Kurzbeschreibung: Encyclopédie philosophique universelle

Die Encyclopédie Philosophique Universelle, die 1989 bis 1998 im Auftrag der UNESCO in Paris erschienen ist, setzt für die globale Philosophiegeschichtsschreibung einen ganz neuen und an pragmatischen Grundsätzen orientieren Rahmen. Die Enzyklopädie ist wie folgt aufgebaut:

1. L’Univers Philosophique (1989) 
2. Les Notions Philosophique – Dictionnaire (zwei Bände) (1990)
3. Les Œuvres Philosophique – Dictionnaire (zwei Bände) (1992)
4. Le Discours Philosophique (1998) (Alle Bände wurden unter der Leitung von André Jacob herausgegeben).  

Der 1. Band führt in einem sehr weitgefassten Rahmen in die Problemfelder der Philosophie ein, wobei die Philosophie grundsätzlich in globaler Perspektive behandelt wird. Der 2. Band, unterteilt in zwei Teilbände, ist ein philosophisches Begriffslexikon, das drei Abschnitte umfasst:

1. Philosophie Occidentale
2. Pensées Asiatiques (Inde, Chine, Japon)
3. Conceptualisation des Sociétés Traditionelles

Die Differenzierung und die Konzeption bietet somit einen neuen Ansatz, um auf sprachlicher Ebene philosophische Begriffe in unterschiedlichen Kulturkontexten zu thematisieren, ohne dass dabei Differenzen nivelliert werden, aber auch nicht nur die großen Traditionen in Europa und Asien einbezogen werden. Der 3. Band, ebenfalls unterteilt in zwei Teilbände, ist ein philosophisches Werklexikon, dass wie folgt aufgebaut ist:

1. Philosophie Occidentale (Antiquité, Moyen Age, Renaissance, Age Classique, Modernité, Essor des sciences humaines, Pensée contemporaine)
2. Pensées Asiatique (Inde, Chine, Japan, Corée)
3. Conceptualisation des Sociétiés Traditionelles (Afrique, Amérique, Asie du Sud-Est, Europe, Océanie)

Dieses Lexikon bietet erstmalig in großer Fülle eine Zusammenschau „philosophischer” Werke aus den verschiedensten Traditionen der Welt. Allein der Teil über Asien bietet Informationen, die bisher in keinem anderen westlichen Lexikon zugänglich sind. Der 4. Band thematisiert den Diskurs der Philosophie im Allgemeinen und in globaler Perspektive. Beginnend mit der Analyse verschiedener Sprachen und ihrer Bedeutung für den philosophischen Diskurs, folgt eine ausführliche Thematisierung unterschiedlichster Nationalphilosophien. In weiteren Sektionen werden das Problem der Übersetzung und die Fragen der philosophischen Komparatistik erörtert. Daran anschließend werden Analysen zur Bedeutung der Textualität in globaler Perspektive durchgeführt. Das Lexikon entwirft in einem breit angelegten Versuch eine Neuorientierung des gesamten philosophischen Diskurses in globaler Perspektive. Dabei ist vor allem das hohe methodische Bewusstsein bemerkenswert, so dass die verschiedenen Ebenen der Diskurse in hoher Differenzierung und jenseits verengter Zentrismen durchgeführt werden. In vielerlei Hinsicht ist diese Enzyklopädie noch immer eine Ausnahmeerscheinung und liefert Ausgangspunkte für vielfältige Überlegungen zur Neukonzeption einer globalen Philosophiegeschichtsschreibung.

(Auszug aus: Elberfeld, Rolf: Philosophiegeschichtsschreibung in globaler Perspektive. Felix Meiner Verlag: Hamburg 2017, S. 302–3.)