Unter der Leitung von Maike Berndt-Zürner haben Studentinnen aus den Bereichen Kulturvermittlung, Kulturwissenschaften und Lehramt zusammen mit dem Jugend-Sinfonie-Orchester der Musikschule Braunschweig unter Leitung von Knut Hartmann in zwei Semestern das Musikvermittlungsprojekt „Konzertplus“ entwickelt. Das Stück „... dann in die Elemente“ des jungen Komponisten Julian Lembke (geboren 1985) wurde in einem ungewöhnlichen Konzertsetting in der vergangenen Woche in der Realschule Himmelsthür aufgeführt.
Dabei trug das Orchester das Stück zweimal vor. Die gewöhnliche Orchestersitzordnung wurde aufgebrochen, um den Teilnehmern neue Klangerlebnisse zu ermöglichen. Zunächst waren die Schülerinnen und Schüler der fünften und siebten Klassen vom stehenden Orchester kreisförmig umgeben, so dass ein Klangeindruck ähnlich einem Surround System entstand. Später konnten sie den Musikern in der klassischen Orchesteraufstellung über die Schulter schauen, indem sie sich inmitten der Musiker platzierten.
Um verschiedene Zugänge zum Stück zu eröffnen, beschäftigen sich die Schüler zwischen den beiden Aufführungen von „… dann in die Elemente“ an Stationen selbst szenisch, musikalisch oder bildnerisch mit der Komposition, die von Shakespeares Drama „Der Sturm“ inspiriert ist. Zum Beispiel wurde eine musikalische Collage entwickelt, für die sich die Schüler auf die Charaktere Luftgeist Ariel und Erdgeist Caliban aus William Shakespeares Theaterstück bezogen. Angeregt wurden sie von den Studentinnen dafür unter anderem durch die besondere Raumgestaltung mit Naturmaterialien der beiden Elemente Luft und Erde sowie musikalische Zitate aus Lembkes Sturm, die die Musiker des Jugendorchesters einbrachten. „Flaschen, Klanghölzer, singende Plastikrohre, eine Fahrradpumpe, Kochlöffel und vieles mehr erzeugten so zusammen mit den musikalischen Elementen der Orchestermusiker ein spannendes Klanggebilde, an dem die Schüler sichtlich Freude hatten“, berichten die Studentinnen Katharina Ess und Ulrike Smolka.
Besonders beeindruckt zeigten sich die Schüler von der ungewöhnlichen Aufstellung des Orchesters und der Kommunikation: „Wie schafft es der Dirigent, dass alle nach seinen Händen spielen?“ so Florian, Schüler der Klasse 7b der Realschule Himmelsthür. Auch das zeitgenössische Stück selbst hinterließ starke Eindrücke bei den Schülern. Es erinnerte an „Gruselmusik, wie in einem Film“. „Mein Körper hat die ganze Zeit gekribbelt, weil die Musik so spannend war.“
Musikvermittlung fand bei diesem Projekt auf vielen Ebenen statt, hebt Maike Berndt-Zürner hervor. Für die Studentinnen standen konzeptionelle Überlegungen und kritische Diskussionen über konzertbezogene Musikvermittlung sowie der Austausch mit den jungen Musikern und den Schülerinnen und Schülern der Realschule im Fokus. „Besonders wichtig war es, eine Inszenierung zu entwickeln, die das musikalische Hören und Lauschen auf besondere Weise unterstützt. Musik entsteht immer zuerst im eigenen Ohr. Die vielfältigen Höreindrücke der Schüler wurden von unseren Studentinnen sehr ernst genommen und stellten den Ausgangspunkt für die eigene kreative Auseinandersetzung mit der Musik dar“, so Berndt-Zürner.
Das Projekt wurde in Kooperation mit dem achten Deutschen Orchesterwettbewerb in Hildesheim durchgeführt. Ausgerichtet wird der Wettbewerb alle vier Jahre vom Deutschen Musikrat.