10. UNESCO-Chair in der Bundesrepublik an Uni Hildesheim eingerichtet

mercredi, 02. janvier 2013 um 15:27 Uhr

Am Institut für Kulturpolitik wird der UNESCO-Chair „Cultural Policy for the Arts in Development“ (Kulturpolitik für die Künste innerhalb gesellschaftlicher Entwicklungsprozesse) eingerichtet. Zum Festakt und internationalen Afrika-Kolloquium am 30. und 31. Januar 2013 werden Kulturpolitiker, Kulturschaffende und Wissenschaftler aus dem afrikanischen Kontinent und Europa erwartet.

„Für die Universität Hildesheim ist es eine hohe Auszeichnung, dass sie jetzt einen von insgesamt zehn UNESCO-Lehrstühlen in Deutschland inne hat. Nach dem Lehrstuhl zur Hochschulbildung für nachhaltige Entwicklung an der Leuphana Universität Lüneburg hat Niedersachsen nunmehr zwei solcher bedeutender Lehrstühle. Diese bieten die große Chance, mit Hochschulen aus anderen Kontinenten wissenschaftliche Erkenntnisse mit grundsätzlichen Fragen zum Wohle und der Zukunft der Menschen zu verknüpfen. Die Universität Hildesheim ist somit zu einem niedersächsischen Botschafter der UNESCO geworden“, sagt Wissenschaftsministerin Professor Dr. Johanna Wanka.

Ein wesentliches Anliegen der Hildesheimer Wissenschaftler ist, die internationalen Kooperationen zunächst mit dem afrikanischen Kontinent, später mit weiteren Weltregionen entlang kulturpolitischer Fragen auszubauen. In den kommenden Jahren untersuchen die Forscher unter anderem die Rolle des Künstlers in politischen und gesellschaftlichen Transformationsprozessen. „Künste sind nicht nur schön, sondern haben gesellschaftliche Relevanz. Das zeigen die Entwicklungen des ‚arabischen Frühlings‘ und die Erfahrungen von Künstlern und Kulturvermittlern weltweit“, sagt Prof. Dr. Wolfgang Schneider, Leiter des neuen UNESCO-Chairs, am Mittwoch.

Welchen Einfluss hat Kulturpolitik, haben Künstler auf Regierungen? Welche kulturpolitischen Rahmenbedingungen müssen geschaffen werden, damit die Künste gesellschaftliche Funktionen übernehmen können? Der UNESCO-Chair startet mit einem Festakt und internationalen Kolloquium am 30. und 31. Januar 2013 (siehe unten).

Forscher untersuchen Kulturelle Bildung in Afrika

Die Hildesheimer Forscher nehmen die Lage der Kulturellen Bildung in Afrika in den Blick: „Gerade die Zielgruppe Kinder und Jugendliche steht nicht besonders hoch auf der kulturpolitischen Agenda der afrikanischen Regierungen. Zugleich gibt es eine Vielzahl von beispielgebenden Projekten und Programmen, mal aus dem Ausland angeschoben und finanziert, mal aus eigener Initiative geschaffen, die es dringend zu erforschen gilt.“ Welchen Einfluss haben zum Beispiel Musikprojekte mit Jugendlichen oder Kindertheaterprojekte auf die gesellschaftliche Entwicklung? Geplant ist, gemeinsam mit dem ARTerial Network (Kapstadt) und Hochschulen wie der University of Dar es Salaam die bisherigen Erfahrungen auszuwerten.

Ausbildungsprogramme im Bereich Kulturmanagement in Afrika gemeinsam entwickeln

Außerdem soll der Aufbau von Ausbildungsprogrammen im Bereich Kulturmanagement in Afrika unterstützt werden. „Auf dem afrikanischen Kontinent gab es bisher praktisch keine Ausbildungsprogramme im Bereich Kulturmanagement“, sagt Daniel Gad, wissenschaftlicher Mitarbeiter und Geschäftsführer des UNESCO-Chairs. In den letzten Jahren haben das Goethe-Institut, der British Council und das Arterial Network vereinzelt begonnen, Fort- und Weiterbildungsprogramme für Kulturmanager anzubieten. „Gut ausgebildete Kulturmanager, die Kompetenzen in den Bereichen Kulturvermittlung, Kulturelle Bildung und Kulturpolitik besitzen, stellen einen wesentlichen Ausgangspunkt für florierende Kulturlandschaften dar“, so Gad.

Mit der Einrichtung des UNESCO-Chairs wolle die Universität Hildesheim die 30-jährige Erfahrung mit dem Studiengang „Kulturwissenschaften und ästhetische Praxis“ international nutzen. Mögliche Strukturbildungen an den Hochschulen Tshwane University of Technology in Südafrika, dem Instituto Superior de Artes e cultura in Mosambik und der University of Dar es Salaam werden derzeit diskutiert. Auch der Studierenden- und Dozentenaustausch sowie Forschungskooperationen sind geplant. Daran angeschlossen könne ein internationaler Masterstudiengang „Cultural Policy and Arts Management“ in Kooperation mit dem Center for World Music an der Universität Hildesheim (Prof. Dr. Raimund Vogels) folgen.

Seit 20 Jahren stiften die Vereinten Nationen Lehrstühle („UNESCO Chairs“), rund 700 gibt es weltweit, zehn in Deutschland. Die Titel sind mit einem großen Renommee verbunden, das sich im Auswahlprozess wiederspiegelt.

„Good Governance for Cultural Policy. Research about Arts and Development” / Kolloquium am 30. und 31. Januar 2013

Das Kolloquium (zum Programm) des Instituts für Kulturpolitik widmet auch anlässlich seines 15-jährigen Bestehens der Frage, wie Kulturpolitik und die Künste Regierungen und politische Transformationsprozesse beeinflussen können. Vor allem die Regionen südliches Afrika und Nordafrika stehen im Fokus.

Zu den internationalen Referenten zählen Laurence Mayer-Robitaille, Leiterin des UNESCO-Programms „Technical Assitance in Cultural Governance" (Paris), Ouafa Belgacem, Generalsekretärin des „ARTerial Network“ (Kapstadt), Prof. Dr. Amandina Lihamba und Prof. Dr. Mitchel Strumpf, University of Dar es Salaam, Basma El Husseiny, Leiterin des Kulturforschungsinstituts „Al Mawred Al Thaqafy“ (Kairo), Lupwishi Mbuyamba, Direktor des „Observatory on Cultural Policy in Africa“ (Maputo), Prof. Dr. Serhan Ada, Bilgi University Istanbul und Daniel Lima, Leiter des U40 Africa-Cultural Diversity-Programms der UNESCO zur Förderung von Nachwuchswissenschaftlern.

Im Rahmen des Kolloquiums arbeiten die Wissenschaftler mit der Deutschen UNESCO Kommission und der Université de Provence Aix-Marseille zusammen. Die Friedrich Ebert Stiftung und das Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur sind wesentliche Förderer. Veranstaltungsort ist der Kulturcampus Domäne Marienburg der Universität Hildesheim.

Ausblick

Im Oktober 2013 wird im wissenschaftlichen Kolloquium „Quels territoires pour les arts? Réflexions croisées sur les politiques culturelles en Europe et dans l'espace méditerranéen“ der internationale kulturpolitische Diskurs in Kooperation mit der Partnerhochschule der Université de Provence Aix-Marseille und mit Blick auf die Mittelmeerregion in Marseille fortgeführt. Das Kolloquium ist Teil der Aktivitäten der Europäischen Kulturhauptstadt Marseille-Provence 2013. 2014 findet an der Universität Hildesheim die VIII. International Conference on Cultural Policy Research mit etwa 400 internationalen Teilnehmern statt.

Dazwischen sind im Rahmen eines internationalen Promotionskollegs Forschungsateliers mit Nachwuchswissenschaftlern an den Goethe-Instituten Johannisburg, Dar es Salaam, Maputo, Kairo, Paris, Berlin und Istanbul zusammen mit lokalen Künstlern, Kulturpolitikern und Wissenschaftlern geplant. Die gut 15 Doktoranden am Institut für Kulturpolitik der Universität Hildesheim und weitere ausgewählte aus den Ländern Ägypten, Frankreich, Marokko, Mosambik, Südafrika, Tansania, Tunesien und Türkei sollen in Zusammenarbeit mit dem U40 Cultural Diversity Netzwerk der UNESCO integriert werden.


„Künste sind nicht nur schön, sondern haben gesellschaftliche Relevanz“, sagt Prof. Dr. Wolfgang Schneider, Leiter des neuen UNESCO-Chairs an der Universität Hildesheim.

„Künste sind nicht nur schön, sondern haben gesellschaftliche Relevanz“, sagt Prof. Dr. Wolfgang Schneider, Leiter des neuen UNESCO-Chairs an der Universität Hildesheim.