Vorstellung der Forschungseinheit

Entwicklung und Diagnostik

Sprecherin: Prof. Dr. Claudia Mähler

Die kritische Betrachtung des Schulerfolgs deutscher Kinder hat den Fokus der Aufmerksamkeit in den letzten Jahren auf die Entwicklung im Vorschulalter verschoben. In welchem Ausmaß bringen Kinder bei der Einschulung die nötigen Kompetenzen mit, um den Anforderungen der schulischen Bildungsmaßnahmen gewachsen zu sein? Wie entwickeln sich diese Kompetenzen im Vorschulalter? Inwieweit lässt sich der Schulerfolg vorhersagen? Lassen sich Vorläuferfertigkeiten schulischer Kompetenzen beeinflussen? Antworten auf solche Fragen zu finden stellt einen Schwerpunkt der Forschungseinheit Entwicklung und Diagnostik dar.

Die Forschungsbemühungen haben zum Ziel, aus einer differentiellen Perspektive individuelle Entwicklungsverläufe und die damit verbundenen Chancen und Risiken abzubilden. Aus Sicht der Grundlagenforschung sollen Erkenntnisse über differentielle Mechanismen der kognitiven Entwicklung in der frühen Kindheit gewonnen werden. Auf diesen Erkenntnissen aufbauend werden spezifische Fördermaßnahmen entwickelt, erprobt und evaluiert mit dem Ziel, geeignete Interventionen auch in Betreuungskontexten zu implementieren.

Auch im Grundschulalter kommt einer genauen Individualdiagnostik bei Auftreten von Schulschwierigkeiten eine besondere Bedeutung zu. Die Entwicklung geeigneter Messinstrumente sowie die Evaluation von Interventionsmaßnahmen im therapeutischen oder schulischen Kontext zählen zu den Aufgaben des Forschungsbereichs.

Im Rahmen der skizzierten Fragestellungen sind folgende Themen Gegenstand der Forschung:

  • Entwicklung bereichsübergreifender kognitiver Kompetenzen im Vor- und Grundschulalter (Intelligenz, Aufmerksamkeit, Gedächtnis)
  • Sprachentwicklung und Sprachentwicklungsstörungen
  • Entwicklung des Arbeitsgedächtnisses im Vor- und Grundschulalter
  • Entwicklung wissenschaftlichen Denkens und naiver Theorien bei Kindern
  • Bereichsspezifische Vorläuferfertigkeiten der Schriftsprache und des Rechnens
  • Diagnostik von Lernstörungen und ihren funktionellen Ursachen
  • Interventionen zur Bewältigung von Lernschwierigkeiten (Psychoedukation, Gruppenprogramme)

Am Institut für Psychologie wurde im SS 2009 eine Hochschulambulanz gegründet, KiM - Kind im Mittelpunkt, mit der eine enge Zusammenarbeit in den Forschungsprojekten besteht. In der Hochschulambulanz werden Kinder mit Lern- und Aufmerksamkeitsschwierigkeiten sowie Entwicklungsstörungen oder besonderen Begabungen vorgestellt. Nach einer ausführlichen Diagnostik werden die Familien unter Einbezug von Erzieher:innen und Lehrkräften hinsichtlich des weiteren Vorgehens beraten. Im Rahmen der Diagnostik und auch bei Gruppeninterventionen nehmen viele Familien an Forschungsprojekten der Hochschulambulanz teil, mithilfe derer zahlreiche Fragestellungen in Bezug auf Lern- und Aufmerksamkeitsschwierigkeiten im Quer- sowie Längsschnitt untersucht werden können. Auch eine interdisziplinäre Kooperation zwischen Projekten des Kompetenzzentrums und KiM ist beabsichtigt.

Wir freuen uns auf Ihr Interesse!