N/A

Fields of work:


Nachruf – Gedenken an Prof. em. Dr. Wolfgang Menzel

Montag, 02. Oktober 2023 um 12:08 Uhr

Die Universität trauert um ihren Altrektor Prof. em. Dr. Wolfgang Menzel, der am 26. September 2023 in Wedemark-Brelingen verstorben ist. Herr Menzel war von 1974 bis 2000 Professor für deutsche Sprache und Literatur und ihre Didaktik an unserer Universität und leitete sie als Rektor von 1995 bis 1998. Sein Wirken reichte weit über die Universität Hildesheim hinaus.

Wolfgang Menzel, geboren am 24. Juni 1935 in Schreiberhau (Szklarska Poręba), arbeitete nach seinem Studium an der Pädagogischen Hochschule Braunschweig zunächst als Lehrer an Schulen verschiedener Schulformen. Im Jahr 1965 nahm er ein Zweitstudium an der Georg-August-Universität Göttingen auf und ging dann als Assistent zurück an die Braunschweiger Hochschule. Sein Zweitstudium schloss er 1972 mit einer Promotion zur Grammatikdidaktik ab. Diese Dissertation stieß in diversen Bereichen der Grammatikdidaktik weitere Forschungen an.

Im Jahr 1974 wurde er auf eine Professur im „Fach Deutsch“ berufen (heute: Institut für deutsche Sprache und Literatur), im Jahr 2000 wurde er emeritiert. Während dieser Jahre übernahm er von 1995 bis 1998 das Amt des Rektors. Sein Rektorat fiel in die Zeit der Kämpfe um den Hochschulstandort Hildesheim, die für die Universität ein glückliches Ende nahmen.

Die Lehr- und Forschungstätigkeit von Prof. Menzel umfasste die ganze Breite des Faches. Schwerpunkt war im Bereich der Schreib- und Literaturdidaktik der „Handlungs- und produktionsorientierte Literaturunterricht“. Die zentrale Idee der durchaus unterschiedlichen Ansätze in diesem Feld ist, die Lektüre von Literatur mit Schreibaufgaben und auch mit Vertonung, mit Visualisierung, mit Inszenierung zu verbinden, sich die literarischen Werke sozusagen schreibend und gestaltend anzueignen. Für Menzel stand die Gestalt des literarischen Textes dabei stets im Mittelpunkt.

Diese didaktische Konzeption wirkte weit in die unterrichtliche Wirklichkeit hinein, und zwar in verschiedene Schulformen. Das hing auch damit zusammen, dass Prof. Menzel seine didaktischen Vorstellungen mit Schulbucharbeit verband und unzählige Veranstaltungen zur Lehrerfortbildung abhielt, die stets sehr gut besucht waren. Prof. Menzel war ein hervorragender Redner und überaus beliebt bei Lehrerinnen und Lehrern.

Die Vorstellung, dass didaktische Forschung methodische Anregungen nicht vernachlässigen sollte, realisierte Prof. Menzel auch in Bezug auf den Grammatikunterricht. Er sah Schülerinnen und Schüler als Sprachforscher, die sich die Grammatik ihrer Sprache experimentierend bewusst machen sollten. Seine „Grammatikwerkstatt“ fand ebenso Eingang in Unterrichtswerke und prägte den Grammatikunterricht nachhaltig.

Auch dem Schriftspracherwerb gab er wesentliche Impulse, indem er Theorie und Praxis verband. Er verdeutlichte, wie notwendig es für Lehrpersonen ist, Wissen über Erwerbsprozesse bei Kindern zu haben, damit sie ihren Unterricht fundiert gestalten können. Als langjähriger Mitherausgeber der Zeitschrift Praxis Deutsch zeigte er auf vielen Gebieten, wie Ergebnisse didaktischer Forschung in die Gestaltung von Unterricht münden können und regte dazu an, es ihm nachzutun.

Den Hildesheimern wird Prof. Menzel auch durch seine Vorträge im Gedächtnis bleiben, Vorträge innerhalb der Universität und Vorträge in Marienrode in der Reihe „Literatur und Musik“, die von seinem Kollegen Hans Wintgens ins Leben gerufen und gestaltet wurde. In Marienrode waren es Vorträge, in denen nicht nur über Literatur gesprochen wurde, die literarischen Texte wurden auch zu Gehör gebracht, und Menzel rahmte sie oft mit eigenen Texten. Wolfgang Menzel zeigte hier auch seine künstlerische Seite, die er neben der des Wissenschaftlers nicht verkümmern ließ. Auch als er schon erkrankt war und die Kräfte nachgelassen hatten, ließ er es sich nicht nehmen, seine Zuhörer in Marienrode zu verzaubern.

Die Universität Hildesheim verliert mit Wolfgang Menzel einen ihrer großen Köpfe.

Text: Prof. i. R. Dr. Hildegard Gornik

Erstellt von Stabsstelle Kommunikation und Medien