Prof. em. Dr. Ryōsuke Ōhashi (Mercator Fellow im Wintersemester 2021/22)

Ryōsuke Ōhashi war vor seiner Emeritierung Professor für Ästhetik an der Universität Osaka. Er ist ein wichtiger Vertreter der Kyōto-Schule und besonders ausgewiesen in den Bereichen Phänomenologie, Ästhetik, Deutscher Idealismus, Heidegger, japanische durch den Buddhismus orientierte Philosophie sowie interkulturelle Philosophie. Er hat einen auf japanischen Traditionen basierenden Entwurf einer Ästhetik vorgelegt, und ist ein international ebenso aktiver wie angesehener Philosoph, der verschiedene Bücher auch in deutscher Sprache veröffentlicht hat. Seine Expertise im Feld der ostasiatischen Ästhetik, insbesondere der Weg-Künste, wird die inter- und transkulturellen Forschungsperspektiven des Graduiertenkollegs nachhaltig unterstützen. Die Zusammenarbeit in der Forschung wird die Verbindungen des Graduiertenkollegs zum Herder-Kolleg – Zentrum für transdisziplinäre Kulturforschung und zum DFG Reinhart Koselleck-Projekt „Geschichten der Philosophie in globaler Perspektive“ verstärken.

Ryōsuke Ōhashi studierte Philosophie an der staatlichen Universität Kyōto und an der Ludwig Maximilians Universität in München. Dort promovierte er mit der Arbeit „Ekstase und Gelassenheit –  Zu Schelling und Heidegger“. 1983 habilitierte er sich an der Julius-Maximilians-Universität in Würzburg. Ab 1975 arbeitete er als Professor für Philosophie an verschiedenen Universitäten, so an der Medizinischen Universität Shiga in Ōtsu, an der Technischen Universität Kyōto und an der buddhistischen Ryūoko-Universität in Kyōto. Außerdem hatte er eine Professur für Ästhetik und Kunstphilosophie an der Universität Osaka inne. Seit 2014 ist er Direktor des Japanisch-Deutschen Kulturinstituts in Kyōto.

Ryōsuke Ōhashi war Fellow u.a. am Wissenschaftskolleg zu Berlin, am Kolleg Friedrich Nietzsche, am Kolleg Morphomata der Universität Köln, am Forschungsinstitut für Philosophie in Hannover und am Forum Scientarium in Tübingen. Für seine Leistungen wurde er mit dem Philipp Franz von Siebold-Preis und der Humboldt-Medaille der Alexander-von-Humboldt-Stiftung ausgezeichnet.

An der Jahrestagung „Üben üben“ des Graduiertenkollegs wird der Mercator Fellow mit einem Vortrag zum Thema „Übung der Kunst – Kunst der Übung. Tragweite des Leib-Körpers im japanischen ,Kunstweg‘" teilnehmen. Außerdem wird er mit den Promovierenden einen Forschungsworkshop zum Thema „Theorie und Praxis des No-Theaters in Zeamis Text ,Kakayo‘ (Der Blütenspiegel)“ durchführen. Zusammen mit Rolf Elberfeld wird er an den Themen „Zeami, altjapanische Texte zur Ästhetik des No-Theaters“ (Publikation im Rahmen der Reihe „Ästhetische Praxis. Transdisziplinäre Perspektiven“, W. Fink Verlag) und Keiji Nishitanis Ästhetik sowie zu Philosophie ins trans- bzw. interkultureller Perspektive arbeiten und diese Themen auch in die Lehre am Fachbereich einbringen.

Publikationen (Auswahl)
Monographien

Der Philosophenweg in Kyōto. Eine Entdeckungsreise durch die japanische Ästhetik. Freiburg i. Br. / München 2019: Verlag Karl Alber.
Phänomenologie der Compassion. Pathos des Mitseins mit den Anderen. Freiburg i. Br./ München 2018: Verlag Karl Alber.
Die „Phänomenologie des Geistes“ als Sinneslehre. Hegel und die Phänomenoetik der Compassion. Freiburg i. Br./ München 2009: Verlag Karl Alber.
Japan im interkulturellen Dialog. München 1999: Judicium Verlag.
Kire. Das „Schöne“ in Japan. Philosophisch-ästhetische Reflexionen zu Geschichte und Moderne. Köln 1994: DuMont Buchverlag.
Zeitlichkeitsanalyse der Hegelschen Logik. Zur Idee einer Phänomenologie des Ortes. Freiburg i Br. / München 1984: Verlag Karl Alber.
 

Herausgeberschaften

Die Philosophie der Kyoto-Schule. Texte und Einführung. Freiburg i.Br/ München (1990): Verlag Karl Alber.
Dogen. Shobogenzo. Ausgewählte Schriften. Anders Philosophieren aus dem Zen. Zweisprachige Ausgabe, übersetzt, erläutert und herausgegeben mit Rolf Elberfeld. Tokio: Keio University Press, Stuttgart/ Bad Cannstatt 2006: frommann-holzboog.