Ein Rückblick auf die Fachtagung Barrierefreie Kommunikation in Hildesheim

mardi, 04. décembre 2018 um 16:39 Uhr

Vom 18. bis zum 20. Oktober 2018 fand an der Universität Hildesheim die internationale Fachtagung Barrierefreie Kommunikation statt. Schrift-, Gebärden- und Flüsterdolmetscher(innen) sorgten für einen barrierefreien Zugang zu den gesprochenen Inhalten für den heterogenen Teilnehmerkreis.

Anlass der Tagung war die Eröffnung des neuen und deutschlandweit einzigartigen Masterstudiengangs <link leichtesprache/ma-barrierefreie-kommunikation/>Barrierefreie Kommunikation</link>, der im Oktober 2018 an den Start gegangen ist und seine Studierenden zu Expert(inn)en der verschiedenen Spielarten im Feld der Barrierefreien Kommunikation ausbildet.

Auch wenn einzelne Aspekte von Kommunikationsbarrieren und deren Abbau bereits etablierte Forschungsgegenstände sind, hat deren Verknüpfung zu einem eigenen Forschungszweig gerade erst begonnen. Das dreitägige Programm der Tagung zeigte einen Ausschnitt davon, wie groß das Handlungs- und Forschungsfeld ist und wie viele Akteurinnen und Akteure von der Vernetzung profitieren können. Dabei wurde das breite Themenfeld aus den verschiedenen Blickwinkeln von Wissenschaft, Empowerment, Politik, Behörden und Medien beleuchtet.

Eröffnet wurde die Tagung vom Dekan des Fachbereichs Sprach- und Informationswissenschaften, Prof. Dr. Ulrich Heid, sowie von der Beauftragten für Menschen mit Behinderung des Landes Niedersachsen, Petra Wontorra.

In einschlägigen Keynotes referierten verschiedene Akteure des Feldes über die Bedeutung von Kommunikation für gesellschaftliche Teilhabe sowie über die komplexen Bedingungen von Sprach- und Kommunikationsgestaltung und gaben Einblicke in ihre Arbeits- und Forschungsbereiche. Zu den Vortragenden gehörten Dr. Volker Sieger (Bundesfachstelle Barrierefreiheit), Dr. Antje Baumann (Bundesjustizministerium), Prof. Dr. Anna Matamala (Universität Barcelona), Prof. Dr. Ursula Christmann (Universität Heidelberg) sowie Dr. Ulla Vanhatalo und Dr. Camilla Lindholm (Universität Helsinki).

Für einen regen Austausch der Teilnehmer(innen) sorgten die Plenarrunden. Vor und mit dem Publikum diskutierten Praktiker(innen) und Wissenschaftler(innen) über die Kommunikationsbarrieren der unterschiedlichen Zielgruppen, über Lösungsansätze zur Überwindung der Barrieren, über den aktuellen Forschungsstand sowie über den notwendigen Wandel in der Gesellschaft.

Einblicke in die Praxis barrierefreier Kommunikationsgestaltung ermöglichte das Workshopangebot: Während der gehörlose Gebärdensprachdozent Jörg Apel seine Workshopteilnehmer(innen) erste Erfahrungen mit der deutschen Gebärdensprache sammeln ließ, zeigte Diplom-Juristin Nicola Pridik Interessierten das Potential der Visualisierung von Rechtsgegenständen durch Sketchnotes. Kerstin Alexander und Cordula Wünsche vom Kompetenzzentrum Informationswissenschaften in Merseburg fokussierten in ihrem Workshop „Type & Bild“ die Bedeutung des Layouts von Leichte-Sprache-Texten.

Ein extra Slot der Tagung widmete sich den Kommunikationstechnologien. Mit Communication Lab, Verba Voice und Inkl. Design präsentierten sich drei erfolgreiche Dienstleister, die durch moderne technische Lösungen zielgruppenspezifische Produkte auf dem wachsenden Markt der Barrierefreien Kommunikation anbieten.

Im Rahmen der Fachtagung wurde vom Dudenverlag zum ersten Mal der Leichte-Sprache-Preis verliehen. In Zusammenarbeit mit der Forschungsstelle Leichte Sprache hatte die Dudenredaktion erstmals einen Leichte-Sprache-Preis für die beste Fachübersetzung in Leichte Sprache ausgeschrieben. Der mit 1.500 Euro dotierte Preis ging an den freien Übersetzer Mark Harenberg für seine Übersetzung der NDR-Datenschutzerklärung. Die Entscheidung über den Preisträger wurde von einer Fachjury sowie der Expertengruppe der Lebenshilfe Braunschweig getroffen.

Ein weiteres Highlight war die Präsentation des im Herbst bei Frank & Timme erschienenen Handbuchs Barrierefreie Kommunikation, herausgegeben von Prof. Dr. Christiane Maaß und Isabel Rink (Forschungsstelle Leichte Sprache). Das knapp 800 Seiten umfassende Werk betrachtet die Forschung zur Barrierefreien Kommunikation aus ihren verschiedenen Perspektiven. In 32 wissenschaftlichen Aufsätzen umreißt es den gegenwärtigen Stand der Forschung und macht Desiderate sichtbar. Neben dem wissenschaftlichen Schwerpunkt beinhaltet es auch einen Praxisteil, welcher sowohl Produzent(inn)en als auch Nutzer(innen) Barrierefreier Kommunikation zu Wort kommen lässt. Zahlreiche Beiträger(innen) waren auf der Tagung anwesend und haben ihre Aufsätze vorgestellt.

Wir haben die Tagung als einen großen Erfolg wahrgenommen und bedanken uns herzlich bei den Beiträger(inne)n, Gästen und allen weiteren Mitwirkenden, die geholfen haben, dieses bislang einzigartige Format möglich zu machen. Wir hoffen, dass es künftig viele weitere solcher Veranstaltungen geben wird, die den Diskurs vorantreiben und eine engere Vernetzung sowohl der einzelnen Disziplinen als auch zwischen Wissenschaft und Praxis bewirken.

Hier finden Sie weitere Informationen zur Fachtagung Barrierefreie Kommunikation. Auch eine barrierefreie Version des Tagungsheftes sowie Informationen in Leichter Sprache stehen zur Verfügung.