A Corona-Love­story

von Christin Gretz, Jakob und Lilith Sievers

Egal ob Fern­be­zie­hung, offene Bezie­hung oder eine stink­nor­male Bezie­hung. Bezie­hungen in Zeiten von Corona sind in der Regel einer Reihe von Heraus­for­de­rungen ausge­setzt. In diesem Artikel haben wir einige Paare inter­viewt und sie nach ihren Erfah­rungen mit einer Bezie­hung in Zeiten von Corona befragt.

Fern­be­zie­hungen

In unserem Alter sind Fern­be­zie­hungen nicht gerade selten. Wir sind gerade von zu Hause ausge­zogen, haben viel­leicht Auslands­auf­ent­halte hinter oder vor uns, schweben nicht nur mental sondern auch physisch zwischen den Welten. Wo und wann wir uns dabei verlieben, ist oft schwer mit dieser Lebens­weise vereinbar. Doch wir sind jung und mobil und welche Reisen und Distanzen würde man für die wahre Liebe nicht auf sich nehmen? 2020 macht vielen von uns da aber leider einen Strich durch die Rech­nung. Corona macht es schwer, sich in der realen Welt zu besu­chen, beson­ders wenn man dazu reisen muss. Wir wollen wissen, wie es euch aktuell in euren Fern­be­zie­hungen geht. Dazu haben wir drei Paare interviewt.

Inga und Janik

Über uns

Inga G. : "Janik und ich sind jetzt fast ein Jahr zusammen. Kennen­ge­lernt haben wir uns 2015 auf dem Schüt­zen­fest in unserem Heimatort Meppen, in dem wir auch beide aufge­wachsen und zur Schule gegangen sind. Inzwi­schen sind wir beide 20 Jahre alt und schon seit einer ganzen Weile offi­ziell ein Paar. Janik wohnt jetzt weiter fest in Meppen, ist aber oft auf Montage, z.B. in Düssel­dorf oder auf Borkum. Ich studiere seit Oktober 2018 Jura in Osna­brück, bin aber am Wochen­ende oft zuhause bei meinen Eltern in Meppen.

Wann habt ihr euch das letzte Mal gesehen?

Inga: "Da mein Studium zur Zeit online statt­findet, verbringe ich den Groß­teil meiner Zeit bei meinen Eltern in Meppen. Janik habe ich letztes Wochen­ende das letzte Mal gesehen." 

Welche Verkehrs­mittel müsst ihr benutzen, um euch zu sehen?

Inga: "Ich nutze eigent­lich immer den Zug, um von Osna­brück nach Meppen zu fahren. Janik benutzt eher das Auto, wenn er mich besucht, weil er kein Semes­ter­ti­cket hat." 

Seht ihr euch wegen Corona seltener? 

Inga: "In den letzten acht Wochen haben wir uns eher selten gesehen. Janik enga­giert sich neben seiner Ausbil­dung auch bei der frei­wil­ligen Feuer­wehr und sollte, unter anderem deswegen, sehr vorsichtig mit Kontakt sein. Wir sehen uns also nur, um draußen ein wenig spazieren zu gehen."  

 Wie geht es dir/ euch mit der aktu­ellen Situation? 

Inga: "Gerade am Anfang habe ich es schon vermisst, mehr Zeit mit Janik zu verbringen. Es kommt, habe ich das Gefühl, auch öfter zu Strei­tig­keiten, seit wir uns nur noch begrenzt sehen können. Aber wir schaffen das!"

Deine Nach­richt oder dein Tipp an alle Fern­be­zie­hungs-Menschen, die das hier lesen:

Inga: "Nutzt die wenige Zeit, die ihr habt!" 

Lars und Carlotta

Über uns

Lars:"Wir sind jetzt 1,5 Jahre zusammen. Ich bin 20 und sie ist 18 Jahre alt. Wir kommen ursprüng­lich beide aus Meppen, bzw. ich aus Meppen-Rühle. Wir kennen uns schon sehr lange, da sich unsere Freun­des­kreise über­schneiden und wir auf der glei­chen Schule waren. Im Oktober 2018 bin ich nach Mann­heim gezogen, um Maschi­nenbau dual zu studieren. Deswegen führen wir eine Fernbeziehung."

 

Wann habt ihr euch das letzte Mal gesehen? 

Lars: "Das letzte mal haben wir uns vor drei Tagen gesehen, denn da bin ich aus Meppen nach Mann­heim für die Klau­suren gefahren. Während Corona hatte ich alle Vorle­sungen online, also war ich immer zuhause über das Semester."

 

Welche Verkehrs­mittel müsst ihr benutzen, um euch zu sehen? 

Lars: "Ich fahre, wenn ich in Mann­heim bin, jedes Mal mit meinem Auto diese Strecke von 460 km, um sie zu sehen."

 

Seht ihr euch wegen Corona seltener?

Lars: "Trotz Corona sehen wir uns im Durch­schnitt trotzdem noch genau so viel. Nur nach dem „Ausbruch“ haben wir uns zwei Wochen nicht gesehen."

 

Wie geht es dir/euch mit der aktu­ellen Situation? 

Lars: "Für mich ist nicht viel anders in der aktu­ellen Situa­tion und für sie ebenso wenig. Abge­sehen davon ist es aber gerade hart für sie, dass ihr Schul­ab­schluss (BBS) unter diesen Umständen statt­finden muss."

 

Deine Nach­richt oder dein Tipp an alle Fern­be­zie­hungs­men­schen, die das hier lesen:

Lars: "Mein Tipp? Immer versu­chen, Verständnis für den/die andereN zu haben in kriti­schen Situa­tionen und auf keinen Fall über WhatsApp streiten. Und manchmal kleine Mitbringsel für den/die Part­nerIn mitbringen."

Mareike und Thokozani

Über uns

Mareike: "Wir sind seit einem Jahr zusammen. Er ist 24 und ich 23 Jahre alt. Er wohnt in Swasi­land und ich in Deutsch­land. Kennen­ge­lernt haben wir uns während meines Frei­wil­li­gen­dienstes in Südafrika."

Wann habt ihr euch das letzte Mal gesehen? 

Mareike: "Das letzte Mal gesehen haben wir uns Ende März, als ich ihn in Swasi­land besucht habe."

Welche Verkehrs­mittel müsst ihr benutzen, um euch zu sehen? 

Mareike: "Das Flug­zeug oder sehr gut im Schwimmen sein, um 10.000 km zurück zu legen"

Seht ihr euch wegen Corona seltener?

Mareike: "Da die Distanz zwischen uns eh schon ziem­lich groß ist, ist es sowieso schon immer abhängig vom Kosten- sowie Urlaubs­ta­ge­faktor, ob wir uns sehen können. Öfter als alle paar Monate geht es sowieso nicht. Das heißt, momentan sehen wir uns noch nicht seltener als vorher. Kommt natür­lich darauf an, wie lange die Situa­tion jetzt noch anhält."

Wie geht es dir/euch mit der aktu­ellen Situation? 

Mareike: "Corona hat eigent­lich nichts an der aktu­ellen Situa­tion unserer Bezie­hung geän­dert. Klar wünscht man sich, nicht so weit ausein­ander zu wohnen, aber das ist im Moment nicht zu ändern."

Deine Nach­richt oder dein Tipp an alle Fern­be­zie­hungs­men­schen, die das hier lesen:

Mareike: "Man sollte niemals mit der Kommu­ni­ka­tion zwischen einander aufhören. An dem Leben des anderen Teil haben, auch wenn man nicht vor Ort ist. Zu wissen, was die andere Person über den Tag gemacht hat, was viel­leicht schön war und was nicht so gut gelaufen ist. Sich Ziele setzen, einander wieder­zusehen."

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Doch was, wenn nicht die Distanz die Heraus­for­de­rung ist, sondern die Nähe? Was ist mit Paaren, die mögli­cher­weise zusammen in der Isola­tion sitzen? Wir haben mit Nina gespro­chen. Nina und ihr Freund sind erst seit kurzem zusammen. Er wohnt in einer WG mit drei weiteren Mitbe­woh­ne­rInnen, von denen eine an einer Auto­im­mun­erkran­kung leidet. Nina wohnt alleine. Sie haben die Verein­ba­rung getroffen, dass Nina als einzige Person von außen zu Besuch kommen darf. Sie selbst soll aber auch außer­halb Abstand zu anderen halten. Sie ezählt:

"Ich glaube, gerade in der Anfangs­phase war Corona eine super Entschul­di­gung, weil wir beide das Verlangen hatten, uns zu sehen, aber ohne Corona viel­leicht erstmal mehr auf cool getan hätten, um den anderen nicht unter Druck zu setzten. Es war aber auch Glück, dass wir gut klar kommen, uns ähnlich sind und ähnlich sensibel sind. Wir haben uns selbst in dieser Situa­tion nicht zu schnell über." 

Also hatte Corona eher einen posi­tiven Impact auf die Bezie­hung? Wir wollten auch wissen, was im Gegen­satz zu einer Bezie­hung außer­halb der Isola­tion mögli­cher­weise fehlen könnte. 

"Natür­lich hätte ich es trotzdem gerne ein biss­chen aktiver gestaltet. Erin­ne­rungen geschaffen. Ein biss­chen Norma­lität in sozialen Situationen." 

Nina beschreibt, dass es auf Grund der aktu­ellen Lage schwer sei, Ausflüge zu machen. So wollten sie z.B. eigent­lich mal ins Museum gehen. Nach Ninas Beschrei­bung läuft die Bezie­hung recht harmo­nisch, obwohl sie zur Zeit unter extremen Umständen bestehen muss. Wie sieht es aber mit Span­nungen aus? 

"Wir versu­chen, Span­nungen zu ratio­na­li­sieren. Anzu­er­kennen: Sie sind da, aber mit welchem Kontext? Wir versu­chen, Streits nicht auf das Bezie­hungs­bild allge­mein zu über­tragen. Uns bewusst zu machen: Okay, das ist eine Sonder­si­tua­tion. Viel­leicht gene­rell etwas gnädiger zuein­ander zu sein. Außerdem haben wir die Rege­lung, zwischen­durch manchmal ein paar Tage Pause zu machen." 

Also ein beein­dru­ckend erwach­sener Umgang mit poten­zi­ellen Span­nungen! Obwohl die beiden in der Anfangs­phase ihrer Bezie­hung sind, scheint es, als würden sie Hürden mit viel Verständnis umschiffen. Wir fragen Nina, ob  sie denkt, dass die Situa­tion genauso wäre, wenn die beiden zusammen in einer WG wohnen würden. 

"Ich glaube, wenn wir zusammen in einer WG leben würden, gäbe es mehr Poten­zial für Span­nungen, weil mehr Leute invol­viert wären. Gerade in der Anfangs­si­tua­tion wäre es viel­leicht auch zu viel geworden, weil man sich nicht aus dem Weg gehen könnte. Außerdem läuft man als Cupple in einer WG viel­leicht eher die Gefahr, sich komplett abzuschotten." 

Ninas Antwort klingt plau­sibel. Wir sind sehr beein­druckt von der Art, wie die beiden es schaffen, trotz der schwie­rigen Situa­tion so einen guten Grund­stein für ihre Bezie­hung zu legen. Da kann sich das eine oder andere Pärchen sicher eine Scheibe abschneiden. Wir wünschen den beiden weiterhin viel Glück! Nina hat ange­spro­chen, dass sie sich manchmal trotzdem einen akti­veren Bezie­hungs­alltag wünschen würde. Dass das auf Grund der aktu­ellen Situa­tion schwierig ist, ist keine Frage. Doch gibt es mögli­cher­weise Akti­vi­täten, die Paare sicher auch in Zeiten von Corona auspro­bieren könnten. Wir haben unsere Top 6 Ideen zusammen gestellt. Viel­leicht ist da ja für den einen oder anderen etwas Inter­es­santes dabei.

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Auto­kino

In vielen Städten Deutsch­lands gibt es sie bereits seit einigen Wochen wieder. Wie in einem roman­ti­schen Holly­wood­film, kann man sich hier mit einem Wein und etwas Popcorn ins eigene Auto kuscheln und das Geschehen auf der großen Lein­wand verfolgen.

Candle-light-dinner

Es muss nicht immer das Restau­rant sein, auch unab­hängig davon ist ein roman­ti­sches Dinner möglich. Ob in der privaten Küche oder auf dem Balkon, wer würde sich nicht über eine Einla­dung zum roman­ti­schen Candle-Light-Dinner freuen?

Kanu-/ Schlauch­boot-Tour

Der Sommer steht vor der Tür. Was kann da schöner sein, als eine gemein­same Boots­tour? Angeb­lich soll es sich ja sogar positiv auf die Kommu­ni­ka­ti­ons­fä­hig­keit und das Team­work von Paaren auswirken…

Backen

Egal ob Bana­nen­brot, Cookies oder Erdbeer­torte: Gemeinsam der Krea­ti­vität freien Lauf zu lassen und hinterher bei einem Kaffee/Tee zu genießen, kann einem bestimmt auch Regen­tage in der Corona-Zeit versüßen.

Spazier­gänge in der Natur

Nur "Netflix-und-Chill" kann auf Dauer bestimmt anstren­gend werden. Warum also nicht mal aufstehen und sich aus der Wohnung wagen? Der Sommer vor der Tür ist über­ra­schend schön.

Kleine Gesten 

Die Zeit in der Isola­tion kann für viele Paare eine Zerreiß­probe sein. Egal ob man "aufein­ander hockt" oder sich gerade eher nicht sehen kann, die Situa­tion kann auf Dauer belas­tend sein. Doch mit kleinen Gesten im Alltag lässt sich auch diese Zeit gemeinsam bewältigen!