Wohlbefinden im Herbst

mardi, 14. octobre 2014 um 15:09 Uhr

Christine Hofheinz untersucht, warum Menschen eine gedrückte Stimmung haben und sich erschöpft fühlen und wie wirksam therapeutische Übungen sind. Für ihre Studie sucht die Psychologin 18- bis 65-Jährige aus Niedersachsen, die aktuell unter depressiven Symptomen leiden.

Viele Menschen verbinden Sonnenschein, blauen Himmel und sommerliche Temperaturen mit guter Laune. Man hält sich viel im Freien auf, fühlt sich gelöster und lacht mehr. Die ersten Anzeichen des Herbstes registrieren wiederum einige Menschen mit Bedauern. Die gute Laune verflüchtigt sich schlagartig, eine gewisse Trägheit setzt ein und man verbringt mehr Zeit im warmen Wohnzimmer als draußen – Phänomene, die jetzt zum Herbstanfang auftauchen. Doch warum ist das so?

Wissenschaftliche Studien liefern mögliche Erklärungen für den Einfluss, den der Herbst auf die Stimmung und das Wohlbefinden haben kann. Das Sonnenlicht steht dabei im Zentrum des Interesses. Es veranlasst die Produktion des körpereigenen Hormons Serotonin, welches sich positiv auf Wachheit und Wohlbefinden auswirkt. In den Sommermonaten Juni und Juli wird bei einem Sonneneinfall von etwa acht Stunden täglich die Serotoninproduktion angekurbelt. Sinkt die tägliche Sonnenscheindauer auf drei Stunden im Oktober wird verstärkt Melatonin ausgeschüttet. Normalerweise produziert der Körper das Hormon nachts. Wird es tagsüber jedoch auch nicht richtig hell, bleibt der Melatonin-Spiegel erhöht. Folgen können Müdigkeit und eine gedrückten Stimmung sein. Die Grenzen zu einer Depression können dabei fließend sein, so dass Betroffene sich oft nicht bewusst sind, dass sie unter einer Krankheit leiden. Dabei scheinen einige Menschen besonders sensibel auf jahreszeitliche Veränderungen zu reagieren und immer wieder im Herbst oder Winter zu erkranken, in diesen Fällen wird von einer „Depression mit saisonalem Muster“ gesprochen, sagt Christine Hofheinz, Psychologin an der Universität Hildesheim.

Eine akute Depression ist dadurch charakterisiert, dass Symptome wie Interessenverlust, Niedergeschlagenheit, Schlafmangel, Erschöpfung und mangelnde Konzentrationsfähigkeit über einen Zeitraum von mindestens zwei Wochen bestehen. Depressive Menschen fühlen sich außerdem oft in ihrer allgemeinen Leistungsfähigkeit und alltäglichen Tagesabläufen stark beeinträchtigt. Zu den gängigsten Therapieformen, um Depressionen zu behandeln, gehören die kognitive Verhaltenstherapie, die interpersonelle Therapie und psychoanalytische und tiefenpsychologische Verfahren. Sie unterstützen die Betroffenen darin, depressionstypische Denkmuster und Gefühle zu erkennen und diese zu verändern. Bei stärkeren Depressionen kann eine medikamentöse Behandlung dem Betroffenen zusätzlich zu einer Therapie helfen. Auch die positive Auswirkung von sportlichen Aktivitäten sind mehrfach wissenschaftlich belegt worden.

Menschen, die sich entscheiden, aktiv gegen die Erkrankung vorzugehen und auf der Suche nach einem Therapieplatz sind, sehen sich allerdings häufig mit langen Wartezeiten bis zum Behandlungsbeginn konfrontiert, so Hofheinz. Um dennoch etwas gegen die Symptomatik tun zu können, kann es auch lohnenswert sein, sich einmal mit verschiedenen Übungen aus dem Selbsthilfebereich zu beschäftigen.

Aktuell untersucht die Arbeitsgruppe „Klinische Psychologie“ der Universität Hildesheim die Wirkweisen verschiedener therapeutischer Übungen bei Depressionen. In einer Studie möchte die Forscher das Verständnis allgemeiner Wirkmechanismen von Therapieansätzen vertiefen, sowie feststellen, was sich konkret verändert, wenn Menschen eine therapeutische Übung regelmäßig durchführen und welche Übungen für welche Menschen besonders geeignet sind.

Dafür werden nun Personen zwischen 18 bis 65 Jahren gesucht, die aktuell unter depressiven Symptomen leiden. „Wir sind auf Betroffene angewiesen – sie leisten mit ihrer Teilnahme an der Untersuchung einen wertvollen Beitrag zur Weiterentwicklung der Depressionsbehandlung und wir hoffen auf viele Kontakte“, sagt Christine Hofheinz, wissenschaftliche Mitarbeiterin und Leiterin der Studie.

Die Studienteilnehmer erlernen in zwei gruppentherapeutischen Sitzungen eine therapeutische Übung, welche sich in früheren Studien bereits als wirksam bei der Behandlung von Depressionen erwiesen hat. Anschließend führen die Probanden die Übung über zwei Wochen hinweg selbstständig zu Hause durch. „Zu Beginn der Studie, währenddessen und nach den zwei Wochen bekommen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer einige Fragebögen zum Ausfüllen. Wir untersuchen, was sich durch die Durchführung der Übung innerhalb dieser zwei Wochen verändert“, so Hofheinz.

Studienteilnehmer gesucht

Die Arbeitsgruppe Klinische Psychologie der Universität Hildesheim sucht Menschen, die aktuell unter depressiven Symptomen leiden und sich momentan nicht in einer ambulanten Psychotherapie befinden. Insgesamt werden rund 60 Probanden gesucht. Die Teilnahme beinhaltet drei Termine an der Universität Hildesheim (Dauer etwa 1 bis 2,5 Stunden). Zudem sollten die Probanden bereit sein, täglich etwa 30 Minuten für eine therapeutische Übung aufzuwenden. Interessierte können sich an Christine Hofheinz wenden (E-Mail depstud@uni-hildesheim.de, Telefon 0179.6186490; bitte auf die Mailbox sprechen). Daten werden streng vertraulich behandelt.


Aktuell untersucht die Arbeitsgruppe „Klinische Psychologie“ der Universität Hildesheim die Wirkweisen verschiedener therapeutischer Übungen bei Depressionen. Foto: Isa Lange/Uni Hildesheim

Aktuell untersucht die Arbeitsgruppe „Klinische Psychologie“ der Universität Hildesheim die Wirkweisen verschiedener therapeutischer Übungen bei Depressionen. Foto: Isa Lange/Uni Hildesheim