Manchen gilt das Schulfach Deutsch als ein “Laberfach”. Und es ist sicherlich eine wichtige Grundlage auch für das Studium dieses Faches an der Uni, dass man Freude am Formulieren hat, am sprachlichen Ausdruck seiner Gedanken. Allerdings sind hier, wie in anderen Fächern, nicht in erster Linie persönliche Meinungen gefragt, sondern Argumente, die sich auf literarische oder wissenschaftliche Texte stützen.
Das Studium im Fach Deutsch umfasst zu gleichen Teilen die Literaturwissenschaft und die Sprachwissenschaft sowie die Didaktik, das heißt, die Vermittlung der deutschen Sprache und Literatur. Gern und viel zu lesen (sowohl literarische als auch wissenschaftliche Texte) ist aber in allen Teilen des Faches eine gute Voraussetzung für ein erfolgreiches Studium.
Sprecher_innen des Deutschen haben in der Regel eine sehr gute Intuition darüber, was richtig und was falsch ist und wo diese Frage nicht entschieden werden kann. Sehr viel schwieriger ist es zu begründen, warum eine Form oder eine Konstruktion richtig oder falsch oder ein Zweifelsfall ist. Im Studium lernen Sie, solche Begründungen auf wissenschaftlicher Grundlage zu erarbeiten.
An vielen Universitäten, auch in Hildesheim, ist es möglich, das Fach Deutsch sowohl mit dem Ziel Lehramt zu studieren als auch Deutsch außerhalb des Lehramtsstudiums. Das Studium des Faches impliziert nicht zwingend, dass man damit Lehrerin oder Lehrer wird.
Das sichere Verfügen über die deutsche Sprache ist eine wichtige Voraussetzung für die Aufnahme des Deutschstudiums. Diese Sicherheit kann aber leicht über die Anforderungen des Studienfaches hinwegtäuschen. Denn im Studium geht es darum zu verstehen, wie Sprache und wie sprachliches Handeln organisiert sind, wie Sprache und sprachliches Handeln erworben werden und wie Sie Schüler und Schülerinnen bei diesem Erwerb unterstützen können. Darüber hinaus geht es um die Kenntnis von literarischen Texten, um Rekonstruktionen des Verstehens literarischer Texte und um Möglichkeiten, literarische Texte mit Schüler/-innen zu erschließen.
Es ist richtig und wichtig, dass Sie sich in Ihrem Studium vertieft mit – klassischer und aktueller – Kinder- und Jugendliteratur und ihrer Vermittlung in der Schule auseinandersetzen werden. Allerdings ist das nicht der einzige Schwerpunkt: Für eine souveräne Lehrperson ist es ebenso wichtig, einen Einblick in die gesamte neuere deutsche Literaturgeschichte, in das theoretische Denken und Sprechen über Literatur sowie die gesellschaftliche Einbindung von literarischen Texten zu gewinnen – weniger als Gegenstände, die Sie Ihrer Schülerschaft direkt vermitteln, sondern als Grundlagen, um professionell, kreativ und vielseitig mit literarischen Texten für Kinder und Erwachsene umzugehen.
Unterrichtspraxis und Fragen der Vermittlung begleiten Ihr Studium von Anfang an. Gleichzeitig und eng damit verbunden wird es im Laufe des Studiums aber immer wieder nötig sein, auch Ihr Wissen über die fachlichen Gegenstände zu reflektieren, zu erweitern, zu präzisieren, vielleicht sogar ganz umzuwerfen. Diese immer neue Auseinandersetzung mit Gegenständen, Begriffen, neuen Forschungsergebnissen und Zugängen erfordert eine große und langfristige gedankliche Offenheit (und kann auch sehr viel Spaß machen!).
Einige Grundlagen, z.B. im Umgang mit der deutschen Rechtschreibung, Zeichensetzung und Grammatik sowie mit literarischen Texten, sollten Sie aus der Schule mitbringen. Darüber hinaus ist es ganz normal, dass ein Studium Sie mit immer neuen Fragen und Erkenntnissen konfrontiert und Sie regelmäßig zwingt, sicher geglaubtes Wissen zu hinterfragen, zu präzisieren oder auch ganz umzuwerfen. Ziel des Studiums ist nicht, „alles“ über das Fach und seine Unterrichtspraxis zu wissen, sondern kompetent und professionell mit seinen Herausforderungen und Fragen umzugehen – Neugier und Diskussionsfreude sind dazu beste Voraussetzungen.
In den Schulklassen haben wir eine große Vielfalt von Sprachen. Sie einzubeziehen und im Deutschunterricht aufzugreifen, ist Teil der fachdidaktischen Tätigkeit als Lehrkraft und ein wichtiger Teil Ihres Studiums. Es ist ein wichtiger Aufgabenbereich von Lehrkräften, die deutsche Bildungssprache allen Kindern zu vermitteln und es ihnen zu ermöglichen, an Bildungsprozessen teilzuhaben. Diese Aussage ist also nicht zutreffend.
Weil es in deutschen Schulklassen eine große Sprachenvielfalt gibt, werden Sie im Deutschstudium auch theoretische Grundlagen der Mehrsprachigkeit und des Erwerbs des Deutschen als zweiter Sprache kennenlernen und diskutieren. Dafür ist eine eigene Prüfungsleistung vorgesehen.
Es ist ein wichtiger Aufgabenbereich von Lehrkräften, die deutsche Bildungssprache in Wort und Schrift allen Kindern zu vermitteln und es ihnen zu ermöglichen, an Bildungsprozessen teilzuhaben. Wissen dazu erwerben Sie im Deutschstudium.
Die Befassung mit auffälligen oder nicht-typischen Entwicklungsverläufen wird im Deutschstudium z. B. in Seminaren zur Inklusion bearbeitet. Dort diskutieren Sie auch über Konzepte einer diversitätssensiblen Sprach- und Literaturdidaktik.