Jens Fehrenbacher (geb. Schmidt)

Promotionsprojekt Situationen ästhetisch-sozialer Aushandlung
Ein ökologischer Zugang zu Rezeptionspraxis" (abgeschlossen)

Das Forschungsprojekt untersuchte, inwiefern Kunstrezeption als Praxis verstanden werden kann, die gleichermaßen ästhetisch, also mehrdeutig und eigensinnig, und sozial, als ein relationales Wechselwirken von Körpern und Dingen, beschreibbar ist. Mit dem Begriff einer ästhetisch-sozialen Aushandlung sollte dementsprechend beschrieben werden, wie Rezeptionspraxis zwischen situativen Resonanzen und ästhetisch-sozialer Reibung oszilliert. Es sollte gezeigt werden, wie jeweils spezifische Austauschsituationen zustande kommen, die von gegenseitiger Beeinflussung und der eigenen Sichtbarkeit geprägt sind und zu nicht vorhersehbaren Beziehungsgeflechten führen.

Das Material der Untersuchung bestand aus Situationen, die aus künstlerischen Settings zwischen Installation, Interaktion und Partizipation entstanden sind und in denen eine relationale Dynamik auf prägende Weise zum Ausdruck kam, womit sie die Begriffsarbeit auf jeweils eigene Weise herausforderten. Anhand von Isabelle Stengers’ “Ökologie der Praktiken” sollte dabei einerseits das Zusammenspiel von Praktiken der Rezeption, Inszenierung, Performance, Kuration, Vermittlung, Aufsicht und Kunstkritik auf nicht-hierarchische Weise in Situationen der Rezeption nachgezeichnet werden. Darüber hinaus sollte der Rezeptionspraxis als einer bisher vernachlässigten Dimension eine eigene, eigenwillige Produktivität zugestanden werden, die über die Inszenierung hinausweisende Beziehungen knüpft, welche sich über die Situation hinaus in anschließende Praktiken einschreiben.


Zur Person

Studium der Medien- und Kulturwissenschaft and der HHU Düsseldorf (B.A.) sowie der Kulturvermittlung mit Schwerpunkt Musik an der Stiftung Universität Hildesheim (M.A). Seit 2015 ist Jens Fehrenbacher tätig als freiberuflicher Künstler im Bereich der interaktiven Klang- und Medienkunst sowie in Kooperationen mit freien Theaterkollektiven. Zudem arbeitet er im Überschneidungsbereich von Vermittlung und ästhetischer Praxis, etwa bei der documenta 14. Von 2019 bis 2022 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter im DFG-Graduiertenkolleg 2477 "Ästhetische Praxis" der Universität Hildesheim.


Forschungsschwerpunkte

Ästhetische Praxis, Phänomenologie, Performativität, feministische Wissenschaftstheorie sowie Theorien der Kulturvermittlung.

 

Publikationen:

2023: zusammen mit Dominika Cohn: „Performance-Ökologie auf Endlospapier: Der Situationsapparat Nr. 3 als Beziehungsübung“, in: Jens Roselt/Ekaterina Trachsel (Hg.), Üben üben, Paderborn: Brill/Fink (zur Publikation angenommen).

2021: „Ästhetische Praxis als ökologische Konzeption. Situationen relational-divergierender Rezeptionspraxis“, in: Michael Corsten (Hg.), Praxis. Ausüben. Begreifen., Weilerswist: Velbrück Wissenschaft, 197–219.

2017: „Staged – Wie leere Bühnen zu Aushandlungsorten werden.“, in: Arbeitsgruppe Publikation (Hg.), Dating the Chorus # 2, Kassel: eigenständig publiziert, 156–163

2016: „Einladende Interventionen zwischen Spielplatz und Konzertsaal: Interaktive Klanginstallationen in öffentlichen Sphären als ästhetische Ermöglichungsräume für kulturelle Bildungsprozesse“, in: Birgit Mandel (Hg.), Teilhabeorientierte Kulturvermittlung, Bielefeld: transcript, 197–208.

 

Vorträge:

09/2020 (Mit Fiona Schrading): Situations-Apparat. Spekulative Installation auf der digitalen Tagung “Experiment” der Gesellschaft für Medienwissenschaft.

01/2020: Algorithmischer Eigensinn. Programmierung und Widerfahrnis im Kontext digitaler Künste. Lecture-Performance auf der Tagung “Hacking the Computable” der Deutschen Gesellschaft für Ästhetik an der HMDK Stuttgart.

 

Universitäre Lehrtätigkeit:

Sommersemster 2020: Lehrautrag ‚Social Sound – Interaktive Klang- und Medieninstallation‘. Online-Übung am Institut für Musikwissenschaft, Universität Hildesheim.

Wintersemster 2018/19: Lehrauftrag ‚Klang-Aktion-Raum-Licht – Stimme und Elektronik‘ Musiktheater-Übung gemeinsam mit Matthias Rebstock, Institut für Musikwissenschaft, Universität Hildesheim.

Sommersemester 2017: Als Tutor, Produktionsleitung ‚Klangwanderungen, musikalische land art, Musikvermittlung‘. Gemeinsam mit Matthias Rebstock, Institut für Musikwissenschaft, Universität Hildesheim. In Kooperation mit den Niedersächsischen Musiktagen

Sommersemester 2016: Als Gastdozent ‚Rundgangsdidaktik und mobiles Lernen‘. Künstlerische Begleitung der Modulabschlüsse am Institut für Politikdidaktik, Universität Kassel.

Wintersemster 2012/13: Als Tutor ‚Einführung in die Medien- und Kulturwissenschaften‘. Institut für Medien- und Kulturwissenschaft, Universität Düsseldorf