Würth-Literaturpreis für Annette de Jong

samedi, 27. mars 2004 um 17:37 Uhr

Alumna schreibt ein "Mini-Drama" über den Leidensweg arbeitssuchender Akademiker

Die ehemalige Hildes­hei­mer Studentin und jetzt in Weimar lebende Autorin Annette de Jong, geb. Reese, hat einen der wichtigsten deutschen Lite­ra­tur­för­der­preise, den Würth-Literaturpreis, gewonnen. Der Preis wird von der Poetikdozentur der Universität Tübingen ausgeschrieben. Der Schrift­steller Peter Turrini stellte diesmal das Thema: "Tü­bingen ade?". Annette de Jong, die den Preis mit einem Kurz-Drama gewann, hat an der Universität Hildesheim bei Hanns-Josef Ortheil Kreatives Schreiben studiert und im Studiengang "Kulturwissenschaften und ästhetische Praxis" ihr Diplom gemacht.

Die feierliche Preisverleihung fand im November im Museum Würth in Künzelsau statt.

Die feierliche Preisverleihung fand im November im Museum Würth in Künzelsau statt.

Die ehemalige Hildes­hei­mer Studentin und jetzt in Weimar lebende Autorin Annette de Jong, geb. Reese, hat einen der wichtigsten deutschen Lite­ra­tur­för­der­preise, den mit 5000 Euro dotierten Würth-Literaturpreis, gewonnen. Der Preis wird von der Poetikdozentur der Universität Tübingen ausgeschrieben. Der Schrift­steller und Gastdozent Peter Turrini stellte diesmal das Thema: "Tü­bingen ade?". Annette de Jong, die den Preis mit einem Kurz-Drama gewann, hat an der Universität Hildesheim bei Hanns-Josef Ortheil Kreatives Schreiben studiert und im Studiengang "Kulturwissenschaften und ästhetische Praxis" ihr Diplom gemacht. Die feierliche Preisverleihung fand im November im Museum Würth in Künzelsau statt.

"Durch Zufall las ich in der Zeitung die Ausschreibung des 15. Würth-Literaturpreises zu dem Thema "Tübingen ade?", das von Peter Turrini vorgegeben worden war. Gefordert war ein "Mini-Drama", als Preisgeld lockten insgesamt 7.500 Euro", berichtet die Autorin. Zu ihrer Teilnahme an dem Wettbewerb schreibt sie: "Die Motivation, mich erstmalig an einem Literaturwettbewerb zu beteiligen, ergab sich auch aus der Begrenzung der Seitenzahl auf maximal 15, denn dies schien mir realistisch und machbar. Außerdem hatte ich eine, wie mir schien, gute Idee. Ich wollte über die häufig erniedrigende Behandlung arbeitssuchender, junger Akademiker auf dem Arbeitsmarkt - und hier besonders in der Kulturbranche - schreiben." Die Au­torin schöpfte aus dem Fundus der eigenen Erfahrungen und Erlebnisse von anderen Absolventinnen und Absolventen. "Eigene Erfahrungen deckten sich mit denen von Freunden und Bekannten und es schien mir, dass es sich dabei um eine Thematik oder eher ein Problem handelt, das viele meiner Generation betrifft."

Die Idee hatte Erfolg und wurde auch von der Jury des Literaturwettbewerbes als sehr gut bewertet und mit 5000 Euro dotiert. Eine zweite Preisträgerin erhält 2.500 Euro. Es wird eine Anthologie mit den Texten der Preisträger erscheinen, und in diesem Jahr wurden die Mini-Dramen auf eine CD aufgenommen, gelesen von Peter Turrini und Prof. Gerd Heinz, der in der Jury der Tübinger Poetikdozentur sitzt.

Tübingen ade? Davon handelt das Stück:

Eine junge Frau macht sich aus der Idylle Tübingen auf zu einem Bewerbungsgespräch nach Berlin,wo sie sich um eine Stelle bei einem Kulturfestival beworben hat. Sie ist hochqualifiziert, hat erste, renommierte Berufserfahrungen und erlebt während des Bewerbungsgesprächs, das eigentlich gar nicht richtig stattfindet, eine erniedrigende Situation nach der anderen: ihr Termin soll kurzfristig abgesagt werden, obwohl sie bereits aus Tübingen eingetroffen ist, ihre Bewerbungsunterlagen wurden verschlampt, niemand hört ihr zu, ständig wird ihr ins Wort gefallen, usw. Nach diesem frustrierenden Erlebnis geht sie in ein Cafe und unterhält sich mit einer alten Berlinerin, die ihr rät, doch besser in der Idylle Tübingen zu bleiben. Im Zug zurück in den Süden eskaliert die Situation, als eine Schaffnerin die junge Frau zwingen will, für viel Geld das Ticket nachzulösen, weil sie (nach neuem, inzwischen wieder abgeschafftem Preissystem) nicht in genau dem Zug sitzt, auf den der Fahrschein ausgestellt ist.

Kurzvita:

Annette de Jong, geb. Reese, wurde 1969 in Helmarshausen (Weserbergland) geboren. Sie studierte zunächst in Münster Germanistik und Spanisch (Lehramt), um nach dem Grundstudium an die Universität Hildesheim zu wechseln. Dort schrieb sie sich für "Kulturwissenschaften und ästhetische Praxis" ein. Ihr Hauptfach war Literatur /Theater /Medien mit dem besonderen Schwerpunkt "Kreatives Schreiben" bei Prof. Dr. Hanns-Josef Ortheil. Ihre Diplomarbeit schrieb sie im Fach "Kulturmanagement" bei Dr. Birgit Mandel über das Thema "Literatur als öffentliches Ereignis. Neue Wege der Literaturvermittlung am Beispiel des Göttinger Literaturherbstes." Nach Abschluss des Studiums 1997 absolvierte sie ein einjähriges Volontariat in der Presseabteilung des Alexander Fest Verlags in Berlin und leitete daran anschließend im Herbst 1998 die Presse- und öffentlichkeitsarbeit des internationalen Festivals "Göttinger Literaturherbst". Ab November 1998 arbeitete sie zwei Jahre als Pressereferentin im S. Fischer Verlag Frankfurt/Main. Von Januar 2001 bis zur Geburt ihrer Tochter im März 2002 war sie Leiterin des deutschen Büros einer US-amerikanischen E-Book-Firma in Frankfurt.