Ausstellung „100 Jahre Frauenstudium in Deutschland“: auf den Fährten der Bildungsemanzipation

lundi, 27. mai 2024 um 13:27 Uhr

Die Emanzipation von Frauen erfolgte in den letzten hundert Jahren rasant; dennoch ist sie nach wie vor nicht abgeschlossen. In der Sonder- und Dauerausstellung: „100 Jahre Frauenstudium in Deutschland“ der Stiftung Schulmuseum in der Universität Hildesheim, wird im Erdgeschoss der VHS im Museumsquartier der Stadt, anhand von sechzehn Frauenbiografien in Form von Steckbriefen, gezeigt, wie sich der Zugang von Frauen zu universitärer Bildung innerhalb der letzten hundert Jahre gewandelt hat – und wo in Bezug auf die gegenwärtige Gesamtgesellschaft Nachbesserungsbedarf besteht. Ein Zeitstrahl dokumentiert den Beginn des Frauenstudiums in Europa und den USA. Auch gegenwärtige Studentinnen beantworten die Fragen danach, für welchen Studiengang sie sich entschieden haben und was ihnen am eigenen Studienalltag wichtig ist. Ein Zeitstrahl dokumentiert den Beginn des Frauenstudiums in Europa und den USA. Auch gegenwärtige Studentinnen beantworten die Fragen danach, für welchen Studiengang sie sich entschieden haben und was ihnen am eigenen Studienalltag wichtig ist.

Die Steckbriefe sind dabei stets gleich aufgebaut, sie beantworten die Leitfragen nach dem Bildungshintergrund, der Studienwahl, der Motivation für das Studium und nach Besonderem, das aus dem Studium im Nachhinein gegenwärtig blieb. Den Einstieg in die Ausstellung ermöglichen Steckbriefe über drei Frauen, die alle derselben Familie entstammten und eine Promotion vollendeten. Den Kontrapunkt zur Perspektive Studium bildet eine Befragung von Frauen, die andere Wege gewählt haben. Insbesondere Einblicke in die Motivation von Studentinnen des letzten Jahrhunderts zeigen die Abhängigkeit einzelner Entscheidungen von sozioökonomischen Faktoren: „Meine Mutter hat gesagt: Du brauchst kein Studium, weil du am Ende sowieso nur Kinder kriegst und den Haushalt machst“, ergab etwa die Befragung einer Interviewpartnerin.

Gerade der Frauenüberschuss im Anschluss an den Zweiten Weltkrieg führte zur durch Prof. Dr. Mario Müller, der in die Kuration eingebunden war, so bezeichneten „Sternstunde der Frauen“. Diese steht Fällen gegenüber, in denen Frauen ihren Studienplatz zugunsten von Männern wieder aufgeben mussten. Deutlich wird in jüngerer Geschichte der systematische Unterschied zwischen dem ehemaligen Westdeutschland und der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik: Die Tatsache, dass über 90% der Frauen in der DDR erwerbstätig waren, führte dazu, dass die Hindernisse zur Zulassung für ein Studium niederschwelliger waren. Dennoch zeigen die Biografien hier persönliches Erleben.

Um die Daten zu erfassen, recherchierten verschiedene Studierende im Seminarkontext gemeinsam mit Kuratorin Dr. Dörthe Buchhester mithilfe von Interviews und – sofern nicht mehr möglich – Biografien und Briefen aus Archiven. Die Ausstellung, die nach einem zweijährigen Vorlauf ursprünglich im April 2020 eröffnet werden sollte, öffnet nun im Zusammenhang mit der Langen Nacht der KulturWelten am 31. Mai 2024, die an dem Abend stadtweit stattfinden wird, um 20 Uhr. Ergänzend zu den Befunden, die bereits 2020 vorlagen, forschten Studierende im Wintersemester 2023/2024 ergänzend zu „Vorurteilen“, um dieses Thema mit dem Frauenstudium in Verbindung zu bringen und die bisher erarbeitete Ausstellung mit einem Schwerpunkt auf Vermittlung kuratorisch zu ergänzen. Neben den 16 Frauenbiografien werden Gedichte zum (weiblichen) Campusleben, ein Straßenfotografie-Projekt und ein Filmprojekt zu den Anfängen des Frauenstudiums in Deutschland erlebbar gemacht.


Studentinnen in Reifrock im Hörsaal; Hintergrund: Anlässlich der geplanten Ausstellung führten Dr. Dörthe Buchhester und Co. ein Experiment durch, in dem Studentinnen einen Tag lang Reifröcke zur Universität trugen. Foto: Prof. Dr. Mario Müller

Studentin in Reifrock mit Bohrer; Hintergrund: Anlässlich der geplanten Ausstellung führten Dr. Dörthe Buchhester und Co. ein Experiment durch, in dem Studentinnen einen Tag lang Reifröcke zur Universität trugen. Foto: Prof. Dr. Mario Müller

Studentin in Reifrock an einer Werkbank; Hintergrund: Anlässlich der geplanten Ausstellung führten Dr. Dörthe Buchhester und Co. ein Experiment durch, in dem Studentinnen einen Tag lang Reifröcke zur Universität trugen. Foto: Prof. Dr. Mario Müller

Studentinnen in Reifrock im Aufzug; Hintergrund: Anlässlich der geplanten Ausstellung führten Dr. Dörthe Buchhester und Co. ein Experiment durch, in dem Studentinnen einen Tag lang Reifröcke zur Universität trugen. Foto: Prof. Dr. Mario Müller