken, Reden und Tun Bilder erhitzen und zu anderen Bildern sich verwandeln lassen.
Atelierarbeit, alle Techniken, vielfältige individuelle künstlerische Praxis
Malerei Zeichnung Installation Performance etc. mit fließenden Grenzen
Die Projektpräsentation am 6. Dezember findet im Kunstatelier statt.
Foto: Jakob Bruno, New York — Archiv Thomas Huber, Attribution, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=33371234
Sabbern, Tropfen, Glitschen — choreografische Verflüssigungen zwischen Natur und Kultur.
Dominika Cohn, Anna Wieczorek
Projektbeschreibung
Wie „flüssig“ sind wir? Und wer ist „wir“? Lebendige Organismen – ob Mensch, Pflanze oder Tiere leben in enger Beziehung zum Wasser. Zugleich zeigen sich die dramatischen ökologischen Krisen nirgends so bedrohlich wie im Zuviel oder Zuwenig von Wasser: als Dürren oder Überschwemmungen. In unserem Projekt wollen wir uns ökologischen Beziehungsgeflechten rund um das Wasser aus einer mehr-als-menschlichen Perspektive performativ annähern. Wir verkörpern unterschiedliche Wasserszenarien und unternehmen spekulative Versuche, selbst etwa eine Mikrobe, ein Fötus, ein Wasservogel, eine Wolke zu werden.
Hierzu praktizieren wir somatische Körpertechniken, die auf die Wahrnehmung der Umgebung ausgerichtet sind (z.B.„Body Weather“), oder uns dazu verhelfen, unser eigenen Körper zu „verflüssigen“ (z.B. „Ideokinese“). Im Umfeld der Domäne werden wir die Körpertechniken on-site testen. Gespeist von diesen Erkundungen entwickeln wir eigene Bewegungsqualitäten als Annäherungsversuche an unterschiedliche Zustände des Flüssigen. Eine weitere Quelle für das Generieren von Bewegungsmaterial werden von Anna Halprin und Lawrence Halprin entwickelte Scores sein, die mögliche Beziehungen von Körpern in/umgeben von Natur sowie Vergemeinschaftungen und meditative Praktiken vorschlagen.
Daneben wird unsere körperpraktische und choreografische Arbeit gespeist von theoretischen Erkundungen: hier werden wir durch historische Perspektivierungen auf die sogenannte Lebensreform in den 1920er und 30er Jahren eine Befragung der ideologischen Gefahr von „Natur-Erzählungen“ vornehmen. Insbesondere die Frauensiedlung Loheland, aber auch Schriften von Rudolf von Laban und andere Berichte über den „Monte Verità“ werden Grundlage der kritischen Beschäftigung sein.
Ziel des Projektes ist das Erarbeiten einer Gruppenchoreografie, die am Ende aufgeführt werden soll – wobei die Teilnehmenden das gemeinsame Bewegungsvokabular / einzelne Sequenzen durch eigene Improvisationen bestimmen können. Es sind keine tänzerischen Vorkenntnisse nötig, nur die Lust an praktischer Bewegungsarbeit und Improvisation.
Die Präsentation am 6. Dezember findet im Burgtheater (Hs 52) statt.
… EBEN JETZT GLEICH!?
Jan Hellwig, Christian Vogel, John Hughes und Gastdozent_innen*
Projektbeschreibung
Bei einem Fluss ist das Wasser, das man berührt, das letzte von dem, was vorübergeströmt ist, und das erste von dem, was kommt. So ist es auch mit der Gegenwart. Leonardo da Vinci
Der Projekttitel … EBEN JETZT GLEICH!? wird sich quasi als Mantra durch das Projekts ziehen, als Kōan, als Formel, gleichzeitig als Frage oder Imperativ. Die drei Worte sind je nach Betonung ein wechselndes Wort-Chamäleon, das im Kontext des Projektsemester-Mottos „Alles im Fluss“ transdisziplinäre und transkulturelle Zugänge zum Thema „Zeit“ eröffnet. Es werden je nach Kontext musikalische, literarische, darstellende, künstlerische, philosophische, gesellschafts- und kulturpolitische, sogar auch kulinarischen Farbschattierungen des Chamäleons erforscht und abschließend in einer dramaturgisch gestalteten Präsentation erlebbar gemacht.
Die Zeit kann als Konstrukt oder Axiom aufgefasst werden, als Träger von Emotionen ebenso wie von Erfahrungen. Sie ist als Gestaltung von Zeitverläufen der Musik immanent, sie lässt Entwicklung überhaupt erst zu. Was EBEN noch galt, wird JETZT auf die Probe gestellt, um GLEICH Perspektiven zu eröffnen. Die assoziativen Aspekte des Chamäleons konkretisieren sich in dem Projekt zu Spiel- und Gedankenflächen. Sie entwickeln sich im Verlauf des Projekts im freien Spiel und Improvisation zu einer Darstellungsform in einem konkreten oder imaginären Raum, ob Theater, Oper, Konzert, Performance, ob als musikalisch-elektronische Improvisation, als Videoarbeit, ob virtuell, als Niederschrift oder GLEICH alles zusammen.
EBEN: Die Vergangenheit als Speicher von Erinnerungen und Erfahrungen. Diese können ein Werkzeug sein, um richtige Entscheidungen für die Zukunft zu treffen. „Alte“ Musik, Bildende Kunst und Literatur geraten so aus dem historischen Abstand zum Ausgangspunkt eigener Erforschungen und werden befragt, was sie uns für ein GLEICH mitgeben können.
JETZT: Momente, in denen dieser Erinnerungsspeicher nicht helfen kann, von momentanen Verführungen überdeckt wird. Momente von Entscheidung, auch von der Freiheit, sich „eben jetzt“ überhaupt zu entscheiden und dem Vorstoß ins Neue.
GLEICH: Erwartungen an die kommenden Momente und damit an die Zukunft. Sie werden aus dem kulturellen Kanon sowie den verschiedenen Bildungs- und Erziehungsmustern generiert. So kann die „gespeicherte Zeit“ der Erfahrung auch ein Gefängnis sein. Die Blasen der vermeintlich Gleichgesinnten können einerseits Orte mit innovativen Impulsen sein, es können sich aber auch konservative, selbstreferentielle und sich abgrenzende Stillstände bilden.
Im Spannungsfeld von EBEN, JETZT und GLEICH wird „Alles im Fluss“ als ein Zustand aufgefasst, der aktiviert und ausgehalten werden muss, wenn man Entwicklung in sich und mit anderen zulassen möchte. Es geht in diesem Semesterprojekt im Kern also darum, welche Mittel wir an der Hand haben, uns gegenseitig in den unterschiedlichen Kompetenzen mit kognitiven sowie künstlerischen Zugängen zu unterstützen. Damit beantworten wir gleichzeitig die Frage: „Warum sind wir überhaupt hier?“ Mit dem Ergebnis der Projektarbeit generieren wir uns entsprechende Erinnerungen.
Meldet euch an, und zwar EBEN JETZT GLEICH!
ABLAUF: Terminplanung — Gedankenaustausch — Konzeption — Proben — Performen.
Mi-Fr in Abstimmung, nicht immer in Präsenz (Zoom), ein Wechsel von Gesamtgruppe und kleineren Teams ist möglich.
TEILNEHMER_INNEN: Das Projekt richtet sich an alle, die Lust haben dieses Chamäleon zu erforschen, zu hinterfragen, zu gestalten und weiterzutragen, möglichst mit Instrumentenkompetenz. Also mit musikalischem Ausdruck, mit der Gestaltung von Texten, in Performances oder anderen Formaten — alle Kompetenzen und Interessen sind willkommen! Maximale Teilnehmer_innenzahl: 15
DOZENT_INNEN:
Christian Vogel — Kulturwissenschaftler | Autor | Lektor | Kulturkoch
John Hughes — Kontrabass | Komponist | Concertpresenter für freie Improvisation und Free-Jazz
*Belgin Zaman — Kulturpolitikerin
*Tavé Burhan — Performance | Musikerin
*Zeynep Irmak — Musikerin
N.N. — Assistenz
Jan Hellwig — Dozent | Musiker | Kulturmanager | Leitung
PRÄSENTATION: 06.12.2023 — Domäne 27/003