von Christin Gretz, Jakob und Lilith Sievers
Egal ob Fernbeziehung, offene Beziehung oder eine stinknormale Beziehung. Beziehungen in Zeiten von Corona sind in der Regel einer Reihe von Herausforderungen ausgesetzt. In diesem Artikel haben wir einige Paare interviewt und sie nach ihren Erfahrungen mit einer Beziehung in Zeiten von Corona befragt.
Doch was, wenn nicht die Distanz die Herausforderung ist, sondern die Nähe? Was ist mit Paaren, die möglicherweise zusammen in der Isolation sitzen? Wir haben mit Nina gesprochen. Nina und ihr Freund sind erst seit kurzem zusammen. Er wohnt in einer WG mit drei weiteren MitbewohnerInnen, von denen eine an einer Autoimmunerkrankung leidet. Nina wohnt alleine. Sie haben die Vereinbarung getroffen, dass Nina als einzige Person von außen zu Besuch kommen darf. Sie selbst soll aber auch außerhalb Abstand zu anderen halten. Sie ezählt:
"Ich glaube, gerade in der Anfangsphase war Corona eine super Entschuldigung, weil wir beide das Verlangen hatten, uns zu sehen, aber ohne Corona vielleicht erstmal mehr auf cool getan hätten, um den anderen nicht unter Druck zu setzten. Es war aber auch Glück, dass wir gut klar kommen, uns ähnlich sind und ähnlich sensibel sind. Wir haben uns selbst in dieser Situation nicht zu schnell über."
Also hatte Corona eher einen positiven Impact auf die Beziehung? Wir wollten auch wissen, was im Gegensatz zu einer Beziehung außerhalb der Isolation möglicherweise fehlen könnte.
"Natürlich hätte ich es trotzdem gerne ein bisschen aktiver gestaltet. Erinnerungen geschaffen. Ein bisschen Normalität in sozialen Situationen."
Nina beschreibt, dass es auf Grund der aktuellen Lage schwer sei, Ausflüge zu machen. So wollten sie z.B. eigentlich mal ins Museum gehen. Nach Ninas Beschreibung läuft die Beziehung recht harmonisch, obwohl sie zur Zeit unter extremen Umständen bestehen muss. Wie sieht es aber mit Spannungen aus?
"Wir versuchen, Spannungen zu rationalisieren. Anzuerkennen: Sie sind da, aber mit welchem Kontext? Wir versuchen, Streits nicht auf das Beziehungsbild allgemein zu übertragen. Uns bewusst zu machen: Okay, das ist eine Sondersituation. Vielleicht generell etwas gnädiger zueinander zu sein. Außerdem haben wir die Regelung, zwischendurch manchmal ein paar Tage Pause zu machen."
Also ein beeindruckend erwachsener Umgang mit potenziellen Spannungen! Obwohl die beiden in der Anfangsphase ihrer Beziehung sind, scheint es, als würden sie Hürden mit viel Verständnis umschiffen. Wir fragen Nina, ob sie denkt, dass die Situation genauso wäre, wenn die beiden zusammen in einer WG wohnen würden.
"Ich glaube, wenn wir zusammen in einer WG leben würden, gäbe es mehr Potenzial für Spannungen, weil mehr Leute involviert wären. Gerade in der Anfangssituation wäre es vielleicht auch zu viel geworden, weil man sich nicht aus dem Weg gehen könnte. Außerdem läuft man als Cupple in einer WG vielleicht eher die Gefahr, sich komplett abzuschotten."
Ninas Antwort klingt plausibel. Wir sind sehr beeindruckt von der Art, wie die beiden es schaffen, trotz der schwierigen Situation so einen guten Grundstein für ihre Beziehung zu legen. Da kann sich das eine oder andere Pärchen sicher eine Scheibe abschneiden. Wir wünschen den beiden weiterhin viel Glück! Nina hat angesprochen, dass sie sich manchmal trotzdem einen aktiveren Beziehungsalltag wünschen würde. Dass das auf Grund der aktuellen Situation schwierig ist, ist keine Frage. Doch gibt es möglicherweise Aktivitäten, die Paare sicher auch in Zeiten von Corona ausprobieren könnten. Wir haben unsere Top 6 Ideen zusammen gestellt. Vielleicht ist da ja für den einen oder anderen etwas Interessantes dabei.
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