Monographien

Anke Graneß: Philosophie in Afrika. Herausforderungen einer globalen Philosophiegeschichte. Berlin: Suhrkamp 2023.                     

Wie können wir die Philosophie dekolonisieren? Einen wichtigen Beitrag zu diesem Projekt kann ihre Geschichtsschreibung leisten, und gerade der Blick auf Afrika bietet Ansätze für eine Transformation in globaler Perspektive. Die Auseinandersetzung mit dem Kontinent – vom alten Ägypten über Westafrika bis zur afrikanischen Diaspora – wirft nämlich grundlegende Fragen zum Umgang mit Denktraditionen oraler Gesellschaften sowie mit alternativen Quellen und philosophischen Praktiken auf. Ebenso stellen sich ethische Fragen nach der Rolle von Religion, Rassismus und Sklaverei in der Philosophie oder der Deutung und Aneignung von intellektuellem Erbe. Anhand der Philosophiegeschichte Afrikas entwirft Anke Graneß in ihrem großen Buch die Grundlinien einer neuen Philosophiegeschichtsschreibung.

How can we decolonize philosophy? An important contribution to this project can be made by its historiography, and it is precisely the view of Africa that offers approaches for a transformation in a global perspective. Indeed, the examination of the continent - from ancient Egypt to West Africa to the African diaspora - raises fundamental questions about how to deal with traditions of thought of oral societies as well as with alternative sources and practices of philosophy. Likewise, ethical questions arise about the role of religion, racism, and slavery in philosophy or about the interpretation and appropriation of intellectual heritage. In her major book, Anke Graneß uses the history of philosophy in Africa to sketch the basic lines of a new historiography of philosophy.

Seite des Suhrkamp-Verlages

 

 

Rolf Elberfeld: Dekoloniales Philosophieren. Versuch über philosophische Verantwortung und Kritik im Horizont der europäischen Expansion. Hildesheim: Olms 2021.                       [Open Access]

Die Forderungen nach einer Dekolonisierung des Denkens und der Wissenschaften sind in den letzten Jahren immer eindringlicher geworden und haben inzwischen die europäischen Universitäten erreicht. Das vorliegende Buch versucht deutlich zu machen, warum auch die Philosophie einen Prozess der Dekolonisierung durchlaufen muss und was ein solcher Prozess für Forschung und Lehre in der Philosophie bedeutet. Ein zentraler Punkt ist dabei die Aufarbeitung der lang verleugneten Verstrickungen der europäischen Philosophie in die europäische Expansion und den Kolonialismus. In diesem Horizont beschäftigt sich das Buch mit Fragen der Entstehung des wissenschaftlich begründeten „Rassedenkens“ in der Philosophie sowie der eurozentrischen Geschichtskonstruktionen des 18. und 19. Jahrhunderts. Zudem werden Forschungsansätze zur Überwindung einer eurozentrischen Philosophie vorgestellt und die Frage aufgeworfen, wie im Prozess einer Dekolonisierung des Denkens ethisch-epistemische Verantwortung übernommen werden kann.

Calls to decolonise thinking and scholarship have become ever more insistent in recent years and have now reached European universities. The present volume seeks to explain why philosophy also needs to undergo a process of decolonisation, and what such a process might mean for research and teaching in the subject. A central point is to re-examine the long-denied involvement of European philosophy in European expansion and colonialism. Against this background, the book examines issues around the development of academically-based “racial theory” in philosophy and the Eurocentric constructions of history in the 18th and 19th centuries. It suggests approaches to overcoming Eurocentric philosophy and asks how ethical and epistemic responsibility can be taken in the process of decolonising thought.

Seite des Olms-Verlages

Anke Graneß /  Martina Kopf / Magdalena Kraus: Feministische Theorie aus Afrika, Asien und Lateinamerika. Eine Einführung, Wien: facultas / Stuttgart: UTB, 2019. [Inhaltsverzeichnis]

Dieser Band präsentiert feministische Konzepte und Debatten aus Afrika und seiner Diaspora, aus Asien und Lateinamerika (z.B. Womanismus, islamische Feminismen, post- und dekoloniale Feminismen, Ökofeminismus) anhand ausgewählter Theoretikerinnen sowie deren kritische Auseinandersetzung mit der aus dem Westen rezipierten feministischen Theorie und Genderforschung.

Aus dem Inhalt:

  • Postkoloniale Theorie und Kritik:Feminismus und Dekolonisation
  • Schwarzer Feminismus, Womanismus,Intersektionalität
  • Feministische Theorien aus Afrika
  • Feministische Theorie und Islam
  • Feministische Theorie in Lateinamerika
  • Ökofeminismus

Rolf Elberfeld, Philosophieren in einer globalisierten Welt. Wege zu einer transformativen Phänomenologie, Alber: Freiburg i.B. 2017  [Inhaltsverzeichnis]

»Dass die Weltgeschichte von Zeit zu Zeit umgeschrieben werden müsse, darüber ist in unseren Tagen wohl kein Zweifel übrig geblieben.« (Johann Wolfgang von Goethe)

Die allumfassende globale Vernetzung bestimmt heute nicht nur unser Bild von der gegenwärtigen Welt, die Erfahrung dieser Vernetzung verändert seit gut 30 Jahren zunehmend auch unsere Auffassung von der Geschichte: durch Forschungsinteressen, die sich von einfachen nationalen Geschichtsschreibungen verabschieden und Vernetzung und Verflechtung ins Zentrum der Aufmerksamkeit stellen. Auch das Philosophieren hat längst auf diesen Prozess reagiert. Das Buch will eine verflechtungsgeschichtliche Perspektive auf verschiedene Weisen des Philosophierens eröffnen. Es reflektiert die methodischen Reaktionen auf die Globalisierungsprozesse in der Philosophie und den Geisteswissenschaften im 20. Jahrhundert. Schließlich zeigt es systematische Perspektiven auf, wie Philosophieren in einer globalisierten Welt heute entfaltet werden kann.

Herausgeberschaften

Anke Graneß | Namita Herzl (Hrsg.) Christoph August Heumann: Acta Philosopharum, das ist, Nachricht von der Philosophie des Frauenzimmers (1721). Hildesheim: Olms 2023. [Open Access]

Die Neuauflage des Buches "Acta Philosopharum, das ist, Nachricht von der Philosophie des Frauenzimmers" (1721) von Christoph August Heumann stellt ein frühes philosophiehistorisches Werk vor, das sich dem Leben und den philosophischen Beiträgen von 33 herausragenden intellektuellen Frauen der europäischen Philosophiegeschichte widmet. Es enthält eine umfassende Einführung in das Werk Heumanns und die Bedeutung der "Acta Philosopharum" sowie einen Überblick über ausgewählte Geschichten gelehrter Frauen ab dem 14. Jahrhundert und über den heutigen Wissensstand zu den von Heumann behandelten 33 Gelehrten.

Dominique Epple (Hrsg.) Christoph August Heumann: Methodische Überlegungen zur Philosophiegeschichtsschreibung. Hildesheim: Olms 2023. [Open Access]

Christoph August Heumanns (1681–1764) Acta Philosophorum sind heute in Vergessenheit geraten, obwohl sie im 18. Jahrhundert maßgeblich dazu beitrugen, Philosophiegeschichtsschreibung als Disziplin sowie Philosophie als eine rein europäische Denkform zu etablieren. Darum werden in diesem Band die ursprünglich verstreut publizierten Textstellen erstmals gesammelt herausgegeben, um so Heumanns weitreichendes Projekt sichtbar zu machen. Eine ausführliche Einleitung soll das Verständnis erleichtern, indem die wesentlichen Motive von Heumanns Philosophiegeschichtsschreibung präsentiert und sein eurozentrisches Narrativ kritisch diskutiert werden. Eine umfangreiche Kommentierung und ein erweitertes Literaturverzeichnis komplettieren die Neuausgabe.

Sool Park (Hrsg.) Histories of Philosophy and Thought in Korean Language A Bibliographical Guide from 1835 to 2021. Hildesheim: Olms 2022. [Open Access]

In retrospect, historiography of philosophy and thought in the Korean language extends back to the 8th century. This bibliography offers a comprehensive guide to this relatively long time span with complex developments. Using thematic and regional categories, it attempts to demonstrate the whole landscape of Korean scholarship on histories of philosophy and thought. The introductory text offers a chronological reconstruction of the history of philosophical historiography in Korea, filling the gap between the premodern and modern discourses. It focuses mainly on two aspects: 1) The modern transformation of the traditional Korean historiographical knowledge and method, developed and cultivated by Confucian and Buddhist scholars. 2) The diversification of philosophical historiography after this process of globalization and methodical transformation, resulting in an own representation of the world history of philosophy. The case of Korea is especially interesting because it produced ist own versions of history despite drastically changing hegemonic constellations. It provides an excellent example of alternative histories of philosophy, written at the periphery of Eurocentric and Sinocentric order.

Franz Gmainer-Pranzl und Lara Hofner (Hrsg.): Polylog als Aufklärung? Interkulturell-philosophische Impulse. Wien: facultas 2023.           

Die von Franz Martin Wimmer formulierte These, dass Polyloge als eine „Fortsetzung des Programms der Aufklärung mit anderen Mitteln“ verstanden werden können, fordert dazu heraus, das philosophische Projekt „Aufklärung“ aus globaler und interkultureller Perspektive neu zu denken. Die Beiträge dieses Bandes gehen dabei mit der Aufklärung über die Aufklärung hinaus, um Fragen, Ambivalenzen und Potenziale einer interkulturell orientierten Aufklärung zu reflektieren. Die Herausforderung eines "Polylogs der Traditionen" besteht darin, das kritische und emanzipatorische Potential der europäischen Aufklärung aufzunehmen, ohne jedoch das gewaltvolle Erbe von Kolonialismus und Sklaverei außer Acht zu lassen. Von daher übt die hier geführte Auseinandersetzung Kritik an einem Aufklärungsnarrativ, das universale Ansprüche erhebt, aber eurozentrisch bleibt, und plädiert für eine polyloge Weiterführung dieses Impulses, der trotz seiner ambivalenten Geschichte unverzichtbar bleibt.

Seite des facultas-Verlages

 

Leon Krings / Yoko Arisaka / Tetsuri Kato (Hrsg.):
Histories of Philosophy and Thought in the Japanese Language:
A Bibliographical Guide from 1835 to 2021
. Hildesheim: Olms 2022. [Open Access]

Dieses bibliographische Handbuch gibt einen umfassenden Überblick über die Geschichtsschreibung der Philosophie und des Denkens in japanischer Sprache anhand einer umfangreichen und thematisch geordneten Sammlung einschlägiger Literatur. Mit über tausend Einträgen zeigt die Bibliographie nicht nur, wie umfangreich und komplex die japanische Tradition der Philosophie- und Geistesgeschichtsschreibung ist, sondern auch, wie sie strukturiert und analysiert werden kann, um sie einem vergleichenden und interkulturellen Ansatz für die Philosophiegeschichtsschreibung weltweit zugänglich zu machen. Die Literatur ist nach thematischen Schwerpunkten wie geografischen Regionen und Kontinenten, Nationen und Völkern, religiösen Traditionen und philosophischen Lehren wie Buddhismus, Islam, Shintoismus oder Konfuzianismus sowie nach Disziplinen wie Ethik, Ästhetik oder politischem Denken kategorisiert und organisiert. Die Bibliographie wird von einer Einleitung begleitet, in der die Forschungsmethode sowie quantitative und qualitative Ansätze zur Analyse des Materials dargelegt werden, gefolgt von einem chronologischen Überblick über die Geschichtsschreibung der Philosophie und des Denkens in japanischer Sprache sowie über die japanische Tradition, "Weltgeschichten der Philosophie" zu schreiben. Als erster Schritt in Richtung einer "Geschichte der Geschichtsschreibung der Philosophie" in außereuropäischen Sprachen liefert der Leitfaden nützliche Werkzeuge für eine interkulturell orientierte Wissenschaft, die auf eine nicht-eurozentrische und diversifizierte Geschichtsschreibung der Philosophie in globaler Perspektive abzielt.

Rolf Elberfeld (Hg.), Philosophiegeschichtsschreibung in globaler Perspektive, Meiner: Hamburg 2017 [Inhaltsverzeichnis]

Programm der Tagung 2016

Seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts ist die Philosophiegeschichtsschreibung – vom breiten Strom der europäischen Fachphilosophie weitgehend unbemerkt – zu einem globalen Projekt geworden. Während die Philosophiegeschichtsschreibung zur europäischen Philosophie sich seit dem Ende des 18. Jahrhunderts zunehmend auf Europa konzentrierte und fast alle anderen Traditionen aus der Philosophie ausschloss, entstanden in verschiedenen Philologien sowie verschiedenen Ländern und Sprachen Philosophiegeschichtsschreibungen beispielsweise zur indischen, chinesischen, japanischen, afrikanischen, lateinamerikanischen, arabischen und jüdischen Philosophie, die bisher noch nicht übergreifend untersucht und in eine globale Perspektive gerückt worden sind.

In neuerer Zeit sind zudem verschiedene Versuche unternommen worden, Geschichten der Philosophie in globaler Perspektive zu entwerfen, die im englischsprachigen Bereich zumeist unter dem Titel „History of World Philosophies“ firmieren. Der vorliegende Band versammelt Analysen zu den verschiedenen Philosophiegeschichtsschreibungen, zur Entstehung der europäischen Philosophiegeschichtsschreibung und zum damit einhergehenden Ausschluss anderer Traditionen des Denkens und bietet darüber hinaus eine Übersicht global orientierter Philosophiegeschichten, eine Forschungsbibliographie zum Gesamtthema und eine Bibliographie zur Philosophiegeschichtsschreibung in japanischer Sprache.

Der Band eröffnet erstmals philologisch rückgebunden ein globalisiertes Bild der Philosophiegeschichtsschreibung, das es in vielfältiger Weise weiter zu erforschen gilt.

Zeitschriftenausgaben

Histories of Philosophy in a Global Perspective [Open Access]

EAJP-Ausgabe 2 (January 2023)

Herausgeber:innen: Yoko Arisaka und Anke Graneß

  • Yoko Arisaka und Anke Graneß: »Editorial Introduction to Histories of Philosophy in a Global Perspective«
  • Namita Herzl: »Global Histories of Philosophies in European Languages A review«
  • Francesca Greco: »A Look into the "Storia Delle Storie Generali Della Filosofia" and Its English Edition from a Global Perspective«
  • Florian Scheidl: »What Are "Historiographies of Philosophy" Historiographies Of? Problems of reconceptualizing the history of philosophy in a global perspective«
  • Fredrik Bjarkö: »Orientalism in 19th-Century Swedish Historiography of Philosophy«
  • Zhuofei Wang: »Overview of Ancient Chinese Historiography of Philosophy«
  • Amalia X. Lopez Molina: »Mexican Philosophy«
  • Anke Graness: »Women in the History of Philosophy Beyond Europe: methodological considerations«
  • Yoko Arisaka: »Institutional Change Through "Diversity Initiatives" The case of philosophy in the USA«

EAJS-Webseite

Geschichten der Philosophie in globaler Perspektive

polylog-Ausgabe 46 (Winter 2021)

Herausgeber:innen: Anke Graneß und Rolf Elberfeld

  • Anke Graness: »Geschichten der Philosophie in globaler Perspektive: Einleitung«
  • Rolf Elberfeld: »Geschichte der Geschichten der Philosophie im Horizont verschiedener Sprachen weltweit: Erste Ergebnisse des Koselleck-Projekts«
  • Francesca Greco: »Ein Blick ins Werk »Storia delle storie generali della filosofia« aus globaler Perspektive«
  • Zhuofei Wang: »Grundlinien einer altchinesischen Philosophiegeschichtsschreibung«
  • Sool Park: »Philosophiegeschichtsschreibung und Subjektkonstitution in Korea: Reflexionen zur koreanischsprachigen Philosophiegeschichte vom 8. Jahrhundert bis zur Gegenwart«
  • Leon Krings: »Ansätze zur globalen Philosophiegeschichtsschreibung in Japan: Eine kurze Geschichte japanischer Weltgeschichten des Denkens und der Philosophie«
  • Anke Graness: »Frauen in der Philosophiegeschichte – jenseits Europas: Methodische Überlegungen«
  • Yoko Arisaka: »Der Prozess der Diversifizierung der Philosophieinstitute in den USA«
  • Namita Herzl: »Globale Philosophiegeschichten in europäischen Sprachen: Ein Literaturbericht«

polylog-Webseite mit Abstracts

Aufsätze

Globalization of the history of philosophy and the idea of a transformative phenomenology

Rolf Elberfeld, Diogen, https://doi.org/10.1017/S0392192123000032

Since the beginning of the 21st century, globalization has become a central theme in the humanities. The increasing globalization of discourses in the humanities can already be observed in the 20th century. Within philosophy, the globalization of the thematic framework has been promoted in particular by the World Congresses of Philosophy since 1900. Stimulated by these developments, histories of different philosophies have emerged worldwide in many different languages. In addition, global histories of philosophy have increasingly been written since the beginning of the 21st century. This paper concludes by presenting the approach of a transformative phenomenology as a way of dealing with this thematic diversity in philosophy today.

Sklaverei und Philosophiegeschichtsschreibung

Anke Graneß, Deutsche Zeitschrift für Philosophie, vol. 71, no. 2, 2023, pp. 226-250.

This article is dedicated to a topic that has been largely neglected in the historiography of philosophy to date: the position of philosophers towards the institution of slavery. Especially in survey works on the history of philosophy, positions on slavery and colonial conquest are not addressed, but have so far only been discussed in a few individual studies. From the beginning of European expansion, however, philosophical and political theories no longer emerged independently of these developments, as the expansion forced reflection on how to deal with the conquered regions and peoples, and thus on the problematic sides of the ‘voyages of discovery’: land grabbing, subjugation and slavery. Such entanglements are briefly explained using John Locke as an example. In view of the “colonial ensnarement of the Enlightenment” (Elberfeld) and the need for a critical examination of it, I propose as a methodological approach to include texts by thinkers of African origin, who had first-hand experiences of the institution of slavery and critically reflected on their own social position, the social and political conditions of their time as well as moral questions. Using three selected Black thinkers, the poet Phillis Wheatley (1753–1784), the abolitionist Olaudah Equiano (1745–1797) and the theologian Jacobus Elisa Johannes Capitein (ca. 1717–1747), I discuss the relevance of texts by former slaves for the historiography of philosophy.

Website of DZP: https://www.degruyter.com/document/doi/10.1515/dzph-2023-0021/html 

Afrika' da felsefe tarihini yazmak nereden başlamali

Anke Graneß, Sabah ülkesi. Kültür-sanat ve felsefe dergisi, July 2023

Avrupa felsefesi tarihi araştırmaları, Platon’un diyaloglarında çeşitli düşünürlerin öğretilerini tasvir etmesiyle başlayan uzun bir geleneğe sahip olsa da Afrika felsefesi tarihi araştırmaları özellikle Sahra-altı Afrika söz konusu olduğunda görece genç bir disiplindir. Afrika’nın felsefe yapma kabiliyeti yüzyıllar boyunca bütünüyle inkâr edilmiş ve Afrika düşüncesi dünya düşüncesinin bir parçası olarak görülmemiştir (bkz. örneğin G.W.F. Hegel, Felsefe Tarihi Üzerine Dersler, 1805/06). Afrika’daki sömürge öncesi kültürlerin ve toplumların “tarih dışı” ya da “ilkel” sıfatlarıyla nitelendirilmesi, dünyanın bu bölgesine dair önyargısız ve muteber felsefe tarihi araştırmalarının önünde en büyük engel olmuştur. Siyah Afrikalılar entelektüel...

Zum vollständingen Aufsatz: https://www.sabahulkesi.com/2023/07/03/afrikada-felsefe-tarihini-yazmak-nereden-baslamali/

Die Begegnung mit den eigenen Schatten: Polylogisches Philosophieren in globaler Perspektive zur Zeit der Dekolonisierung

Francesca Greco, Polylog als Aufklärung? Wien: facultas Verlag, 2023, p. 49-82

Ziel des vorliegenden Artikels ist es, einerseits die Entwicklungen von Franz Wimmers polylogischer Methode für interkulturelles Philosophieren aufzuzeigen, so wie sie aktuell in Rolf Elberfelds Programm eines Philosophierens in globaler Perspektive mit politischem Akzent auf Dekolonisierung1 eingeflossen sind, und andererseits beide Ansätze basierend auf meinem Verständnis2 polylogisch-philosophisch zu untermauern. Demzufolge versuche ich einen Beitrag für ein polylogisches Philosophieren in globaler und dekolonialer Perspektive zu leisten, welches sich bewusst darauf vorbereitet, seinem eigenen »Schatten« zu begegnen und den »Philosophie«-Begriff im Zuge dessen entsprechend zu »transformieren«.

Zu diesem Zweck werde ich die Leser:innen nach dieser ersten Einführung ...

Webseite des facultas-Verlages

The status of oral traditions in the history of philosophy: Methodological considerations

Anke Graness, South African Journal of Philosophy, p. 181-194

https://doi.org/10.1080/02580136.2022.2062986

Today, there is a growing consensus among philosophers in Africa, Latin America and other regions of the world that the history of philosophy has to consider both written and oral sources in the reconstruction of the history of philosophy. Even though it is usually not denied that philosophy also expresses itself in oral practices, such as conversation or instruction, the question remains as to how oral philosophical traditions can become part of a history of philosophy. This is subject to a number of methodological questions. On the basis of discourses in contemporary African philosophy as well as examples from other regions of the world, this article discusses selected methodological challenges that oral traditions pose for the historiography of philosophy, with a focus on the relation between philosophy and written texts and philosophy and practice. It is argued that a turn to philosophical practices can offer new insights into philosophy in oral societies.

 

 

Rasse und Rassismus in der klassischen Deutschen Philosophie

Rolf Elberfeld, Zeitschrift Deutsche Zeitschrift für Philosophie, https://doi.org/10.1515/dzph-2021-0009

„Philosophie“ ist im 19. Jahrhundert durch das Aufkommen und die Etablierung der „Universitätsphilosophie“ zu einer abgegrenzten Disziplin innerhalb des euro-päischen Wissenschaftssystems geworden. Die Abgrenzung erfolgte vor allem durch deutschsprachige Philosophiegeschichtsschreibungen, in denen die Philosophie per definitionem zu einem Projekt einer universalen „Vernunft“ stilisiert wurde.[...] Genau diese Stilisierung der Philosophie als ein Projekt der „reinen“ oder „geschichtlichen Vernunft“, die im Übergang von 18. zum 19. Jahrhundert entstanden ist, lässt es aus vorgeblich vernünftigen, philosophischen Gründen nicht zu, sich mit den „zeitbedingten“ Bewertungen, Ausschlüssen, und damit verbunden: Diskriminierungen in den klassischen deutschen Texten der Philosophie auseinanderzusetzen.

 

 

La globalisation de l’histoire de la philosophie et l’idée d’une phénoménologie transformative

Rolf Elberfeld, Traduit de l’anglais par Nicole G. Albert Dans Diogène 2020/3-4 (n° 271-272), pages 71 à 89

Depuis le début du XXIe siècle, la globalisation est devenue un thème central dans les sciences humaines, même si la mondialisation croissante des discours dans les sciences humaines apparaît en réalité dès le XXe siècle. Dans le domaine de la philosophie, la mondialisation du cadre thématique a été encouragée en particulier par les Congrès mondiaux de philosophie depuis 1900. Sous l’impulsion de ces évolutions, les histoires de différentes philosophies ont émergé à travers le monde et dans de nombreuses langues différentes. En outre, des ouvrages d’histoires globales de la philosophie se multiplient depuis une vingtaine d’années. Pour faire face à cette diversité thématique dans la philosophie d’aujourd’hui, l’approche d’une phénoménologie transformative est abordée à la fin de l’article.

 

 

Geschichten der Philosophie in globaler Perspektive. Ein Gespräch mit Anke Graneß

Zeitschrift weiter denken. Journal für Philosophie, Nr. 1/2021 (Themenschwerpunkt "Arabische Philosophie")

Mit Begriffen wie ‚richtig‘ oder ‚falsch‘ würde ich im Zusammenhang mit Narrativen zur Geschichte der Philosophie nicht operieren wollen. Der Punkt ist vielmehr zu verstehen, dass es sehr verschiedene Möglichkeiten gibt, die Geschichte dessen, was wir als Philosophie bezeichnen, zu erzählen. Diese Erzählungen gehen immer mit Ein- und Ausschließungen einher, abhängig von dem, was jeweils unter Philosophie verstanden wird. Charakteristisch für die heute dominante Erzählung der Philosophiegeschichte, wie wir sie aus dem Unterricht oder aus Büchern kennen, ist, dass sie mit einem zunehmend verengten Blick einhergeht. Denn ausgeschlossen oder abgewertet wurden und werden ja nicht nur außereuropäische Philosophietraditionen und Philosophinnen, sondern auch weisheitliches Denken sowie viele verschiedene Formen, in denen sich Philosophie über Jahrhunderte ausgedrückt hat, wie Meditationen, das Gespräch oder verschiedene ästhetische Praktiken, sodass am Ende nur noch Texte in Form eines philosophischen Traktats übrig blieben. Ich würde also eher von verengten und offenen Perspektiven auf die Philosophiegeschichte sprechen und nicht von richtig oder falsch. [...]

Podcasts

PhilRadio Hildesheim - Gespräch über Geschichten der Philosophien in globaler Perspektive

Anke Graneß und Rolf Elberfeld geben dieses Semester zusammen mit Nadja Germann die Vorlesung "Geschichten der Philosophien in globaler Perspektive".

Die Konzeption der "Geschichten der Philosophien in globaler Perspektive" sind eine Reaktion auf die vorherrschende, eurozentrische Geschichtsschreibung der Geschichte in der Philosophie. Wer dekolonial philosophieren will, findet hier den ersten Trittstein zu einer herausfordernden, aber erkenntnistheoretisch und politisch relevanten Aufgabe.

Redaktion: Phabio Freiboth B.A.

Musik: Greta Langenbach

Kostenlos auf Spotify zu hören.

METIS Wisdom Talks at ETH Zurich

Wer hat's erfunden? - Über Vergangenheit und Zukunft interkulturellen Philosophierens (German podcast)

 

Gast: Rolf Elberfeld

Interkulturelles Philosophieren ist keine Erfindung unserer Tage. Das weiß auch Rolf Elberfeld, der an der Uni Hildesheim versucht, das Studium der Philosophie über die europäischen Grenzen hinauszutreiben und sie (wieder) praktisch werden zu lassen. 
Zusammen mit Michael Hampe spricht er in diesem Podcast über Kitarō Nishida, der in seiner Philosophie die Perspektiven der anderen Erdregionen in seine eigene einzubeziehen versucht und insofern als interkultureller Philosoph gelten kann. Gleichzeitig war Nishida auf prekäre Weise verstrickt in die nationalistischen Bestrebungen Japans. 
Hampe und Elberfeld kommen auch auf Leibniz und Wolff zu sprechen, zwei europäische Vertreter der Philosophie, die sich affirmativ in Richtung chinesischer Philosophie bewegt haben. Elberfeld möchte ein interkulturelles Philosophieren vorantreiben, in dem alle Traditionen sich mit einander austauschen und voneinander lernen. Der Blick sowohl nach Osten als auch in die eigene philosophische Vergangenheit könnte so zum Beispiel dabei helfen, die europäische Philosophie von der Vernarrtheit ins Aufsatzschreiben wieder zu befreien und mit Praktiken, sei es der Meditation oder auch künstlerischer Betätigung anzureichern. 
 

Das deutsche und das englische Transkript finden Sie auf unserer Homepage: www.metis.ethz.ch. Dort stellen wir auch weiteres Material zum Thema zur Verfügung.

Folgt dem philosophischen Tagebuch unserer Metis auf Instagram!

Schreiben Sie uns eine Mail mit Fragen und Kommentaren an: metis@phil.gess.ethz.ch

Dieser Podcast wurde produziert von Martin Münnich mit Unterstützung der ETH Zürich und der Udo-Keller-Stiftung, Forum Humanum in Hamburg.

Blog Beiträge

The treasure hunt for women philosophers

The conference Non-Canonical Women in the Histories of Philosophy is the second part of our conference series on women philosophers in a global perspective. The ambition of this series is to recreate the knowledge of underrepresented women philosophers who have been left out of the canon up to this point. Priyanka Jha (Banaras Hindu University) talks about Indian women thinkers and the quest of reshaping intellectual histories. Un-Sunn Lee (Sejong University) presents critical perspectives on modernity and women of Korean Confucianism. Khimaja Connell (University of the West Indies) gives us an introduction to Caribbean women philosophers and Betty Wambui (State University of New York) shows us ideas of African women philosophers. The first conference Women Philosophers in the Process of Decolonization had a focus on feminist perspectives with presentations by Margaret McLaren, Shay Welch, Stephanie Rivera Berruz and Tiesha Cassel.  

Our research project...

Zum kompletten Beitrag auf der Webseite von Kontrapunkte

 

Veranstaltungen

Workshop: Philosophy and Exclusion

Philosophy often presents itself as an enterprise in which everyone is invited to participate. On closer inspection, however, it is striking to note that a significant number of people have been and are being excluded by philosophers as unfit for philosophy. If we look at the history of Western philosophy, we soon find that certain human beings have been radically excluded time and time again. Since the eighteenth century, for example, it can be clearly stated that philosophers who were not perceived as male, who were not racialized as white, or who were not ascribed to Western culture, were systematically excluded from philosophy. However, in this very story, we cannot find not a single philosophical argument that could justify this exclusion. This is hardly surprising; it is doubtful that there can be such a philosophical justification. Who should legitimately be able to have this right? And yet it is a factual reality that philosophy is not ruled by all human beings, but only by very specific human beings. This is certainly not because only these particular human beings practice philosophy, but because these particular human beings, knowingly or not, keep alive a tradition of exclusion. In this workshop, we wish to expose this phenomenon from different perspectives be it based on examples, be it through general reflections. We want to promote an exchange on this problematic dimension of philosophy and its history and thus contribute to the ongoing change of the discourse and a renewal of the canon.

Jenseits von Europa – Eine neue Weltgeschichte des Denkens

"Sternstunde der Philosophie"

mit Anke Graneß und Peter Adamson

Griechenland als Wiege der Demokratie, Europa als Kontinent der Aufklärung – stimmt das eigentlich? Oder beruht das kulturelle Selbstverständnis auf faktenfernen Mythen und kolonialen, ja rassistischen Ausgrenzungen? Ein Gespräch über ein neues, wahrhaft globales Verständnis von Philosophie.

Alles begann mit den alten Griechen, dann kam das dunkle Mittelalter, die Renaissance brachte einen neuen Aufbruch, bis die Aufklärung das Licht der Vernunft und Freiheit in die moderne Welt trug. Das alles, natürlich, von Europa aus. Das alles, natürlich, vorrangig dank genialer männlicher Einzeldenker. So lautet die Standardgeschichte, die sich das sogenannte Abendland seit gut 250 Jahren über sich selbst erzählt. Als eigentliche Wiege der Philosophie, universaler Werte, moderner Wissenschaft. Doch tritt im Zuge neuer Forschungen sowie einer wahrhaft globalen Geschichtsschreibung immer deutlicher hervor, wie radikal unvollständig, grotesk einseitig, teilweise schlicht falsch und nicht zuletzt kolonial und rassistisch verengt dieser Blick auf die Geschichte des Denkens ist. Steht im Zeichen eines geweiteten Geschichtsbewusstseins eine Revolution des gesamten Selbstverständnisses an? Und wenn ja, mit welchen Folgen für eine Philosophie und globale Kultur der Zukunft? Barbara Bleisch erkundet mit der Philosophin Anke Graneß, Autorin des Buches «Philosophie in Afrika», und dem Philosophen Peter Adamson, unter anderem Host des Podcasts «History of Philosophy without any gaps», Folgen und auch Fallstricke einer dekolonialisierten Philosophiegeschichte.

Link zur Aufnahme der TV-Sendung

Tagungsberichte

Am Anfang eines dekolonialen Ansatzes: Bericht zur Tagung »Geisteswissenschaften – Eurozentrismus – Kritik«

Namita Herzl

Mitteilungen der Deutschen Gesellschaft für Philosophie, Nr. 57 (Herbst 2022)

polylog. Zeitschrift für interkulturelles Philosophieren, Nr. 48 (2022), S. 157–160.

Das von der DFG geförderte Reinhart-Koselleck-Projekt »Geschichten der Philosophie in globaler Perspektive« an der Universität Hildesheim hat unter der Leitung von Rolf Elberfeld und Anke Graneß und in Kooperation mit dem »Herder- Kolleg. Zentrum für transdisziplinäre Kulturforschung« vom 19. bis zum 23. Juli 2022 die internationale Tagung »Geisteswissenschaften – Eurozentrismus – Kritik« an der Berliner Akademie der Wissenschaften veranstaltet. Teilnehmende und Vortragende waren eingeladen, sich über die Problematik des Eurozentrismus in den Geisteswissenschaften sowie zu den Möglichkeiten und Herausforderungen ihrer Dekolonialisierung auszutauschen. Besonderer Wert wurde auf die Diversität der Vorträge in Bezug auf Disziplinen, Praktiken, Geschlecht und Regionen gelegt, um den Standpunkt verschiedener, bisher marginalisierter Bereiche, Länder und Sprachen, gemeinsam zu reflektieren. Dabei sind fruchtbare Diskussionen entstanden, die eine Vielzahl an Stimmen deutlich gemacht haben. Die fünftägige Konferenz umfasste sieben Panels mit insgesamt zwanzig Vorträgen aus unterschiedlichen disziplinären Perspektiven. Mit der Entscheidung, die Konferenz in englischer und deutscher Sprache abzuhalten, sollte die Wichtigkeit der Mehrsprachigkeit akademischer Diskurse hervorgehoben werden.

 

 

Presseartikel

IPM Monthly Interview with Dr. Anke Graneß: "Philosophy in Africa"

Interview with Alexander Lamprakis (2. July 2023)

In this issue, we explore the subject of philosophy in Africa with Dr. Anke Graneß from the University of Hildesheim. Dr. Graneß is a specialist in the Global Historiography of Philosophy and the philosophical traditions of Africa. Her latest achievement is the groundbreaking book titled Philosophie in Afrika. Herausforderungen einer globalen Philosophiegeschichte (Suhrkamp 2023) which delves into a diverse array of themes related to philosophical thought on the African continent. In her book, Dr. Graneß explores various aspects of African thought and its representation in both Western and African histories of philosophy. The book covers a broad range of historical, geographical, and cultural contexts, including Ancient Egypt, Ethiopia, Early Christianity, the Islamic world, and sub-Saharan Africa. By examining these distinct yet intertwined regions, Dr. Graneß sheds light on the philosophical perspectives that have emerged throughout the continent’s history.

Link to the Interview: https://ipmtoday.com/philosophy-and-the-academy/philosophy-in-africa/

Phil Cologne Interview mit Anke Graneß "Anders Denken. Über Philosophie in Afrika"

Interview with Staphanie Rohde (7. Juni 2023)

Kann die Philosophie über ihre westliche Prägung hinauswachsen? Einen wichtigen Beitrag zu diesem Projekt kann die Geschichtsschreibung leisten, und gerade der Blick auf Afrika bietet Ansätze für eine Transformation aus globaler Perspektive. Die Auseinandersetzung mit dem Kontinent – vom alten Ägypten über Westafrika bis zur afrikanischen Diaspora – wirft grundlegende Fragen zum Umgang mit Denktraditionen oraler Gesellschaften sowie mit alternativen Quellen und philosophischen Praktiken auf. Ebenso stellen sich ethische Fragen nach der Rolle von Religion, Rassismus und Sklaverei in der Philosophie oder der Deutung und Aneignung von intellektuellem Erbe. Anke Graneß entwirft in ihrem großen Buch Philosophie in Afrika. Herausforderungen einer globalen Philosophiegeschichte die Grundlinien einer neuen Philosophiegeschichtsschreibung und damit eines neuen Denkens.

Zum Video

WDR Interview mit Anke Graneß " Philosophie aus Afrika"

Philosophie aus Afrika ist in Europa kaum bekannt. Das ändert sich jetzt. Ein Füllhorn an Themen und Denker:innen gebe es zu entdecken, sagt Philosophin Anke Graneß. Möglicherweise müsse sogar die Philosophiegeschichte neu geschrieben werden.

Zum vollständigen Interview: https://www1.wdr.de/mediathek/audio/wdr5/wdr5-scala-hintergrund/audio-philosophie-aus-afrika-100.html

DFK Interview mith Anke Graneß "Globalgeschichte der Ideen: Über afrikanische Denktraditionen"

Interview mit Wolfram Eilenberger (28 Mai 2023)

Gibt es einen afrikanischen Platon? Falsche Frage, sagt die Philosophin Anke Graneß. Ohne eurozentrischen Blick werde klar: Afrika habe mehr zu bieten als einzelne „Genies“.

Deutschlandsfunk Kultur Podcast zum Nachhören

 

Narabo #26: Philosophin Anke Graneß über Interkulturelle Philosophie und Philosophien in Afrika

In der 26. Episode des Narabo-Podcasts steht ein Neudenken der Philosophiegeschichte im Mittelpunkt. Im Fokus ist die Philosophie in Afrika und das Projekt einer Dekolonialisierung der Philosophie. Hierbei ist es besonders interessant zu berücksichtigen, wie eine interkulturelle Definition von Philosophie aussehen kann.

Zum Interview

Zum Podcast und Webseite

Interview mit Dr. Anke Graneß: "Die Philosophiegeschichte muss neu überdacht werden"

Interview mit Ruth Renée Reif (25. März 2023, 19:00)

Anke Graneß setzt sich mit der eurozentrischen Perspektive der Philosophie auseinander. In ihrem Buch Philosophie in Afrika. Herausforderungen einer globalen Philosophiegeschichte erkundet sie am Beispiel Afrikas, was zum Ausschluss außereuropäischer Philosophietraditionen führte. Sie analysiert die Auswirkungen rassistischer und patriarchalischer Strukturen sowie des Kolonialismus auf die Philosophie und stellt die Frage, wie Philosophiegeschichtsschreibung in Zukunft erfolgen könnte.

 

Link zu dem vollständingen Interview: https://www.derstandard.de/story/2000144860814/dekolonialisierung-des-denkens

Interview mit Dr. Anke Graneß: „Mich interessiert die Vielfalt der Perspektiven auf die Fragen dieser Welt“

Dr. Anke Graneß ist Geschäftsführerin des Reinhart Koselleck-Projekts „Geschichten der Philosophie in globaler Perspektive“ an der Universität Hildesheim. Mit einem acht-köpfigen Forschungsteam untersucht sie, welche Philosophiegeschichtsschreibungen rund um den Globus existieren. Noch ist es so, dass an den allermeisten deutschen Universitäten eine Philosophiegeschichte behandelt wird, die Lehren außerhalb Europas vernachlässigt. Ziel des Projekts ist es, diesem Eurozentrismus eine Geschichte der Philosophie in globaler Perspektive entgegenzustellen.

Information Philosophie 2019_3

Die Zeitschrift Information Philosophie hat in ihre Auflagen 2019_3 über das Projekt "Geschichten der Philosophie in globaler Perspektive" referiert.

Die Deutsche Forschungs-Gemeinschaft hat den Antrag von Rolf Elberfeld auf eine Reinhart Koselleck-Projekt mit dem Thema "Geschichte der Philosophie in globaler Perspektive" bewilligt. Für das Projekt stehen insgesamt 1,25 Millionen Euro für fünf Jahre zur Verfügung. "Reinhart Koselleck"-Projekte stehen für besonders innovative und im positiven Sinn risikobehaftete Forschung. Es ist dies das erste Reinhart Koselleck-Projekt, das im Fach Philosophie bewilligt worden ist. Rolf Elberfeld baut seit zehn Jahren einen Forschungsschwerpunkt zur interkulturellen Philosophie an der Univesität Hildesheim auf. Mit dem bewilligten Projekt will er seine Forschungen thematisch ausweiten und international in hohem Umfang vernetzen.

 

Verflochtene Denklandschaft

Geschichte(n) der Philosophie in globaler Perspektive: Das erste Reinhart-Koselleck-Projekt der DFG in der Philosophie (Prof. Dr. Rolf Elberfeld)

Mitteilungen der Deutschen Gesellschaft für Philosophie (DGPhil), Nr. 45 (Herbst 2019)

Seit etwa zehn Jahren wird am Institut für Philosophie der Universität Hildesheim ein Forschungsschwerpunkt zur Philosophie in globaler Perspektive aufgebaut. Dies zeigt sich auch auf der Ebene der Lehre, z.B. wird seit dem WS 2015/16 turnusgemäß alle zwei Jahre eine Grundlagenvorlesung zum Thema »Geschichten der Philosophie in globaler Perspektive« angeboten, in der Wissen über die wichtigsten Traditionen der Philosophie in Asien (Indien, China, Japan), in Afrika, in Südamerika und der islamischen sowie jüdischen Welt vermittelt wird. Aus der Konzeption der ersten Vorlesung ist die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) finanzierte Forumstagung der »Deutschen Gesellschaft für Philosophie« im Oktober 2016 zum Thema »Philosophiegeschichtsschreibung in globaler Perspektive« (Meiner-Verlag 2017) hervorgegangen.


A global view on the histories of philosophy

(EU Research Summer Autumn 2019)

“Since the 2018 World Congress of Philosophy it has become more evident than ever that the field of Philosophy has globaly transformed itself, yet this is not currently reflected within the historical framework. We spoke to Professor Rolf Elberfeld about his work in developing a global framework on the history of philosophy, which will help pave the way for doing philosophy in a global perspective in future.

While many nations and cultures across all the world have their own traditions of thinking, philosophy came to be conventionalised as a purely European project by the late 18th century. Now Professor Rolf Elberfeld and his colleagues in a new DFG-funded project aim to develop a more inclusive picture. “We aim to find a new framework for the history of philosophy, which includes different traditions,” he outlines. While European philosophers have made important contributions to the field, Professor Elberfeld believes it’s important not to neglect traditions from other parts of the world in the wider historiography. “One of the main aims of the project is to put the history of philosophy in global perspective,” he says. [...]

We have a pluralised picture of the history of philosophy. We see many different traditions in China, Japan, India, Africa, Latin America, and other parts of the world.”


Interview in der Zeitschrift „Relation”

Magazin der Universität Hildesheim – Interview mit Projektleiter Prof. Dr. Rolf Elberfeld

„Ich sehe zunächst einen politischen Auftrag. Man kann die Geschichte nur von dem Standpunkt des Jetzt aus betrachten. Die Spätfolgen der europäischen Kolonialisierung erkennen wir jetzt als riesiges Problem. Die Philosophie ist fast ausschließlich mit der europäischen Perspektive identifiziert worden. Viele Forschungen sind bereits weiter darin fortgeschritten, die Geschichte als Verflechtungsgeschichte zu verstehen. In der Literaturgeschichte hat beispielsweise bereits Goethe von einer Weltliteratur gesprochen. Es gibt also durchaus auch in anderen Gattungen Vorläufer unseres Projektes. [...]

Das Projekt wird für fünf Jahre von der Deutschen Forschungsgesellschaft gefördert. Als Vorgaben formuliert die DFG, dass die Reinhart Koselleck-Projekte innovativ und risikoreich sein sollten. In unserem Fall besteht das Risiko des Vorhabens darin, dass wir absolut nicht vorhersehen können, wohin die Forschung uns bringt. Wir können kein Ergebnis versprechen. Ein konkretes, anvisiertes Ziel ist allerdings, ein Einführungsbuch zu konzipieren, das Philosophiestudierenden im Bachelorstudium eine globalere Perspektive bietet, anstatt der Standarterzählung: Philosophie beginnt bei Thales, in Europa hat sie ihren Höhepunkt und ist heute in Nordamerika angekommen, wo die analytische Philosophie alle Probleme gelöst hat.”