Seminar untersucht Bildungsteilhabe von Sinti und Roma in Europa

mercredi, 22. mai 2013 um 17:47 Uhr

Studierende der Erziehungswissenschaften haben sich mit der Teilhabe von Sinti und Roma im Bildungssytem heute und mit ihrer Geschichte befasst. Am 30. Mai laden sie zur Ausstellungseröffnung mit Gastvorträgen ein. Viele Dokumente, Schriftstücke und alte Fotografien werden zum ersten Mal gezeigt.

Zur Ausstellungseröffnung „Aus Niedersachsen nach Auschwitz – die Verfolgung der Sinti und Roma in der NS-Zeit“ am 30. Mai sind Interessierte herzlich eingeladen. Die öffentliche Wanderausstellung des Niedersächsischen Verbands Deutscher Sinti wird in der Stiftung Universität Hildesheim gezeigt. Studierende der Erziehungswissenschaften bieten Führungen und Workshops an. Viele Dokumente, Schriftstücke und alte Fotografien sind zum ersten Mal öffentlich zugänglich. Zeitzeugen aus niedersächsischen Städten kommen auf den ausgestellten Tafeln zu Wort. Zudem schlägt die Ausstellung eine Brücke in die Gegenwart: Zeitungsartikel dokumentieren aktuelle Debatten um Sinti und Roma in Deutschland und Europa.

Wie die Ausstellung nach Hildesheim kam? Prof. Dr. Viola B. Georgi, Erziehungswissenschaftlerin an der Universität Hildesheim, bietet in diesem Semester ein Seminar zur Bildungsteilhabe von Sinti und Roma in Europa an. Im Studium befassen sich Studierende mit der mangelnden Teilhabe der Minderheiten in verschiedenen Bereichen des Bildungssystems und ergründen gesellschaftliche und bildungspolitische Ursachen. „Es ist unerlässlich, sich zunächst intensiv mit der Geschichte und der gesellschaftlichen Situation der Sinti und Roma auseinanderzusetzen“, sagt Georgi. Sie blicken auf eine lange Geschichte der Diskriminierung und Verfolgung bis hin zum Völkermord durch die Nationalsozialisten zurück. Bis heute ist ihre gesellschaftliche Situation in den meisten europäischen Ländern durch Segregation und Marginalisierung gekennzeichnet. „Sinti und Roma bilden politisch, sozial wie kulturell eine der benachteiligsten Bevölkerungsgruppen der Europäischen Union“, so Georgi.

Die Ausstellung in Hildesheim zeigt, wie Sinti und Roma verfolgt wurden, geht auf die Problematik der Bestrafung der Täter und die Wiedergutmachung für die Opfer ein. Bereits 1938 und 1940 erfolgten planmäßig Verhaftungswellen, die für viele den Tod in Konzentrationslagern zur Folge hatten. Auch die Geschichte vor dem Nationalsozialismus wird anhand niedersächsischer Quellen dargestellt. „Diese Ausstellung ist uns quasi zugeflogen. Wir hatten einen Gastreferenten vom Landesverband der Sinti Niedersachsen ins Seminar eingeladen – und haben sein Angebot gerne angenommen, die Wanderausstellung in der Universität zu zeigen. Das Seminarkonzept wurde angepasst und Studierende haben Führungen und Workshops zur Ausstellung konzipiert. So können sie die im Seminar erworbenen Kenntnisse praktisch einbinden“, sagt Georgi. „Wir freuen uns sehr über diese Gelegenheit, ein gesellschafts- und bildungspolitisch wichtiges Thema in die Öffentlichkeit tragen zu können.“

Die Ausstellung wird am Donnerstag, 30. Mai, von 14:00 bis 15:00 Uhr vor dem Audimax auf dem Hauptcampus der Universität eröffnet. Grußworte sprechen Universitätspräsident Prof. Dr. Wolfgang-Uwe Friedrich und Daniel Strauß, Vorsitzender des Landesverbandes der Sinti und Roma Deutschland sowie Douglas Laubinger, Vorsitzender der Sinti Gemeinde Niedersachsen. Prof. Dr. Viola B. Georgi erklärt wie sich die Studierenden im Seminar mit dem Thema befasst haben. Kurator Boris Erchenbrecher führt in die Konzeption der Ausstellung ein. In einem Gastvortrag spricht Markus End, Antiziganismusforscher, Berlin, über „Antiziganismus in Vergangenheit und Gegenwart“. Interessierte sind herzlich eingeladen.

Kontakt bei Rückfragen: Prof. Dr. Viola B. Georgi, Professur für Diversity Education, Zentrum für Bildungsintegration – Diversität und Demokratie in Migrationsgesellschaften, Universität Hildesheim


Geschichte sollte nicht im Bücherregal vergessen werden. Studierende der Erziehungswissenschaften laden ein zum Gespräch. Foto: photocase/ephsilon (Themenbild)

Geschichte sollte nicht im Bücherregal vergessen werden. Studierende der Erziehungswissenschaften laden ein zum Gespräch. Foto: photocase/ ephsilon (Themenbild)