Marcus Felix

Die Sexualpädagogik der 1980er Jahre zwischen Demokratisierung und sexueller Panik

Email: felixm@uni-hildesheim.de

 

 

Abstract

Ich untersuche den se­xualpolitischen Diskurs und das Selbstverständnis der Sexualpädagogik der 1980er Jahre.

Sexualität wird hierbei als variable, von religiösen Denkweisen, Geschlechterar­rangements und politischen wie rechtlichen Rahmenbedingungen geprägte Größe ver­standen. Die Normierung der Sexualität geschieht dabei immer auf der Grundlage weltanschaulich geprägter Vorstellungen gesellschaftlicher Ordnung. Auf dieser Wer­tebasis erfolgen gesellschaftspolitische Aushandlungen über Fragen der Sittlich­keit und dem, was Geschlechtern und Sexualitäten zugeschrieben und gestattet wird. In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage: Welche politischen Akteur*innen bestimmten die sexualpolitischen Debatten und welche zeittypischen geschlechtsspezifischen Einstellungen und Vorstel­lungen prägten den Umgang mit Sexualität zur Zeit, vor und nach der Konservativen Wende? Dieser Konformismus soll Ausgangspunkt der Unter­suchung des Spannungsfeldes zwischen hegemonialen Ordnungsvorstellungen und den Inhalten der Sexualerziehung zu Beginn der 1980er Jahre sein sein.

Rechtliche Vorschriften (etwa die Kriminalisierung von Homosexualität durch Para­graph 175) und moralisch-sittliche Vorstellungen (etwa bezüglich der Abtreibung) sind ebenso konstitutive Determinanten, die die Art und Weise der Realisierung und inhaltlichen Gestaltung der Sexualerziehung, ihren Stellenwert und ihre Lizenzen be­stimmen. Sexualnormen prägen die Kommunikation, gesellschaftliche Diskurse, men­tale Konzepte und Selbstverständnisse sowie die Lehre. Durch die Ana­lyse der gesellschaftlichen Ordnung – des Rechtsrahmens, der Verbote und der norma­tiven Konformität der Bevölkerung – wird das zeittypische Sexualmodell empirisch erfassbar.

Durch die Analyse soll die Forschungslücke um den Stellenwert der Sexualpädagogik und die Auswirkungen der sexualpolitischen Diskur­se der 1980er Jahre geschlossen werden. In einem Ausblick sollen eventuelle Parallelen zu heutigen sexualpolitischen Debatten hergestellt werden: Äh­neln sich der heutige Stellenwert und die Wahrnehmung von Sexualpädagogik den Achtziger Jahre? Gibt es Kontinuitäten bezüglich etablierter geschlechtsspezifischer Ordnungsmuster und Normalitäts­vorstellungen? Sind jene Kreise, die heute die schulische Sexualerziehung verteufeln und sich gegen den deskriptiven Umgang mit sexueller und geschlechtlicher Vielfalt wehren, die gleichen Akteur*innen oder konservativen Strömungen wie jene, die den sexualfeindlichen Diskurs der 1980er prägten? Inwiefern unterscheidet sich deren Rhetorik damals und heute? Hierbei sollen Erkenntnisse über sexualpolitische Debatten, dem Selbst­ver­ständnis der Sexualpädagogik und den öffentlichen Umgang mit dieser Disziplin gewonnen werden.

Forschungs- und Interessensschwerpunkte

  • Queer-Pädagogik, geschlechterkritische Bildung
  • Sex und Gender in pädagogischen Settings
  • Geschichte der Sexualwissenschaft/Sexualpädagogik

Werdegang

2012 - 2015 Studium an der Friedrich-Schiller-Universität Jena Erweiterungsfach Biologie für das Lehramt an Gymnasien, Abschluss mit dem Ersten Staatsexamen

2007 - 2012 Studium an der FSU Jena Geschichte und Deutsch für das Lehramt an Gymnasien, Abschluss mit dem Ersten Staatsexamen

Mitgliedschaft/ Engagement:

seit 2013 Ehrenamtlicher Sprecher der Bundesarbeitsgruppe LSBT*I* der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW)

Referent des Gleichstellungsreferates des Studierendenrates der Friedrich-Schiller-Universität Jena

seit 2011 Ehrenamtliches Mitglied in der Bundesarbeitsgruppe LSBT*I* der GEW

seit 2010 Ehrenamtliches Mitglied des Landesausschusses Diversity des GEW-Landesverbandes Thüringen

Ehrenamtliches Mitglied des Jenaer Aufklärungsprojektes "miteinanders"

Vorträge und Veröffentlichungen

Veröffentlichungen

März 2015 - "Selbstbestimmung, Teilhabe und Respekt. Worum es bei der Bildung und Erziehung hinsichtlich geschlechtlicher und sexueller Vielfalt wirklich geht" im Materialienband der Rosa- Luxemburg-Stiftung Baden-Württemberg "Unheilige Allianz" anlässlich des Kirchentages 2015

Januar 2015 - Monografie: "Wer hat Angst vorm Regenbogen? Wie schulische Aufklärungsprojekte Vorurteile gegenüber geschlechtlicher und sexueller Vielfalt reduzieren können" (Tectum-Verlag)

November 2014 - "Begegnung als Methode - Zur Reduktion negativer Einstellungen durch direkten Kontakt in der Schule" im Band "Queer- Pädagogik" von Prof. Karsten Kenklies (noch nicht erschienen)

Vorträge

2014 - "Queer-Pädagogik - Schule sensibilisieren" Vortrag im Rahmen des Vortragsreihe "Am Lehramt kommst du nicht vorbei" des Referats für Lehrämter des Studierendenrates der Friedrich-Schiller-Universität Jena am 28. Mai

2013 - "Ich sehe was, was du nicht siehst - sexuelle und geschlechtliche Vielfalt in der Schule" Input-Referat zum bündnisgrünen Regenbogenempfang am 4. September in Erfurt www.gew-thueringen.de/sexuelle_und_geschlechtliche_ Vielfalt_in_der_Schule.html