„Jemand, der mich nicht kennt, glaubt an mich“

jeudi, 04. février 2016 um 15:00 Uhr

60 Stipendien kann die Universität an Studierende vergeben, weil Privatpersonen, Stiftungen und Unternehmen junge Leute auf ihrem Bildungsweg fördern. Nun starten die Tandems in ein neues Stipendienjahr.

Uta Eicke, Diplombibliothekarin, und Daniel Eicke haben in Hildesheim eine Apotheke übernommen und weiterentwickelt. Sie stiften eines der 60 Deutschlandstipendien an der Universität. Sie geben ein Jahr lang 150 Euro pro Monat, der Bund verdoppelt den Betrag, so dass die Stipendiatin 300 Euro im Monat erhält.

Statt Leipzig, Köln oder Bamberg wollte sie nach Hildesheim: Katharina Hoffmann studiert im Master Erziehungswissenschaft, da sie an der Uni die Schwerpunkte „Frühe Kindheit“ und „Diversity Education“  kombinieren kann. Die Studentin engagiert sich zum Beispiel mit weiteren Studierenden in Naturschutzjugend, um das Interesse von Kindern an Natur und Umwelt zu fördern.

Im Interview erzählen sie, was ein Stipendium bewirken kann und warum sie stiften.

Deutschlandstipendium: Interview mit Stifterehepaar und Stipendiatin

Warum stiften Sie ein Stipendium?

Uta Eicke: Wo möchte ich investieren? Bildung ist eine ganz wichtige Säule, Bildung ist alles, damit die gesamte Gesellschaft funktioniert. Es ist das Wichtigste, in den Nachwuchs zu investieren, um unseren Status zu erhalten. Die Universität Hildesheim ist unser Stadtteil, wir fühlen uns zusammengehörig. Professor Friedrich hat die Uni in dieser kleinen Großstadt unglaublich weiterentwickelt, von damals 3000 auf heute mehr als 7000 Studierende. Das Stipendium ist auch Stadtentwicklung, ich finde es wichtig und sinnvoll, vor Ort zu investieren.

Daniel Eicke: Wir haben selbst einen Jungen, der gerade vor der Ausbildung steht. Wir möchten junge Leute auf ihrem Bildungsweg fördern, vor Ort. Wir möchten die Last nehmen, die entsteht, wenn man nebenbei jobben muss. Dass der Bund unsere Spende verdoppelt, ist reizvoll. Ich lese viel über Integration und Bildung, das ist im Augenblick mein Schwerpunktthema neben dem Beruf. Seit 17 Jahren bin ich Apotheker in Itzum. Wir kommen aus dem Nichts, haben keinen Apotheker als Papa, wir haben das alles selbst aufgebaut. Wir möchten nun etwas abgeben, von dem, was wir uns erarbeitet haben. Ich habe Pharmazie in Braunschweig studiert. Ein Studienplatz kostet die Gemeinschaft eine Menge Geld. Dass die Gesellschaft ihre Ausbildung gefördert hat, vergessen die meisten. Es ist eine unserer vornehmsten Aufgaben, wenn wir einen Status erreicht haben, davon auch etwas zurückzugeben.

Was bewirkt ein Stipendium?

Katharina Hoffmann: Ich kann mich auf mein Studium konzentrieren und möchte das so gut und gewissenhaft wie möglich durchführen, damit ich das später in meiner Arbeit an die Gesellschaft zurückgeben kann. Ich engagiere mich in einer Studierendeninitiative, wir gehen mit Kindern in die Natur, damit sie sie zu schätzen lernen. In meinem Masterstudium mache ich nun ein Praktikum im Ministerium in Bremen im Bereich „Netzwerkkoordination Frühe Hilfen“. Es geht darum, Kindern eine Chance zu geben, von Anfang an, und Eltern unterstützende Angebote zu vermitteln. Während meines Bachelorstudiums in Köln habe ich neben dem Studium gearbeitet, war dann zwei Jahre in Malawi in der Entwicklungszusammenarbeit. Meine Eltern waren nie an der Uni, ich bin die erste in der Familie. Wie läuft das an der Universität? Ich musste das alles für mich selber herausfinden. Gerade dann ist ideelle Unterstützung wichtig.

Es geht nicht nur um das Finanzielle?

Uta Eicke: Das Deutschlandstipendium vereint abstrakte, finanzielle mit konkreter Hilfe. Da kommt viel zurück, wenn man die jungen Menschen kennenlernt und erfährt, wie sie sich ihr Leben vorstellen. Es gibt nichts Spannenderes als Menschen und Biografien. Es ist nicht so, dass wir nur geben – wir erhalten viel zurück. Wir haben schon im letzten Jahr ein Stipendium gestiftet, wir schreiben mit unserer Stipendiatin, treffen uns zum Kaffeetrinken und in der Apotheke. Sie hat uns Einblicke in ihren Studienbereich „Barrierefreie Kommunikation“ gegeben, sie hat sich auf Untertitel spezialisiert. Die Lösungsansätze sind hochinteressant. Wir haben ihr auch gezeigt, wie wir leben. Diese Begeisterungsfähigkeit der Studierenden mitzuerleben, motiviert. Wie viel Potential da vorhanden ist! Wir kommen immer wieder in die Universität, besuchen Veranstaltungen aus dem Politik- und Zeitgeschehen, um uns weiterzubilden. Zum Beispiel die Europagespräche, die hier von Professor Michael Gehler installiert wurden.

Katharina Hoffmann: Ich finde es schön, dass jemand, der mich nicht persönlich kennt, an mich glaubt und mich fördern möchte. Obwohl die Person mich niemals vorher getroffen hat.

Daniel Eicke: Wir kreuzen bewusst keinen Fachbereich an und vertrauen der Uni, wer für ein Stipendium ausgewählt wird. Es ist keine Elitenförderung, die Haltung der jungen Person wird gefördert.

Die Fragen stellte Isa Lange.

Stipendien stiften: Die Universität sagt Danke!

Die Universität dankt allen Spenderinnen und Spendern. Mit den Spenden kann die Universität Hildesheim zum Beispiel Stipendien an Studentinnen und Studenten vergeben, Forschungs- und Kulturprojekte verwirklichen und die Wissenschaft und Lehre fördern.

Seit 2011 konnten 227 Stipendien vergeben werden. Privatpersonen, Unternehmen oder Stiftungen geben dabei 150 Euro pro Monat, der Bund verdoppelt den Betrag, so dass Stipendiaten jeweils 300 Euro im Monat erhalten (mehr Informationen zum Deutschlandstipendium).

Wer die Universität unterstützen möchte, kann sich an Prof. Martin Schreiner (Vizepräsident für Stiftungsentwicklung, martin.schreiner@uni-hildesheim.de, 05121.883-11102) und Markus F. Langer von der Universitätsförderung wenden (markus.langer@uni-hildesheim.de, 05121.883-90130).

Stipendium? Jetzt bewerben! Informationen für Studierende

Studentinnen und Studenten der Stiftung Universität Hildesheim können sich für ein Stipendium bewerben. Beispiel Deutschlandstipendium: Stipendiatinnen und Stipendiaten erhalten 300 Euro pro Monat. Das Stipendium wird jeweils für zwei Semester gewährt. Eine Folgeförderung ist möglich. Mit dem Programm sollen begabte Studierende, die sehr gute Studienleistungen vorweisen, gefördert werden. Die unabhängige Vergabekommission berücksichtigt in ihrer Entscheidung außerdem das gesellschaftliche, soziale und hochschulpolitische Engagement sowie besondere persönliche und familiäre Umstände.

Wer sich bewerben möchte und Fragen rund um das Bewerbungsverfahren hat, kann die Stipendienberatung kontaktieren (E-Mail stipendien@uni-hildesheim.de). Der nächste Bewerbungsschluss für das Wintersemester 2016/17 ist der 30.06.2016.

Medienkontakt: Pressestelle der Uni Hildesheim (Isa Lange, presse@uni-hildesheim.de, 05121.883-90100)


Erstes Treffen auf dem Campus: Uta Eicke und Daniel Eicke stiften ein Stipendium für die Studentin Katharina Hoffmann (Mitte). „Es ist nicht so, dass wir nur geben – wir erhalten viel zurück", sagt Uta Eicke. „Ich finde es schön, dass jemand, der mich nicht persönlich kennt, an mich glaubt und mich fördern möchte. Obwohl die Person mich niemals vorher getroffen hat", sagt Katharina, die sich an der Universität Hildesheim für die Bereiche „Frühe Hilfen" und „Diversity Education" spezialisiert. Fotos: Isa Lange/Uni Hildesheim

Erstes Treffen auf dem Campus: Uta Eicke und Daniel Eicke stiften ein Stipendium für die Studentin Katharina Hoffmann (Mitte). „Es ist nicht so, dass wir nur geben – wir erhalten viel zurück", sagt Uta Eicke. „Ich finde es schön, dass jemand, der mich nicht persönlich kennt, an mich glaubt und mich fördern möchte. Obwohl die Person mich niemals vorher getroffen hat", sagt Katharina, die sich an der Universität Hildesheim für die Bereiche „Frühe Hilfen" und „Diversity Education" spezialisiert. Fotos: Isa Lange/Uni Hildesheim

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