Was ist echt? Konferenz zu Fakten und Fiktionen

vendredi, 30. septembre 2016 um 13:36 Uhr

Sind das erfundene Charaktere? Ist das ein Lebensbericht? Mit Fakten und Fiktionen sowie Überlappungen zwischen Wahrheit und Fantasie in Literatur, Theater und Film setzen sich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Spanien und Deutschland auseinander. Die Universitäten Hildesheim und Salamanca laden im Oktober zu einer Konferenz ein. Die Tagung soll weitere Kooperationen in Forschung, Lehre und im Studierendenaustausch anbahnen.

Autorinnen und Autoren können Geschehnisse mit Worten nachbilden oder eine völlig neue Wirklichkeit schaffen, die in Büchern, Filmen, auf der Bühne und in den Köpfen der Zuschauer und Leser lebt.

In der internationalen literatur- und kulturwissenschaftlichen Forschung nimmt das Interesse an ästhetischen Grenz- und Mischformen zwischen Fakten und Fiktionalität derzeit stark zu, sagt Professor Toni Tholen, Literaturwissenschaftler an der Universität Hildesheim. So werden Grenzen und Überlappungen von Fakt und Fiktion im Bereich der Szenischen Künste untersucht. Nach der postdramatischen Wende findet vor allem das Dokumentartheater wieder zur Theatralität zurück. Es gibt neue Formen, um Realität zu simulieren: Schauspieler werden durch wirkliche Personen ersetzt, Spielräume werden nicht mehr auf Theaterbühnen angesiedelt und Texte entstehen erst im Verlauf von Aufführungen.

Die Universitäten Hildesheim und Salamanca laden im Oktober 2016 zur binationalen Konferenz „Fakten, Fiktionen und Fact-Fictions“ [Programm PDF] im spanischen Salamanca ein. Professor Michael Pfeiffer (Barcelona) spricht zum Beispiel über literarische Zeugnisse des Unrechts. Professorin Marisa Siguan (Barcelona) setzt sich mit Fakten, Spuren und Autofiktion bei Hertha Müller auseinander. Die Hildesheimer Literaturwissenschaftlerin Jennifer Clare untersucht Notizbücher von Peter Weiss und dessen „autofiktionale Grenzgänge“. Was autobiographische Fälschungen verraten, erläutert Professorin Patricia Cifre Wibrow (Salamanca) in ihrem Vortrag. Über das „Schreiben im Rückblick“ und das historisch-fiktionale Erzählen Profesor Manuel Maldonado Aleman von der Universidad de Sevilla.

Wie geht das zeitgenössische Erzähltheater mit Fakten um? Professor Jens Roselt, Theaterwissenschaftler und Dekan des kulturwissenschaftlichen Fachbereichs der Universität Hildesheim, setzt sich in seinem Vortrag mit „aufgeführten Biografien“ auseinander. Professor Arno Gimber von der Universidad Complutense de Madrid spricht über Wirklichkeitsbeschreibungen und Fälschungen im Dokumentartheater und Professorin Brigitte Jirku von der Universitdad de Valencia erläutert am Beispiel des Dokumentartheaters und des NSU-Prozesses, wie Dokumente Teil des Theaters werden.

„Wir möchten im Rahmen der Forschungskooperation einen Beitrag leisten zur Erfassung und Bewertung komplexer ästhetischer Entwürfe und Präsentationen, die das Spannungsverhältnis zwischen Fakt und Fiktion in origineller, Erkenntnis fördernder Weise ausschreiten“, so Professor Tholen über die Zusammenarbeit in den Literatur- und Kulturwissenschaften. Tholen hofft, dass mit der Konferenz „weitere Vernetzungsaktivitäten“ zwischen der Universität Hildesheim und anderen deutschen wie spanischen Universitäten auf den Feldern von Forschung, Lehre, Studierendenaustausch und wissenschaftlicher Nachwuchsförderung entstehen.

Die Konferenz findet vom 3. bis 5. Oktober 2016 in Salamanca statt. Der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) fördert die Konferenz aus Mitteln des Auswärtigen Amtes. Professorin Patricia Cifre Wibrow von der Universidad de Salamanca, Professor Arno Gimber von der Universidad Complutense de Madrid und Professor Toni Tholen von der Universität Hildesheim laden gemeinsam zur internationalen Konferenz ein.

Wer Fragen zur Konferenz hat oder sich für das Forschungsthema interessiert, kann Prof. Dr. Toni Tholen und Dr. Jennifer Clare vom Institut für deutsche Sprache und Literatur kontaktieren.


Eine spanisch-deutsche Konferenz untersucht Fakten und Fiktion in Literatur, Theater und Film. Mehrere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universität Hildesheim stellen Forschungserkenntnisse in Salamanca vor. Foto: photocase/dergrafischer

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