„Wir laufen mit Stereotypen wie ein Roboter durch den Tag“

vendredi, 16. novembre 2012 um 12:33 Uhr

Wie sehr Zuschreibungen – ob sie sich auf den Körper und das Geschlecht, die Kleidung, Frisur oder Sprache beziehen – die eigene Person verunsichern können, darauf macht Karsten Spindler aufmerksam. „Wenn du gefragt wirst, bist du ein Junge oder ein Mädchen oder wenn hinter deinem Rücken darüber spekuliert wird, dann hinterfragst du dich erstmal selbst: Wer bin ich eigentlich? Das macht unsicher.“ Bis zum 23. November läuft eine Aktionswoche: „gesellschaft_macht_identität".

„Wir sind konfrontiert mit vielen Stereotypen in der Uni, die kaum hinterfragt werden“, sagen Eva Reuter und Katrin Grunwald-Delitz vom AStA. „Wir sprechen über die Kuwis, die Lehrämtler, die Sportler, gehen selbstverständlich auf Toiletten für den Mann oder die Frau, reden von Ausländern und Müttern mit Kind.“ Deshalb haben die beiden Student_innen, die Erziehungswissenschaften und Kulturwissenschaften an der Universität Hildesheim studieren, mit anderen Studierenden die Initiative „hi_queer“ gegründet. „Ein Raum, um zu diskutieren, was Stereotype eigentlich mit uns machen“, sagen sie und wollen vor allem aufwecken.

Aus der Initiative ist ein AStA-Referat entstanden, „bundesweit einmalig“, sagen die beiden, denn in Göttingen oder Hamburg gebe es oft nur „Gender- und/oder Frauenreferate“. „Wir setzen uns für Gleichberechtigung ein, für ein vielfältiges Miteinander und möchten diejenigen stärken und unterstützen, die mit Stereotypen zu kämpfen haben.“

Nun haben sie, gemeinsam mit etwa zehn Studierenden die Aktionswoche „gesellschaft_macht_identität“ (Programm) organisiert. Noch bis zum 23. November bieten sie ein volles Programm: Vorträge, Workshops, Diskussionen, Lesungen, Konzerte. „Wir freuen uns, dass sich auch Lehrende und Institutionen aus der Stadt beteiligen. Zum Beispiel berichten Mitarbeitende der Beratungsstelle gegen sexuelle Gewalt ‚Wildrose e.V.‘ im Seminar ‚Frühe Hilfen‘ über ihre Arbeit“, sagt Karsten Spindler vom Studierendenparlament. Auch die Kommission für Gleichstellung der Universität begrüße das Engagement der Studierenden, freut er sich.

Wie sehr Zuschreibungen – ob sie sich auf den Körper und das Geschlecht, die Kleidung, Frisur oder Sprache beziehen – die eigene Person verunsichern können, darauf macht Karsten Spindler aufmerksam. „Wenn du gefragt wirst, bist du ein Junge oder ein Mädchen oder wenn hinter deinem Rücken darüber spekuliert wird, dann hinterfragst du dich erstmal selbst: Wer bin ich eigentlich? Das macht unsicher.“ Und viele laufen „mit diesen Zuschreibungen wie ein Roboter durch den Tag, sagt der 25 Jährige.

„Wir setzen uns für ein gleichberechtigtes Miteinander ein, ohne dass die ‚Hintergründe‘ so stark in den Vordergrund treten“, sagen die drei Studierenden, geben aber zu bedenken: „In der Uni ist der Raum geschützt – anders als im Alltag, draußen in der Öffentlichkeit.“

Öffentlicher Vortrag: „Sexuelle Belästigung, Stalking und sexuelle Gewalt an Hochschulen“

Eine an 33 Hochschulen in fünf europäischen Ländern, darunter 16 Hochschulen in Deutschland, durchgeführte EU-Studie belegt, dass sexuelle Belästigung, Stalking und sexuelle Gewalt gegenüber Studentinnen ein ernst zu nehmendes Thema ist. Dr. Rosa Schneider (Ruhr-Universität Bochum), eine der Autorinnen des Länderberichts Deutschland, stellt in ihrem Vortrag. Ergebnisse des EU-Forschungsprojektes „Gender-based Violence, Stalking and Fear of Crime“ vor.

Das Gleichstellungsbüro der Universität Hildesheim lädt zu dem Vortrag im Rahmen der vom AStA und der studentischen Initiative Hi-queer organisierten Aktionswoche ein am Mittwoch, 21. November 2012 um 18:00 Uhr im Raum I 010.


Studierende der Uni Hildesheim wollen mit der Aktionswoche „gesellschaft_macht_identität" aufwecken. „Wir setzen uns für Gleichberechtigung ein und möchten diejenigen stärken, die mit Stereotypen zu kämpfen haben.“

Studierende der Uni Hildesheim wollen mit der Aktionswoche „gesellschaft_macht_identität" aufwecken. „Wir setzen uns für Gleichberechtigung ein und möchten diejenigen stärken, die mit Stereotypen zu kämpfen haben.“