Tanja Wischnewski

Promotionsprojekt „Studien zu einer kritischen Theorie ästhetischer Praxis"
Entlang der Frage nach dem Verhältnis von sozialer und ästhetischer Praxis wird der Versuch unternommen praxeologische und ästhetische Theorien zusammen zu denken – vor dem Hintergrund der (Un)Möglichkeit ästhetische Praxis begrifflich zu fassen. Ausgehend von der These, dass Praxis stets in einem mehrpersonalen Vollzug von Tätigkeiten begründet sei, und von dem Vollzug selbst her gedacht werden muss, ist es vielleicht ein Dilemma der sowohl soziologischen als auch ästhetischen Theorien, sie gerade zu sehr von der Subjektposition her zu denken – woraus sich auch die zentralen Begriffe der Ästhetik wie Autonomie, Urteil, Erfahrung und Geschmack ergeben – was zwar eine traditionelle Perspektive, aber eben nur eine Perspektive auf das Ganze bietet. Der Praxisbegriff betont zum einen Vollzug, zum anderen aber auch eine Verwobenheit, von der aus sich erst eine Einheit oder ein Subjekt in der Bewegung von Abgrenzung aber eben auch in Beziehung treten konstituiert. Gerade der Beziehungsaspekt ist einer der bei vielen Denkern der Kritik von Macht und Herrschaft zu kurz kommt und in ihren Versuchen aus dualistischem Denken herauszutreten sie immer wieder in diesen zurückfallen lässt. Dualismen zielen auf Eindeutigkeit mit dem Ziel Ambivalenz und Spannung zu eliminieren. Eine kritische Theorie der ästhetischen Praxis könnte eine Möglichkeit bieten über das dominante dualistische Denken hinauszugehen, oder wenigstens es in seiner Spannung zu betrachten, ohne wieder in eine Herrschaftsbeziehung im Denken zu kippen.
Zur Person
Tanja Wischnewski studierte Kulturwissenschaften (B.A.), Soziologie (M.A.) und Ästhetik (M.A.) in Leipzig, Sankt Petersburg, Frankfurt am Main und Paris. Mit dem Schwerpunkt Ästhetik war sie als Forschungsstudierende und später Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für deutsche Literatur an der Goethe Universität Frankfurt am Main tätig. Seit April 2022 ist Tanja Wischnewski Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Graduiertenkolleg „Ästhetische Praxis".