Jocelyne Stahl
Assoziiertes Mitglied des Graduiertenkollegs
Praktiken des (Ver)lernens. Wie kann und soll eine postkoloniale kulturelle Bildung an Museen aussehen? Eine Untersuchung an exemplarischen Beispielen.
An der Schnittstelle von Cultural Studies, Neuerer Museologie und kritischer Vermittlung untersucht dieses Forschungsvorhaben, wie ästhetische Praktiken museale Ordnungen durchbrechen und transformieren können. Dabei wird das Potential einer postkolonialen kulturellen Bildung für die Arbeit an ethnologischen Museen in den Blick genommen. Ausgangspunkt für eine Reflektion dieses Potentials soll der Prozess des Verlernens eingeübter Denk- und Verhaltensmuster sein.
Wie können Praktiken des (Ver)lernens in der kulturellen Bildung aussehen, um sich machtvoller Strukturen bewusst zu werden und ihnen etwas entgegenzusetzen? Was können weitere Praktiken einer postkolonialen Bildung und Vermittlung an Museen sein, um alternative Ordnungen zu ermöglichen? Ausgangspunkt zur Beantwortung dieser Fragen sollen, in Anlehnung an die Postulate postkolonialer Pädagogik der Erziehungswissenschaftlerin Patricia Baquero Torres, eine kritische Rezeption aktueller Machtverhältnisse, eine Kontextualisierung von Wissensproduktionen sowie eine Dekonstruktion binärer Kategorisierung sein. Untersucht werden exemplarische Beispiele, von denen ausgehend mögliche postkoloniale Praktiken der kulturellen Bildung aufgezeigt und weiterentwickelt werden können.
Zur Person
Jocelyne Stahl ist Kulturwissenschaftlerin und arbeitet als Kuratorin, Vermittlerin und Wissenschaftlerin zu Themen der Bildung und Vermittlung im Kontext (ethnologischer) Museen und ihrer kolonialen Kontinuitäten. Sie studierte Medien- und Kulturwissenschaft in Düsseldorf und Kulturwissenschaft in Berlin. Ihre Forschungsschwerpunkte und -interessen sind postkoloniale und dekoloniale Ansätze, ästhetische Praktiken in Bildungsprozessen sowie raumtheoretische Betrachtungen und die Befragung der Dichotomie Zentrum | Peripherie. Als Kuratorin und Vermittlerin ist Jocelyne Stahl praktisch im Bereich Ausstellungsentwicklung, Bildung und Vermittlung tätig. Seit August 2021 ist Jocelyne Stahl Assoziiertes Mitglied am DFG-Graduiertenkolleg „Ästhetische Praxis“ der Universität Hildesheim.
Veröffentlichungen (Auswahl)
Stahl, Jocelyne (2024): „Das Fehlen eines Steins in Leipzig und am Kilimandscharo: Praktiken des Verlernens und Versuche visueller Gerechtigkeit im Kontext ethnologischer Museen“, in: Christopher Nixon (Hg.): Visuelle Gerechtigkeit, kritische berichte - Zeitschrift für Kunst- und Kulturwissenschaften, Heft 2/2024, S. 56-63
Stahl, Jocelyne (2024): „Wessen Wissen zählt? Ausstellungen als Orte von Wissenstransfer und Praktiken des Verlernens“, KuBi-Online: www.kubi-online.de/artikel/wessen-wissen-zaehlt-ausstellungen-orte-wissenstransfer-praktiken-des-verlernens
Stahl, Jocelyne und Schimanowski, Maike (2024): „No Consent – No Object? Das Ausstellen von Leerstellen als Möglichkeit rassismuskritischen Kuratierens“, in: Anna Greve und Sithara Weeratunga (Hg.): „Rassismuskritisches Kuratieren“, Kunst und Politik - Jahrbuch der Guernica-Gesellschaft, Band 25/2023, Göttingen: V&R unipress, S. 97-106
Stahl, Jocelyne (2024): „Gelernt und Eingeübt? Zu Begriff und Praxis des Verlernens“, in: Jens Roselt und Ekaterina Trachsel (Hg.): „Üben üben. Praktiken und Verfahren des Übens in den Künsten“, Reihe „Ästhetische Praxis. Transdisziplinäre Perspektiven“, Paderborn: Brill Fink, S. 195-216