Pionier der Medienpädagogik

samedi, 27. mars 2004 um 17:23 Uhr

Dr. Walter Thissen blickt zurück auf das Wirken von Prof. em. Dr. Heribert Heinrichs

Von 1958 bis 1987 - also nahezu 30 Jahre - arbeitete Prof. Dr. Heribert Heinrichs an der Hochschule Alfeld / Hildesheim. Obwohl er Rufe an die Universitäten in Saarbrücken, Bonn und Köln, Pa­der­born und Münster erhielt, blieb er seiner Universität in Hildesheim treu und entwickelte durch sein Engagement auf dem ersten Lehrstuhl für Medienpädagogik in Deutschland das Profil der Hochschule und ihre Entwicklung zur Universität entscheidend mit.

Am 4. August 1922 wird Heribert Heinrichs in Wassenberg (Rhld.) geboren. Seine Einberufung zum Kriegsdienst unterbricht die schulische Ausbildung kurz vor ihrem Abschluss. Als er nach mehrjähriger Kriegsgefangenschaft zurückkehrt, bleibt ihm ein Studium an der Musikhochschule verwehrt, weil sein Schulabschluss lediglich einen "Reifevermerk" aufwies. Er beginnt an der Pädagogischen Akademie in Aachen sein Lehramtsstudium, das er mit Auszeichnung beendet. In Düren (Rhld.) bekommt er eine Lehrerstelle mit Förderanteil und nimmt an der Universität Köln ein Promotionsstudium bei Prof. Dr. Theodor Ballauf auf. Aus dieser Zeit resultieren auch die ersten Kontakte zum NWDR, für den er Hörspiele schreibt und Schulfunksendungen produziert. Es liegt nahe, Studium und Rundfunkaktivitäten zu verbinden. So entsteht die erste medienpädagogische Dissertation über den Schulfunk. Nach seinem Zweitstudium wird Heribert Heinrichs Assistent bei Prof. Dr. Gustav Siewerth in Aachen, über den er persönlich mit Martin Heidegger bekannt wird. 1960 kommt Martin Heidegger auf Einladung von Heribert Heinrichs nach Alfeld und besucht die dortige Hochschule.

Am 4. August 1922 wird Heribert Heinrichs in Wassenberg (Rhld.) geboren. Seine Einberufung zum Kriegsdienst unterbricht die schulische Ausbildung kurz vor ihrem Abschluss. Als er nach mehrjähriger Kriegsgefangenschaft zurückkehrt, bleibt ihm ein Studium an der Musikhochschule verwehrt, weil sein Schulabschluss lediglich einen "Reifevermerk" aufwies. Er beginnt an der Pädagogischen Akademie in Aachen sein Lehramtsstudium, das er mit Auszeichnung beendet. In Düren (Rhld.) bekommt er eine Lehrerstelle mit Förderanteil und nimmt an der Universität Köln ein Promotionsstudium bei Prof. Dr. Theodor Ballauf auf. Aus dieser Zeit resultieren auch die ersten Kontakte zum NWDR, für den er Hörspiele schreibt und Schulfunksendungen produziert. Es liegt nahe, Studium und Rundfunkaktivitäten zu verbinden. So entsteht die erste medienpädagogische Dissertation über den Schulfunk. Nach seinem Zweitstudium wird Heribert Heinrichs Assistent bei Prof. Dr. Gustav Siewerth in Aachen, über den er persönlich mit Martin Heidegger bekannt wird. 1960 kommt Martin Heidegger auf Einladung von Heribert Heinrichs nach Alfeld und besucht die dortige Hochschule.

Nach seiner Assistentenzeit wird Heribert Heinrichs Rektor der Akademie Schule auf der Hörn in Aachen. Aber bereits im Herbst 1958 beruft ihn die Pädagogische Hochschule Alfeld/Leine auf den Lehrstuhl für Schulpädagogik. Schulpädagogik ist für Heribert Heinrichs von Anfang an verbunden mit der Integration von Medien in den Unterricht. Seine Lehre und Forschung setzen den Impuls fort, den er in seiner Dissertation aufgegriffen hat. Nach seiner festen überzeugung "wird sich Integration der Medien in unserer Kultur im wesentlichen im pädagogischen Umfeld der Kinder entscheiden, in Elternhaus und Schule". Deshalb konzentriert er seine wissenschaftliche Aufmerksamkeit auf das in den 60er Jahren aktuelle Medium Fernsehen. Der Programmdirektor des NDR-Fernsehens Franz Reinholz lädt ihn ein, als didaktischer Berater der ersten NDR-Fernseh-Versuchs-Serie für Schulen mitzuwirken. Heribert Heinrichs übernimmt die wissenschaftliche Begleitforschung. Ihn interessiert, welche Auswirkungen das Medium in der unterrichtlichen Praxis hat und haben kann. Auch beginnt eine sehr enge und fruchtbare Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Fernsehen. Alois Schardt beruft Heribert Heinrichs in das Gründungsgremium des Telekollegs und Gertrud Simmerding gewinnt ihn für die Mitarbeit beim Bayerischen Schulfernsehen.

Vom Kultusministerium in Hannover erhält Heinrichs einen über mehrere Jahre laufenden Forschungsauftrag zum Schulfernsehen, der ihn in die meisten europäischen und überseeischen Sendeanstalten führt. In den USA beschäftigt ihn die praktische Arbeit in schulinternen Fernsehsystemen.

Aufgrund dieser Erfahrungen wagt Heinrichs 1964 in Hannover einen eigenen Schulfernsehversuch, der mit Mitteln der Stiftung Volkswagenwerk realisiert wird. Erstmals werden mehrere getrennte Schulen über ein Kabelnetz verbunden. Via Bildschirm- und Tonverbindung war ein Lehrer mit mehreren Klassen verbunden und konnte mehrere Klassen gleichzeitig unterrichten. In Zeiten von Lehrermangel war dies ein erwartungsvoller Ansatz, der weltweites Interesse auslöste. Gäste aus ganz Europa und den USA, aus den Ostblockstaaten und aus Japan haben den Versuch live verfolgt und über die Möglichkeiten diskutiert. Heribert Heinrichs selbst hat die Erfahrungen in zwei Veröffentlichungen dargestellt.

Neben diesen Forschungsaktivitäten hat Heribert Heinrichs mit dem Kamp-Verlag in Bochum die erste Pädagogische Taschenbuchreihe in der Bundesrepublik erarbeitet und wurde ihr Herausgeber. Im Laufe der Jahre 1961 - 1989 wuchs diese Reihe auf 92 Bände an und erzielte eine Gesamtauflage von über 2 Millionen Exemplaren. Der Band "Brennpunkte neuzeitlicher Didaktik", den Heribert Heinrich selbst veröffentlichte erreichte 14 Auflagen und kann zu Recht als ein Standardwerk für die Lehrerausbildung bezeichnet werden.

1965 erhält der Lehrstuhl von Heribert Heinrichs eine neue Denomination, er wird der erste Lehrstuhl für Medienpädagogik in Deutschland. In seinen Forschungen interessiert sich Heinrichs außer für die aktuellen elektronischen Medien auch für andere Formen der Unterrichtstechnologie, wie sie von Lehr- und Lernmittelverlagen angeboten wird. Er wird pädagogischer Berater des deutschen Lehrmittelver­bandes.

Mit Peter v. Zahn, dem Reporter der Windrose, produziert Heribert Heinrichs 1968 einen seinerzeit viel beachteten Film mit dem Titel "Lernen für 2000", in dem er seine oben zitierte überzeugung in einem populären Medium weiten Kreisen zugänglich machen will.

"Wie kann ich pädagogisch-wissenschaftliche Erkenntnisse einem möglichst breiten Publikum zugänglich machen?" - dies war für Heribert Heinrichs eine der wesentlichsten Herausforderungen. Um dieses Ziel zu erreichen beschritt er auch außergewöhnliche Wege und suchte immer wieder die Zusammenarbeit mit öffentlich-rechtlichen und privaten Medien. Für die Zeitschrift "Eltern", an deren Konzept er maßgeblich beteiligt war, war er über viele Jahre im päda­gogischen Beirat tätig, seit 1975 war er wissenschaftlicher Berater der Programmzeitschrift "Hörzu". Aber auch einige seiner Buchtitel kennzeichnen das Bemühen um populäre Verbreitung: 1964 erschien im Umfeld des Schulfernsehversuchs in Hannover sein Buch "Roboter vor der Schultür?" und 1971 veröffentlicht er einen pädagogischen Ratgeber mit dem er sich an Eltern richtet: "So wird ihr Kind ein besserer Schüler".

Als 1970 die Hochschule von Alfeld nach Hil­desheim umzieht, entsteht an dieser neuen Hochschule eine echte hochschuldidaktische Innovation, die aufs engste mit dem Namen Heribert Heinrichs verbunden ist. Es entsteht - gefördert mit Mitteln der Stiftung Volkswagenwerk und des Landes Niedersachsen - ein Audiovisuelles Zentrum, das in dieser Form an keiner anderen Hochschule und Universität in Deutschland existierte. Mit einem Investitionsvolumen von ca. 8,5 Millionen DM wurde eine Un­ter­richtsmitschau, ein kombiniertes Film- und Fernsehstudio und die Verkabelung spezieller Fachräume geplant und aufgebaut. Das Konzept der Verbindung von Theorie und Praxis war an keiner anderen Universität so konsequent realisiert wie in Hil­desheim. Das AVZ der Hochschule in Hildesheim wur­de zum Modell für Lehr- und Forschungseinrichtungen in Bonn, Heidelberg und München. Zwei unterrichtstech­nologische Standardwerke werden von Heribert Heinrichs in dieser Zeit herausgegeben: "Lexikon der audiovisuellen Bildungsmittel"(1971) und "Audiovisuelle Praxis in Wort und Bild" (1972).

Diese Vorläuferrolle der heutigen Universität Hildesheim war kein Zufall, sondern eine konsequente Folge der Aktivitäten und Aufgaben, die Heribert Heinrichs in seiner Zugehörigkeit zu dieser Universität entwickelt und übernommen hat: Er war von 1963 - 1979 Vertreter des Landes Niedersachsen im Kuratorium für Film und Bild in München. Das ZDF entsandte ihn 1967 als Delegierten zum Medienkongress nach Paris. Heinrichs sprach auf UNESCO-Veranstaltungen und auf Tagungen des Europäischen Rates.

In den 70er und 80er Jahren entstehen im AVZ der Hochschule Hildesheim Film- und Fernsehproduktionen mit einem breiten Spektrum. Hervorzuheben gilt es aber die Produktionen, die mit zu einer grundlegenden Veränderung in der Hochschule geführt haben: Polyästhetische und lichtkinetische Arbeiten, in denen sich der Grundgedanke für den Studiengang Kulturpä­dagogik manifestiert hat. Die Anforderungen der Arbeiten durch Hochschulen in vielen Ländern Europas lassen erkennen, wie hoch die Außenwirkung des AVZ war.

Heribert Heinrichs ist aber nicht nur Medienwis­senschaftler, sondern hat sich bereits während seiner Studienjahre mit lokalhistorischen Aufsätzen und Büchern einen Namen gemacht. Ein Hobby oder auch eine Leidenschaft, die er in den letzten Jahren vor seiner Emeritierung wieder aufgenommen hat. 1987 hat Heribert Heinrichs ein umfangreiches und kostbar ausgestattetes Werk veröffentlicht mit dem Titel "Wassenberg - Geschichte eines Lebensraums". Dieses Buch ist ein deutlicher Ausdruck seiner großen Heimatverbundenheit, die bis heute anhält.

Heribert Heinrichs hat eine Reihe von Ehrungen erfahren, die nicht nur seinen beruflichen Erfolgen gelten, sondern zugleich Ausdruck seiner persönlichen Wertschätzung sind. Drei Ehrungen seien besonders hervorgehoben, weil sie genau dieses zum Ausdruck bringen: Er ist Honory Member der Books-Foundation in den USA,1988 erhält er auf Vorschlag des ZDF das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse und 1998 wird er Ehrenbürger seiner Vaterstadt Wassenberg.

 


Zu den aktuellen Pressemeldungen