Kulturstiftung des Bundes setzt auf künstlerische Impulse aus Hildesheim

mercredi, 11. avril 2012 um 08:09 Uhr

Hildesheim sorgt für Wirbel in der Kulturszene: Die Kulturstiftung des Bundes fördert im Fonds „Doppelpass“ gleich fünf Theaterprojekte von Kulturwissenschaftsstudierenden und Absolventen der Universität Hildesheim mit ingesamt über 720.00 Euro. Ziel ist es, die Zusammenarbeit von Stadttheatern und freien Theatergruppen bundesweit zu stärken.

„Das Studium der Kulturwissenschaften wie auch der szenischen Künste zielt darauf, theatrale Institutionen in Theorie und Praxis zu untersuchen und eigenständig nach neuen Arbeitsformen im Theater zu suchen. Es geht nicht darum für das Theater auszubilden, sondern den Studierenden zu ermöglichen während des Studiums an einem zukünftigen Theater zu arbeiten“, unterstreicht Prof. Dr. Annemarie Matzke, die an der Universität Hildesheim die Professur für Gegenwartstheater inne hat. „Die Vielfalt der hier entstandenen Theatergruppen von Studierenden und Absolventinnen und die daraus entwickelten verschiedenen Theaterformen zeigen den Erfolg dieses Ansatzes. Dies beweist sich nun auch in den durch die Kulturstiftung geförderten Partnerschaften.“

Nicht nur die rund 150 Stadt- und Staatstheater tragen zu Reichtum und Vielfalt der deutschen Theaterlandschaft bei, sondern auch die etwa 1.000 freien Gruppen aus dem Theater- und Tanzbereich. Nachdem die Kulturstiftung des Bundes bisher insbesondere die Stadttheater gefördert hat, sollen im Fonds „Doppelpass“ 17 Kooperationen von freien Gruppen und festen Tanz- und Theaterhäusern unterstützt werden. Bundesweit sollen die freien Szenen und Theaterinstitutionen in Deutschland zum Erproben neuer Formen der Zusammenarbeit und künstlerischen Produktion angeregt werden. 

Zu den fünf durch die Kulturstiftung des Bundes ausgezeichneten Projekten von Studierenden und Absolventen des Instituts für Medien und Theater der Universität Hildesheim zählen: Theater Aspik, vorschlag:hammer, theatrale subversion, machina eX und Turbo Pascal. 

Dabei können, so die Kulturstiftung des Bundes, die Theater den freien Gruppen „mehr Aufführungsmöglichkeiten und eine attraktive Infrastruktur mit hoher organisatorischer und künstlerischer Kompetenz“ bieten. Gleichzeitig eröffne die Zusammenarbeit mit freien Gruppen die Chance auf neue inhaltliche Akzente zur Bereicherung bewährter Ausdrucksformen, Arbeitsmethoden und Themensetzungen.

Das Kernstück des Fonds Doppelpass bildet ein zweijähriges Residenzprogramm. Pro Residenz werden bis zu 150.000 Euro vergeben. Ein Gastspielprogramm ermöglicht, ausgewählte Ergebnisse der Zusammenarbeit an weiteren Orten innerhalb Deutschlands und im Ausland zu zeigen.

Die Mitglieder der Doppelpass-Jury – Christiane Kühl (Mitglied der Künstlerischen Leitung der Berliner Festspiele), Jan Jochymski (Schauspieldirektor am Theater Magdeburg) und Carena Schlewitt (Direktorin der Kaserne Basel) – haben Ende März 2012 entschieden, dass 17 Projekte in neun Bundesländern Fördergelder in einer Gesamthöhe von rund 2,5 Millionen Euro erhalten. Darunter sind gleich fünf Initiativen von Kulturwissenschaftlern der Universität Hildesheim vertreten, die mit insgesamt 722.500 Euro gefördert werden. In allen fünf Fällen wurde die beantragte Summe in voller Höhe bewilligt.

Die fünf ausgezeichneten Initiativen von Studierenden und Absolventen der Universität Hildesheim:

Die Bürgerbühne des Staatsschauspiels Dresden begibt sich gemeinsam mit dem Theater Aspik in die ostsächsische Provinz: Dort laden sie die Bewohner des Dorfes Reinhardtsdorf-Schöna ein, mit ihnen gemeinsam ein Landschaftstheaterprojekt zu realisieren. Die Arbeit vor Ort wird ergänzt durch theaterpädagogische Rückanbindung ans Theater und eine abschließende Tagung.

Im Schauspielhaus Düsseldorf werden die Künstler der Gruppe vorschlag:hammer als Stalker, Eindringlinge und Schatzgräber zu Gast sein. Die Residenz selbst wird zum Thema gemacht, womit sich Form und Inhalt gegenseitig bedingen und neben zwei Inszenierungen neue Formate entwickelt werden, das „Gefundene“ zu präsentieren.

Das projekttheater Dresden und das Performancekollektiv theatrale subversion haben sich die Erkundung von Dresdner Subkulturen auf die künstlerische Agenda gesetzt. Aus kulturwissenschaftlichen Expeditionen sollen Bestandsaufnahmen, Auseinandersetzungen und Denkanstöße entstehen, die in zeitgenössische Formen politischen Theaters übersetzt werden.

Unter dem Titel „Game on Stage“ wollen die Künstlergruppe machina eX und das FFT Düsseldorf ein Entwicklungs- und Produktionslabor an der Schnittstelle von Games und Theater schaffen. In Zusammenarbeit mit externen Experten und der regionalen Game-Szene sollen hier Elemente traditionellen Theaters und Strukturen von Computerspielen zu neuartigen Formen von Live-Performance verbunden werden.

Im Residenzprogramm des Theaterkollektivs Turbo Pascal mit dem Theater Freiburg sollen sich theatrale Forschungsarbeiten mit der Entwicklung neuer Theaterarbeiten verbinden. Die Partner stellen sich gegenseitig ihre Formate und Mitarbeiter als „Open Sources“ zur Verfügung und beschäftigen sich in Form und Inhalt mit der Verflüssigung von Grenzen.


Die Kulturwissenschaftsstudierenden von machina eX werden Elemente des traditionellen Theaters und Strukturen von Computerspielen verknüpfen. Foto: machina eX

Die Kulturwissenschaftsstudierenden von machina eX werden Elemente des traditionellen Theaters und Strukturen von Computerspielen verknüpfen.