15 Jahre PKM 

Zurück an den Anfang
[et_pb_text_extender _builder_version="4.0.6"][/et_pb_text_extender]

Der Gründer des Insti­tuts für Philo­so­phie an der Univer­sität Hildes­heim, Prof. Dr. Tilman Borsche, gibt Einblicke in die Ursprünge des Studi­en­gangs Philosophie-Künste-Medien.

Als Sie 1990 als Professor für Philo­so­phie in Hildes­heim anfingen, war die Wand­lung des Stand­orts von einer Hoch­schule zu einer Univer­sität kaum ein Jahr her. Ein eigen­stän­diges Institut für Philo­so­phie musste sich erst finden, da zuvor eine Anbin­dung an die Theo­logie bestand. Ähnlich sah es mit der Etablie­rung eines Studi­en­gangs aus, der sich nur mit der Diszi­plin der Philo­so­phie beschäf­tigen sollte. Wie haben sie diese ersten Jahre in Hildes­heim erfahren?

Borsche:

An der Hoch­schule, die gerade den voraus­schau­enden Titel „Univer­sität“ erhalten hatte, war noch wenig von univer­si­tärem Geist zu spüren. Einen Studi­en­gang Philo­so­phie gab es nicht. Einige Studie­rende der Kultur­päd­agogik – Besu­cher aus einem anderen Fach­be­reich – zeigten Inter­esse für philo­so­phi­sches Fragen. Das war die erfreu­liche Seite, das versuchten wir aufzu­greifen und zu fördern. Nach wenigen Jahren nahm ich die erste Gele­gen­heit wahr, einen Magis­ter­stu­di­en­gang mit dem Haupt­fach Philo­so­phie einzu­richten. Das war ein Hoff­nungs­schimmer, aber der Studi­en­gang blieb isoliert und war kaum lebensfähig.

Ein weiterer Wandel war der Bologna-Prozess während der Jahr­tau­send­wende. Dieser verein­heit­li­chenden Hoch­schul­re­form wurde anfäng­lich mit viel Skepsis begegnet, bei der kürz­li­chen Jubi­lä­ums­feier spra­chen sie aber von einem Glücks­fall für Hildes­heim. Wieso ist das rück­bli­ckend betrachtet, trotz aller mit der Reform verbun­denen Schwie­rig­keiten, so?

Borsche:

Diese Reform hat die Hoch­schulen nicht „verein­heit­licht“ (das war nur die Propa­ganda), sondern zersplit­tert; atomi­siert in Module. Für die Philo­so­phie in Hildes­heim war das ein Glücks­fall. Aus der Verbin­dung mit den Künsten des FB II konnte sich der Magister-studi­en­gang Philo­so­phie eine neue Maske („Profil“ nennt man das) aufsetzen und erwies sich unter dem Namen „Philo­so­phie – Künste – Medien (PKM)“ sehr rasch als hoch attraktiv — mit dem glei­chen Personal wie zuvor. Gestaltet haben wir das Profil und die Studi­en­ord­nung selbst. Die Reform­vor­gaben gaben nur die „Maske“ vor (Compu­ter­sprache), wir füllten und füllen sie weiterhin mit den Inhalten, die uns am Herzen liegen.

Um gegen­über anderen Philo­so­phie-Stand­orten an Attrak­ti­vität zuzu­legen, musste in Hildes­heim über eine Spezi­fi­zie­rung nach­ge­dacht werden. So wurde trotz einiger Wider­stände eine Zusam­men­ar­beit mit den Kultur­wis­sen­schaften geplant. Wie wurde dieses Vorhaben in die Tat umgesetzt?

Borsche:

Die innen­po­li­ti­schen Umstände einer engeren Koope­ra­tion zwischen der Philo­so­phie und den Künsten von damals sind heute unin­ter­es­sant. Die Koope­ra­tion, bis 2009 über Fach­be­reichs­grenzen hinweg, entwi­ckelte sich anfangs etwas langsam und mühsam. Heute ist die Philo­so­phie künst­le­ri­scher und die Künste reflek­tieren mehr. Beide Seiten pflegen die histo­ri­sche Selbst­re­fle­xion und fühlen sich der Gegen­wart verpflichtet.

Heute ist das Kürzel PKM nicht mehr von der Domäne wegzu­denken. Wie kam der sich damals entwi­ckelnde Studi­en­gang im Dezember 2002 zu seinem Namen?

Borsche:

Wir wollten keine Diszi­pli­nen­titel („x‑Wissenschaft“), sondern drei gehalt­volle Namen. Philo­so­phie war gesetzt, Kultur lag nahe, Medien verbindet beide. Doch der FB II fühlte sich durch den Namen „Kultur“ in seinen Urhe­ber­rechten verletzt. So kam es zu dem viel schö­neren und passen­deren Titel „Philo­so­phie – Künste – Medien“. Inzwi­schen sind wir sehr dankbar für die Weis­heit dieser Geburtshilfe.

Im Winter­se­mester 2004 star­tete der Studi­en­gang PKM am Samel­son­platz. Wie können sich aktuell Studie­rende, die nur die Domäne kennen, diese Zeit vorstellen?

Borsche:

Wie haben in den nüch­ternen Klas­sen­räumen dieses alten Schul­ge­bäudes nicht nur gelehrt und geforscht, sondern auch viel gefeiert, uns in dem unge­winn­baren Kugel­spiel des Cusanus versucht und auf der Wiese hinter dem Haus Fußball gespielt. Das hat den Geist des Insti­tuts geprägt.

Was würden Sie inter­es­sierten Personen antworten, wenn diese danach fragen, was die Verbin­dung zwischen Philo­so­phie und Kultur in Hildes­heim beson­ders macht?

Borsche:

Wir verstehen das Philo­so­phieren als eine kultu­relle Praxis, die aus unserem Leben nicht wegzu­denken ist.

Mitt­ler­weile besteht der Studi­en­gang Philo­so­phie-Künste-Medien 15 Jahre. Hätten Sie in den Anfangs­jahren mit solch einer posi­tiven Entwick­lung gerechnet?

Borsche:

Ich rechne mit nichts, wenn ich an die Zukunft denke. Gehofft und betrieben habe ich es schon und gerne und intensiv. Das Poten­tial war da, ein Gene­ra­ti­ons­wechsel fand gerade statt. Die Philo­so­phie wech­selte in den FB II, stellte für die ersten vier Jahre den Dekan und öffnete sich inhalt­lich weit mehr als zuvor den Künsten – in Theorie und Praxis.

Haben Sie Wünsche für die Zukunft, die den Studi­en­gang oder das Institut betreffen?

Borsche:

Ich bin über die Entwick­lung, die das Institut und die Studi­en­gänge nach meinem Abtritt von der Bühne des aktiven Dienstes genommen haben, sehr glück­lich. Konkrete Wünsche aus dem Off, belastet mit Verdiensten aus der Vergan­gen­heit, dürften die krea­tive Entwick­lung einer Insti­tu­tion eher behin­dern als fördern. Die Zukunft ist Sache der aktiv Invol­vierten, jeder Gene­ra­tion von neuem. Mir bleibt die Freude des dank­baren Zuschauers.

Möchten Sie den PKM-Studie­renden anläss­lich des Jubi­läums noch etwas mit auf den Weg geben?

Borsche:

„Können — Spielen – Loben“ (so der Titel eines Buches zu Niko­laus von Kues, 2016) sind hilf­reiche Orien­tie­rungs­marken. Auf dem Weg dorthin empfehle ich vor allem eines: Zuhören! Die Weis­heit ruft und lockt überall, man braucht nur aufnah­me­be­reite Ohren, sie zu vernehmen.

 

Vielen Dank.

Ein Beitrag von Justus Hamelmann

[et_pb_text_extender _builder_version="4.0.6"][/et_pb_text_extender]
[et_pb_text_extender _builder_version="4.0.6"][/et_pb_text_extender]