Theresa Mayer

Promotionsprojekt „Über die Dreistigkeit poetischer Praxis." (AT)
Diese Forschungsarbeit verbindet Betrachtungen zur Eigenart poetischer Praxis aus drei Gebieten: der Literatur selbst, der Philologie und der Übersetzung. Mit dem Stichwort der Dreistigkeit soll ein gemeinsames Moment derselben herausgestellt werden: poetische Praxis als grenzüberschreitende Geste, deren ausgreifende Bewegung sich selbst notwendigerweise die Grundlage entzieht; sei dies in semantischer, rhetorischer oder epistemologischer Hinsicht: Theorien der metaphorischen Wortbedeutung sind ebenso von Interesse wie die Frage nach ironischem Sprechen und dem grundsätzlichen Verhältnis von Literatur und Wissen.
Die Unmöglichkeit einen (poetischen) Text in eine Äquivalenz zu bringen, sei es mit einer fremdsprachlichen Übersetzung oder in Form einer Deutung, markiert den wissenschaftlichen Ungrund philologischer Erkenntnis und Übersetzungspraxis, die in direktem Zusammenhang der Suspendierung des Wirklichen oder eines angemessenen, klaren Wortgebrauchs steht. Die Dreistigkeit poetischer Praxis überträgt sich auf philologische und übersetzerische Arbeit, die ihrerseits ein poetisches und sich selbst suspendierendes Moment vereint.
Zu den literaturwissenschaftlichen und übersetzungstheoretischen Positionen, die für das Forschungsprojekt von besonderem Interesse sein werden, gehören Paul de Man, Peter Szondi und Werner Hamacher sowie Uljana Wolf. Diese sind nicht nur in theoretischer Hinsicht interessant, sondern insbesondere auch in ihrer eigenen affektiven Haltung, markiert Dreistigkeit doch ein enges Verhältnis von Scham(losigkeit), Auflehnung und Gelassenheit. Autor*innen und Übersetzer*innen, die die Dreistigkeit poetischer Praxis auf verschiedene Weise sichtbarmachen und poetologisch genauer betrachtet werden sollen, sind Francis Ponge, Ilse Aichinger, Anne Carson und Monika Rinck.
Publikationen
“Falls ob, wie Wenn | Rosmarie Waldrop” gemeinsam herausgegeben mit Dagmara Kraus und Ludwig Drosch, in: Schreibheft #104, Hg. Norbert Wehr, 2025
darin enthalten: Übersetzungen
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Cole Swensen “Eins bis siebzehn”, dies. “Erster kurzer Blick auf Rosmarie Waldrop”, Rosmarie Waldrop “Mir nichts, dir nichts”
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Rosmarie Waldrop, David Naimon “Die zwei Seiten der Sprache”, gemeinsam übersetzt mit Ludwig Drosch
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Rosmarie Waldrop “VOR&VER oder Stellungen&Bindungen,”, dies. “Unmöglicher Gegenstand”, dies. “Das beinah hörbare Vergehen von Zeit”, dies. “Licht Reisen”, gemeinsam übersetzt mit Ludwig Drosch und Dagmara Kraus
Vorträge
2024: gemeinsam mit D. Kraus und L. Drosch: „Falls ob“,
To produce understanding: A Rosmarie Waldrop Night,
Kooperation: DAAD – Artists in Berlin Progamme & EXC Temporal Communities, FU Berlin
2024: „Audacity of Poetical Practice / Dreistigkeit poetischer Praxis“,
Department of German Studies, Brown University, USA
2024: „Martina Hefter’s Materials“,
NeMLA Annual Conference, Panel: Poetic Language Now, Montreal, CA
2024: „Audacity of translation as poetical practice“,
ACLA Annual Conference, Panel: Translation Studies, Boston, USA
2023: „Dogs talking. Translation, the female and the Unintelligible in and between Anne Carsons Works“,
Anne Carson and the Unintelligible, Internationale Konferenz, Louvain-La Neuve, BL
2022: „Splitting Mimesis – Cemile Sahins Poetics“,
Internationale Konferenz, Mimesis — Praxis — Aisthesis, Universität Hildesheim
2021: „Die Dreistigkeit der Übersetzung“,
traduction – relation, Internationale Tagung, Hochschule der Künste, Bern
2019: gemeinsam mit J. Kasper, J. Schmidt-Dominé: „Überlegungen zu einem Supplement zum Dictionnaire des intraduisibles“,
Konferenz Penser en langues, Institut de l’edition contemporaine
Lehre
SoSe 2025 (in Planung): „Anderer Realismus – Wirklichkeitanspruch in erzählender Literatur von Frauen* des 20. Jahrhunderts“ (Seminar),
Institut für Deutsche Literatur und ihre Didaktik, Goethe Universität, Frankfurt am Main
WiSe 2024/2025: „Johann Peter Hebel, Mahomed“, Gastsitzung in: Slow Reading Club (Guido Graf),
Literaturinstitut, Universität Hildesheim
WiSe 2024/2025: „Politik der Metapher – In Theorie und Literatur des 20. Jahrunderts“ (Seminar),
Literaturinstitut, Universität Hildesheim
SoSe 2024: „Schwierige Texte lesen“ (Seminar),
Literaturinstitut, Universität Hildesheim