Übersetzen: „Humor, Ironie und Wortspiele sind für eine Maschine extrem schwierig“

mercredi, 01. mars 2017 um 11:44 Uhr

„Blockbuster, Bedienungsanleitungen, Beipackzettel, und selbst die Etiketten auf Nudelpackungen – wir sind umgeben von Übersetzungen“, sagt Professorin Bettina Kluge. An der Universität Hildesheim bildet sie den Übersetzernachwuchs im Studiengang „Internationale Kommunikation und Übersetzen“ aus. Zum Studium gehört ein verbindlicher Auslandsaufenthalt. Eine Bewerbung um einen Studienplatz ist bis zum 15. März 2017 möglich. Studienbeginn ist im April 2017.

Jetzt bewerben: „Internationale Kommunikation und Übersetzen“

Kaum war Sinazo Saul auf dem Uni-Campus angekommen, plante sie schon wieder ihre Abfahrt. Wer in Hildesheim „Internationale Kommunikation und Übersetzen“ studiert, geht bereits nach einem Jahr ins Ausland. „Kaum ist man da, ist man schon wieder weg“, lacht Sinazo Saul. Nach einem Semester an der Universität Bogotá in Kolumbien ist die Studentin nun zurück in Hildesheim.

„Wenn Studierende aus dem Ausland zurückkommen, dann ist das ein Unterschied wie Tag und Nacht“, sagt Professorin Bettina Kluge. Die Übersetzungswissenschaftlerin bildet an der Universität Hildesheim Fachleute aus, die zum Beispiel Texte, Filme, Literatur und technische Benutzerhandbücher sowie Bedienungsanleitungen übersetzen. Im ersten Studienjahr stehen die Grundlagen auf dem Programm, etwa die beiden Vorlesungen „Einführung in die Sprachwissenschaft“ und „Einführung in die Übersetzungswissenschaft“ sowie erste sprachpraktische Übungen und Methoden des Übersetzens.

„Nach einem Jahr schicken wir den gesamten Jahrgang ins Ausland. Die Studentinnen und Studenten bekommen ein Gefühl für die Sprache und erweitern ihren Wortschatz im Alltag enorm. Die im Ausland erbrachten Studienleistungen werden anerkannt.“ Die Universität Hildesheim kooperiert dabei mit Partnerhochschulen in Spanien (etwa Alicante, Madrid, Murcia und Barcelona), in Frankreich (etwa Paris, Clermont-Ferrand und Tours) sowie in Irland, Finnland, Belgien, in der Türkei, Indien und Mexiko. Es gibt Ausnahmeregelungen, wenn ein Auslandsaufenthalt nur schwer möglich ist, etwa wenn Studierende schwer krank sind, Kinder erziehen oder Angehörige pflegen müssen.

Im dritten Studienjahr folgen sprachpraktische Seminare und Spezialisierungen etwa in „Fachübersetzen“ (technische Übersetzungen: Wie übersetzt man Handbücher für Maschinen?), „Unternehmenskommunikation“ oder „Sprache und Medien“. Die Studentin Sinazo Saul spezialisiert sich auf den Bereich „Community Interpreting“ – das klingt etwas technisch, ist aber mitten aus dem Leben. „Das Seminar ist mein Highlight. Wir beschäftigen uns mit der Frage, welche Rolle Übersetzungen im Alltag spielen, etwa bei Arztbesuchen. Übersetzerinnen, die hier geschult sind, können dazu beitragen, dass ein Kind nicht Diagnosen für den Vater übersetzen muss, der die deutsche Sprache noch nicht sprechen kann“, sagt die 23-Jährige. Seit zweieinhalb Jahren studiert die Hamburgerin auf dem Bühler-Campus in Hildesheim. „Die Kombination im Studium ist gut – nicht so eintönig, ich studiere in den Nebenfächern Politik- und Medienwissenschaft. Das Studium in Hildesheim habe ich eher zufällig entdeckt. Eigentlich wollte ich nach Heidelberg – aber mit dem Semesterticket kann ich schnell nach Hamburg flitzen, wo meine Familie lebt“, sagt Sinazo Saul. Ihr Interesse an Sprachen prägt ihr Leben: Sie ist mehrsprachig aufgewachsen, hat sich in der Oberstufe für ein Sprachenprofil entschieden – Englisch, Spanisch und Französisch. Mit einer ihrer Übersetzungen ist Sinazo Saul bereits erfolgreich: Die Studentin hat ein Kinderbuch ihres Onkels übersetzt. „Der kleine Stern“ heißt nun „Little star“.

Auch für Pia Roser war die Freude an Sprachen entscheidend für ihre Studienwahl. Sie studiert im fünften Semester „Internationale Kommunikation und Übersetzen“ mit den Fächern Englisch und Spanisch. „Das Auslandssemester in Toluca in Mexiko konnte ich nutzen, um wirklich ein halbes Jahr Erfahrungen zu sammeln. Ich lerne, wie ich mit Sprache kompakt formulieren und gut Informationen übermitteln kann, hebe mein sprachliches Niveau, vermeide unnötige Wölkchen. Es geht darum, knackig zu formulieren und trotzdem mit Sprache zu spielen und die Nuancen auszuschöpfen“, sagt Pia Roser. Bei einer guten Übersetzung kommt es darauf an, „alle Informationen in angepasster Form weiterzugeben und auf den Punkt zu bringen“. Sie hat zum Beispiel für ein kleines mittelständisches Unternehmen übersetzt – Frachtkosten, Warengut und Lieferbedingungen. „Auch kleine Unternehmen sind in den Weltmarkt eingebunden und auf Übersetzungen angewiesen – sie brauchen Mitarbeiter, die ein ausgeprägtes Sprachgefühl haben“, sagt Bettina Kluge.

Ob sie Sorge hat, dass ihre Arbeit eines Tages von Maschinen übernommen wird? „Wenn ich eine Bedienungsanleitung übersetze, übersetze ich nicht bloß eins-zu-eins, ich muss auch wissen, was technisch passiert. Dieses Wissen bringe ich als Übersetzerin mit. Maschinen können viel, sie können aber nicht den Menschen ersetzen. Gerade Literatur lebt von menschlichen Eindrücken. Es würde viel verloren gehen an sprachlicher Varietät und Bandbreite“, sagt Sinazo Saul. „Humor, Ironie und Wortspiele sind für eine Maschine extrem schwierig.“

Auch Themen aus der Zeitgeschichte stehen auf dem Seminarplan: Im Seminar „Linguistic analysis of the 2016 U.S. election“ beschäftigten sich die Studentinnen mit dem US-Wahlkampf und seiner Darstellung in den deutschen Medien, mit Wortspielen und Metaphern („Das Trumpeltier“), mit Übersetzungen von Tweets, mit Reden im Originalton, deren Übersetzung als Untertitel mitläuft, und mit rhetorischen Mitteln im Wahlkampf.

Studentinnen und Studenten, die in Hildesheim „Internationale Kommunikation und Übersetzen“ studiert haben, sind heute zum Beispiel beim WDR als Untertitlerin und als technische Redakteurin bei der Volkswagen AG tätig oder haben sich als Übersetzerinnen selbständig gemacht. Andere spezialisieren sich in den Masterstudiengängen „Medientext und Medienübersetzung“ oder „Sprache und Technik“.

„Internationale Kommunikation und Übersetzen“ in Hildesheim studieren

Der Bachelorstudiengang „Internationale Kommunikation und Übersetzen“ richtet sich an Studieninteressierte, die neben der Begeisterung für Sprachen, Texte und verschiedene Kulturen auch ein Interesse für neue Technologien und Medien mitbringen. Im Mittelpunkt stehen dabei die Grundlagen des professionellen Übersetzens. Die Studentinnen und Studenten beschäftigen sich in drei Jahren mit Texten unterschiedlicher Sprachen. Neben der Grundsprache Deutsch wählen sie zwei weitere Sprachen – Englisch, Französisch oder Spanisch. Eine Bewerbung ist bis zum 15. März 2017 möglich. Das Studium beginnt im April 2017. Wer Fragen zum Studium hat, kann sich an Prof. Dr. Bettina Kluge, Direktorin des Instituts für Übersetzungswissenschaft und Fachkommunikation der Universität Hildesheim wenden (E-Mail klugeb@uni-hildesheim.de).

Medienkontakt: Pressestelle der Universität Hildesheim (Isa Lange, 05121.883-90100, presse@uni-hildesheim.de)


Der Alltag – voller Sprachen: Professorin Bettina Kluge auf dem Bühler-Campus (Gruppenbild: Mitte). Pia Roser (re.) und Sinazo Saul (li.) studieren an der Universität in Hildesheim „Internationale Kommunikation und Übersetzen“. Fotos: Isa Lange/Uni Hildesheim

Der Alltag – voller Sprachen: Professorin Bettina Kluge auf dem Bühler-Campus (Gruppenbild: Mitte). Pia Roser (re.) und Sinazo Saul (li.) studieren an der Universität in Hildesheim „Internationale Kommunikation und Übersetzen“. Fotos: Isa Lange/Uni Hildesheim

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