Kooperation Universität und Kliniken

mercredi, 17. juin 2009 um 00:00 Uhr

Lokale Initiative zur Erforschung der Grundlagen von Aufmerksamkeit und Lernen im Gehirn von Kindern begründet

Geschätzte 3-10% aller Schulkinder in Deutschland leiden unter einer Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätstörung (ADHS). Die Störung gilt als bedeutendste Entwicklungsstörung des Kindesalters, die in 30-70% aller Fälle aber auch im Erwachsenenalter weiter bestehen kann. Die Störung lässt sich insbesondere durch eine dem Alter unangemessene Unaufmerksamkeit und Impulsivität charakterisieren, die das schulische Lernen und die Integration der betroffenen Kinder in die Schulgemeinschaft deutlich beeinträchtigen.

Obwohl die Störung inzwischen gut diagnostiziert und medikamentös eingestellt werden kann, sind die neuronalen Ursachen der entwicklungsbedingten Störung von Aufmerksamkeitsprozessen im Gehirn heranwachsender Kinder noch weitestgehend unverstanden. Durch die nun beschlossene Forschungskooperation zwischen dem Forschungsbereich Neurobiologische Grundlagen des Lernens (Prof. Dr. Folta) an der Stiftung Universität Hildesheim, dem Klinikum Hildesheim und dem Ameos-Klinikum Hildesheim können die fachlichen und strukturellen Ressourcen aller beteiligten Hildesheimer Institutionen gebündelt werden, um die Entwicklung von Aufmerksamkeitsprozessen im Gehirn heranwachsender Kinder umfassend und auf internationalem Spitzenniveau untersuchen zu können. Das Klinikum Hildesheim bietet mit der dort verorteten Kinderklinik (Prof. Dr. Harms, Dr. Degenhardt) und das Ameos-Klinikum mit der Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie (Dr. Felbel, Dipl.-Psych. Bethge) exzellente Voraussetzungen für das gemeinsame Forschungsvorhaben. An der Universität Hildesheim ist die neu eröffnete Forschungs- und Lehrambulanz "Kind im Mittelpunkt" (Prof. Dr. Mähler) des Instituts für Psychologie fachlich und strukturell eingebunden. Zudem ist das Forschungsnetzwerk mit dem Kompetenzzentrum Frühe Kindheit Niedersachsen assoziiert, das ebenfalls an der Universität Hildesheim verortet ist. Damit bieten sich für den lokalen Verbund ideale Voraussetzungen für eine exzellente Aufmerksamkeitsforschung an Kleinkindern die durchaus mit exzellenten Universitätsstandorten wie Göttingen gleichziehen – diese vielleicht sogar übertreffen kann. Im Neuro-Labor der Universität Hildesheim werden in den kommenden Monaten die neuronalen Prozesse der Aufmerksamkeit mit modernsten neurowissenschaftlichen Methoden untersucht. Dazu zählen auch ein Hochgeschwindigkeits-Präzisionsblickmessgerät zur Erfassung kleinster unbewusster Augenbewegungen und ein EEG-System zur gesundheitlich unbedenklichen Messung von Hirnpotenzialen. Gemeinsames Ziel ist es, auf Basis der kombinierten Betrachtung und Integration von Verhaltensdaten und neurobiologischen Daten neue computergestützte Lern- und Förderprogramme zum altersgerechten Training von Aufmerksamkeitsfunktionen zu entwickeln. Zudem erhofft man sich, aussagekräftige biologische ADHS-Marker identifizieren zu können, die zu einer verbesserten Diagnostik der Entwicklungsstörung beitragen könnten.

Für das Forschungsprojekt werden gesunde und von einer ADHS betroffene Kinder der zweiten bis vierten Klassenstufe gesucht, die freiwillig an einer 1-tägigen Untersuchung teilnehmen wollen. Interessierte sind herzlich aufgefordert, sich unter der Telefonnummer 0531-7014758 (Frau Rüter) bzw. 0531-7014784 (Herr Polowinski) oder per mail unter polowins@uni-hildesheim zu melden.

Weitere Informationen unter: http://www.neuro-hildesheim.de


Bild: Stephan Polowinski , Prof. Dr. Kristian Folta ,  Dr. Dieter Felbel, Prof. Dr. Axel Richter, Birgit Hörske, Prof. Dr. Wolfgang-Uwe Friedrich, Hans-Jörg Bethge,  Dr. Wolf-Rüdiger Jonas, Michael Dieckmann

Stephan Polowinski , Prof. Dr. Kristian Folta , Dr. Dieter Felbel, Prof. Dr. Axel Richter, Birgit Hörske, Prof. Dr. Wolfgang-Uwe Friedrich, Hans-Jörg Bethge, Dr. Wolf-Rüdiger Jonas, Michael Dieckmann

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