Neujahrsempfang der Universität Hildesheim: Rede des Präsidenten

mercredi, 15. janvier 2020 um 16:47 Uhr

Der Präsident sagte in seiner Neujahrsrede: „Ich beginne mein letztes Amtsjahr und blicke mit Freude und Dankbarkeit auf 20 Jahre im Präsidium unserer Universität, auf 18 Jahre im Amt des Präsidenten der Stiftung Universität Hildesheim.“ Lesen Sie hier die Rede von Professor Wolfgang-Uwe Friedrich. Der Präsident zitierte am Ende seiner Rede Wilhelm von Humboldt: „Da aber das geistige Wirken in der Menschheit nur als Zusammenwirken gedeiht, und zwar nicht bloss, damit Einer ersetze, was dem anderen mangelt, sondern damit die gelingende Thätigkeit des Einen den Anderen begeistere und Allen die allgemeine (...) Kraft sichtbar werde, so muss die innere Organisation (der Universität, Fri), ein ununterbrochenes, sich immer selbst belebendes (...) Zusammenwirken hervorbringen und unterhalten.“

Lesen Sie hier die Rede des Präsidenten Prof. Dr. Wolfgang-Uwe Friedrich, gehalten während des Neujahrsempfangs der Universität Hildesheim am 15. Januar 2020. Es gilt das gesprochene Wort.

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Stiftung Universität Hildesheim / Neujahrsempfang / 15. Januar 2020

Rede des Präsidenten

(Es gilt das gesprochene Wort)

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen,

Ich begrüße Sie herzlich zum Neujahrsempfang 2020 und wünsche Ihnen im Namen des Präsidiums alles Gute für das neue Jahr! Ich hoffe und wünsche Ihnen, dass wir auch dieses Jahr gesund und motiviert zusammenarbeiten können.

Auch das vergangene Jahr war geprägt durch Wachstum. Die Universität Hildesheim zählt in diesem Wintersemester 8.764 Studierende. Die Nachfrage nach Studienplätzen ist ungebrochen hoch. Unsere herausragende Stellung im Lehramt mit rund 2.300 Studierenden im Bachelor und weiteren rund 900 im Master ist und bleibt für Niedersachsen von entscheidender Bedeutung. Die strategischen Planungen im IT-Bereich und in der Psychologie wirken sehr positiv. In der Informatik und Wirtschaftsinformatik zählen wir rund 850, in den Informationswissenschaften weitere 500 und in der Psychologie ebenfalls gut 500 Studierende. Dieser Weg ist richtig und sollte ausgebaut werden. Besonders vor dem Hintergrund der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklung gilt es den Bedarf zu decken. Hierzu zählt vor allem der IT-Bereich, in dem Deutschland in Europa und im weltweiten Vergleich nur Durchschnittswerte aufweist. Um unseren Wohlstand und nicht zuletzt unseren Sozialstaat, auf den wir stolz sein können, zu sichern, müssen wir den digitalen Wandel forcieren. Die Bundesstatistik zählt für 2018 insgesamt 2,8 Millionen Studierende, davon 110.000 in der Informatik. Von diesen 110.000 Informatikstudierenden besuchen gut 34.000 Hochschulen in Nordrhein-Westfalen, 14.000 entfallen auf Bayern, knapp 14.000 auf Baden-Württemberg, gut 14.000, und das scheint überraschend, auf Hessen. Wo finden wir Niedersachsen? Mit 5.725 Studierenden nur knapp vor Sachsen, das halb so viele Einwohner wie unser Bundesland zählt, aber immerhin etwas über 4.000 Informatikstudierende aufweisen kann. Vor diesem Hintergrund ist die Digitalisierungsoffensive der Landesregierung ein äußerst dringliches politisches Projekt, das auch von uns Hochschulen mitgetragen wird. Der IT-Bereich muss weiter ausgebaut werden. Auch unsere Universität muss die Informatik weiter ausbauen. Es geht um die Zukunft unseres Landes. Die bisherigen Anstrengungen reichen nicht. Ich fordere von der Politik mehr Anstrengungen und wir müssen mehr Angebote liefern.

Mehr Leistungen kosten mehr Geld. Erfreulicherweise stieg unser Etat kontinuierlich. Ein Sprung nach vorn gelang bei der Grundfinanzierung, sie stieg von 32 Millionen Euro 2016 auf 40 Millionen Euro im vergangenen Jahr, rechnet man Sondermittel und Drittmittel hinzu, kamen wir 2019 auf einen Haushalt von deutlich über 70 Millionen Euro. Der Jahresabschluss 2019 ist noch in Arbeit, die Tendenz geht in Richtung 80 Millionen Euro. Dazu tragen steigende Drittmittel bei. Auch hier geht der Trend aufwärts und erreicht einen Betrag von über 7 Millionen Euro. Leider steht die Haushaltsentwicklung für das Jahr 2020 unter ungünstigen Vorzeichen. Die Rückkehr zu G 9 bringt Mindereinnahmen aus dem Hochschulpakt 2020, durch den Bund und Länder den Aufwuchs an Studienplätzen finanzieren. Das kostet uns in diesem Jahr Schätzungsweise eine Million Euro. Hinzu kommt eine Haushaltssperre, die das Land zwecks Erwirtschaftung einer globalen Minderausgabe verhängen will und die uns über 400.000 Euro kosten könnte. Das hätte natürlich Auswirkungen auf unser Studienangebot. Wir müssten im größten Bereich, also in der Lehramtsausbildung kosten. Ich bitte die Landesregierung sehr ernst und sehr eindringlich davor, diesen Kurs zu überdenken. Wir dürfen nicht Lehramtsstudienplätze abbauen, wenn wir Niedersachsen zukunftsfähig gestalten wollen. Wir dürfen nicht in die Vorschule und in die Schule investieren, aber den Schlüssel zu unserem Bildungssystem, die Herzkammer für Forschung und Bildung, für Innovation, die Hochschulen, mit Haushaltskürzungen ausklammern. Wir bilden die Fachkräfte für das Bildungssystem aus. Reduziert man unsere Ressourcen, entzieht man mittel- und längerfristig dem gesamten Bildungssystem lebenswichtige Proteine, und ohne Protein schwächt man Muskeln und Hirn.

Ich vertraue auf die Gesprächsbereitschaft der Landesregierung und habe als Vorsitzender der Landeshochschulkonferenz Niedersachsen einen Vorschlag unterbreitet, um das Problem zu lösen.

Meine Damen und Herren, ich beginne mein letztes Amtsjahr und blicke mit Freude und Dankbarkeit auf 20 Jahre im Präsidium unserer Universität, auf 18 Jahre im Amt des Präsidenten der Stiftung Universität Hildesheim. Als ich 2002 mein Amt antrat, zählte die Hochschule knapp 4.000 Studierende, heute sind es 8.700. Damals zählte die Universität 8 Promotionen, jetzt sind es über 50. Die Drittmittelerträge lagen unter 1 Million Euro, jetzt erreichen wir schätzungsweise 8,5 Millionen Euro. Wir zählten nicht einmal fünfzig Professorinnen und Professoren, heute sind es 89, drei weitere sind berufen und treten in Kürze ihr Amt an, neun Professuren sind ausgeschrieben. Wir werden am Ende meiner Amtszeit 100 Professorinnen und Professoren zu unseren Mitgliedern zählen und über 850 Beschäftige insgesamt (ohne Hilfskräfte). Zu Beginn meiner Amtszeit waren es weniger als 400. Unsere Forschungszentren bereichern unsere Arbeit und bringen uns internationales Ansehen. Neben dem sehr wichtigen CeLeB gilt dies u.a. für das 2007 gegründete Kompetenzzentrum Frühe Kindheit, das 2009 gegründete Center für World Music und das im gleichen Jahr entstandene Herder-Kolleg, das 2014 geschaffene Zentrum für Bildungsintegration und das im letzten Jahr eröffnete Zentrum für digitalen Wandel/Center for digital Change.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, gerade der digital turn stellt uns vor besondere Herausforderungen. Ich bin deshalb sehr dankbar, dass die Gremien meinen Vorschlag aufgegriffen haben und einen weitere Hauptberufliche Vizepräsidentschaft eingerichtet haben. Professor Sander ist seit dem 1. Januar HVP für Lehre und Studium, studentische Belange und Digitalisierung. Lieber Herr Sander, auf Sie richten sich große Erwartungen. Ich wünsche Ihnen viel Glück. Neu in unserer Runde ist Herr Preiss, Nachfolger unseres langjährigen Haushaltsdezernenten Herrn Krause, dem ich noch einmal heute sehr, sehr herzlich für seine hervorragende Arbeit danke. Herr Preiss, herzlich willkommen. Unsere sehr geschätzte Kollegin, Professorin Pieper, verlässt uns und geht nach Berlin. Frau Pieper, herzlichen Dank für Ihre herausragenden Leistungen als Professorin und als Vizepräsidentin für Internationales und alles Gute für Sie. Ich freue mich, das Professorin Bettina Kluge bereit ist, das Amt der Vizepräsidentin zu übernehmen und werde sie dem Senat vorschlagen.

Lassen Sie mich schließen mit einem Humboldt-Zitat, das nach wie gültig ist:

„Da aber das geistige Wirken in der Menschheit nur als Zusammenwirken gedeiht, und zwar nicht bloss, damit Einer ersetze, was dem anderen mangelt, sondern damit die gelingende Thätigkeit des Einen den Anderen begeistere und Allen die allgemeine (...) Kraft sichtbar werde, so muss die innere Organisation (der Universität, Fri), ein ununterbrochenes, sich immer selbst belebendes (...) Zusammenwirken hervorbringen und unterhalten.“ (W. Humboldt: Über die innere und äußere Organisation der Höheren Wissenschaftlichen Anstalten in Berlin)

Ich wünsche uns ein gutes Jahr 2020. Vielen Dank!


Fotos: Daniel Kunzfeld