Interview mit der Umweltwissenschaftlerin Julia Witter und der Biologin Karina Schell
Nachhaltigkeit in Forschung, Lehre und Betrieb
Julia Witter und Karina Schell koordinieren das „Green Office“. Wie das Nachhaltigkeitsbüro der Universität Hildesheim arbeitet, erklären die Wissenschaftlerinnen im Interview.
Was machen Sie im „Green Office“?
Karina Schell: Als das Green Office 2015 entstanden ist, wollten wir das Thema „nachhaltige Entwicklung“ in die Universität bringen – in die verschiedenen Bereiche Betrieb, Lehre und Forschung. Wir bieten Seminare an, zum Beispiel das Seminar „Sustainable University“.
Julia Witter: Studierende haben den Antrag auf Errichtung eines „Green Office“ bei der Kommission für Studienqualitätsmittel gestellt und der Antrag wurde bewilligt. Zum Team gehören neben der wissenschaftlichen Koordination auch sechs studentische Hilfskräfte. Nachhaltigkeit betrifft jede und jeden – an der Universität Hildesheim haben wir durch die Lehrerbildung die Besonderheit, dass hier Multiplikatoren ausgebildet werden, die eine Bildung für nachhaltige Entwicklung in die Gesellschaft tragen können.
Das „Green Office“ veranstaltet zum Beispiel Diskussionen, damit die Debatte über nachhaltige Entwicklung in der Universität angestoßen wird.
Karina Schell: Wir möchten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler und Studierende der Universität an einen Tisch holen – von der Informatikstudentin bis zum Erziehungswissenschaftler, vom Leiter der Universitätsbibliothek bis zum Baudezernenten. Wir hoffen, dass sich in Zukunft Studierende und Lehrende aus allen Fachbereichen an dem Diskurs beteiligen und fächerübergreifend zu dem Thema in Forschung und Lehre arbeiten. Wir verständigen uns darüber, wie nachhaltige Entwicklung an der Universität verankert werden kann: Die Universität Hildesheim kann als Reallabor dienen, wir können gemeinsam verschiedene Konzepte hier in der Universität ausprobieren und anstoßen, das reicht vom Mittagsangebot in der Mensa bis zu einer gesamtuniversitären Nachhaltigkeitsstrategie.
Die Angehörigen der Universität Hildesheim können sich seit 2017 über eine Mitfahrbörse vernetzen und gemeinsam ressourcenschonend zur Uni fahren.
Julia Witter: Wir möchten zeigen, dass es viele Möglichkeiten gibt, kostengünstig und gleichzeitig umweltverträglich unterwegs zu sein. Wir haben 2017 über flinc eine Uni-Mitfahrgruppe gegründet: Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und Studierende können sich darüber zu Fahrgemeinschaften zusammenschließen. Wir erinnern in unserem „Green-Guide“ daran, dass man in Hildesheim mit dem Fahrrad gut von A nach B kommt und dass es das „Semesterticket“ für alle Studierenden gibt („Green-Guide“ online lesen). Das Semesterticket ist im Studierendenbeitrag enthalten und bringt Studierende mit dem öffentlichen Nahverkehr in die Stadt und ins niedersächsische Umland.
Seit zwei Jahren arbeiten Sie hier im Green Office, mitten auf dem Campus. Wie fällt Ihre Bilanz aus?
Julia Witter: Wir erfahren sehr viel Unterstützung. Die Einrichtung eines Nachhaltigkeitsbüros ist eine freiwillige Aufgabe – die Universität Hildesheim hat entschieden, dafür Geld bereitzustellen. Es gibt außerdem zahlreiche Ideen von Studierenden und Beschäftigten, wie man die Hochschule nachhaltiger gestalten kann. Zum Beispiel haben wir im Seminar mit Studierenden die Aktion „Treppe statt Fahrstuhl“ entwickelt und das Gebäudemanagement der Universität unterstützt uns bei der Umsetzung.
Karina Schell: Nachhaltigkeit betrifft alle Angehörigen der Universität. Wir haben die Idee eine „Plattform für nachhaltige Entwicklung“ zu initiieren, um Studierende, Lehrende, Forschende und Beschäftigte der Verwaltung miteinander ins Gespräch zu bringen.
Julia Witter: Was immer schwierig ist, wenn man nachhaltiges Verhalten anstoßen möchte, ist, dass sich Menschen von Gewohnheiten verabschieden müssen. Das ist die größte Herausforderung. Wir möchten hier Anregungen geben und zum Handeln motivieren. Wir suchen den Austausch und freuen uns immer, wenn am Thema Interessierte auf uns zukommen. Wenn eine Bereitschaft da ist, das eigene Verhalten zu ändern, ist das ein sehr positives Signal.
Das Green Office vergibt einen Nachhaltigkeitspreis und zeichnet studentische Abschlussarbeiten aus. Wie ist die Resonanz, aus welchen Fachgebieten erhielten Sie Einreichungen für die erste Preisvergabe? Was beeindruckte Sie besonders?
Karina Schell: Für den ersten Nachhaltigkeitspreis wurden acht Abschlussarbeiten aus den Fachgebieten Mathematik, Chemie, Geographie, Psychologie, Sozialwissenschaften, Grundschuldidaktik und Kulturpolitik eingereicht. Inhaltlich setzen sich die Studentinnen und Studenten unter anderem mit inklusiver und gerechter Bildung, mit nachhaltigem Wirtschaftswachstum und Konsum, mit lebenslangem Lernen sowie Ressourcen- und Biodiversitätsschutz auseinander. Wir haben bei der ersten Ausschreibung nicht damit gerechnet, so viele beeindruckende und hochwertige Einreichungen aus der gesamten Universität zu bekommen.
Die Fragen stellte Isa Lange.
Universität Hildesheim gehört zu den recyclingpapierfreundlichsten Hochschulen Deutschlands
Die Universität Hildesheim belegt den fünften Platz des Papieratlas-Hochschulwettbewerbs 2018 und gehört damit zu den recyclingpapierfreundlichsten Hochschulen Deutschlands.
In Kooperation mit dem Bundesumweltministerium, dem Umweltbundesamt und dem Deutschen Hochschulverband führt die Initiative „Pro Recyclingpapier“ den Hochschulwettbewerb seit drei Jahren durch. Hochschulen mit mehr als 5.000 Studierenden können mit ihrem Papierverbrauch und ihren Recyclingpapierquoten teilnehmen.
In diesem Jahr beteiligten sich erstmals 42 Hochschulen am „Papieratlas“. In allen Einsatzbereichen verwendet die Universität ausschließlich Papier mit dem „Blauen Engel“. Die Verwendung von Recyclingpapier sei eine besonders effektive Maßnahme für den Klima- und Ressourcenschutz, so die Jury. Die Herstellung spart im Vergleich zu Frischfaserpapier rund 70 Prozent Wasser und 60 Prozent Energie. Die Universität Hildesheim bewirkte durch die Verwendung von Recyclingpapier im Jahr 2017 somit eine Einsparung von mehr als 901.000 Liter Wasser und über 185.000 Kilowattstunden Energie.