Handbuch Barrierefreie Kommunikation erschienen

mardi, 04. décembre 2018 um 16:37 Uhr

Im Oktober erschien das Handbuch Barrierefreie Kommunikation. Herausgeberinnen sind Christiane Maaß und Isabel Rink von der Forschungsstelle Leichte Sprache. Das 800 Seiten starke Buch versammelt Beiträge über das ganze Feld der Barrierefreien Kommunikation. Insgesamt haben über 50 Autorinnen und Autoren am Handbuch mitgewirkt.

Die Forschung zur Barrierefreien Kommunikation ist teilweise schon lange etabliert wie etwa die Verständlichkeitsforschung; teilweise ist sie konsolidiert wie etwa die Forschung zum Gebärdensprachdolmetschen oder zur Audiodeskription. Teilweise ist sie neu, wie die Forschung zur Leichten Sprache. Aber es gab bisher noch kein Handbuch zur Barrierefreien Kommunikation, sie wurde nicht als gemeinsames Forschungsfeld wahrgenommen. Dieses Desiderat wird mit dem vorliegenden Band erfüllt.

Kommunikationsbarrieren sind dabei nicht unbedingt mit Behinderung assoziiert. Es kann sehr unterschiedliche Gründe geben, warum Texte Barrieren für die Leserschaft darstellen.

-        Wenn sie in einer Sprache gehalten sind, die die Adressat(inn)en nicht verstehen.

-        Wenn sie über einen Sinneskanal wahrgenommen werden müssen, der den Adressat(inn)en nicht zur Verfügung steht

-        Wenn sie für die Nutzer(innen) zu fachlich und schwer sind.

Zur Überwindung aller dieser Barrieren haben sich in der Vergangenheit Mittel und Wege herausgebildet, die auch in der Forschung wahrgenommen und teilweise weiterentwickelt worden sind und werden. Diese werden im Handbuch umfassend vorgestellt und theoretisiert.

Das Handbuch Barrierefreie Kommunikation ist in vier thematische Bereiche gegliedert:

1)      Anforderungen an Wahrnehmbarkeit und Verständlichkeit

2)      Formen der Barrierefreien Kommunikation

3)      Mediale Bereiche und Textsorten

4)      Stimmen aus der Praxis

Teil 1: Anforderungen an Wahrnehmbarkeit und Verständlichkeit

Im ersten Teil des Handbuchs sind Beiträge versammelt, die Anforderungen an Texte und Kommunikationsbereiche beschreiben, die für Barrierefreiheit gegeben sein müssen. Barrierefreie Texte müssen auffindbar sein. Sie müssen wahrnehmbar und verständlich sein. Sie dürfen nicht zu viel Neues einführen und müssen sich mit dem Vorwissen verknüpfen lassen. Sie müssen akzeptabel sein. Dann kann man sie in seinen Texthorizont einpassen und auf ihrer Grundlage handeln. Dass wir von „barrierefrei“ sprechen, suggeriert, dass Texte auch Barrieren darstellen. Hierzu gibt es inzwischen eine Rechtslage, die Barrierefreiheit in der Kommunikation definiert und der Gesellschaft auch entsprechende Vorschriften macht.

Teil 2: Formen der Barrierefreien Kommunikation

Der zweite Teil des Handbuchs stellt das zur Verfügung stehende Instrumentarium der Barrierefreien Kommunikation vor mit Artikeln u. a. über

-        Leichte Sprache

-        Schriftdolmetschen

-        Apparategestützte und Unterstützte Kommunikation

-        Gebärdensprachdolmetschen.

Teil 3: Mediale Bereiche und Textsorten

Der nächste Abschnitt des Handbuchs zeigt exemplarisch, wo Barrierefreie Kommunikation aktuell zum Einsatz kommt, welche Textsorten, welche thematischen Bereiche und welche technologischen Lösungen es gibt. Dieser Teil ist, obwohl der größte Einzelbereich des Handbuchs, exemplarisch, da das Feld inzwischen vielfältig ausdifferenziert ist. Hier finden sich folgende Themen:

-        Die Möglichkeiten für den Einsatz von Sprachtechnologie in der Hörgeschädigten-Untertitelung und Audiodeskription

-        Audiodeskription und Audioeinführungen

-        Visualisierung von Rechtskommunikation

-        Barrierefreies Webdesign und Mensch-Maschine Interaktion

-        Alternativtexte und technologiegestützte Kommunikation bei Beeinträchtigung des Sehens

-        Computer Aided Translation Tools in der Barrierefreien Kommunikation

Ebenfalls in diesem Teil enthalten sind einige Beiträge zu unterschiedlichen Gesellschafts- und Diskursbereichen, in denen Barrierefreie Kommunikation zum Einsatz kommt:

-        Barrierefreies und inklusives Theater und Museum

-        Barrierefreie Verwaltung

-        Texte der medizinischen, juristischen und technischen Fachkommunikation als Barrieren und Ansätze zu deren Überwindung

Teil 4: Stimmen aus der Praxis

Wir haben in das Handbuch auch eine Rubrik „Stimmen aus der Praxis“ mit einbezogen. Hier berichten Praktikerinnen und Praktiker sowie Nutzerinnen und Nutzer über ihren Umgang mit und ihre Erstellung von Barrierefreier Kommunikation. Viele davon in Doppelfunktion. Man darf nicht vergessen, dass Barrierefreie Kommunikation ein Praxisfeld ist, sie existiert bereits in der Praxis. Die Wissenschaft muss das zur Kenntnis nehmen und das Handbuch möchte hierzu einen Beitrag leisten.

Das Handbuch Barrierefreie Kommunikation können Sie für 49,90 Euro beim Verlag Frank & Timme bestellen.


© Rebecca Schulz