Iris Kleinschmidt

Mitglied im Netzwerk des Graduiertenkollegs

Politische Dimensionen im Musiktheater für Kinder und Jugendliche

Dieses Vorhaben erweitert die Forschung im Bereich Oper und Musiktheater durch die Analyse des Musiktheaters für junges Publikum (MTYA) im etablierten institutionalisierten Opernbetrieb. MTYA initiiert dort strukturelle Veränderungen mit seiner spezialisierten künstlerischen Arbeit. Das Hauptziel ist es, eine Analyse dieser Veränderungsprozesse zu liefern.

Die Kontroversen um koloniales Erbe, Rassismus, #MeToo und Inklusion beeinflussen die Politik der Kulturproduktion. Es geht um die Folgen von Inhalten und Darstellungsweisen, um Fragen der Machtverteilung in Entscheidungsprozessen und um Möglichkeiten der Partizipation und Teilhabe. Diese Bewegungen machen Stimmen innerhalb einer Machtstruktur laut, die solche Stimmen nur unzureichend repräsentiert. Um zukünftige Strategien von Veränderungsprozessen in der institutionalisierten Oper zu entwerfen, generiert das Projekt wissenschaftlich fundiertes Wissen über deren politische Wirkung dort, wo sie aktuell stattfinden im MTYA.

In der Theaterwissenschaft wird die Bedeutung von "politisch" als Interpretation Inhalten, Formaten, Wahrnehmungskonstellationen sowie Ideen zugewiesen. Anhand der Theorie von Judith Butler wird MTYA als eine politische Praxis der Schaffung politischer Subjekte beschrieben, die den politischen Modi der mimetischen und abweichenden Wiederholung, der Subversion, des Verschleierns und des Ausschlusses folgt. MTYA untersucht das Vorhaben als politische Praxis in den Dimensionen der Kulturpolitik, der Institution und der Ästhetik anhand dieser Modi. Um Entscheidungs- und Aushandlungsprozesse, die die Besetzung von Künstler:innen und die Verteilung von Ressourcen, inhaltliche Konzepte und Formate im Vorfeld einer Inszenierung bestimmen, wissenschaftlich zugänglich zu gestalten, führt das Projekt die Methode des Reallabors in die Theaterwissenschaft ein. Das Reallabor "Urban Story*" verbindet künstlerisches Handeln und seine wissenschaftliche Erforschung entlang der Fragen: (künstlerisch:) Wie realisiert Opernproduktion im MTYA Prozesse der Bildung politischer Subjekte? (wissenschaftlich:) Wie transparent und fließend gestaltet MTYA seine politischen Wirkungsprozesse? Das Projekt bietet eine vergleichende Analyse von institutionalisiertem Theater in den USA und in Deutschland an, indem ein Kooperationsprojekt in Zusammenarbeit mit der San Francisco Opera (SFO) und der Deutschen Oper Berlin (DOB) anstrebt.

 

Zur Person

Iris Kleinschmidt ist Dramaturgin, Kulturvermittlerin, Regisseurin und Theaterwissenschaftlerin. Für das Staatstheater Braunschweig inszenierte sie die Produktionen »Isola« mit dem Kinder- und Jugendchor  »Belcanto« für die Digitale Bühne. Gemeinsam mit den Sänger:innen schrieb sie den Text und setzte ihn im Bühnenbild von Kenny Rüdiger um. Mit »Knistern Knuspern Rauschen« entwarf sie zusammen mit der Bühnenbildnerin Gretl Kautzsch, dem Komponisten Clemens K. Thomas und der Dramaturgin Johanna Schatke eine Produktion für die Allerkleinsten (0-3 Jahre) im Musiktheater. Für »Fake Voices« übernahm sie die künstlerische und organisatorische Projektleitung. Zusammen mit Erich Lesovsky (Komposition), Marta Bala (Video) und Stefanie Fischer (Dramaturgie) entwickelte sie einen Clubabend in dem visuelle und akustische Komposition mit Mitteln des klassischen Musiktheaterklangs und digitalen Bearbeitungsprogrammen zusammenfließen. Mit ihrem aktuellen Projekt dem »Ring-Modulator« verlässt sie das Theater und sucht nach städtischen Frequenzen für einen solchen Stoff.

Iris Kleinschmidt studierte Theaterwissenschaft und Theaterpädagogik in Leipzig, Berlin und Brüssel. 2017 war sie Stipendiatin des deutschen Bühnenvereins innerhalb der Weiterbildung »Theater- und Orchestermanagement« an der Ludwig Maximilians Universität München. Dort promoviert sie seit 2021 bei David Roesner zu »Politischen Dimensionen im Musiktheater für Kinder und Jugendliche«. Seit März 2022 ist sie assoziiertes Mitglied im Graduierten Kolleg „Ästhetische Praxis“ der Deutschen Forschungsgemeinschaft an der Universität Hildesheim.

Mitarbeiter: Staatstheater Braunschweig

 

Ausbildung

Seit 2022: Assoziiertes Mitglied des Graduierten Kollegs 2477 der Deutschen Forschungsgemeinschaft „Ästhetische Praxis“

Seit  2021: Promovierend an der Fakultät für Geschichts- und Kunstwissenschaften am Institut für Theaterwissenschaft der Ludwig Maximilians Universität München unter dem Titel: Politische Dimensionen im Musiktheater für Kinder und Jugendliche, bei Prof. Dr. David Roesner

2017: Berufsbegleitende Weiterbildung Theater- und Musikmanagement, Institut für Theaterwissenschaft der Ludwig-Maximilians-Universität München in Kooperation mit dem Deutschen Bühnenverein und der Theaterakademie August Everding

2014: Berufsbegleitende Fortbildung der Bundesakademie für kulturelle Bildung Wolfenbüttel „Führung für sich und andere übernehmen“ mit anschließenden einmal jährlich stattfindenden Coachingmodulen

2006 – 2008: Master of Arts in Theaterpädagogik, Universität der Künste Berlin
Masterarbeit: Kollektiv Inszenieren. Kollektive Kreativität in der theaterpädagogischen Arbeit mit Erwachsenen (Abschluss: 1,9)

1999 – 2000: Auslandssemester im Rahmen des ERASMUS-Programms, Université Libre de Bruxelles (Belgien)

1995 – 2003:  Magisterstudium der Theaterwissenschaft (HF), Germanistik und Erziehungswissenschaft (NF) Universität Leipzig, Magisterarbeit: Natürliche Performanz  – VerKörperungen Judith Butlers Identitätstheorie im zeitgenössischen Theater (Abschluss: 1,5)

1983 – 1995: POS Dr. Richard Sorge Mühlhausen, Gymnasium Albert Schweitzer Mühlhausen, Abitur (Abschluss: 1,6)

 

Veröffentlichung

„Den Platz erobern und Vertrauen schaffen“ Eine theatrale Intervention von Kindern mit dem Jungen Staatstheater Braunschweig IXYPSILONZETT 02/2018
Kindertheater in China. Märkte für Millionen

 

Engagements

2022: Co-Leitung JUNGES! am Staatstheater Braunschweig, Lehrauftrag an der Hochschule für bildende Kunst Braunschweig

2017 – heute: Dramaturgin JUNGES! Musiktheater am Staatstheater Braunschweig
unter der Intendanz von Dagmar Schlingmann Lehrauftrag an der Technischen Universität Braunschweig

2012 – 2017: Leitung Theater für alle/ Theater und Schule und Theaterpädagogin für Musiktheater sowie Dramaturgin im Bereich Kinder- und Jugendkonzert am Staatstheater Braunschweig unter der Intendanz von Joachim Klement

2009 – 2012: Theaterpädagogin für die Sparten Musiktheater und Tanz am Theater Plauen-Zwickau unter der Intendanz von Roland May

2004 – 2006: Freischaffende Tätigkeit als Künstlerin und Kulturvermittlerin

2003 – 2004: Produktionsassistentin im Produktionsbüro der Tanzfabrik Berlin e.V.

 

Projekte (Auswahl) für das Staatstheater Braunschweig

2023: künstlerische Leitung Ein Festspielhaus für Kinder im Programm „Kultur macht stark“

2023: künstlerische Leitung Ring-Modulator vielfältige Intervention im öffentlichen Raum zu Richard Wagners „Der Ring des Nibelungen“

2023: Produktionsleitung der Förderung der Bundeskulturstiftung im Rahmen des Fond ZERO im Projekt Funken

2022: Regie Knistern Knuspern Rauschen Musiktheater für die Allerjüngsten, Dramaturgie To Fall Safely JUNGES! Musiktheater

2021: Regie Fake Voices – eine multimediale Musiktheaterinstallation

2021: Regie Isola Stückentwicklung mit Jugendlichen des Kinder- und Jugendchors Belcanto e.V.

2020: Konzeption und Produktionsleitung des Begleitprogramms von Hart am Wind!

2019: künstlerische Leitung Platz da! Eine theatrale Intervention mit Kindern