Digitaler Museumsführer: Forschungsprojekt bringt innovative Technik ins Museum

jeudi, 15. mars 2012 um 12:11 Uhr

Forscher der Stiftung Universität Hildesheim ermöglichen Museumsbesuchern einen „personalisierten Museumsbesuch". Das Forschungsprojekt REMIX wird in Kooperation mit dem Roemer- und Pelizaeus-Museum (RPM) in Hildesheim, der Technischen Universität Clausthal und der Bornemann AG in Goslar durchgeführt. Die Anwendung wird erstmals bei den gut 200 Objekten der Ausstellung „Der Tod in der Wüste“ erprobt.

Museumsbesuchern fällt es bei der Vielfalt der Ausstellungsstücke manchmal schwer, die für sie interessanten Exponate zu finden. Die vorwiegend aus dem Internet bekannten Personalisierungstechniken sind geeignet, um direkt auf die Bedürfnisse des Besuchers einzugehen und ihn individuell durch die Ausstellung zu führen. Mit dem Empfehlungssystem REMIX wird dieses Ziel erreicht: Es basiert auf RFID-Technologie (Radio Frequency Identification). Alle Exponate sind mit RFID-Sendern ausgestattet; der Museumsbesucher bekommt am Eingang ein Smartphone mit RFID-Empfänger.

Das vom Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) geförderte Forschungsprojekt geht davon aus, dass sich Besucher Exponate länger ansehen, für die sie sich interessieren. Während des Besuchs werden Aufenthaltsdaten erfasst, die einen Rückschluss auf die Interessen des Besuchers ermöglichen.

„Die REMIX-Technologie arbeitet mit einer Innenraum-Lokalisierungs-Technik. Mithilfe dieser Technik kann man feststellen, wo genau im Museum sich ein Besucher befindet. Kombiniert mit den Informationen darüber, welche Details sich der Besucher im tragbaren Museums-Führer anschaut, empfiehlt das REMIX-System dem Besucher weitere Exponate“, erklärt Prof. Dr. Lars Schmidt-Thieme, Bereich Wirtschaftsinformatik und Maschinelles Lernen (ISMLL) an der Universität Hildesheim. „Grundsätzlich funktioniert das wie folgt: wenn viele Besucher, die sich für die Exponate A und B interessieren, sich auch für das Exponat D, nicht aber für das Exponat C interessieren, wird einem neuen Besucher, der sich auch für A und B interessiert – zum Beispiel weil er dort verweilt oder dazu einen Text gelesen hat – empfohlen, zu Exponat D weiterzugehen (und C zu überspringen).“, so Schmidt-Thieme. Im derzeitigen Prototyp werden Empfehlungen auf einem Raumplan des Museums angezeigt: empfohlene Exponate sind optisch hervorgehoben.

Koordiniert wird das Projekt von der Universität Hildesheim, Prof. Dr. Alexandros Nanopoulos. Kooperationspartner ist das renommierte Roemer- und Pelizaeus-Museum (RPM) in Hildesheim. „Ein Ausstellungsraum des Museums wurde von unserem Kooperationspartner TU Clausthal mit einer RFID-basierten Technik für die Innenraum-Lokalisierung ausgestattet“, erklärt Rasoul Karimi, Projektleiter von der Universität Hildesheim. Der Lokalisierungs-Algorithmus wurde von Prof. Vossiek entwickelt und wird von Dr. Georg Bauer an der TU Clausthal fortgeführt. „Das RPM hat Informationsmaterialien über die Ausstellung und die Exponate in einer Datenbank zusammengestellt.“ Von der Universität Hildesheim wurden Methoden für räumliche Empfehlungssysteme entwickelt und in einen Prototyp integriert. Auf der diesjährigen CeBIT stellten die Wissenschaftler das Forschungsprojekt vor, das Interesse war groß. Eine Evaluation im Museum ist für Mai 2012 vorgesehen.

Die Anwendung wird erstmals bei den gut 200 Objekten der Ausstellung „Der Tod in der Wüste“ erprobt. Der dritte und letzte Teil der neu konzipierten Dauerausstellung des RPM, der sich den Jenseitsvorstellungen der alten Ägypter widmet. So werden zum Beispiel die sogenannte Thotkapell, der Sarg des Amenemope und das Sargensemble des Min-Priesters Penju mittels des Remix-Projekts erfasst.

Es gibt zwei Anwendungen für einen personalisierten Museumsbesuch: Online ermöglicht REMIX dem Besucher, weiterführende Informationen zum Kontext der Exponate abzurufen und Empfehlungen für den weiteren Besuch zu erhalten. Offline – im Anschluss an den Museumsbesuch – kann sich der Besucher am Heimrechner intensiver mit spezielleren Fragestellungen beschäftigen. Museen können mit REMIX Informationen über die Präferenzen der Besucher sammeln, analysieren und dadurch ihren Service verbessern. „Wir sind einzigartig wegen der RFID-basierten Innenraum-Lokalisierung, der hohen Qualität der räumlichen Empfehlungsmodelle und eines geplanten Nach-Besuch-Konzepts“, unterstreicht Rasoul Karimi.

Kurzfilm über REMIX auf der CeBIT


Innovative Technik im Museum: Exponate des Roemer- und Pelizaeus-Museums wurden mit Sendern ausgestattet und empfehlen dem Besucher weitere Exponate, die für ihn interessant sein könnten – zum Beispiel den Penju-Sarg (bläuliches Bild) und die Thotkapelle. Fotos: Roemer- und Pelizaeus-Museum Hildesheim, Sh. Shalchi.

Innovative Technik im Museum: Exponate des Roemer- und Pelizaeus-Museums wurden mit Sendern ausgestattet und empfehlen dem Besucher weitere Exponate, die für ihn interessant sein könnten – zum Beispiel den Penju-Sarg (bläuliches Bild) und die Thotkapelle. Fotos: Roemer- und Pelizaeus-Museum Hildesheim, Sh. Shalchi.