Der Beitrag des Wittenberger Mathematikers Johann Friedrich Weidler zur Begriffsgenese der Angewandten Mathematik

Johann Friedrich Weidler (*1691, †1755) beeinflusste von 1712 bis zu seinem Tode die Lehre mathematischer Inhalte an der Wittenberger Universität Leucorea. Über 40 Jahre wirkte er an der Philosophischen Fakultät und war bis dato - mit Ausnahme von Georg Matthias Bose (*1710, †1761) - ihr einziges Mitglied, das in auswärtige Gelehrtengesellschaften aufgenommen wurde. Weidler hinterließ fast 100 Publikationen, von denen der Schweizer Astronom und Mathematiker Johann Rudolf Wolf (*1816, †1893) 1877 in seiner knappen Weidler-Biographie besonders die Institutiones Mathematicae, Institutiones Geometriae Subterranae, sowie die Institutiones Mathematico-Physicae und Historia Astronomiae hervorhebt. Noch 1802 bewertet der mitteldeutsche Philosoph Johann Christian August Grohmann (*1769, †1847) Weidlers Institutiones Matheseos (1718) als „das beste Lehrbuch, das in diesen Zeiten erschien, und das billig dem Wolffschen, welches allgemein als Compendium bey den Vorlesungen gebraucht wurde, verdient an die Seite gesetzt zu werden“. Während unter anderem Weidlers mathematisches Wirken Baryzentrum meiner aktuellen Forschung an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg ist, soll im Vortag synoptisch sein Beitrag zur Genese des Begriffs der Angewandten Mathematik in den Fokus rücken, als dessen Erfinder im Sinne der Mathesis applicata ihn die Mathematikhistorikerin June Barrow-Green und ihr Kollege Reinhard Siegmund-Schultze 2015 erwähnten. Vor dem Hintergrund zweier mathematischer Katheder an der Leucorea, ist Weidler für die Klassifizierung mathematischer Wissenschaften auch von besonderem Interesse.

 

Literatur:

Toni Reimers: Der Beitrag des Wittenberger Mathematikers Johann Friedrich Weidler zur Begriffsgenese der Angewandten Mathematik. SieB 13 (2020), S. 33-55. Online verfügbar.