Mehrere Sprachen lernen: zu Hause, in der Schule, mit Freunden

jeudi, 11. juillet 2013 um 12:22 Uhr

Mehr als die Hälfte der mehrsprachigen Familien spricht Deutsch zu Hause, so ein erstes Ergebnis aus dem Forschungsprojekt „Das mehrsprachige Lexikon“. „Lehrkräfte aller Fächer müssen im Umgang mit Mehrsprachigkeit und Deutsch als Zweitsprache ausgebildet werden“, sagen Sprachwissenschaftler der Uni Hildesheim.

Im Forschungsprojekt „Das mehrsprachige Lexikon“ wurden Schülerinnen und Schüler mit mindestens einem russischen Elternteil dazu befragt, welche Sprache sie zu Hause sprechen: 51,5 % der befragten 135 Kinder sprechen Deutsch mit ihren Eltern. Mit ihren Geschwistern und den Freunden sprechen über 90 % der Kinder Deutsch. „Die Forschungsergebnisse zeigen deutlich, dass Kinder, die zu Hause in der Muttersprache der Eltern angesprochen werden, bei guten Voraussetzungen und geeignetem Unterricht sehr gut Deutsch in der Schule erwerben können und außerdem noch eine weitere Sprache beherrschen“, berichtet Prof. Dr. Elke Montanari. Sie ist Professorin für Deutsch als Zweitsprache an der Universität Hildesheim und untersucht gemeinsam mit Lehramtsstudierenden, wie Kinder einen mehrsprachigen Wortschatz aufbauen und mit welchem Wortwissen Lehrkräfte bei Schülern rechnen können.

Nicht alle Kinder werden bereits zu Hause auf die Schule vorbereitet. „Gerade hier ist Schule gefragt, um gleiche Möglichkeiten für alle Kinder in einer gemeinsamen Lernsituation herzustellen“, sagt Montanari. „Lehrkräfte aller Fächer müssen im Umgang mit Vielfalt und Deutsch als Zweitsprache ausgebildet werden.“

In einem neuen Masterstudiengang „Deutsch als Zweitsprache/Deutsch als Fremdsprache“ (zur Presseinformation) an der Universität Hildesheim können Studierende lernen, wie sie in der Schule optimale Bedingungen für alle Schülerinnen und Schüler schaffen. „Der Studiengang bildet die komplexe Ausgangslage mehrsprachiger Identitäten ab. Wir verbinden das Erlernen des Deutschen als Zweitsprache mit den Erwerbsbedingungen des Deutschen als Fremdsprache und berücksichtigen interkulturelle Fragestellungen“, sagt Beatrix Kreß, Juniorprofessorin für Interkulturelle Kommunikation.

Studierende werden je nach Studienschwerpunkt auf Tätigkeiten in der Sprachförderung in Schulen, den Unterricht von Erwachsenen in Integrationskursen und als Multiplikatoren in der Lehrerfortbildung vorbereitet. Andere können nach dem Studium an Schulen und Universitäten im Ausland oder in international vernetzten Betrieben als Spezialisten für die Vermittlung der deutschen Sprache und Kultur unterrichten. Theorie und Praxis werden eng verzahnt. Die Bewerbungsfrist endet am 15. Juli. Das Studium beginnt im Oktober 2013.

Die Universität Hildesheim hat einen neuen Forschungs- und Lehrschwerpunkt im Bereich Bildung und Einwanderung geschaffen. Auf Vorschlag der Landesregierung hat die Volkswagenstiftung in diesen Tagen 2,85 Millionen Euro für das Modellvorhaben „Bildungsintegration“ an der Universität Hildesheim bewilligt („Niedersächsisches Vorab“, zur Presseinformation). So entsteht ein „Zentrum für Bildungsintegration", das Projekte zu den Chancen und Problemen des Einwanderungslandes Deutschland bündelt. Studierende, die sich für mehr Bildungsteilhabe engagieren, werden bereits im Lore-Auerbach-Stipendienprogramm gefördert. In der Lehrerausbildung sind Studenten schon im ersten Studienjahr einen Tag pro Woche in der Schule und erfahren, wie Lehrkräfte und Schüler mit Vielfalt und Mehrsprachigkeit im Klassenzimmer umgehen. Die Praxisphase wird an der Universität vor- und nachbereitet.

Kontakt zu Forschern über die Pressestelle der Universität Hildesheim (Isa Lange, presse@uni-hildesheim.de, 05121.883-102 und 0177.8605905).


7. Klasse einer Hildesheimer Gesamtschule: Drei Viertel der Jugendlichen sprechen neben Deutsch eine weitere Sprache. Foto: Isa Lange/Uni Hildesheim