Vorstellung der Forschungseinheit

Ästhetisch-kulturelle Bildung

Sprecherin: Prof. Dr. Bettina Uhlig
Weiteres Mitglied: Prof. Dr. Vanessa-Isabelle Reinwand-Weiss 

Kinder erforschen ihre Umwelt mit all ihren Sinnen. Lernen und Wissensaneignung ist in den frühen Lebensjahren in besonderer Form an die sinnliche Wahrnehmung (gr. aisthesis) und den Körper/Leib sowie soziale und kulturelle Zeichen-/Symbolsysteme gebunden und kann daher auch als „kulturelles Lernen“ beschrieben werden. Ästhetische Bildung verfolgt also in erster Linie das Ziel der Entwicklung der Sinnes- und Wahrnehmungstätigkeiten sowie des Körperbewusstseins anhand kultureller Praktiken. In einem engeren Sinn beschreibt ästhetische-kulturelle Bildung Lernformen, die sich künstlerisch-kreative, d.h. kulturell verdichtete Arbeitsweisen und Ausdrucksformen zu Nutze machen bzw. zu künstlerischem Ausdruck befähigen – ein Lernen also, für, durch und mit den Künsten wie Musik, Theater, Tanz, Bildende Künste, Medien und vielen mehr.

Der im deutschen Idealismus verankerte Begriff der „Bildung“ ist wie kein anderer mit einem Lernen in Verbindung zu bringen, das ganzheitlich und kulturell, interdisziplinär und interaktiv, prozessual und unabgeschlossen, selbsttätig und individualisiert angelegt ist. (Ästhetisch-kulturelle) Bildungsprozesse finden in der spezifischen Auseinandersetzung von Selbst und Welt statt und verändern dadurch beide.

Mit ästhetisch-kultureller Bildung können also beispielsweise alle Lernformen, -prozesse und -situationen bezeichnet werden, die

  • an der sinnlichen Wahrnehmung und Erfahrung der Kinder ansetzen;
  • eine kindgerechte Produktion und Rezeption künstlerischer Welt- und Selbsterschließung ermöglichen;
  • die Einbildungskraft, Fantasie und Kreativität anregen;
  • kreativ-offene Lernumgebungen curricular-geschlossenen vorziehen;
  • Kinder als Subjekte ihrer eigenen Lern- und Bildungsbiographie ernst nehmen;
  • kulturelle und symbolische Zeichensysteme sowie spezifische kulturelle Praktiken thematisieren (ästhetische Alphabetisierung);
  • auf soziale Praktiken verweisen, die in besonderer Weise kulturell geprägt sind.

Im Rahmen dieser Begriffsdefinition stehen folgende Forschungsfragen im Mittelpunkt des Forschungsschwerpunktes Ästhetisch-kulturelle Bildung

  • Wo (Institutionen, Praxiseinrichtungen, besondere Lernorte…) und in welcher Form zeigen sich ästhetisch-kulturelle Bildungsformen in der frühen Kindheit?
  • Wie erleben Kinder Kunst und Kultur und über welche Zugänge verfügen sie?
  • Wie kann und muss eine ästhetisch-kulturelle Bildung in der frühen Kindheit ausgestaltet sein, um altersadäquat und qualitativ hochstehend umgesetzt werden zu können?
  • Welche Art von Bildungs- und Lernprozessen werden durch ästhetisch-kulturelle Lernarrangements möglich?
  • Wie verlaufen diese ästhetisch-kulturellen Bildungs- und Lernprozesse in der frühen Kindheit?
  • Welche Möglichkeiten der Institutionalisierung bieten sich für ästhetisch-kulturelle Lernformen in der frühen Kindheit?
  • Wie muss eine Professionalisierung der Praxiskräfte aussehen, um ästhetisch-kulturelle Bildung auf hohem Niveau zu leisten?

Im Hinblick auf einen Ausbau dieses und anderer Forschungsbereiche freuen wir uns, wenn Sie an unserer Arbeit oder einer Kooperation Interesse zeigen. Bitte kontaktieren Sie das Kompetenzzentrum Frühe Kindheit Niedersachsen!