Profil, Infrastruktur und Entwicklung

Die Mensch-Umwelt-Disziplin Geographie adressiert die zentralen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts. Für die Bewältigung der gegenwärtigen und künftigen Transformationen ist ein tiefgreifendes Verständnis für das Mensch-Umwelt-System erforderlich, zu dem das Institut für Geographie der Stiftung Universität Hildesheim in Forschung und Lehre beitragen möchte.

Forschung

Am Institut für Geographie werden sowohl physisch-geographische/geoökologische, humangeographische als auch geographiedidaktische Forschungsprojekte bearbeitet. Die Schwerpunkte liegen dabei auf Themen der Nachhaltigkeitsforschung sowie der Förderung fachlichen Denkens im Erdkunde- bzw. Geographieunterricht.

I. Geoökologie

Diese Vertiefungsrichtung vermittelt den Studierenden umfangreiche Kenntnisse der Forschungsansätze und Methoden, die für Untersuchungen im Rahmen angewandter geoökologischer Fragestellungen benötigt werden.

Im Bereich der Physischen Geographie steht die Landschaftsforschung aus historischer und aktueller Perspektive im Mittelpunkt des Interesses. Dabei wird bei einer ganzheitlichen Betrachtung der Fokus auf die abiotischen, insbesondere anthropogen überprägten Landschaftsfaktoren gelegt. Im Zentrum steht dabei das Wirkungsgefüge von Ursachen, Ausmaß und Folgen der Entwicklung von Landschaften unter der Prämisse einer nachhaltigen Entwicklung. Ein methodischer Schwerpunkt ist die Verwendung und Anwendung von Geographischen Informationssystemen (GIS), um neben geostatistisch korrekten qualitativen Aussagen auch zu quantitativen Flächenaussagen kommen zu können. Themen sind Stadt- und Landschaftsökologie, Bodenkunde, Boden- und Gewässerschutz, Geoarchäologie, Geomatik/GIS.

II. Geographiedidaktik

Gegenwärtige und zukünftige Herausforderungen der Weltgemeinschaft sind komplex, die Analyse, Beurteilung und Umsetzung von Lösungsansätzen erfordern ein Verständnis für das Mensch-Umwelt-System. Die Geographiedidaktik verfolgt in ihrer Forschung die übergeordnete Fragestellung, wie ein solches Wissen, Verstehen, Entscheiden und Handeln in Universität und Schule gefördert werden kann. Dabei werden sowohl Anforderungen an die Professionalisierung von Geographielehrkräften als auch Möglichkeiten und Ansätze für das Lernen von Schüler*innen im Erdkunde- bzw. Geographieunterricht in den Blick genommen. Entsprechend zählen zu den Schwerpunkten der Geographiedidaktik u.a. der Umgang mit faktischer Komplexität und Kontroversität, Untersuchungen zur Förderung fachlichen bzw. basiskonzeptionellen Denkens, Forschungen zum Transfer zwischen Theorie und Praxis sowie Beiträge geographischen Lehrens und Lernens zur Gestaltung der digitalen Transformation.

III. Humangeographie

In der Humangeographie konzentriert sich die Forschung auf Gegenstände der nachhaltigen Stadt- und Regionalentwicklung. Besonderes Augenmerk wird auf wirtschaftsgeographische Fragestellungen, insbesondere auf die Themen "Sustainable Entrepreneurship" im Rahmen der Gründungsforschung und "Unternehmerische Organisations- bzw. Netzwerkforschung" gelegt. Grundlage ist eine relationale Perspektive, bei der die Akteure im Mittelpunkt der Analyse stehen. Hierzu werden sowohl qualitative als auch quantitative Methoden der empirischen Sozialforschung angewendet. Ebenso kommen Geographische Informationssysteme zum Einsatz.

Die Forschung erfolgt neben der Finanzierung aus dem Institutshaushalt zunehmend über Drittmittelprojekte, wobei besonders auf den Anwendungsbezug Wert gelegt wird.

Lehre

Geographie kann im polyvalenten 2-Fächer-Bachelor-Studiengang bzw. konsekutiven Master of Education als Studienvariante für Real- und Hauptschule, als Bezugsfach für Sachunterricht und als Hauptfach in der Studienvariante „Umweltsicherung“ studiert werden. Dabei werden die Studieninhalte den Ansprüchen der modernen Geographie sowie eines Lernens im 21. Jahrhundert entsprechend ausgestaltet (reflektierter Theorie-Praxis-Bezug, digitale Kompetenzen, Stärkung der Methodenausbildung, Gelände- und Laborkompetenz).

Seit dem WiSe 2020/21 kann Geographie auch als Hauptfach im Master-Studium "M.Sc. Umwelt, Naturschutz und Nachhaltigkeit", gewählt werden. Vielfältige Erasmus-Kooperationen  mit den Universitäten Salzburg (Österreich), Beja (Portugal), Sassari (Sardinien/Italien) und Poznan (Polen) ermöglichen sowohl Studierenden als auch Dozierenden einen intensiven Austausch. Studienleistungen, die an den ausländischen Universitäten erbracht werden, werden in Hildesheim anerkannt.

Zur besonderen Förderung und Einbindung von Studierenden zählen Angebote durch studentische Tutor*innen für Studierende der ersten Semester, mehrere studentische PC-Arbeitsplätze (inkl. u.a. GIS-, Statistik-Software) in einem studentischen Arbeitsraum am Institut, regelmäßige Treffen mit der Fachschaft sowie eine Institutsvollversammlung mit allen Studierenden uvm.

Die Geographie initiiert und beteiligt sich aktiv an umweltorientierten Ringvorlesungen (z.B. im SoSe regelmäßig „Umwelt und Nachhaltigkeit“) und interdisziplinären Lehrveranstaltungen (z.B. Sustainable University). Im Wintersemester findet das interdisziplinäre Masterseminar "Bildung für nachhaltige Entwicklung für Lehramtsstudierende" statt. Darüber hinaus verfolgt das Institut das Ziel, mit allen Phasen der Lehrkräftebildung und den entsprechenden Akteuren insbesondere aus Studienseminar und Schulen zur Professionalisierung von Erdkunde- bzw. Geographieunterricht zu kooperieren.

Infrastruktur

Seit dem Neuaufbau seit 2008 sind mehrere Schwerpunkte zu verzeichnen:

  • Der Ausbau zu einer modernen physisch-geographischen Geländeausstattung (Umweltmedien Boden/Wasser/Luft),
  • der Aufbau einer geoökologischen Laborausstattung (Boden-/Wasseranalytik, Sedimentologie),
  • der Aufbau von GIS-Arbeitsplätzen,
  • der Aufbau eines Methodenlabors für die empirische Sozialforschung,
  • der Aufbau eines geographiedidaktischen Lehr-Lern-Labors.

Alle fünf Bereiche dienen sowohl der qualifizierten Lehre auf einem hohen Ausbildungsniveau als auch der Bearbeitung von drittmittelgeförderten Forschungsprojekten. Die studentischen Abschlussarbeiten sind eng an die laufenden Forschungsaktivitäten angebunden.

Die Laborausstattung und Labornutzung erfolgt kosteneffizient gemeinsam mit dem Institut für Biologie und Chemie, zumal die Geographie gemeinsam mit diesen Fächern die Studiengänge B.Sc. „Umweltsicherung“ und M.Sc. „Umwelt, Naturschutz und Nachhaltigkeit“ trägt.

Entwicklung des Instituts für Geographie seit 2008

Durch die Berufung von PD Dr. Martin Sauerwein 2008 auf die „Universitätsprofessur für Geographie (Physische Geographie/Geoökologie) und ihre Didaktik“ und die Übernahme der Institutsleitung konnte der Ausbau des Instituts hinsichtlich der Personalausstattung, der Gelände- und Laborausstattung sowie der Studieninhalte und neuer Studiengänge erfolgen.

Personal

Nachdem bis 2008 das Institut nur über zwei Planstellen verfügte, gibt es neben der "Professur für Geographie (Physische Geographie/Geoökologie) und ihre Didaktik"  seit April 2016 die Juniorprofessur "Angewandte Geoökologie", die mit Dr. André Kirchner besetzt wurde. Zum WiSe 2020/21 wurde die neu geschaffene Universitätsprofessur „Geographiedidaktik“ mit Dr. Janis Fögele besetzt. Hinzu kommen zurzeit neun wissenschaftliche Mitarbeiter*innen, zwei Promotionsstipendiat*innen, eine chemisch-technische Assistentin, eine Sekretärin, studentische Tutor*innen und Hilfskräfte und mehrere Lehrbeauftragte in Fachwissenschaft und Fachdidaktik. Weitere Institutsmitglieder sind zwei Honorarprofessor*innen, ein Gastprofessor, ein kooptierter Universitätsprofessor und ein Privatdozent. Mit dieser Ausstattung ist in Hildesheim erstmals die Lehrabdeckung einer modernen, zukunfts- und umweltorientierten Geographie möglich. Neben der Tätigkeit in der Lehre haben die Mitarbeiterstellen auch das Ziel der wissenschaftlichen Weiterqualifikation (Promotion bzw. Habilitation).